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Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche



Kreativität, Drehbuch schreiben, Filmideen, Regie, und ähnliches
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Alf302
Beiträge: 234

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von Alf302 »

Klar kann auch jemand der nicht studiert hat Filme machen und das ist auch Gut so,
denn dann sieht man zumindest ab und zu den Unterschied.
Und was heißt Filme machen,
da geht es doch um Geschichten erzählen über Regie bis zum Kabelleger.



Darth Schneider
Beiträge: 19099

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von Darth Schneider »

Da hast du auch wieder recht.
Dann gibt’s noch solche die gleich das Buch schreiben, Regie führen und die Hauptrolle spielen....So wie Woody Allan.
Es ist sicher besser wenn man bei so viel Arbeit irgendwas studiert hat.
Gruss Boris
Alles vor und rund herum um die Kamera ist für einen guten Film viel, viel wichtiger als die Kamera selber.



pillepalle
Beiträge: 8412

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von pillepalle »

Hat Woody Allen Film- oder Regie studiert? ;) Ich meine er hatte erstmal als Komiker und Musiker gearbeitet bevor er zum Film kam...

VG
Meine Lieblingsfilme:
Es war ein Mahl in Amerika
Molkerei auf der Bounty
Dune - Der Würstchenplanet



klusterdegenerierung
Beiträge: 27312

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von klusterdegenerierung »

Alf302 hat geschrieben: Di 03 Sep, 2019 08:29 Klar kann auch jemand der nicht studiert hat Filme machen und das ist auch Gut so, denn dann sieht man zumindest ab und zu den Unterschied.
Und hast Du studiert, oder kannst Du auch nix?
"Was von Natur aus flach ist, bläht sich auf!"



Alf302
Beiträge: 234

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von Alf302 »

Ich bin als Filmer mangels Können und Mitstreiter gescheitert ;-((



nic
Beiträge: 2028

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von nic »

Es geht doch gar nicht darum, ob jetzt ein Quereinsteiger, Filmhochschulabgänger oder ehemaliger Kunst- oder Philosophiestudent bessere Filme macht. Es geht darum, welchen Weg man Neueinsteigern empfiehlt... ich bin sehr froh, dass ich selbst neben einem Film- und Medienkunststudium auch Industrie- und Werbefilme gedreht habe und so nie das Gefühl hatte in einer Blase zu leben. Auf keine der Erfahrungen wollte ich verzichten - und ich merke, dass jetzt langsam beides zusammenfindet und sich neue Möglichkeiten ergeben.



Drushba
Beiträge: 2508

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von Drushba »

pillepalle hat geschrieben: Di 03 Sep, 2019 08:24 Na eben relativ Praxisfern. Neue Entwicklungen und Techniken kommen nicht von den Hochschulen, sondern von Praktikern die neue Wege gehen und Dinge ausprobieren. Das sind Künstler, oder Freaks im positiven Sinne. Und selbst bei den von Akademikern so gerne belächelten rein kommerziellen und Handwerklich sauberen Arbeiten, bei denen es nicht um intellektuelle Klimmzüge geht, lernt man Dinge die an keiner Hochschule der Welt gelehrt werden. Hochschüler besitzen ein paar allgemeine Kenntnisse in X Y, oder Z und haben nur eine grobe Vorstellung davon, wie Dinge tatsächlich umgesetzt werden. Und schon gar nicht unter welchen Bedingungen. Oft kennen sie auch nicht die neuesten Produktionstechniken, weil das Hochschulsystem dazu viel zu träge ist. Um nur mal ein paar Dinge zu nennen.
Mich würde mal interessieren, worauf Du diese Aussagen baust. Wer zum Hochschulstudium zugelassen wird, hat in aller Regel schon eine ganze Menge "Praxislernphase" hinter sich, die auch abgeprüft wird. An meiner Hochschule wurden im Bereich Kamera sogar sechs Monate Kamerassistenz zur Zulassung verlangt und weitere Assistenzen sind Teil des Studiums. Im Studium wird das Wissen solide vertieft und praktisch geübt, Innovation findet ständig statt. Du musstest ja auch für die Diplomarbeit etwas Neues ausprobieren und hattest dafür das Erfahrungswissen der Profs, finanzielle Mittel und den Technikpark der Hochschule zur Verfügung. Umgekehrt wäre es mir eher ein Rätsel, wie an einem kommerziellen Set unter Zeitdruck und Mittelknappheit konsequent Innovation stattfinden sollte. Gerade dort wird doch meist nur solides Handwerk auf Zeit gedreht.
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.
Zuletzt geändert von Drushba am Di 03 Sep, 2019 11:59, insgesamt 1-mal geändert.



rainermann
Beiträge: 1722

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von rainermann »

