Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Mo 01 Mai, 2023 10:04
Alex hat geschrieben: ↑Mo 01 Mai, 2023 10:01
Ich habe es manchmal mit Post-Buden zu tun, die wollen kein UHD, weil sie wegen Speicherplatz-Problemen und ruckelnden Rechnern jammern.
Wow - welcher Vollpfosten trifft die Entscheidung so nen Laden heute noch zu beauftragen?
Ich versteh's nicht - wenn die das nicht drauf haben, geh ich halt woanders hin.
Ich hatte solche Buden 3 Mal in den letzten 12 Monaten. Eine davon war ein Fernsehsender mit eigener Postabteilung.
iasi hat geschrieben: ↑Mo 01 Mai, 2023 10:32
Ich hab 8bit, 10bit und Raw gegradet. Meine Erfahrung ist nun einmal, dass 8bit sehr schnell "zerreisst", 10bit etwas Spielraum bietet und Raw den Gestaltungsspielraum lässt, der es dann auch erlaubt, die Möglichkeiten der Grading-Software voll auszuschöpfen.
...
Letztlich muss bei 8bit-Aufnahmen schon ziemlich alles passen und das Vorschau-Lut das fertige Bild zeigen. Ein wenig am Kontrast oder dem Farbton kann man noch drehen, aber sehr viel mehr birgt immer das Risiko, dass es Abrisse in Verläufen etc. gibt.
Gebe dir in (fast) allen Punkten recht, bis auf das LUT, lass es mal weg und grade selbst, dann wirst du merken wie sehr du die Werte manipulieren kannst.
Aber:
Ich bin ja
beruflich Kameramann und sorge bei der VB/beim Dreh dafür, dass viele Komponenten eben passen, wenn ich mit so einem mickrigen Format drehe. Das kann man auch schnell vergurken, dann ist Endstation in der Post, das stimmt. Aber dass man Knowhow braucht, ist (für mich) kein negatives Kriterium, das kann man sportlich sehen und als (zu bewältigende) Herausforderungen, auch mit bezahlbaren Mitteln.
Sogar im Gegenteil: Wenn es nur 8Bit Kameras gäbe, dann würde sich die Spreu vom Weizen in der Landschaft etwas mehr trennen und nicht jeder Heini mit ner 12Bit Kamera würde damit "automatisch Kameramann sein", weil man es in der Post schon fixen kann, was beim Dreh schiefgegangen ist. Das ist jetzt natürlich nur ein blöder Spruch von mir, aber ihr wisst, was ich meine.
Als ich neulich in ner Postklitsche am Schneiden war, habe ich in ein "Nachbarprojekt" reingeguckt, irgendein Beitrag über ne Schule. Jede, wirklich jede Einstellung war schief, unterbelichtet und dazu hat er noch mit 2 Kameras gedreht (Stativ/Gimbal). Die eine hatte WB 32 die andere 56. Ja dann hast du ein Problem mit 8Bit. Wie bei Franks Beispiel mit dem AF? Wer hat´s vergurkt? Die Kamera? Das 8Bit-Format? Oder doch der Kameramann?
Und natürlich ist es leichter, mit mehr Bits zu drehen, und bei RAW brauchste dir nicht mal mehr Gedanken wegen WB machen. Soll ich das dem Kameramann der die Aufnahmen vergurkt hat sagen, dass er sich ne RAW-Kamera anschaffen soll, oder dass er ein paar Grundkurse Kamera belegen soll?
pillepalle hat geschrieben: ↑Mo 01 Mai, 2023 10:37
@ iasi
Nur blendest Du dabei leider aus das man nicht jedes Material 'durchkneten' muss. Manche Leute wissen schon vorher was sie haben möchten und brauchen dann auch nicht mehr viel kneten.
Genau das.
iasi hat geschrieben: ↑Mo 01 Mai, 2023 10:51
Das hat nichts mit Wissen zu tun, sondern mit den Gestaltungsmöglichkeiten, die einem Raw gegenüber 8bit-Video eröffnet.
