Ich behaupte mal, dass alle, die mit der Blackmagic 4K beruflich oder semiprofessionell drehen, sich dieses Problems sehr bewusst sind und ihre Objektive dementsprechend wählen. Es gibt ja da bei MFT auch eine Riesenauswahl von optisch korrigierten vollmanuellen Objektiven, wie die Voigtländer-MFT-Objektive, die (ex-Veydra-) Meike Cine-Serie, die Objektive von Laowa, Sirui & Co.. Auch wenn man Spiegelreflex-Objektive per konventionellem Adapter oder Speedbooster adaptiert, hat man das Problem nicht.MrMeeseeks hat geschrieben: ↑Mi 05 Jun, 2024 00:27 Das Argument mit den Verzerrungen hast du schon vor Jahren genannt und schon damals hat es hier niemanden interessiert weil jedes halbwegs ordentliche Programme die beseitigen kann. Davon abgesehen nutzt inzwischen jeder Hersteller interne Korrekturen und die gleichen Hersteller bieten alle Kameras an die in Raw filmen wzb. Canon mit der R5/C oder die Nikon Z8/9. Wo ist also die große Kritik dazu? Canon hat im RF System Objektive die verzerren schlimmer als jedes MFT Objektiv.
Da die Blackmagic keinen Video-AF und keine Belichtungsautomatik hat, bringen die elektronischen Systemobjektive von Panasonic und Olympus/OM ohnehin keinen Vorteil ggü. vollmanuellen Objektiven an der Kamera. Wenn man sie trotzdem an der Kamera betreibt, kriegt man sowas:
Hier mal die Geometrie des hier verwendeten (populären) Olympus 12-40mm/2.8 Pro bei 12mm:
Das Objektiv hat auch bis zu 2[!] Blenden Abschattung (was also heisst, dass an den Bildrändern nur noch 25% des Lichts aufgenommen wird bzw. das Bild zu 75% abgedunkelt ist), siehe hier. Sowohl die Verzerrung, als auch die Abschattung ist auch bei anderen elektronischen MFT-Systemobjektiven völlig normal, vor allem bei Zooms und Weitwinkel-Festbrennweiten.
Ebenso sind viele MFT-Objektive (wie z.B. das Olympus 20mm/1.4 Pro) auf elektronische in-der-Kamera-Korrektur von CAs/purple fringing hin konstruiert, was mit Raw-Video nicht funktioniert - Resolve hat dafür keine Bordmittel, und CAs mit klassischer manueller Farbkorrektur zu entfernen, ist die Hölle.
- Und zu nichtkorrigierten geometrischen Verzerrungen hier nochmal der Klassiker, aus Blackmagics eigenem Promo-Video für die Pocket 4K:
Die Korrektur auch nur der geometrischen Verzerrungen in Raw-Video ist eben nicht trivial, zumindest nicht in Resolve. Du hast in den Video Raw/BRaw-Dateien keine Objektiv-Metadaten (und auch keine Korrekturdaten). Wenn Du also in einem Dreh verschiedene Objektive verwendest, muss Du eigentlich ein manuelles Logbuch für jede Einstellung führen, damit Du anschließend weisst, welche Korrekturen Du jeweils auf welche Clips anwenden musst.
Sowieso bietet Resolve nur eine äußerst simple Fisheye-/Trapez-Entzerrung im Clip Inspector, die nicht für komplexer verzerrende Objektive geeignet ist. Wenn Du Zoom-Objektive verwendest, hast Du eigentlich gar keine Möglichkeit, einigermaßen systematisch oder (halb-) automatisiert zu korrigieren, weil Du nie genau weisst, in welcher Brennweite sich das Objektiv bei welcher Aufnahme befand, jede Brennweite aber eine andere Entzerrung braucht (Weitwinkel z.B. Defishing, Tele Anti-Trapezkorrektur).
Und dann sind wir noch nichtmal bei Abschattungen und CAs. Korrektur von Objektivvignettierung kann in Resolve ebenfalls zur Hölle werden in dem Moment, in dem Du im Material Ausschnittsveränderungen vornimmst. Das Problem ist nämlich, dass Du die Ausschnittsveränderung (Crop & Zoom) im Clip Inspector des Edit-Moduls machst, die Vignettierungs-Korrektur aber auf einer Korrektur-Node im Color-Modul. In dem Moment, wo sich durch Crop & Zoom im Edit-Modul also der Bildmittelpunkt und die Bilddimensionen verschieben, stimmt Deine Randaufhellung in der Korrekturnode des Color-Modul nicht mehr.
Zu dem, was Du zu anderen Kamerasystemen schreibst (und ob da z.B. die Objektivkorrekturen ins Video-Raw-Material eingebacken werden), kann ich aus Mangel eigener Praxiserfahrung nichts sagen. Bei MFT ist es aber definitiv so, dass das ganze Kamerasystem, also Foto- und Hybridsystem, bewusst aufs Zusammenspiel von Optiken und Softwarekorrekturen hin designt und entwickelt wurde, um so die Objektive besonders kompakt zu halten bzw. weniger komplexe Glaskonstruktionen (mit dementsprechend weniger Gewicht) in den Objektiven zu benötigen.
Und Kameras wie Panasonics GH-Serie sind genau für diese Elektroniken und kameraintern vergleichsweise stark prozessierte Bilder hin konzipiert, von den Objektivkorrekturen bis hin zu AF, hybrider Stabilisierung (Objektiv-Stabi + IBIS + Gyro-Sensor + elektronischer Stabi) etc.pp..
Wenn da jetzt also kamerainternes Raw-Video kommen sollte, ist die spannende Frage, ob Panasonic hier eine Lösung für die Objektivkorrekturen anbietet. Wenn nicht, sollte man das Raw-Feature "with a grain of salt" nehmen, zumindest als Besitzer von klassischen MFT-Systemobjektiven.