Beim ZDF-Film "Eine unheilige Liebe" war ich einer der ganz wenigen Praktikanten von Dr.Michael Verhoeven. Die Warteliste bei seiner Sentana Film war ellenlang und ich musste fast 2 Jahre warten und immer wieder mal bei seiner Sekretärin vorbeischauen, wenn ich in München war, um dann endlich "auserwählt" zu werden.
Beim Dreh war ich ihm persönlich recht nahe, einmal meinte er vor der Crew in ganz engem Zimmer, "Rainer, komm nach vorne, damit was lernst!" Und trotzdem hatte er natürlich (!) besseres zu tun, als sich ausschließlich um meine Ausbildung zu kümmern! Ebenso der Kameramann Axel Roche und all die anderen. Alle waren extrem nett und offen bei Fragen, aber es war nunmal ein Dreh und keine Filmschule.
Kein Vergleich zum Studium an der Filmaka: tatsächlich war er wohl auch zu dieser Zeit herum da mal Dozent. Dort standen diese Leute mit ihrer enormen Erfahrung uns Studenten zu 100% zur Verfügung - und wir ihnen.
Sie lehrten uns, gaben Feedback und halfen uns weiter, wenn wir Fragen hatten. Keine Ahnung, wie man da überhaupt annehmen kann, das alles könne man sich sparen. Das ist doch für jeden Filminteressierten Luxus pur?! Soll jeder machen, wie er will. Und wenn das jemand mit alleine mit seiner Kamera kleine Filmchen drehen und dann bei youtube das Feedback von irgendwelchen Usern analysieren vergleichen möchte, soll er gerne damit glücklich werden.
PS Für die Aufnahmeprüfung war auch bei uns genügend Praxiserfahrung Grundvoraussetzung. Sonst wäre man gar nicht erst zur Prüfung zugelassen worden (die ca. 1 Woche dauerte, wie hier schon erläutert)



mash_gh4
Beiträge: 4716

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von mash_gh4 »

Frank Glencairn hat geschrieben: Mo 02 Sep, 2019 18:26 Es ist 2019 nicht 1980.
Alles was an einer Filmschule unterrichtet wird, kann ich auch im Internet finden (und mehr).
auch in den 80er und 9oer jahren konnte man vieles gedruckten büchern und einer damals noch viel lebendigeren landschaft von filmzeitschriften -- hier vor ort z.b. die legendäre zeitschrift "blimp"[!] -- entnehmen!

da hat sich m.e. gar nicht so viel getan, weil man auch in zeiten des internets noch immer auf relativ wenige wertvolle quellen angewiesen ist, die es tatsächlich wert sind, sie näher zu studieren... in künstlerisch-theoretischen fragen noch viel mehr als in trivialen technischen zusammenhängen auf bedienungsanleitungsniveau,

es ist aber vielmehr die begegnung und der dialog mit erfahreneren kollegen und künstlern, die in es solchen ausbildungszusammenhang tatsächlich zu suchen gilt. und in dieser hinsicht gibt's natürlich schon große unterschiede, wer den ton angibt und sich durchsetzt bzw. wer als potentieller nachahmer von den betreffenden strukturen und auslesekriterien tatsächlich profitiert.

ich würde auch die frage der realen verortung bzw. den zentralismus der filmausbildung nicht unterschätzen!

dieses bemühen um die aufwertung der regionale filmproduktion war nicht nur im erwähnten beispiel des CMCC eine augesprochen bedeutsamer punkt. bis heute bildet die daran geknüpften konsequenzen in der praxis ein riesiges problem.

die guten leute kommen in der regel einfach nicht mehr zurück, wenn sie einmal irgendwo in der ferne die luft in den höheren lagen geschnuppert haben -- und die anderen... schweigen wir lieber darüber...
Zuletzt geändert von mash_gh4 am Di 03 Sep, 2019 12:47, insgesamt 1-mal geändert.



cantsin
Beiträge: 14144

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von cantsin »

pillepalle hat geschrieben: Mo 02 Sep, 2019 20:42
Neue Entwicklungen und Techniken kommen nicht von den Hochschulen, sondern von Praktikern die neue Wege gehen und Dinge ausprobieren. Das sind Künstler, oder Freaks im positiven Sinne.
Was ich eher sehe, ist, dass Künstler und Freaks, die nicht von klassischen Filmhochschulen kommen, sondern an Kunst- und Designhochschulen Grafik, Animation, audiovisuelle Gestaltung oder sogar freie Kunst studiert haben, erfolgreich als Filmemacher arbeiten. Bestes Beispiel ist Steve McQueen (nicht der Schauspieler, sondern der Regisseur von u.a. "Hunger", "Shame" und "12 Years a Slave"), der vor seiner Filmregie-Karriere ein bekannter Videokünstler war; aber auch Grafikdesignstudios wie Metahaven, die erfolgreich Musikvideos machen.

Ich sehe davon aber beinahe nichts als Wissensvermittlung und Filmhochschul-Alternative auf YouTube & Co. Die bekannten Videoblogger sind doch eher kleine Mittelständler, die als Eventfilmer mit geringem künstlerischem Anspruch arbeiten. Was man sich auf YouTube & Co. holen kann, ist das Know-how, das man sonst in einer klassischen (Handwerks-) Berufsausbildung als Foto- oder Videograph beigebracht bekommen würde.

Hab daher meine Zweifel, ob das geballte Wissen, das in einem Buch wie z.B. Daniel Arijon's "Grammar of the Film Language" steckt, auch in den sozialen Medien zu finden ist - zumindest nicht in dieser kompletten und konzentrierten Form. Und dann ist das Buch für ca. 20 Euro doch letztlich schneller und preiswerter als das äquivalente Wissen durch unendliches YouTube-Zappen aufzusammeln....



pillepalle
Beiträge: 8412

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von pillepalle »

@ rainermann

Deine Praktikantenerfahrungwar war doch recht positiv, auch wenn es so scheint als ob Dich alle wie ein Küken am Set behandelt haben und Du keine richtige Aufgabe hattest. Meinst Du nicht wenn Du längere Zeit mit denen, oder gar mehreren verschiedenen Filmemachern verbracht hättest, mindestens genau so viel hättest lernen können wie während des Studiums?

