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"Halber" Drehtag - Berechnung/Definition



Filmen als Beruf: Hier geht´s um Themen wie: Tarifliches, Kundenkommunikation, Abnahmen und wieviel man für bestimmte Aufträge verlangen kann
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rainermann
Beiträge: 1722

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von rainermann »

Sprach beim Dreh mit einem freien Team des ZDF - die beiden (Cam+Ton) würden auch keine halben Tage berechnen. Achso - und meine 850,-/Tag inkl. FS7 gängen bei "kleineren Sachen" gerade noch (als einzelner Kameramann). Sonst eher höher. Werd das auch noch mal neu überschlagen. Bisher mach ich dafür ja meist auch noch mit Regie/Kamera in einem, wenn es um komplette Aufträge geht.



speven stielberg
Beiträge: 311

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von speven stielberg »

Mal wieder so ne Überlegung von mir ...

Ich selbst rechne so: Ein Monat hat zwanzig Arbeitstage. Wenn ich, als One-Man-Show, 50 Euro pro Stunde bzw. 400 Euro pro Tag berechne, dann komme ich auf 8000 Euro im Monat. Das wäre dann weit über dem Doppelten des durchschnittlichen Netto-Monatseinkommens der Deutschen.

Und ich wundere mich tatsächlich, wie andere meinen 1000 Euro pro Tag abrechnen zu können. Nach meiner Rechnung kämen die dann auf 20000 Euro im Monat ... Die Argumentation für solch phantasievolle Rechnungen ist dann immer "man hat als Unternehmer ja auch Kosten". Trotz Abzug der Kosten, kommt man bei 20000 aber sicherlich noch auf ein sehr üppiges Monats-Einkommen.

Also entweder ist Gier wirklich keine Krankheit, die nur Top-Manager heimsucht, oder Leute, die meinen 1000 Euro am Tag verlangen zu müssen, haben nur zwei Aufträge im Monat. Klar, wenn ich 3000 Euro im Monat brauche um meine Kosten zu decken und nur für drei Tage Arbeit habe, muss ich natürlich 1000 Euro pro Tag berechnen ... :-)



pillepalle
Beiträge: 8414

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von pillepalle »

@ spieven stilberg

Die Überlegung ist leider völlig realitätsfern. Mit Ausnahme von quasi Angestellten mit Dauerkunden, oder Scheinselbstständigen, arbeitet kein Freiberufler 20 Tage im Monat. Man hat immer vor und nacharbeiten zu einem Job und ist häufig für einen Job den man einen Tag macht tatsächlich zwei bis drei Tage beschäftigt. Insofern relativiert sich dann auch ein Honorar von, sagen wir mal 2000,-€ am Tag. Vom unternehmerischen Risiko ganz zu schweigen. Das muss man auch mit einkalkulieren. Um wirklich 20 Tage im Monat zu arbeiten braucht es Mitarbeiter die einem zuarbeiten. Das geht dann nicht mehr als Einzelkämpfer. Wann soll man denn Aquirieren, die Buchhaltung, Organisation, oder Instandhaltung machen?
Es ist einfach ein bisschen naiv zu denken als Filmer/Fotograf würde man den ganzen Tag nur mit der Kamera in der Hand rumlaufen.

VG
Meine Lieblingsfilme:
Es war ein Mahl in Amerika
Molkerei auf der Bounty
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filmmin
Beiträge: 17

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von filmmin »

Ergänzend zu pillepalle für @spieven stilberg

Aus dem TV Bereich:
Durchschnittlich arbeiten EB-Firmen über das Jahr ca. 13 Tage im Monat (Info über BVFK)

Als Arbeitgeber:
Meine Mitarbeiter (nicht die Einsteiger) erhalten einen Stundenlohn zwischen 18,50 und 25,00 € brutto + Lohnnebenkosten.
Nehmen wir die 18,50 € * 172 Stunden (Vollzeit) * 12 Monate * 1,3 (30 % für die Lohnnebenkosten) = ca. 50.000 € Kosten

Bei 50 € pro Stunde müsste mein Mitarbeiter 10,5 Tage arbeiten um auf Null zu kommen.
Aber es gibt weitere Kosten:
+ Büro (Arbeitsplatz, Rechner, Strom, Internet)
+ Equipment (Kamera, Ton, Licht etc. - Anteilig wenn er z.B. nur Redaktion machen würde)
+ 13 Gehalt ?!
+ Ausfall Urlaub / Krankheit
+ KFZ Kosten (oder wie kommt er zum Kunden ? )
+ Vertrieb (woher kommen die ganzen Aufträge?)
+ Buchhaltung und Abrechnung
+ Risiko

Ich will aber auch Gewinn machen und er kostet mich Zeit (ich verdiene in dieser Zeit nichts bzw. muss das mit einrechnen).

