Re: 21.000 VHS-Aufnahmen zur freien Betrachtung im Internet
Verfasst: Mo 02 Mär, 2020 22:37
VHS hat im sichtbaren Bereich natürlich die gleiche Anzahl an Zeilen wie S-VHS, Hi8, DV oder meinetwegen auch BetaSP. Es ist halt ein SD-Format, das sich an NTSC und PAL orientieren musste. NTSC und PAL haben eine eindeutige vertikale Auflösung (die Anzahl der Zeilen), die horizontalen Details sind aber, wie bei analogen Formaten üblich, nur über die verfügbare oder erlaubte Bandbreite beschränkt.
Die für die Farb-Informationen verfügbare Bandbreite ist noch einmal deutlich niedriger, als die für Luma. Auch daher sind Vergleiche von VHS mit digitalen Formaten noch schwieriger, da letztere hierbei deutlich besser sind.
Zeilen zur Datenreduktion auszulassen (und bei der Wiedergabe zu wiederholen oder gar zu interpolieren) hätte in der Anfangszeit einen viel zu großen Aufwand bedeutet. Wenn man sich für Technikgeschichte interessiert: PAL galt in der Anfangszeit als viel zu teuer, da es für die Farbinformation einen Zeilenspeicher benötigte.
Und dann die Field/Frame-Problematik. Jedes Field hat die halbe Anzahl an Zeilen (und damit die halbe Auflösung), nur durch das versetzte Zusammengeführen kann man bei feststehenden Elementen mehr vertikale Auflösung herausholen.
Die Verwirrung bezüglich der vertikalen Auflösung kann vielleicht noch mehrere weitere Ursachen haben:
Man spricht bei analogen Formaten manchmal von einer Auflösung in Form von z.B. 240 (VHS) oder 420 (S-VHS) vertikalen "lines". Das kann man hier korrekt mit Linien übersetzen, aber auch Zeilen ist eine mögliche Übersetzung. Letzteres kann vielleicht schnell falsch verstanden werden, denn wenn man es falsch übersetzt und falsch versteht, dann denkt man womöglich, es seien beispielsweise 240 vertikal übereinander angeordnete horizontale Zeilen gemeint, was natürlich falsch ist.
Anmerkung: Oft liest man "240/420 vertical lines per picture height". das bedeutet, pro horizontaler Zeile sind es mehr als z.B. 240 oder 480 Samples, da das Seitenformat 4:3 und nicht 1:1 beträgt. Man vergleicht dabei mit der vertikalen Auflösung, um die Qualität einordnen zu können.
Ein paar weitere Aspekte:
Falls man vom Zeilensprungverfahren keinen Gebrauch machen will, dann halbiert man tatsächlich schnell die vertikale Auflösung. Das machten viele frühere Home-Computer so, daher sind entsprechende Auflösungen unter Umständen noch gut vertraut.
Die realisierte vertikale Auflösung (d.h. sichtbare Details) waren bei den ersten Home-Video-Kameras nicht unbedingt so toll und vom theoretisch möglichen um einiges entfernt.
Und letztlich: Die ersten nicht analogen sondern digitalen Disc-basierten Video-Player (z.B. Video CD) nutzten tatsächlich eine entsprechend geringe Auflösung, aber auch kein Zeilensprungverfahren. Dort wurden Auflösungen von 352x320 und 352x288 genutzt. Man vermarktete das ganze aber gerne als mit Videokassetten aus dem Home-Video-Bereich vergleichbar, nur neuer, besser und toller. Es hatte ja auch Vorteile, nur die vertikale Auflösung gehörte nicht dazu. Wobei man vermutlich weniger die Auflösung vermisst hat (die subjektive Qualität war unter Umständen sogar besser), sondern die halbe temporale Auflösung (weil es eben keine Halbbilder gab).
Zusammengefasst kann ich mir daher gut vorstellen, dass eine oder mehrere der oben genannten Dinge dazu führen, dass es ein zumindest gefühltes Missverständnis gibt.
So, jetzt habe ich viel zu viel getippt. Ich hoffe es ist halbwegs verständlich, aber ich habe jetzt keine Lust und Zeit, noch einmal alles umzuschreiben. :-)
Die für die Farb-Informationen verfügbare Bandbreite ist noch einmal deutlich niedriger, als die für Luma. Auch daher sind Vergleiche von VHS mit digitalen Formaten noch schwieriger, da letztere hierbei deutlich besser sind.
Zeilen zur Datenreduktion auszulassen (und bei der Wiedergabe zu wiederholen oder gar zu interpolieren) hätte in der Anfangszeit einen viel zu großen Aufwand bedeutet. Wenn man sich für Technikgeschichte interessiert: PAL galt in der Anfangszeit als viel zu teuer, da es für die Farbinformation einen Zeilenspeicher benötigte.
Und dann die Field/Frame-Problematik. Jedes Field hat die halbe Anzahl an Zeilen (und damit die halbe Auflösung), nur durch das versetzte Zusammengeführen kann man bei feststehenden Elementen mehr vertikale Auflösung herausholen.
Die Verwirrung bezüglich der vertikalen Auflösung kann vielleicht noch mehrere weitere Ursachen haben:
Man spricht bei analogen Formaten manchmal von einer Auflösung in Form von z.B. 240 (VHS) oder 420 (S-VHS) vertikalen "lines". Das kann man hier korrekt mit Linien übersetzen, aber auch Zeilen ist eine mögliche Übersetzung. Letzteres kann vielleicht schnell falsch verstanden werden, denn wenn man es falsch übersetzt und falsch versteht, dann denkt man womöglich, es seien beispielsweise 240 vertikal übereinander angeordnete horizontale Zeilen gemeint, was natürlich falsch ist.
Anmerkung: Oft liest man "240/420 vertical lines per picture height". das bedeutet, pro horizontaler Zeile sind es mehr als z.B. 240 oder 480 Samples, da das Seitenformat 4:3 und nicht 1:1 beträgt. Man vergleicht dabei mit der vertikalen Auflösung, um die Qualität einordnen zu können.
Ein paar weitere Aspekte:
Falls man vom Zeilensprungverfahren keinen Gebrauch machen will, dann halbiert man tatsächlich schnell die vertikale Auflösung. Das machten viele frühere Home-Computer so, daher sind entsprechende Auflösungen unter Umständen noch gut vertraut.
Die realisierte vertikale Auflösung (d.h. sichtbare Details) waren bei den ersten Home-Video-Kameras nicht unbedingt so toll und vom theoretisch möglichen um einiges entfernt.
Und letztlich: Die ersten nicht analogen sondern digitalen Disc-basierten Video-Player (z.B. Video CD) nutzten tatsächlich eine entsprechend geringe Auflösung, aber auch kein Zeilensprungverfahren. Dort wurden Auflösungen von 352x320 und 352x288 genutzt. Man vermarktete das ganze aber gerne als mit Videokassetten aus dem Home-Video-Bereich vergleichbar, nur neuer, besser und toller. Es hatte ja auch Vorteile, nur die vertikale Auflösung gehörte nicht dazu. Wobei man vermutlich weniger die Auflösung vermisst hat (die subjektive Qualität war unter Umständen sogar besser), sondern die halbe temporale Auflösung (weil es eben keine Halbbilder gab).
Zusammengefasst kann ich mir daher gut vorstellen, dass eine oder mehrere der oben genannten Dinge dazu führen, dass es ein zumindest gefühltes Missverständnis gibt.
So, jetzt habe ich viel zu viel getippt. Ich hoffe es ist halbwegs verständlich, aber ich habe jetzt keine Lust und Zeit, noch einmal alles umzuschreiben. :-)