Mir geht es weder darum Hochschulen zu verteufeln, oder zu behaupten das die Leute dort nichts vernünftiges lernen würden. Mir geht es darum das in kreativen Berufen (und dazu gehört auch das Filmemachen) ein Studium nicht nötig ist und einen auch nicht irgendwie qualifizierter macht. Eben weil man die wirklich wichtigen Dinge selber mitbringen und sich erarbeiten muss. Egal ob als Quereinsteiger, wie die meisten großen Filmemacher, oder als Diplomierter.

Heutzutage suggeriert man den jungen Leuten das man ohne Studium nichts mehr werden kann. Bald hat selbst der Focuspuller, oder Kabelträger, noch einen eigenen Studiengang... um es mal etwas überspitzt zu formulieren :)

VG
Meine Lieblingsfilme:
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klusterdegenerierung
Beiträge: 27312

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von klusterdegenerierung »

rainermann hat geschrieben: Di 03 Sep, 2019 11:59 Beim ZDF-Film "Eine unheilige Liebe" war ich einer der ganz wenigen Praktikanten von Dr.Michael Verhoeven. Die Warteliste bei seiner Sentana Film war ellenlang und ich musste fast 2 Jahre warten und immer wieder mal bei seiner Sekretärin vorbeischauen, wenn ich in München war, um dann endlich "auserwählt" zu werden.
Beim Dreh war ich ihm persönlich recht nahe, einmal meinte er vor der Crew in ganz engem Zimmer, "Rainer, komm nach vorne, damit was lernst!" Und trotzdem hatte er natürlich (!) besseres zu tun, als sich ausschließlich um meine Ausbildung zu kümmern! Ebenso der Kameramann Axel Roche und all die anderen. Alle waren extrem nett und offen bei Fragen, aber es war nunmal ein Dreh und keine Filmschule.
Kein Vergleich zum Studium an der Filmaka: tatsächlich war er wohl auch zu dieser Zeit herum da mal Dozent. Dort standen diese Leute mit ihrer enormen Erfahrung uns Studenten zu 100% zur Verfügung - und wir ihnen.
Sie lehrten uns, gaben Feedback und halfen uns weiter, wenn wir Fragen hatten. Keine Ahnung, wie man da überhaupt annehmen kann, das alles könne man sich sparen. Das ist doch für jeden Filminteressierten Luxus pur?! Soll jeder machen, wie er will. Und wenn das jemand mit alleine mit seiner Kamera kleine Filmchen drehen und dann bei youtube das Feedback von irgendwelchen Usern analysieren vergleichen möchte, soll er gerne damit glücklich werden.
PS Für die Aufnahmeprüfung war auch bei uns genügend Praxiserfahrung Grundvoraussetzung. Sonst wäre man gar nicht erst zur Prüfung zugelassen worden (die ca. 1 Woche dauerte, wie hier schon erläutert)
Mein ehemaliger Assi hat es auch durch, war lange Zeit beim WDR in Münster und hat viel privat gelernt und getan.
Die Bewerbungszeit war nicht ohne und wir haben ständig zusammen an seinen Arbeiten getüfftelt und eingereicht und immer kam eine Schüppe mehr drauf.

Die Bedingungen waren schon nicht von Pappe und so mancher ist durch geressalt. Er ist zwar nicht dort hingekommen wo er hin wollte, aber Stuttgart soll ja auch ganz schön sein wie er sagt. Mir hat die Zeit der Aufnahmeprüfungen viel Spaß gemacht und als Quereinsteiger einen guten Einblick gegeb was ich hätte alles können und wissen müßen.

Ich ziehe auf jeden Fall meinen Hut davor, denn das ist schon ne Ecke mehr als nur ein bisschen filmen so wie ich, er hat nun das ganze Fachwissen und ihm stehen viele Möglichkeiten offen. Dennoch möchte ich erwähnen, das Wissen nicht vor Kreativität schützt, denn auch ein großer Fachmann muß nicht zwangsläufig "den Blick" haben oder im Zweifel verlernt man ihn sogar.

Ich kann zum Beispiel nicht nach Noten Klavier spielen, spiele aber gerne und viel und ein Profi meinte beim Zuhören mal, das ich mir das Noten lernen ersparen solle, denn das könne dazu führen das ich nie wieder so aus dem Gefühl spielen kann, weil man immer Noten und "Richtigkeit" im Kopf hat.

Ich denke das ist vielleicht der Kern der Diskussion und so denke ich wird es immer beides geben, einer braucht die Ausbildung um gut zu werden, für den anderen ist es der Tot der eigene künsterlischen Freiheit & Kreativität.
"Was von Natur aus flach ist, bläht sich auf!"



klusterdegenerierung
Beiträge: 27312

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von klusterdegenerierung »

pillepalle hat geschrieben: Di 03 Sep, 2019 12:48 @ rainermann

Deine Praktikantenerfahrungwar war doch recht positiv, auch wenn es so scheint als ob Dich alle wie ein Küken am Set behandelt haben und Du keine richtige Aufgabe hattest. Meinst Du nicht wenn Du längere Zeit mit denen, oder gar mehreren verschiedenen Filmemachern verbracht hättest, mindestens genau so viel hättest lernen können wie während des Studiums?

