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Mank - Langweiler?



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cantsin
Beiträge: 14183

Mank - Langweiler?

Beitrag von cantsin »

Habe versucht, den mit viel Vorschußlorbeeren gehypten "Mank" (David Finchers für Netflix gedrehtes Biopic des Drehbuchautors von Citizen Kane) anzusehen - und nach 20 Minuten entnervt abgeschaltet.

Der Film wirkte bis zum Abwinken selbstverliebt und manieriert (in den im Aaron-Sorkin-Stil auf 'sophisticated' getunten Dialogen und der schwarzweißen Bildgestaltung), dabei völlig sinnfrei bzw. 'pointless', wie man im Englischen sagen würde. Es wird in keinem Moment klar, warum das Gezeigte interessieren soll.

Hat jemand ev. länger durchgehalten und einen besseren Eindruck mitgenommen?



iasi
Beiträge: 24282

Re: Mank - Langweiler?

Beitrag von iasi »

cantsin hat geschrieben: Sa 05 Dez, 2020 21:06 Habe versucht, den mit viel Vorschußlorbeeren gehypten "Mank" (David Finchers für Netflix gedrehtes Biopic des Drehbuchautors von Citizen Kane) anzusehen - und nach 20 Minuten entnervt abgeschaltet.

Der Film wirkte bis zum Abwinken selbstverliebt und manieriert (in den im Aaron-Sorkin-Stil auf 'sophisticated' getunten Dialogen und der schwarzweißen Bildgestaltung), dabei völlig sinnfrei bzw. 'pointless', wie man im Englischen sagen würde. Es wird in keinem Moment klar, warum das Gezeigte interessieren soll.

Hat jemand ev. länger durchgehalten und einen besseren Eindruck mitgenommen?
Man muss durchhalten.
Ging mir ebenso. Aber nach einiger Zeit findet der Film dann doch eine Linie und wird auch etwas interessanter.
Aber eben doch nur "etwas".
Der visuelle Pomp verliert seine Wirkung, da er durchgängig zu glänzen versucht. Da fehlt der Kontrast und die Pointierung.
Mit den Dialogen ist es leider nicht anders.

Sehr tief gehen auch die Charakterzeichnungen nicht. Da werden leider ziemlich viele Klischee auch manchmal auf recht plumpe Weise bedient.
Bei Mank zeigt sich zwar die Zerissenheit, aber man hat das Gefühl, dass das Potential dieser Konstellation nicht voll ausgeschöpft wurde.
Das zeigt sich dann eben auch im "Finale", das wieder nur auf Dialog - ja eigentlich Monologe baut und filmsprachliche Mittel ziemlich vermissen lässt.

An Citizen Kane sollte man besser nicht denken, wenn man sich Mank ansieht. Die Finchers können mit Welles/Mank in keiner Weise mithalten.



Frank Glencairn
Beiträge: 22771

Re: Mank - Langweiler?

Beitrag von Frank Glencairn »

Was die Story betrifft - na ja, Biopics müssen sich halt wenigstens halbwegs an die Vorlage halten, statt einer rein fiktiven Heldenreise zu folgen.

Die Sorkinartigen Dialoge fand ich hingegen eigentlich ganz passend zum ebenfalls stilisierten Rest.
Messerschmidt hat den Stoff IMHO sehr gelungen umgesetzt, und mit Augenzwinkern zitiert was das Zeuge her gab, was mir eigentlich recht gut gefallen hat. Ausstattung und Locations waren sowieso über jeden Zweifel erhaben.

Was mich betrifft gabs da jede Menge eye & ear candy (was ja auch mal schön ist), aber die eigentliche Story ist jetzt nicht so, daß ich mir das ein zweites mal ansehe.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



Darth Schneider
Beiträge: 19171

Re: Mank - Langweiler?

Beitrag von Darth Schneider »

Danke auf jeden Fall für den Tipp. Interessant und schön gemacht, scheint das Projekt allemal.
Ich versuche am Abend mal durch zu halten.
Gruss Boris
Alles vor und rund herum um die Kamera ist für einen guten Film viel, viel wichtiger als die Kamera selber.



iasi
Beiträge: 24282

Re: Mank - Langweiler?

Beitrag von iasi »

Frank Glencairn hat geschrieben: So 06 Dez, 2020 06:46 Was die Story betrifft - na ja, Biopics müssen sich halt wenigstens halbwegs an die Vorlage halten, statt einer rein fiktiven Heldenreise zu folgen.

Die Sorkinartigen Dialoge fand ich hingegen eigentlich ganz passend zum ebenfalls stilisierten Rest.
Messerschmidt hat den Stoff IMHO sehr gelungen umgesetzt, und mit Augenzwinkern zitiert was das Zeuge her gab, was mir eigentlich recht gut gefallen hat. Ausstattung und Locations waren sowieso über jeden Zweifel erhaben.

Was mich betrifft gabs da jede Menge eye & ear candy (was ja auch mal schön ist), aber die eigentliche Story ist jetzt nicht so, daß ich mir das ein zweites mal ansehe.
Die Vorlage hatte durchaus Potential. In Trumbo wurde dies z.B. erheblich besser genutzt.

