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Mein Tipp/mein Feedback: Den Film noch mal neu schneiden und die jetzige Schnittfassung nur als ersten Rohschnitt behandeln.
Was grundsätzlich gut ist: Die O-Töne, was sie kommunizieren bzw. welches Bild sie vom Videospieltreff zeichnen, und ihre Reihenfolge. Das würde ich als Gerüst so stehen lassen, aber, um gleich zum ersten Problem zu kommen: deutlich[!] kürzen! Gegen Ende hin wird das Erzählte auch redundant. IMHO kannst Du den Film problemlos auf 3 Minuten oder sogar weniger schneiden, ohne Inhalt zu verlieren.
Das Hauptproblem des Films ist, dass die Bilder größtenteils zusammenhanglos wirken und über weite Strecken rein illustrativ, sozusagen als bewegte Diaschau über dem Ton laufen, und manchmal sogar dem Erzählten zuwiderlaufen. Ein gutes Beispiel ist die Gamerin, die von ihrer Erfahrung in der DDR mit einem C64 erzählt - hier hätte man gerne dazu passende Bilder, u.a. von einem C64 und drauflaufendem Spiel. Nur in der ersten Sequenz, in der Kevin sich vorstellt, passen Text und Bilder wirklich zusammen und ergänzen sich gut.
In den atmosphärischen Bildern von dem, was sich im Videospieltreff abspielt, sind die Anschlüsse IMHO nicht gut und entsteht keine Geschichte bzw. kein zeitlich-räumlicher Zusammenhang. Du müsstest hier auch häufiger Einstellungsgrößen wechseln statt Halbtotalen an Halbtotalen zu schneiden.
Weiteres Problem: Oft fangen Sprecher an zu sprechen, die man erst später im Bild sieht, so dass man sie nicht identifizieren kann. Das betrifft auch wiederkehrende Sprecher (die verschiedenen Stimmen sind nicht markant genug, um sie intuitiv zu unterscheiden). Ich würde jeden Sprecher, der auf der Tonspur neu ansetzt, immer erst im Bild - oder zumindest nur mit maximal 5 Sekunden Versatz - zeigen.
Meine Empfehlung für den verbesserten Schnitt: Transkribiere den gesprochenen Text, gehe ihn in einem Texteditor/Textverabeitungsprogramm durch, und kürze ihn aufs Nötigste. Entwickle dann ein Storyboard bzw. eine Strategie, welche Bilder zum Text passen. Und überlege Dir auch eine Dramaturgie für das ganze Video. Es fehlt z.B. eine Außenaufnahme des Gebäudes, die Du als establishing shot am Anfang verwenden könntest, um den Zuschauer bildlich mitzunehmen in das Videospieltreff. Eventuell könntest Du eine korrespondierende Einstellung (z.B. dieselbe Außenaufnahme am späten Abend) als Schluß verwenden.
Wenn Du nach Analyse der O-Töne und Deines Kameramaterials feststellst, dass Dir Bilder (im Amerkanischen würde man hier sagen: "coverage") fehlen, dann unbedingt an den Drehort zurück und nachdrehen, und dann mit Plan (also einer Einstellungsliste). Nimm Dir auch Zeit, kleine Details mit der Kamera zu beobachten, wie z.B.: Aufkleber an der Wand, T-Shirt-Aufdrucke, Getränkeflaschen (z.B. Energy Drinks), die etwas über den Ort und die Leute erzählen, etc.etc., und nimm diese in Großaufnahme auf. So kannst Du nicht nur mehr über den Ort erzählen, sondern hast auch bessere Cut-Aways zwischen den Halbtotalen.
Weitere handwerkliche Dinge, die aber weniger wichtig sind und wahrscheinlich nur geübten Augen auffallen: Weißabgleich und Belichtung schwanken sehr stark zwischen den Einstellungen, was natürlich auch an dem schwierigen Drehort mit seinen extrem diversen Lichtquellen und deren Lichttemperaturen liegt. Falls Du hier mit Auto-Weißabgleich gedreht hast, hast Du einen klassischen Anfängerfehler gemacht; beim nächsten Mal Weißabgleich auf Graukarte in einem neutral beleuchteten Teil der Räume.
Das 10bit-Material der Kamera sollte Dir hier genug Spielraum für Korrekturen bzw. Angleichungen bieten Video, besonders, wenn Du in Log (V-Log) gedreht hast, und mit maximalem Korrekturspielraum, falls Du Video-Raw gedreht haben solltest. Nimm Dir dafür ein oder mehrere Referenzobjekte, mach darauf einen Weißabgleich (auch mithilfe des Waveform-Monitors, an dem man Farbstiche besser sieht als mit bloßem Auge), speichere sie in der "Gallery" der Color-Page von Resolve ab und verwende sie als eingeblendete bzw. halb-eingewischte Referenz für andere Einstellungen, die Du dann anhand dieser Referenz mit Lift/Gamma/Gain/Offset sowie den HDR-Farbkorrekturtools (und dem nützlichen Weißabgleich-Tool im Lift/Gamma/Gain/Offset-Tab) angleichst.