Mir geht es weder darum Hochschulen zu verteufeln, oder zu behaupten das die Leute dort nichts vernünftiges lernen würden. Mir geht es darum das in kreativen Berufen (und dazu gehört auch das Filmemachen) ein Studium nicht nötig ist und einen auch nicht irgendwie qualifizierter macht. Eben weil man die wirklich wichtigen Dinge selber mitbringen und sich erarbeiten muss. Egal ob als Quereinsteiger, wie die meisten großen Filmemacher, oder als Diplomierter.

Heutzutage suggeriert man den jungen Leuten das man ohne Studium nichts mehr werden kann. Bald hat selbst der Focuspuller, oder Kabelträger, noch einen eigenen Studiengang... um es mal etwas überspitzt zu formulieren :)

VG
Das kann ich auch bestätigen und denke das kann auch so und so kommen. Eine Kollegin von mir mit der ich in einem Fotostudio arbeitete war dort Lehrling und stand kurz vor der Prüfung. Sie hat mir nur schlechtes über die Lehrer erzählt und immer wenn sie kreativ arbeitete überforderte dies jene und sie bekam schlechtere Noten.

Ich ging dann mit ihr zur Abschlußprüfung und alle Arbeiten wurden ausgestellt und was soll ich sagen, es war ein Kabinet an Grausamkeiten, das hatte mit professioneller Fotografie oder gar Kunst überhaupt nix zu tun und das schöne, die die am besten abgeschnitten hatten, hatten in unseren Augen die schlimmsten Werke abgeliefert, alles nach Schema F.
So kann es natürlich auch laufen.
"Was von Natur aus flach ist, bläht sich auf!"



Drushba
Beiträge: 2508

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von Drushba »

pillepalle hat geschrieben: Di 03 Sep, 2019 12:48
Heutzutage suggeriert man den jungen Leuten das man ohne Studium nichts mehr werden kann. Bald hat selbst der Focuspuller, oder Kabelträger, noch einen eigenen Studiengang... um es mal etwas überspitzt zu formulieren :)

VG
Nö. Im Studium werden Offiziere ausgebildet, nicht die Mannschaften - um es mal etwas überspitzt zu formulieren :) Allerdings muss jeder zukünftige Offizier zuvor auch die Mannschaftsgrade durchlaufen haben.)


Aber es wurde oben von Cantsin und pillepalle etwas Entscheidendes gesagt, was ich auch teile. Abgänger von Kunststudiengängen wie Malerei bringen oft wirklich neue Impulse. Im Kunstakademiestudium wird Sehen und Assoziation geübt, querdenkerische Vorstellungskraft, der Raum erforscht. Dieser Blick von Seiten der Malerei oder Plastik kann sehr befruchtend sein und fehlt oft auf Filmhochschulen. Ich kenne zwei Maler aus dem Umfeld der neuen Leipziger Schule und bin von deren Videoarbeiten regelmässig sehr inspiriert. Es ist ein völlig neuer Zugang, auch im Entstehen, bei dem ich einmal helfen durfte. Manchmal habe ich den Eindruck, dass das "Sehen lernen" auf der Kunstakademie besser funktioniert...
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



domain
Beiträge: 11062

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von domain »

80% Transpiration, 20% Inspiration ist so das landläufige Erfolgsgeheimnis, wobei die Inspiration auch zumindest aus 80% Nachahmung und deren Weiterentwicklung besteht, denn was kompett Neues zu erfinden ist schwierig.
Neben handwerklichen Fähigkeiten dürfte aber das Entwickeln von nützlichen Netzwerken das Entscheidende sein und das besonders in zunächst geschützten Räumen, wie bei einem Studium.
Alerdings habe ich selbst den autodidaktischen Werdegang eines befreundeten Fotografen mitverfolgen können, der eindeutig engagierter, fleißiger und kreativer als ich selbst war und auch an Arnold Schwarzenegger ein Bild aus einer Serie verkaufen konnte, allerdings nicht dieses.
Manchmal kommt mir vor, dass ein einziges Bild mehr aussagen kann als ein ganzes Video.

Bild



mash_gh4
Beiträge: 4716

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von mash_gh4 »

domain hat geschrieben: Di 03 Sep, 2019 14:56 80% Transpiration, 20% Inspiration ist so das landläufige Erfolgsgeheimnis, wobei die Inspiration auch zumindest aus 80% Nachahmung und deren Weiterentwicklung besteht, denn was kompett Neues zu erfinden ist schwierig.
ich glaub das wirklich spannende besteht oft auch darin, wie diese individuellen beiträge mit größeren gegenwärtigen diskursen korrespondieren bzw. wie sie dieses umgebende soziale geschehen deuten und sich darin positionieren.

ich fürchte, dass sehr viel weniger als die angesprochnen 20% tatsächlich dem einzelnen und der damit verbundenen größendiffernz auf den schulter der riesen zugerechnet werden können!

trotzdem muss natürlich jeder von uns dieses fundament darunter und den anschluss an die umgebenden auseinandersetzungen zw. gleichgesinnten auch erst finden.

genau dort sehr ich auch die wirklich bedeutsame rolle von lehrern und vorbildern. und dabei spielt so vieles eine rolle, das man nie in büchern od. den fertigen werken explizit ausgesprochen vorfinden wird, sondern einfach nur miterleben kann, wenn man ein stück weit ganz praktisch den gemeinsamen weg mit anderen menschen teilt...
Zuletzt geändert von mash_gh4 am Di 03 Sep, 2019 16:34, insgesamt 1-mal geändert.



dosaris
Beiträge: 1701

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von dosaris »

rainermann hat geschrieben: Di 03 Sep, 2019 11:59 ... Keine Ahnung, wie man da überhaupt annehmen kann, das alles könne man sich sparen. Das ist doch für jeden Filminteressierten Luxus pur?!
die Antwort liegt wahrscheinlich in der Erkenntnis-Theorie:

solange ich nicht weiß, was ich nicht weiß, glaube ich hinreichend wissend zu sein.