Wir machen mal Jobs mit viel und mal mit wenig Budget, aber unterhalb von 75 € / Std. sollte man eine Fachkraft nicht kalkulieren und wir kalkulieren auch höher.

Wer als Selbständiger denkt man kommt mit weniger aus, der wird immer Einzelkämpfer bleiben !

Gruß, Flo



speven stielberg
Beiträge: 311

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von speven stielberg »

Deshalb hab ich ja auch geschrieben, dass ich das als Einzelkämpfer so sehe und mache.
Als Arbeitgeber mit Angestellten ist das natürlich was ganz Anderes.
Und natürlich auch bei mir als Einzelkämpfer, wenn ich andere mit ins Boot nehme. Ich koste allein 400 Euro pro Tag. Zwei Mann kosten 800 Euro pro Tag, usw ...

Und ja, auch Respekt vor allen Arbeitgebern. Mir wäre das viel zu viel Gedöns. Ich bin seit zwanzig Jahren Einzelkämpfer und bleibe das auch wirklich gerne.
Zuletzt geändert von speven stielberg am Mi 14 Aug, 2019 13:13, insgesamt 1-mal geändert.



rainermann
Beiträge: 1722

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von rainermann »

speven stielberg hat geschrieben: Mi 14 Aug, 2019 12:22 Wenn ich, als One-Man-Show, 50 Euro pro Stunde bzw. 400 Euro pro Tag berechne...
Ich schaffe mir keine 30000,- Ausrüstung an, mache nach 4 Jahren Studium und zig zig Praktikas und Assi-Jobs mein Diplom, um mich nach 25 Berufsjahren für den Lohn eines Dachdeckers (bei allem Respekt vor deren Arbeit!) zu verkaufen. Das hat nichts mit Gier zu tun - ob jetzt 750,-/Tag oder 1000,- sei dahingestellt. Rest wurde bzw. wird hier von Kollegen bestimmt noch ergänzt.



speven stielberg
Beiträge: 311

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von speven stielberg »

ein Dachdecker verdient 50 Euro? Wo?



rainermann
Beiträge: 1722

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von rainermann »

pillepalle hat geschrieben: Mi 14 Aug, 2019 12:44 Man hat immer vor und nacharbeiten zu einem Job und ist häufig für einen Job den man einen Tag macht tatsächlich zwei bis drei Tage beschäftigt. Insofern relativiert sich dann auch ein Honorar von, sagen wir mal 2000,-€ am Tag.
Eben, und da sind wir wieder bei den obskuren "halben" Drehtagen. Mit allen Vor- und Nacharbeiten auf die Stunde gerechnet bin ich dann z.B. oft doch gerade wieder mal beim von mir angesprochenen Dachdecker und nicht zu selten auch weit darunter. Im Moment rechne ich das Material von heute Morgen raus. Das war der halbe Drehtag. Der Mac ist am "schaffe", FCPX belegt. Hinter mir ein Wust an Technik, die vom nassen Gras/Morgentau gesäubert werden muss und gleich will ein Kunde mit mir skypen, wärend ich am liebsten ins Bett gehen würde (Drehbeginn war 7:00, Abfahrt 6:30, Kinder meckerten von 22:00 bis 2:00). Also kuck ich mal, was in slashcam so los ist und putz dann halt weiter. :) Bezahlt wurde... ein halber Drehtag, 4 Stunden. Klar, ist das Glas halbleer oder halbvoll - kann man drehen, wie man will.



rainermann
Beiträge: 1722

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von rainermann »

speven stielberg hat geschrieben: Mi 14 Aug, 2019 13:17 ein Dachdecker verdient 50 Euro? Wo?
50-65,- habe eben mal gegoogelt, um was konkretes als Beispiel zu haben.
https://kostenguide.de/handwerker-stundenlohn/



Frank Glencairn
Beiträge: 22704

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von Frank Glencairn »

Grob kann man sich auf den Tariflohn für die Kalkulation beziehen, das wären 3000,- die Woche - natürlich muß man noch die Abgaben (KK/Sozialversicherung etc.) dazu rechnen die der Arbeitgeber ja auch zahlen muß, also sagen wir mal 4000,- die Woche, bei einem 8 Stunden Tag, das wären dann 100,- pro Stunde, was weder gierig noch unverschämt ist. Da Selbständige noch zusätzliche Kosten haben, die ein angestellter Kameramann nicht hat, sind auch 150 absolut im Rahmen.

