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Re: Hollywoods ökonomische und kreative Krise
Verfasst: Do 05 Feb, 2015 23:22
von iasi
MLJ hat geschrieben:
Meine Güte, Michael "Bully" Herwig hat sich davon nicht beeinflussen lassen und erinnere nur an "Der Schuh des Manitu". Alle haben ihn ausgelacht, Förderungen verweigert aber er hat es durchgezogen und gewonnen, auf ganzer Linie.
Welch ein Beispiel ... diese Schenkelklopferfilmchen kamen doch nur beim deutschen Publikum an - das war ja damals auch soooo angesagt ...
Da hat ein Captain America ja mehr inhaltliche Aussagekraft und Tiefe.
Wer über US-Niveau redet, sollte doch erst mal die deutsche Brache betrachten. Hohl und witzig für den deutschen Kinogänger ... im Ausland lacht keiner drüber ... und weil´s hohl ist, interessiert´s dort auch keinen.
Selbst wenn mal ein Thema angegangen wird, fährt man Bildzeitungsniveau ... immer schön oberflächlich die Klischees bedienen ...
Die USler unterhalten einen wenigstens und bieten zumindest was für Auge und Ohr.
Re: Hollywoods ökonomische und kreative Krise
Verfasst: Fr 06 Feb, 2015 09:11
von 7River
Na ja, ich weiß nicht, aber ich schau' mir auch deutsche Filme an. Letztens hab' ich "Nicht mein Tag" und "Buddy", davor "Frau Ella" und "Das Leben ist nichts für Feiglinge, gesehen. Ich fand sie ziemlich gut und unterhaltsam. Natürlich sind die US-Filme starke Konkurrenten und gegen denen anzustinken fällt wahrlich nicht leicht.
Re: Hollywoods ökonomische und kreative Krise
Verfasst: Fr 06 Feb, 2015 21:48
von MLJ
@iasi
Ich habe das Beispiel mit Bully erwähnt weil er an seine Projekte glaubt und kompromisslos umsetzt was man von anderen deutschen Filmemachern nicht behaupten kann. Klar, in Deutschland wird schön darauf geachtet das die Klischees bedient werden, aber in Amerika ist das nicht anders. Was haben die in letzter Zeit besonderes hervorgebracht ? Nur Super Hero und Ballerfilme ? Ist das dein Maß der Dinge ?
Da wird noch viel strenger entschieden was auf die Leinwand kommt und was nicht, so und nicht anders sieht es in Amerika aus. Es mangelt nicht an Ideen, es mangelt an dem Mut neue Wege zu gehen. Weiterhin darfst du nicht vergessen das gerade Deutschland wunderbar für US-Filme heran gezüchtet wurde durch die lange Besatzung.
Und das "US-Niveau" gibt es schon lange nicht mehr, da ist dir scheinbar etwas entgangen. Niveau findest du nur in der Indie-Szene aber nicht in Hollywood. Weiterhin wäre ich vorsichtig so abfällig über "Schenkelklopfer" her zuziehen denn der Erfolg gibt Bully Recht, nicht nur mit "Der Schuh des Manitu". Fakt ist das Bully sich nicht irgend jemandem gebeugt hat sondern seine Filme so realisiert hat wie er es wollte, ohne Kompromisse und darum geht es.
Andere deutsche Filmemacher in Deutschland konnten bisher nicht daran anknüpfen und das spricht Bände. Klar, alles schön weich gespült und oberflächlich damit es auch der Zielgruppe gerecht wird und leicht konsumiert werden kann, "Bildzeitungsniveau" eben, wie du schon geschrieben hast. Auch hier wird alles vorgegeben denn sonst gibt es kein Geld, es sei denn, du finanzierst dein Projekt selbst.
Cheers
Mickey
Re: Hollywoods ökonomische und kreative Krise
Verfasst: Fr 06 Feb, 2015 22:38
von Starshine Pictures
Nuja, so ganz stimmt das ja nicht mit den ausschliesslichen Baller- und Superheldenfilmen. 2014 war eigentlich ein gutes Jahr für experimentierfreudigere Sachen. Grand Hotel Budapest, Birdman, Gone Girl usw. Aus Deutschland kommt da aktuell nicht wirklich viel. Schade eigentlich.
Grüsse, Stephan von Starshine Pictures
Re: Hollywoods ökonomische und kreative Krise
Verfasst: Fr 06 Feb, 2015 22:58
von iasi
Wenn die deutschen filmemacher doch wirklich auch etwas zu sagen hätten.
Wenn sie etwas umtreiben würde.
Unterhaltung auf US-Niveau bekommen sie eben leider auch nicht hin.
Und die blockbuster zünden doch - wo es die studios wohl wirklich drückt, sind die dahinschmelzenden DVD/BD-Einnahmen. Nun ist so ziemlich alles vermarktet, was in den Lagern schlummerte.
Re: Hollywoods ökonomische und kreative Krise
Verfasst: So 08 Feb, 2015 17:35
von Schleichmichel
Aus gegebenen Anlass...
Gestern sah ich zumindest bis etwas nach 22 Uhr den deutsch-britischen Fernsehfilm LACONIA.