Man benötigt zunächst einen soliden Fundus von Ausbildung/Qualifikation, um - darauf basieren -
den Rest der Welt überhaupt erst mal erkennen zu können.
Das ist wie bei Blinden, die über Farbgebung diskutieren wollen.

Gilt für nahezu jeden Bereich, ist nicht Film-spezifisch.



pillepalle
Beiträge: 8412

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von pillepalle »

Drushba hat geschrieben: Di 03 Sep, 2019 13:22 Nö. Im Studium werden Offiziere ausgebildet, nicht die Mannschaften - um es mal etwas überspitzt zu formulieren :) Allerdings muss jeder zukünftige Offizier zuvor auch die Mannschaftsgrade durchlaufen haben.)
Oder - es werden Offiziere ausgebildet die aber nie als Offiziere arbeiten, weil sie sich auf dem Schlachtfeld als Nieten erweisen... auch etwas überspitzt ;)

Ich denke mal es ist eigentlich alles gesagt worden und das es ein gewisses Grundwissen braucht, darüber sind sich ja auch alle einig. Ob nun berufliche Erfahrung oder theoretisches Hintergrundwissen eine größere Bedeutung hat, sei mal dahin gestellt. Beides ist sicher nützlich, aber kann man sich auch auf ganz unterschiedliche Arten aneignen. So oder so ist es aber nicht mehr als ein Mittel zum Zweck um die eigenen Ideen, oder die Anderer, dann auch zu verwirklichen.

VG
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Jalue
Beiträge: 1412

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von Jalue »

Als Nachtrag zum Thema, hier ein aktueller Fund. Eine gediegene Agentur sucht -zum wiederholten Mal- einen Videoproducer, Zitat: „Es handelt sich hierbei um eine Vollzeitstelle für einen erfahrenen, talentierten Produzenten/Regisseur“

https://dasauge.de/jobs/stellenangebote/fest/e578008

Die Anforderungen (auszugsweise):
Erfahrung im Shooting dokumentarischer Inhalte
Erfahrung als Kameramann/frau und im Editieren
Gesamtmanagement von Projekten, von Pre- bis Post-Production;
solide Researchfähigkeiten
Deutsch auf muttersprachler Niveau und verhandlungsfähiges Englisch ist Voraussetzung
Vollzeitgehalt: EUR 30.000,00/Jahr

Entspricht dem Durchschnittsgehalt eines Monteurs oder Maurers. So geht Fachkräftemangel ;-)



Alf302
Beiträge: 234

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von Alf302 »

Drum heißt es auch Hungerkünstler

Ein Monteur oder Maurer pfeift dir für 30ts was



Jan
Beiträge: 10027

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von Jan »

Da bekomme ich ja mehr im Verkauf und der ist schon unterbezahlt. Dann noch verhandlungssicheres Englisch, ich lache mit tot, was die Firmen für Wünsche haben und wie wenig sie zahlen wollen. Gesucht wird ein richtiger erfahrener Profi und bezahlt soll der werden wie ein einfacher Angestellter, der irgendwo anfängt ohne oder mit kleinen Vorkenntnissen.



CoreliaH
Beiträge: 14

Re: Fachkräftemangel hat die Filmproduktionsbranche

Beitrag von CoreliaH »

rdcl hat geschrieben: Do 29 Aug, 2019 15:42
wolfgang hat geschrieben: Do 29 Aug, 2019 15:33

Natürlich, da hast du recht. Was verdient denn bei euch ein Cutter wenn er anfängt so in etwa?
In München kenne ich einige Agenturen, die händeringend Editoren suchen. Ich kenne aber kaum einen Editor, der sich irgendwo fest anstellen lassen möchte. Geht mir persönlich auch nicht anders
Aus meiner Position (Fachkraft Schnittmeisterin) heraus, die 1,5 Jahre händeringend einen Job sucht, kann ich den Header dieses Thread's nur ebenso mild belächeln.

Raum Hamburg

Vor 2 Jahren bin ich aus Österreich nach Kiel gezogen, davor hatte ich durch eine Ausbildung zur Schnittmeisterin, in einer unabhängigen Filmproduktionsfirma in Wien, das Handwerk ausführlich und gründlich auf AVID erlernt und 3 Jahre Berufserfahrung gesammelt.
Mein ehemaliger Chef war an der Filmakademie, hat danach noch 5 Jahre Schnitt studiert und ist seit 15 Jahren in der Branche tätig. Er hat Ahnung von seinem Job und jede Menge Erfahrung, welche er an mich weitergab. Ich habe in der Zeit nicht nur geschnitten, ich habe aus 108 Bändern Rohmaterial konzipiert, war bei Drehtagen dabei, habe 9 Langzeitraffer Anlagen mit gewartet die 5 Jahre Wiens größte Baustelle bedienten, Dispos mit geschrieben, Kundenbesprechungen geführt und daran teilgenommen, Musiklizenzen angefordert, Drohnen Genehmigungen eingeholt (Passierschein A38), mit einem erfahrenen Redakteur zusammengearbeitet, und von ihm gelernt etc. etc. Das volle Programm eben.