Die Frage ist, ob man sich überhaupt auf Stundenkalkulationen einlassen sollte, oder lieber Projektbezogen arbeitet, und nur Zusätzliche Arbeiten zu einem Stundensatz abrechnet.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



rainermann
Beiträge: 1722

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von rainermann »

Frank Glencairn hat geschrieben: Mi 14 Aug, 2019 13:27 Die Frage ist, ob man sich überhaupt auf Stundenkalkulationen einlassen sollte, oder lieber Projektbezogen arbeitet, und nur Zusätzliche Arbeiten zu einem Stundensatz abrechnet.
So mach ich's im Grunde auch. Ich sag dem Kunden, das und das brauche ich an Zeit und mach ihm dann einen Pauschalpreis mit genau definiertem Angebot. Dem ist das ja auch wurscht, ob ich 2 oder 3 oder 4 Tage am Schnitt sitze. Schnitt ist bei Kleinzeugs oft tatsächlich ein kompletter Tag plus evtl. nochmal überschlafen, 1-2 Std. drüberschauen, nachkorrigieren. Im Angebot steht dann "Schnitt / pauschal / basierend auf 1 Tag" oder so und fertig. Der Puffer ist dann da schon drin.



klusterdegenerierung
Beiträge: 27315

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von klusterdegenerierung »

Jalue hat geschrieben: Mi 14 Aug, 2019 09:44 So ist es. Letztlich bist du jetzt zwei Tage für die im Einsatz, kassierst nach dem 50% Modell aber nur ein Tageshonorar.
Das ist diese unglaublich dumme und kurzsichtige Ansicht der Thematik und auch die daumen hochler haben es immer noch nicht verstanden!

Wer den Aufwand, welchen auch immer, wie immer das baby heißt, ob "halber" oder "ganzer" Tag, nicht in Rechnung stellt und am Ende des Tage 6 Stunden arbeitet und nur 4 berechnet, dem kann man echt nicht helfen.

Das mit den "halben" Tagen ist doch nur eine Bezeichnung für einen gewissen Zeitraum, aber diesen sollte man dann aber bitteschön auch korrekt abrechnen können, kann man das nicht, ist da was schief gelaufen.

Wer also 2 halbe Tage im finanziellen zu einem ganzen macht, der hat die Rechnung immer noch nicht verstanden!

Beispiel:
2x 4Std halbe Tage = 2x 4 Std. plus 2x alle anfallenden sonstigen Kosten.
1x 8Std ganzer Tag = 1x 8Std. plus 1x alle anfallenden sonstigen Kosten.
2x 6Std. halbe Tage = 2x 6Std. plus 2x alle anfallenden sonstigen Kosten, statt 2x 4std. plus 1x aller anfallende sonstigen Kosten.

Kann doch so schwer nicht sein.
"Was von Natur aus flach ist, bläht sich auf!"



speven stielberg
Beiträge: 311

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von speven stielberg »

Frank Glencairn hat geschrieben: Mi 14 Aug, 2019 13:27 das wären dann 100,- pro Stunde, was weder gierig noch unverschämt ist. Da Selbständige noch zusätzliche Kosten haben, die ein angestellter Kameramann nicht hat, sind auch 150 absolut im Rahmen.
Bei Einzelkämpfern??? Dann ist es wirklich kein Wunder, dass diese Gesellschaft langsam aber sicher vor die Hunde geht, wenn alle Menschen solch größenwahnsinnige Vorstellungen für "fair und gerecht" halten.

Edit: und wahrscheinlich sind das dann auch die Typen, die 20 Euro für ein Kilo Fleisch für zu teuer halten und die zum 10-Euro-Friseur gehen ... :-(



Jott
Beiträge: 21802

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von Jott »

Ist eine Frage der Selbstachtung, welche Preise man aufruft. Ist auch Marketing: "huch, wenn der so teuer ist, muss er auch sehr gut sein"!

