alles andere hätte mich, die Welt und Jesus auch gewundert.Der "neue" Bond hat mich leider auf keiner Ebene positiv angesprochen.
2h pille-palle, kein sekundärer handlungsstrang welcher ansatzweise "inhalt" transportiert hätte, schämt euch, 2/3 aller netflix (oder sonstigen)-serien geben da mehr her, bei weit mehr "tiefe". good bye, mr. bond. ;-)rush hat geschrieben:Keine Ahnung worauf du hinaus willst @ schwarznachtfilmer... aber wird schon passen ;) Dein Kauderwelsch in allen Ehren, aber das ist mir am Freitag Abend so vor'm Wochenend' dann doch etwas "too much" :D
Kurzum: Mir hat der Film halt überhaupt nicht zugesagt - so einfach ist das. Und es gab durchaus Bond Filme denen ich einiges abgewinnen konnte, nicht das es falsch rüber kam.
Umberto Eco (der ja eigentlich international renommierter Zeichentheoretiker und Literaturwissenschaftler und nur Freizeit-Romanautor ist), verfasste 1969 eine Strukturanalyse, die alle Bond-Plots auf eine einfache, quasi-algorithmische Formel bringt: http://xroads.virginia.edu/~DRBR2/eco.pdfAxel hat geschrieben:Hat man Bond einmal durchschaut (schreibt ein ehemaliger glühender Fan), sind die Filme langweilig und unerträglich blöd.
Die Heldenreise ist Grundlage jeder Erzählung, in der es einen Helden gibt, man richtet sich schon spontan danach, wenn man erzählt. Im Fall Bond ist der Held mit Eigenschaften ausgestattet, die nüchtern betrachtet einen Soziopathen beschreiben. Das einzige Beispiel, das aus dem Rahmen fällt, ist "Im Geheimdienst Ihrer Majestät". Und der Böse? Können wir glauben, was uns da angeboten wird?Valentino hat geschrieben:Wer nur aus diesem Grund die Filme nicht schaut ist selber schuld, aber Achtung, fast jeder Film basiert auch der Grundlage der Heldenreise erzählt in drei Akten ;-)
Hierzu ein schönes Zitat von der Website des Instituts für Angewandte Narrationsforschung der Hochschule der Medien Stuttgart:Axel hat geschrieben: Die Heldenreise benötigt, um zu funktionieren, eine Antwort auf Wünsche und Ängste in unserer Psyche.
"Weder haben theoretische Modelle wie beispielsweise Lotmans Grenzüberschreitungstheorie oder Ansätze aus dem französischen Strukturalismus (Genette, Barthes etc.) signifikanten Eingang in die Methodenlehre der Praktiker gefunden, noch sind die dramaturgischen Ausdifferenzierungen der „Praktiker“ – etwa Erzählmodelle wie die „Heldenreise“ – von den Theoretikern der Erzähltheorie breit wahrgenommen worden."
Die zwei Stunden Reportage auf Sky fand ich interessant. Dort wurden die ganzen Kleinkriege zwischen Broccoli und Saltzman mal näher beleuchtet, sowie die Ab- und Zuneigung zu bestimmten Schaulspielern. Mit Sean Connery gab es einige Differenzen. Der Rechtsstreit zwischen Produzent McClory und Flemming (Feuerball) hat alle Beteiligten auch viele Sorgen bereitet. Es stellte sich so raus, dass Flemming mit Bond sein Alter Ego erschaffen hat, so wie Flemming schon immer sein wollte. Keiner wollte die Bücher verfilmen, Flemming ist fast daran zerbrochen, nur mit dem Gespür von Broccoli und Saltzman, die ihre ganzen Ersparnisse und Beziehungen mit einbrachten, um den ersten Teil zu verfilmen. Jetzt sollten sich die Familien vor Geld nicht mehr retten können.handiro hat geschrieben: Das Monopol der Broccolis wird erst gegessen sein, wenn der neue Bond rauskommt und keiner hingeht.