Mir machten diese Produktionen eine Riesen Freude, dennoch möchte ich zukünftig lieber meinen Schnittplatz hüten und auf das ganze drumherum, wie direkt Vorort am Dreh, dankend verzichten. Ich habe tiefen Respekt vor dieser aufwendigen Arbeit, sich stundenlang die Beine in den Bauch zu stehen, sich den Hintern abzufrieren und am Ende geht es ja doch nur darum, eine Menge Zeugs von A nach B, rauf und runter, hin und wieder zurück zu schleppen, und wenn das Wetter nicht mitspielt, das Ganze an einem andren Tag nochmal, und nochmal und nochmal. In einem Rohbau mit 9 Stockwerken, wo Aufzüge noch nicht existieren, Treppen erst gebaut werden müssen, ein ohnehin schon entnervter Bauleiter einem am liebsten den Kopf abreißen möchte, weil man ihm sagen muss, dass seine Arbeiter für diese und jene Zeit, hier und da keine Hand anlegen dürfen. Oder seine Jungs mal wieder so schlau waren, den Strom zum Zeitraffer zu kappen, oder, oder, oder.

Mit all dieser Erfahrung im Gebäck bin ich nach Deutschland gekommen und habe es in 1,5 Jahren nicht geschafft, auch nur ansatzweise in die Nähe eines vernünftigen Editor Jobs zu kommen, wo mein relevantes Wissen im Schnitt oder sonstige Erfahrung auch nur irgendeine Rolle spielen würde.

Ich bin auch nicht auf den Kopf gefallen und war auch nicht untätig. Im Gegenteil, ich recherchiere täglich mehrere Stunden auf allen Plattformen, die ich im Netz finden kann, angefangen von den üblichen Verdächtigen über dasauge.de bis Crew United, Linkedin etc. inkl. den Firmenseiten selbst.

Seit 26.06.19 suche ich aktiv nach einer passenden Stelle. 37 Bewerbungen.
Anhand meiner bisherigen Berührungspunkte mit den Agenturen und Filmproduktionen in Hamburg bin ich etwas irritiert, verwirrt bis hin zu enttäuscht. Die herkömmliche Vorgehens- und Arbeitsweise hat nichts mit Schnitt zu tun, es geht zwar um News, Reportagen und Fernsehbeiträge, aber von Montage keine Spur. Ich weiß nicht ob ich traurig darüber sein soll, diese Stellen nicht bekommen zu haben, oder mich gar darüber freuen soll, dass ich mein Talent und Können dort nicht verschwende.

Wie auch immer. Irgendwo müssen diese Firmen, die Wert auf saubere und gute Arbeit legen ja sitzen! Wo schreiben diese ihre Stellen aus?
Ich finde eher euch und diesen Thread, als eine einzige renommierte Firma mit anspruchsvollen Produktionen, die aktuell einen Editor vom Fach in Festanstellung sucht!

Die Inserate aus München kann ich bestätigen, die habe ich auf mehreren Portalen gefunden, auf diese werde ich in den nächsten Monaten auch zurückgreifen, wenn das hier in Hamburg für mich weiterhin so verläuft. Ich bevorzuge den Süden eh dem Norden, da ist nicht nur das Wetter, sondern auch die Herzen der Menschen wesentlich wärmer. 

Was mich enttäuscht ist, dass ich in all dieser Zeit, keine einzige Stelle für Dokumentarfilm finden konnte. Etwas verwunderlich, wenn man bedenkt wie viele Dokus täglich im deutschen Fernsehen laufen. Hättet ihr einen Tipp? Als Wienerin kenne ich mich in euren Häusern bzw. bei euren Sendern nicht gut aus und ganz schlau wird man aus dem Internet auch nicht.

*edit
Ich sollte sagen, außerhalb von Berlin habe ich noch keine Stelle mit Dokus gefunden, Berlin kommt für mich nicht in Frage, dort gäbe es interessante Stellen. :)

Lg aus Kiel



Jott
Beiträge: 21802

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von Jott »

Vielleicht liegt's daran, dass Dokumentarfilmer inzwischen gerne selber schneiden - früher ging das finanziell nicht, AVID für 50.000 und mehr. Heute aber kostet ein Schnittplatz praktisch nichts mehr, ein mittelprächtiger Laptop reicht.



CoreliaH
Beiträge: 14

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von CoreliaH »

Das ist durchaus möglich und auch gut zu verstehen, würde ich ebenso, wenn ich es könnte.
Allerdings entstehen aus dieser Situation keine fehlenden Fachkräfte wie in dem Beitrag beschrieben, sondern eher fehlende Jobangebote.



dienstag_01
Beiträge: 13411

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von dienstag_01 »

Alleine schneiden gibt es sicherlich. Dass das die Mehrheit ist, kann man aber bezweifeln. Bei Dokumentarfilmen sitzt oft der Regisseur mit einem Cutter zusammen. Allerdings werden Jobs für anspruchsvolle Aufgaben eher über persönliche Kontakte vergeben. Würde ich denken.