Die Leute müssen auch wissen, wie sie mit Raw arbeiten und es dann in der Post gestalten müssen.
8bit schränkt sehr viel mehr ein.
Und du musst wissen, dass es viele Jobs gibt, bei denen die Schöpfungshöhe geringer ist als bei anderen. Deine Argumentation ist immer aus einer sehr anspruchsvollen Perspektive, nichts dagegen einzuwenden, solange du nicht andere Realitäten ausblendest, was du und Frank halt gerne machen. Ich mache manche Jobs, morgens laden, vormittags aufbauen (kontrolliert mit Licht), 2h drehen, abbauen, Lager ausladen, Heim PC an, LUT drauf, halbe Blende hoch/runter, Farbe anpassen, schneiden, abends Upload. Klar hab ich mit RAW mehr Möglichkeiten. Brauch ich aber oft einfach nicht. Ich brauche keinen Ferrari, um in die Innenstadt zu kommen. Klar, macht trotzdem Spaß, bringt aber in dem Fall keine Vorteile.
Und ich rede nicht davon, dass es nicht besser ist mehr Bits zu haben! Aber die Notwendigkeit ist oft nicht gegeben. Außer man muss mangelndes Knowhow oder Pfuscherei am Set ausbügeln. Aber dafür habe ich ja viel gelernt, um genau das zu vermeiden.
Interessant, wie unterschiedliche Entwicklungen dabei rauskommen (immer erst Cantsin, dann ich):
LfK-Regio#16-V02.00_03_04_18.Standbild007-1.jpg
LfK-Regio#16-V02.00_03_04_18.Standbild007.jpg
DN-V01.00_43_40_39.Standbild001-1.jpg
DN-V01.00_43_40_39.Standbild001.jpg
C0001.00_41_55_04.Standbild388-1.jpg
C0001.00_41_55_04.Standbild388.jpg
07-LfK-Tutorial DCS-V01.00_08_07_29.Standbild005-1.jpg
07-LfK-Tutorial DCS-V01.00_08_07_29.Standbild005.jpg
Und das meine ich, das reicht mir als Gestaltungsspielraum bei solchen Formaten, wobei da noch viel mehr drin wäre. Mehr Bearbeitung wird bei sowas eh nicht bezahlt. Und ich mache das halt beruflich und nicht aus Liebhaberei. Klar kann ich mich noch ne Stunde länger hinsetzen und selektiv graden, Gesichter tracken, Bildbereichte maskieren etc. Aber nochmal: Das mache ich, wenn ich ausreichend dafür bezahlte Arbeitszeit vergütet bekomme. Und wenn ich 1-2 Stunden oder nen halben Tag Grading berechnen kann, dann sind wir auch irgendwann da, ab wann ich eine hochwertigere Kamera mit mehr Bits ins Spiel bringe.
cantsin hat geschrieben: ↑Mo 01 Mai, 2023 12:12
Wenn man das Material in Resolve importiert und mit Color Space Transform inkl. Tone Mapping und Gamut Mapping nach Rec709 bringt (=die beste mir bekannte Methode, um das Maximum aus dem Ausgangsmaterial herauszuholen), kriegt man zwar auf den ersten Blick gefällige Bilder...
Dann lass zum Spaß doch mal CST und das Mapping weg und mach es alles händisch. Du wirst zu einem (völlig?) anderen Ergebnis kommen. Und der Iasi und der Frank und der Pille und der Kluster (...) werden auch ein anderes Ergebnis haben. Das meine ich mit Spielraum den man sogar mit 8Bit Slog noch hat. Beim gleichen Spiel mit Rec709/Cinetone wird nur beschädigtes Material rauskommen. Das ist mein Punkt.
cantsin hat geschrieben: ↑Mo 01 Mai, 2023 12:12
Natürlich versendet sich so etwas völlig, wenn man es auf YouTube & Co hochlädt, weil man da wegen der schmalbandigen Codecs sowieso solche Artefakte bekommt. Aber z.B. für einen Kinospot fände ich das Material nicht mehr gut genug. Und sowieso gehen damit anschließend praktisch keine Bildkorrekturen/Gradings mehr, weil das Bild an diesen Stellen dann völlig auseinanderfallen würde.