Vermute auch das du einen anderen Film gesehen haben musst - du Glücklicher :Dblickfeld hat geschrieben:entweder wird hier ein komplett anderer bond gezeigt oder sämtliche analysen gehen hier komplett am film vorbei.
Das war auch der Grund, wieso ich ihn SO schlecht fand. Skyfall fand ich irgendwie gut, läutete etwas eine neue Richtung ein (die mir bei QOS noch(?) nicht wirklich aufgefallen ist...). Skyfall war gut.rush hat geschrieben: Nein aber mal im Ernst. Bei einem Bond von dreidimensionaler Charakterzeichnung zu sprechen kann ich tatsächlich nicht teilen. Da gibt es gewiss ganz andere Beispiele in der Filmgeschichte bei denen ich von komplexer und spannender Charakterzeichnung sprechen würde.
Axel hat geschrieben:Die Heldenreise benötigt, um zu funktionieren, eine Antwort auf Wünsche und Ängste in unserer Psyche.
Es ist typisch amerikanisch, dass die Heldenreise als Erzähl-Rezept angesehen wird, mit dem Bücher und Drehbücher überprüft oder schlimmer noch: geplant werden.cantsin hat geschrieben:Hierzu ein schönes Zitat von der Website des Instituts für Angewandte Narrationsforschung der Hochschule der Medien Stuttgart:"Weder haben theoretische Modelle wie beispielsweise Lotmans Grenzüberschreitungstheorie oder Ansätze aus dem französischen Strukturalismus (Genette, Barthes etc.) signifikanten Eingang in die Methodenlehre der Praktiker gefunden, noch sind die dramaturgischen Ausdifferenzierungen der „Praktiker“ – etwa Erzählmodelle wie die „Heldenreise“ – von den Theoretikern der Erzähltheorie breit wahrgenommen worden."
Es gäbe also auch für die Praktiker noch einiges zu lernen - übrigens auch von moderneren Erzählformen wie im nouveau roman oder von Autoren wie Italo Calvino. Dann würden auch Filmplots weniger stereotyp und vorhersagbar.
Nicht mal das. Die "Heldenreise" geht zurück auf Joseph Campbell, eigentlich ein Populärwissenschaftler und kleiner Collegeprofessor. In der modernen Anthropologie, Soziologie, Ethnologie - bzw. bei einschlägigen Forschern und Theoretikern wie Frazer, Malinowski, Geertz - findet sich davon nichts.Axel hat geschrieben:Der Ursprung ist gar nicht philologisch, sondern anthropologisch, soziologisch, ethnologisch.
Eben. Campbell kompiliert die Ergebnisse ethnologischer Forscher und wendet sie auf Literatur an, wo sie aber gar nicht hingehören. Sein Verfahren ist gar nicht empirisch, er wendet eine Theorie an und verbiegt seine Praxis-Beispiele, damit sie passen. Unwissenschaftlich, und in den meisten Fällen spielend zu widerlegen.cantsin hat geschrieben:Nicht mal das. Die "Heldenreise" geht zurück auf Joseph Campbell, eigentlich ein Populärwissenschaftler und kleiner Collegeprofessor. In der modernen Anthropologie, Soziologie, Ethnologie - bzw. bei einschlägigen Forschern und Theoretikern wie Frazer, Malinowski, Geertz - findet sich davon nichts.Axel hat geschrieben:Der Ursprung ist gar nicht philologisch, sondern anthropologisch, soziologisch, ethnologisch.
Ja - aber: Die Tatsache, dass in amerikanischen Fernsehserien heute vielschichtiger und interessanter erzählt wird als im Kino, hängt auch damit zusammen, dass die Autoren von Qualitätsserien (wie z.B. Nick Pizzolatto) in Literatur-Studiengängen amerikanischer Universitäten studiert haben, wo sie mit komplexeren Erzähltheorien konfrontiert wurden.Valentino hat geschrieben: Nur weil das ein oder andere "Rezept" nicht wissenschaftlich ist, bin ich trotzdem großer Fan von Marmorkuchen ;-)