Edit: Und das sind dann auch meistens Leute, die das studiert haben.
Zuletzt geändert von dienstag_01 am Mo 25 Nov, 2019 22:27, insgesamt 1-mal geändert.



CoreliaH
Beiträge: 14

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von CoreliaH »

Ich werde Hrn. Axel Kühn wohl am besten selbst anschreiben und nach den Cutter Stellen Fragen, welche denn so schwer zu besetzen sind.



Drushba
Beiträge: 2508

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von Drushba »

dienstag_01 hat geschrieben: Mo 25 Nov, 2019 20:03 Bei Dokumentarfilmen sitzt oft der Regisseur mit einem Futter zusammen.
Mach ich auch gerade. Mein Futter sind Cheese-Nachos von Aldi. Schlimm für die Tastatur. )

Aber ich denke, beim Fachkräftemangel handelt es sich nicht um ein Mangel an Bewerbern für die geregelten Jobs im Warmen, Trockenen. Cutter, Coloristen, Mischtonmeister gibt es wirklich zuhauf. Was fehlt, sind Beleuchter, Setaufnahmeleiter, Tonleute etc., die gerne bei Regen und Kälte mit völlig verpeilten Regisseuren und schlecht gelaunten ALs die Umbaustunden totschlagen, kaum was in die Rentenkasse einzahlen können und sich zu Hause fragen lassen müssen, warum der Cousin/Schwager/Nachbar immer mit neuem Firmenwagen und vier Fernurlauben pro Jahr um die Fichte kommt.)
Das mit dem guten Angebot an Studioarbeitern soll jetzt der oben fragenden Cutterin nicht den Mut nehmen, es dauert halt ein wenig länger und am Ende gelingt der Einstieg nur über Qualität. Vielleicht einfach mal was selberdrehen? Im dokumentarischen Bereich gibts schon einige Preise zu gewinnen und das macht sich immer gut, weil es zeigt, dass man was Besonderes kann...)
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



dienstag_01
Beiträge: 13411

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von dienstag_01 »

Sorry, ich meinte nicht Futter sondern Cutter ;) Ist verbessert.



srone
Beiträge: 10474

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von srone »

@ die suchende cutterin,

willkommen im haifischbecken, produktionsablauf deutschland, die meisten dok-filmer sind gezwungen selber zu schneiden, weil alles andere nicht bezahlbar ist, aber extrem helfen würde...;-)

bleib dran, vielleicht findest du das richtige, durchhaltevemögen - kann frustieren, aber letztendlich auch zum ziel führen...:-)

lg

srone
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dosaris
Beiträge: 1701

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von dosaris »

Drushba hat geschrieben: Mo 25 Nov, 2019 21:37 ... beim Fachkräftemangel handelt es sich nicht um ein Mangel an Bewerbern für die geregelten Jobs...
nicht zu vernachlässigen die Eigen-Promo, um zu signalisieren:
Seht her, wir expandieren, wir stellen ein, uns geht es gut, usw.
Nun kommt mal mit den Aufträgen rüber.

Diese Art von Werbung ist kostengünstiger als ständig Werbung zu schalten und
den virtuellen Fachkräftemangel muss es auch nicht wirklich gegeben haben.



CoreliaH
Beiträge: 14

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von CoreliaH »

Alles gut, ich habe es mir auch nicht ganz so einfach vorgestellt, ala hier bin ich, kann losgehen! Ich habe laufend Vorstellungsgespräche. Material zur Beurteilung meiner Arbeitsweise ist weitgehend vorhanden und wächst stetig. Heutzutage einen passenden Job zu finden ist wohl in jeglicher Branche schwierig geworden oder es kommt einem schwieriger vor, durch die erwähnte Eigen-Promo. Die schlägt sich ja schon in den beschriebenen Aufgabengebieten nieder, da denkt man "yes, verdammt geiler Job, den will ich unbedingt haben!"

Beim Probetag stellt sich dann etwas ganz anderes heraus. Und beim Gehaltswunsch natürlich ebenso. Es ist die pure Verschwendung von Aufwand, Energie, Zeit (diese würde ich lieber noch einen dok-filmer schenken) und natürlich von gesundem Optimismus, der einen bei der Stange hält. Diese ganzen Luftschloss-Nummern würde man sich eben am liebsten einfach nur ersparen. Man wird klüger, den Sprung zu den guten Stellen habe ich noch nicht geschafft. Aber ich denke, ich bin auf einen guten Weg dahin.

Immerhin hatte ich die Zeit dazu, mich endlich ausgiebig in AE und Cinema weiterzubilden. AVID läuft mittlerweile am eigenen pc, mit unserer Drohne sind wir auch sehr viel in den Bergen geflogen, was wiederum jede Menge Material zum Schneiden bedeutet. Ich bin auch an diesen NoBudget Sachen auf Crew United dran, ich nehme es positiv. Aufgegeben wird ein Brief.