Ich würde heutzutage einen Kinospot nicht in 8Bit aufnehmen, das ist quatsch. Aber ich habe das Gefühl, dass die Messlatte hier beliebig subjektiv gewählt wird.
Dann sollte man ein Thema aufmachen "Kinospot wie viel Bits Minimum".
Aber solange wir allgemein reden, muss jede aufgestellte These wie z.B. "8 Bit Slog lässt sich nicht graden (...) fällt auseinander (...) zu wenig Spielraum ..."
in jedem Szenario standhalten. Was es in dem Fall halt nicht tut! Welches von meinen Beispielen muss mehr gegradet werden? Was fällt da auseinander? Wo ist zu wenig Spielraum? Und für was? Würde ich ein akzeptableres/besseres/dem Buget angemesseneres Produkt abliefern mit einer 10 Bit Kamera? Und ich rede von meinen Beispielen da oben!
Und nein, ich bestreite nicht, dass mehr Bits mehr Möglichkeiten bieten. *Insert Nein, nein, nein - Kretschmann*
Man muss abwägen, wann man sie braucht und wann sie eben keinen/kaum Mehrwert bieten.
@Iasi, du redest doch oft von der richtigen Auswahl der Werkzeuge für den jeweiligen Job. Genau das ist mein Anliegen, immer, solange es in meiner Macht steht. Mir scheint das Werkzeug für diese Jobs ausreichend angemessen gewesen zu sein.
cantsin hat geschrieben: ↑Mo 01 Mai, 2023 12:12Man nutzt dann Log eigentlich nur, um die kamerainterne Bildbearbeitung bei Rec709-Profilen wie S-Cinetone [die ebenfalls hohen/HDR-Motivkontrast in SDR komprimieren] zu umschiffen und mit anderen Mitteln zu ersetzen, wobei allerdings die kamerainterne Bildbearbeitung nicht mit einem komprimierten 8bit-4:2:0-Signal aus Ausgangsmaterial arbeiten muss...
Gebe ich dir recht. Die Kameras produzieren ja auch ein immer besser werdendes Bild out of the box. So wie Frank oben auch schon schrieb mit Cinetone. Aber dennoch legt man sich mehr fest. Wer bei 8Bit die Möglichkeit haben will, noch etwas an den Reglern zu schieben, sollte SLog nehmen. Cinetone/Rec709 ist Beton und völlig unformbar.
Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Mo 01 Mai, 2023 12:25
Ich hab dann gelernt lieber nach Links zu belichten und meine Highlights damit zu schützen - das war jedenfalls für die FS100 die Methode mit der maximalen Bildqualität.
Bei meinen o.g. Screenshots wüsste ich nicht welche Highlights ich schützen sollte. Ich versuche immer auf das wesentliche zu belichten, das ist meist das Gesicht. Das darf auch mal absaufen, aber dann, weil ich das so will, trotzdem belichte ich aufs Gesicht und der Rest vom ist ein wenig zweitrangig.
Andersrum, wenn ich viel Lichtaufwand habe, dann leuchte ich oft erstmal die Umgebung (Location/Zimmer/Studio) oder schaue wie der Raum an sich wirkt. Dann mache ich das Personenlicht, damit es in das Szenario passt. Und belichte dann i.d.R. darauf.
Gezieltes Überbelichten mache ich eigentlich nur bei Slog, allerdings variabel. Früher war ich auf diese 1,7 Blenden festgelegt, aber heute ist das nur noch ein grober Richtwert, der auch deutlich abweichen darf, seit den FXen. Aber generell ist mir einen Touch drüber meist lieber als etwas drunter. Denn das Bild etwas dunkler zu machen ist meiner Erfahrung nach immer unproblematischer als andersrum.