Immerhin mit Frank Potente, die ich als äußerst angenehm vor der Kamera empfinde - ganz im Gegensatz zu den üblichen Verdächtigen Schauspielerinnen, die in gefühlt jedem Film der ARD mitspielen. Ein Gentleman schweigt...aber ihr kennt die Namen.
Ausserdem habe ich von dem Laconia-Befehl und den Umständen schon mal gehört. Hat mich ausnahmsweise mal interessiert. Tolle Schauspielerin...interessanter Fall...ein U-Boot im Film - damit hat der Film bei mir punkten können.
Auch wenn ich nach den ersten 3 Minuten alleine wegen der Art, wie schon die Musik anklingt und wie die Titel eingeblendet werden schon abgeschaltet hätte. Ich tat es nicht. Auch als sich in den ersten Szenen schon Hinweise auf Romantik abzeichneten - man meint es ja gut mit dem deutsch(-britischen) Film. Dann kamen Szenen, die vom Bild her ganz dezent an Titanic erinnerten...uhh - es wackelt. Dann kamen auch noch Synchronsprecher von Titanic dazu!!! Sogar leichte Figurenzeichnungen aus Titanic angelehnt!!!!
PLONK!
Ich blieb trotzdem eine Zeit am Ball. Es war grauenhaft! Schlechter, eindimensionaler, uninteressanter und minimalst Spannend und das tragische Ausmaß nicht mal im Ansatz auslotend kann man diese Geschichte einfach nicht umsetzen. Da nützte es wenig, dass der Film wenigstens optisch kein Rohrkrepierer ist.
So reiht sich der Film nahtlos in meine Ansicht ein, dass es in Deutschland relativ schlecht um den Film bestellt ist. Der letzte Filmemacher, der mir noch etwas Hoffnung gibt, ist augenblicklich Fatih Akin. Auch wenn mich der Trailer seines aktuellen Filmes nicht unbedingt überzeugt.
Was ich im Zuge dieses Katastrophenfilmes jedoch gerne mal sehen würde, ist eine Neuverfilmung von DAS BOOT. Gerne die komplette Literaturvorlage als Serie, mit allen anderen Zwischenfällen, die es nicht in Petersens Film geschafft haben. Mit heutigen Mitteln könnte man diese Szenen (wie zB das Ereignis mit dem Passagierschiff) günstig und überzeugend wirkend realisieren. Auch mit aktuellen Kameras und Leuchtmitteln dürfte man es um einiges leichter haben. Bauten, die sich programmierbar heben und neigen lassen, sind mittlerweile in großen Studios Standard. Auch soundseitig lässt sich heute mutmaßlich mehr machen, als damals. Nicht dass Petersens Film direkt schlecht ist. Aber etwas weniger Pathos, dafür düsterere und authentischere Szenen und mehr Umfang würden mich nochmals in die Kinos ziehen - sofern das Komplettpaket stimmt. Oder wollen wir ein Kickstarter-Projekt starten? ;)
Re: Hollywoods ökonomische und kreative Krise
Verfasst: So 08 Feb, 2015 17:43
von Niko M.
Habe nach etwa 15 Sekunden abgeschaltet.
Gut zu wissen, dass ich es nicht bereuen muss...
Re: Hollywoods ökonomische und kreative Krise
Verfasst: So 08 Feb, 2015 17:48
von Jensli
Schleichmichel hat geschrieben:
Immerhin mit Frank Potente,
Oh Gott, hat sie sich umoperieren lassen?
Nee, im Ernst, war auch gespannt auf den Film und habe bis zum Ende durchgehalten.
Es war einfach nur furchtbar. Man bedient sich bei "Das Boot" und bei "Titanic" rührt alles zusammen und denkt man habe den genialsten TV-Blockbuster 2015 kreiert. Pustekuchen! Am witzischten fand ich noch den hessisch babbelnden Offizier der U156.
Was hätte man daraus machen können. Aber mir schwante schon Übles, als ich im Vorspann den Namen "Degeto" las. Garant seichter TV-Abenteuer für die gerontologische Zuschauerabteilung. Sogar die Türszene aus der Titanic haben sie geklaut (wo Di Caprio erfroren in die Tiefe gleitet), hier gleitete die Freundin der Hauptdarstellerin (Potente) zwar nicht in die Tiefe, sondern starb vor Ort, aber dennoch, die Parallelen waren unübersehbar. Ebenso geklaut die Bootsmannsszenen in der U156, die Kamerafahrten durch den engen Gang, die Sackratten, bis zum Bart des Kaleun.
Re: Hollywoods ökonomische und kreative Krise
Verfasst: So 08 Feb, 2015 18:07
von Schleichmichel
Jensli hat geschrieben:Schleichmichel hat geschrieben:
Immerhin mit Frank Potente,
Oh Gott, hat sie sich umoperieren lassen?
Nein, meine Hand muss sich erst an die neue noch nicht ausgeleierte Tastatur gewöhnen. Frau Potente sieht zumindest noch erfreulicherweise sehr naturbelassen aus.