Hochglanzbilder und aufgeblusterte Dialoge reichen eben leider nicht. Zumal sie ja nicht einmal dazu genutzt werden, um z.B. den Palast von Hearst abzuheben. Der nächtliche Spaziergang durch den Zoo wirkt dann eben beliebig und kommt gerade mal als nettes Zitat herüber. Vor allem ist da keine Szene oder Einstellung, die einem so in Erinnerung bleibt, wie die Zahlreichen in Citizen Kane.
Die Dialoge sind so aufgeplustert, dass man sich über so einen Moment, wie bei Welles Abgang freut. Wobei der dann auch irgendwie aufgesetzt und konstruiert wirkt.



neo-the-one
Beiträge: 16

Re: Mank - Langweiler?

Beitrag von neo-the-one »

David Fincher ist einer meiner Lieblingsregisseure. Und ich habe mich so auf diesen Film gefreut. Ich habe viele gute Kritiken zu diesem Film gehört, hatte aber noch keine Zeit, ihn mir anzusehen.
Aber jetzt, wenn ich Ihre Kommentare lese, habe ich ein seltsames Gefühl dabei. Ich sollte also auf einen nicht so interessanten und einmaligen Film vorbereitet sein. Aber wir werden sehen. In Anbetracht der Tatsache, dass Gary Oldman auch in diesem Film mitspielt, hoffe ich, dass er dadurch für mich ein wenig interessant wird :D
Die Jahre fliehen pfeilgeschwind.



iasi
Beiträge: 24282

Re: Mank - Langweiler?

Beitrag von iasi »

neo-the-one hat geschrieben: Mo 07 Dez, 2020 21:24 David Fincher ist einer meiner Lieblingsregisseure. Und ich habe mich so auf diesen Film gefreut. Ich habe viele gute Kritiken zu diesem Film gehört, hatte aber noch keine Zeit, ihn mir anzusehen.
Aber jetzt, wenn ich Ihre Kommentare lese, habe ich ein seltsames Gefühl dabei. Ich sollte also auf einen nicht so interessanten und einmaligen Film vorbereitet sein. Aber wir werden sehen. In Anbetracht der Tatsache, dass Gary Oldman auch in diesem Film mitspielt, hoffe ich, dass er dadurch für mich ein wenig interessant wird :D
Es ist vielleicht ganz gut, nicht mit den hohen Erwartungen, die ich auch hatte, den Film zu sehen.
Fincher, Citizen Kane, edles SW - das hatte auch meine Erwartungen in die Höhe getrieben. Gestutzt hatte ich dann zunächst nur, als ich las, dass Finchers Vater das Drehbuch geschrieben hatte.



neo-the-one
Beiträge: 16

Re: Mank - Langweiler?

Beitrag von neo-the-one »

iasi hat geschrieben: Mo 07 Dez, 2020 21:40 Es ist vielleicht ganz gut, nicht mit den hohen Erwartungen, die ich auch hatte, den Film zu sehen.
Fincher, Citizen Kane, edles SW - das hatte auch meine Erwartungen in die Höhe getrieben. Gestutzt hatte ich dann zunächst nur, als ich las, dass Finchers Vater das Drehbuch geschrieben hatte.
Ja, ich glaube, Sie haben Recht. Es ist besser, geringere Hoffnungen zu haben und zu entdecken, dass der Film wirklich gut ist, als höhere Hoffnungen zu haben und dann von ihm enttäuscht zu werden.
Die Jahre fliehen pfeilgeschwind.



Darth Schneider
Beiträge: 19171

Re: Mank - Langweiler?

Beitrag von Darth Schneider »

Also ich hab’s nicht geschafft den Film fertig zu kucken.
Fincher, Oldman, schöne Bilder hin oder her.
Lieber gleich das Original wieder mal schauen....
Ist aber auch schwer, wenn nicht unmöglich, da mitzuhalten, und so einer Person gerecht zu werden, gilt schliesslich als einer der besten Filme aller Zeiten und hellsten Köpfe auf unserem Planeten.
Wäre dasselbe wenn jetzt jemand eine Homage an/über Kubrik drehen möchte, die gleichzeitig aussehen soll wie 2001 A Space Odyssee.
Viel Glück...
Für mein Gespür, kann so ein Projekt eigentlich nur scheitern.
Nämlich, weil vergleichen tut man dann halt automatisch.
Gruss Boris
Alles vor und rund herum um die Kamera ist für einen guten Film viel, viel wichtiger als die Kamera selber.



iasi
Beiträge: 24282

Re: Mank - Langweiler?

Beitrag von iasi »

Es geht in Mank um die Studiobosse und Hearst, nicht direkt um den Film Citizen Kane. Man sieht zwar Studios und auch mal ein Filmset, aber auch davon entfernt sich Mank spätestens in der zweiten Hälfte. Von Citizen Kane oder gar den Dreharbeiten ist gar nichts zu sehen.

Ich denke auch, dass man Citizen Kane gar nicht gesehen haben muss, um der Handlung zu folgen. Vielleicht ist dies sogar ein Fehler, denn man wähnt sich ständig auf Zitaten-Suche und wird letztlich von der eigentlichen Handlung abgelenkt.



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