Außerdem: Das Monitorflackern lässt sich ganz gut mit Resolves "Deflicker"-Filter (AFAIK nur in der Studio-Version) bekämpfen. Außerdem empfehle ich für den allerletzten Feinschliff, die Monitore (mit ihrer ggü. dem Raumlicht abweichenden, kälteren Farbtemperatur) in Resolve zu maskieren, die Maske zu tracken, und dann auf der dazugehörigen Korrektur-Node den Weißabgleich zu korrigieren.
Und noch eine Ermutigung: Das Thema - ein Videospielort als Sozialprojekt - ist wirklich interessant und womöglich einzigartig. Du hast da ein gutes Sujet. Ich würde das weniger als Image-, sondern mehr als Dokumentarfilm angehen.
Film um ca 50% kürzen, mehrfache inhaltliche Wiederholungen entfallen lassen. Technischen Verbesserungsbedarf wie Weißabgleich kannst Du erst einmal vernachlässigen. Wesentlich wichtiger ist das inhaltliche Konzept, welches sinnvollerweise VOR dem Dreh stehen muss und nicht nachher konstruiert werden muss.
Der Film würde mehr aussagen, wenn Du dessen Konzept schärfen würdest: Gehts um eine Reportage, die vom Event berichtet, oder um eine Dokumentation mit einer Aussage bezüglich sozialer/kommunikativer Aspekte?
Die Protagonisten wirken glaubwürdig. Deren O-Töne hast Du sehr passend im on und im off wechselnd platziert. Daran gibt es nichts zu ändern.
cantsin hat geschrieben: ↑So 02 Mär, 2025 20:09
Und noch eine Ermutigung: Das Thema - ein Videospielort als Sozialprojekt - ist wirklich interessant und womöglich einzigartig. Du hast da ein gutes Sujet. Ich würde das weniger als Image-, sondern mehr als Dokumentarfilm angehen.
Bin ganz und gar nicht entmutigt!
Deine ausführliche Rückmeldung ist für mich eher die Bestätigung auf dem richtigen Weg zu sein und hat sich zumindest deine Zeit und Kritik verdient ;-)
Herzlichsten Dank für die bisherigen Kommentare! Diese sind für mich super hilfreich und geben mir direkt praktische Hinweise an die Hand um besser zu werden.
Einige Worte zur Ergänzung:
Ich nehme auf jeden Fall mit, dass hier einstimmig gefordert wird den Film zu kürzen. Werde daran arbeiten meine "Darlings" zu "killen".. Dies war definitiv das Hauptproblem.
Das Problem fehlender Bilder, wie z.b. beim C64 liegt tatsächlich am Mangel an passendem Bildmaterial. Deshalb das Ausweichen auf den Retrospielautomaten.
Prinzipiell war eine Vorabbesichtigung zeitlich nicht möglich. Da der Drehort ausserhalb meines Wohnortes liegt, war eine klare Shotlist nicht planbar, wenn ich auch durchaus mit einem Konzept hingefahren bin bzw. dies mit gemeinsam dem Inhaber in einem Skript im Vorfeld verschriftlicht hatte.
Mein Wunsch wäre tatsächlich gewesen, länger und dokumentarischer zu arbeiten. Dies widersprach aber den Vorstellungen des Inhabers, der den Film als Promo und zur Akquise nutzen will.
Den Schnitt habe ich als Radio-Edit begonnen. Text mit Davinci transkribieren lassen und die Texte aller 3 Protagonisten zu einem Main zusammengeführt. Trotz einer Menge Bildmaterial fiel mir hier schon auf, dass einiges fehlt. Z.B als Establisher das Gebäudes zu nehmen hatte ich ausgelassen, weil optisch nicht ansprechend, aber auch nicht für Ersatz gesorgt.
Dies werde ich in Zukunft sorgfältiger einplanen! Nach dem Hinweis "Halbtotale auf Halbtotale" ist mir das ebenfalls erst so richtig aufgefallen. Irgendwann war ich im Schnitt im Tunnel und merke erst nach einigem Abstand wo Verbesserungsbedarf besteht. Schreibe es mir auf die Agenda mehr Details mitzunehmen!!
Besonders die Lichtsituation hat mich umgehauen. Tatsächlich war kein Autoweißabgleich drauf. Da sich aber das Geschehen und die Lichtsituationen vor Ort teils wahnsinnig schnell verändert haben, kam ich irgendwann nichtmehr hinterher. Vieles habe ich versucht in der Post hinzubiegen. Ich muss gestehen, dass ich im Color Grading noch unheimlich viel zu lernen habe!! Aber die schlimmsten Blaustiche (und davon gab es so einige..) habe ich zumindest rausbekommen. Wenn auch offensichtlich nicht konsistent geschafft einen einheitlichen Stil zu schaffen. Ich habe noch nie mit einer Graukarte gearbeitet: Wer dazu ein gutes Youtube Video hat, bitte her damit! Dann wird das in den Workflow integriert.
Manche Bilder wirken auch schlecht belichtet, weil ich erst viel zu spät bemerkt habe, dass ich zu wenig Gain auf dem Sensor hatte. Aber das sind kleinere technische Fehler, von denen gibt es auch viele weitere. Die hab ich auf dem Radar und das wird nur die Erfahrung richten denke ich.
Ob das jetzt die flackernden Bildschirme im Interview sind, die ich einfach übersehen habe, oder die reflektierenden Softboxen beim Lichtsetzen...
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