Der einzige Grund warum ich mich hierüber mit beschwere ist, ich habe da so ein Gefühl etwas Wichtiges hierzulande zu übersehen. Falsche Portale, irgendwo nicht registriert etc. und wenn man dann noch in einem Artikel liest, omg.. die Cutter gehen aus, dann denkt man defintiv, etwas grundlegend falsch zu machen :D


ok, ich kann auch Tacheles reden..
Ich werde das Gefühl nicht los bei den ganzen Bewerbungsprozessen auf sehr hohem Niveau hinters Licht geführt zu werden, um nicht vera***t zu sagen.
Bitte sagt mir, dass es irgendwo da draußen noch groß gewachsene Kameraleute gibt, die den Weißabgleich beherrschen, Rissschwenks und Closeups abdrehen und einen mit Rohmaterial überhäufen, das nur darauf wartet sauber montiert zu werden. Pacing und Timing weiterhin eine wichtige Rolle spielt, Musik noch durchgehend in "ganzen Gerüsten" geschnitten, und mit genialen Übergängen versehen wird. Ich glaube, das ist, was ich hier gerne hören möchte. Und wenn AVID so billig geworden ist, warum schneiden dann ALLE nur noch mit PR? Ja, ich kenne die Vorteile von PR.. dennoch.



rdcl
Beiträge: 1634

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von rdcl »

Erster Eindruck wenn man deine Posts hier liest: Du bist stehengeblieben, während die gesamte Medienwelt sich weitergedreht hat. Die Arbeitsweise die du suchst wird heutzutage eher nur noch in Projekten ab großen sechsstelligen Budgets zu finden sein. Und um da reinzukommen reicht der Lebenslauf bzw. die Kontakte dann evtl. doch nicht aus.
Anders ausgedrückt, auch wenn es hart klingt: Als Editor ist es viel wichtiger was du gemacht hast, als wie und wie lange.



Frank Glencairn
Beiträge: 22700

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von Frank Glencairn »

dosaris hat geschrieben: Mo 25 Nov, 2019 23:42
Drushba hat geschrieben: Mo 25 Nov, 2019 21:37 ... beim Fachkräftemangel handelt es sich nicht um ein Mangel an Bewerbern für die geregelten Jobs...
nicht zu vernachlässigen die Eigen-Promo, um zu signalisieren:
Seht her, wir expandieren, wir stellen ein, uns geht es gut, usw.
Nun kommt mal mit den Aufträgen rüber.

Diese Art von Werbung ist kostengünstiger als ständig Werbung zu schalten und
den virtuellen Fachkräftemangel muss es auch nicht wirklich gegeben haben.
Wenn ich ein potentielle Kunde wäre, würde mir diese Art von "Werbung" wohl eher signalisieren: Finger weg, sie sind unterbesetzt.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



CoreliaH
Beiträge: 14

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von CoreliaH »

rdcl hat geschrieben: Di 26 Nov, 2019 07:07 Erster Eindruck wenn man deine Posts hier liest: Du bist stehengeblieben, während die gesamte Medienwelt sich weitergedreht hat. Die Arbeitsweise die du suchst wird heutzutage eher nur noch in Projekten ab großen sechsstelligen Budgets zu finden sein. Und um da reinzukommen reicht der Lebenslauf bzw. die Kontakte dann evtl. doch nicht aus.
Anders ausgedrückt, auch wenn es hart klingt: Als Editor ist es viel wichtiger was du gemacht hast, als wie und wie lange.
Jap, diesen Eindruck habe ich auch gewonnen. Bleibt an diesem Punkt die Entscheidung, ob man es weiterhin auf sich nimmt dahin zuarbeiten, oder dann lieber doch zu Motion Design wechselt. Bei den angebotenen Arbeiten bin ich einfach schlichtweg unterfordert. Das kann man mal machen, aber auf dauer wird es mich wohl nicht glücklich machen. Da ist es natürlich zum Überlegen auf AE und Animation zu wechseln.



nic
Beiträge: 2028

Re: Fachkräftemangel in der Filmproduktionsbranche

Beitrag von nic »

Das was du suchst, gibt es schlichtweg so gut wie nicht.

Dein idealer Arbeitgeber würde so viel (hochwertig dokumentarisch oder szenisch) drehen, dass es sich lohnen würde eine reine festangestellte Schnittmeisterin zu bezahlen. Die entsprechenden Budgets wären recht hoch, ebenso der Anspruch. Das heißt, sie müssten auch mehrere Regisseure und Produktionsteams angestellt haben und Projekte parallel erarbeiten. Dann müssten sie auch noch alle Projekte daraufhin eintakten, dass eine Person den Schnitt auch schön sequentiell stemmen kann. Und dann müssten auch noch alle Regisseure wirklich mit dir arbeiten wollen und nicht einfach mit denen, mit denen sie bisher (auf Projektbasis) gearbeitet haben.

Ich denke: Eine Festanstellung im Postbereich kannst du als Schnittmeisterin im TV-Bereich finden (schnell, schnell), bei (Werbefilm-)Produktionsfirmen als Postproduktionsmultitalent (Schnitt, Motion Design, Animationen, Grading) oder als Spezialist/in in reinen Posthäusern als Colorist, Motion Designer oder in einer Sparte der 3D-Animation.

Wenn du an hochwertigen Dokus und szenischen Projekten arbeiten möchtest, bleibt dir (meiner Meinung nach) nur der (steinige) Weg als Freelancer. Nur: Da sind deine Ausbildung und dein Anspruch relativ irrelevant. Du brauchst Kontakte, ein überzeugendes Portfolio, Kontakte und Kontakte.



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