Wieso geht die Gesellschaft vor die Hunde? Wenn der Loser-Anwalt, der den Einspruch gegen dein Radarfoto schreibt, 180 Euro die Stunde nimmt, passiert irgendwie auch nichts, oder?
Zuletzt geändert von Jott am Mi 14 Aug, 2019 16:54, insgesamt 1-mal geändert.



Alf302
Beiträge: 234

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von Alf302 »

Fleisch das Kilo füer 20 Eur0 ?
weit gefehlt, den threads dieser Woche zur Folgel bringen die hier vertretenen "Creariven" ihre Produkte
weder auf Scheibe, noch ins Fernsehen noch haben sie ihre Honorare im Griff



pillepalle
Beiträge: 8414

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von pillepalle »

speven stielberg hat geschrieben: Mi 14 Aug, 2019 16:37 Bei Einzelkämpfern??? Dann ist es wirklich kein Wunder, dass diese Gesellschaft langsam aber sicher vor die Hunde geht, wenn alle Menschen solch größenwahnsinnige Vorstellungen für "fair und gerecht" halten.

Edit: und wahrscheinlich sind das dann auch die Typen, die 20 Euro für ein Kilo Fleisch für zu teuer halten und die zum 10-Euro-Friseur gehen ... :-(
Das hat nichts mit Größenwahn zu tun, sondern mit gerechter Entlohnung. Wenn Du Spaß an Selbstausbeutung hast, kannst Du gerne auch zu Dumpingpreisen arbeiten. Aber erwarte das nicht auch von allen anderen ;) Warum soll ich mich für einem großen Konzern (oder wem auch immer) Krum machen, oder Geschenke verteilen? Das sind keine gemeinnützigen Vereine und die machen in der Regel größere Profite als ich. Es wird niemand gezwungen mit mir zusammen zu arbeiten.

VG
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speven stielberg
Beiträge: 311

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von speven stielberg »

Jott hat geschrieben: Mi 14 Aug, 2019 16:50 Ist eine Frage der Selbstachtung, welche Preise man aufruft. Ist auch Marketing: "huch, wenn der so teuer ist, muss er auch sehr gut sein"!
Wieso geht die Gesellschaft vor die Hunde? Wenn der Loser-Anwalt, der den Einspruch gegen dein Radarfoto schreibt, 180 Euro die Stunde nimmt, passiert irgendwie auch nichts, oder?
Also über Anwalts-Honorare müssen wir natürlich erst gar nicht sprechen! Wobei ...
Viele Anwälte treten ja eben - wie Du sagst - sogar NOCH großkotziger auf. Komischerweise suchen Sie dann aber Beschäftigungen wie Massenabmahnungen. Sollte es hier eine Parallele geben? Größenwahnsinnige, die nichts zu tun haben ... ? :-)



pillepalle
Beiträge: 8414

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von pillepalle »

Die Gesellschaft verändert sich, aber sicher nicht aufgrund von ein paar Freiberuflern. Den meisten geht es wohl eher wie im Hamsterrad und statt selber da heraus zu wollen, wundern sie sich warum es ein paar sogenannte 'Großenwahnsinnige' gibt die da nicht rein wollen.

VG
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Jott
Beiträge: 21802

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von Jott »

Die "großkotzigen" Anwälte nehmen 400/Stunde. So wie ein Berater bei einer mittelprächtigen Werbeagentur.
Der Strafzettelanwalt lebt ganz sicher nicht auf großem Fuße.

Aber wo ist denn das Problem, wenn einer für 20 Euro die Stunde arbeitet/filmt, der andere für 150? Die Spanne ist normal - bekannte Leute am oberen Ende der Skala, frischgebackene Hipster mit Knipse und Gimbal am unteren Ende. Der Kunde wählt.



speven stielberg
Beiträge: 311

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von speven stielberg »

Jott hat geschrieben: Mi 14 Aug, 2019 17:28 Die "großkotzigen" Anwälte nehmen 400/Stunde. So wie ein Berater bei einer mittelprächtigen Werbeagentur.
Und das Erschreckende ist, dass die nicht mal ein schlechtes Gewissen haben.
Jott hat geschrieben: Mi 14 Aug, 2019 17:28 Aber wo ist denn das Problem, wenn einer für 20 Euro die Stunde arbeitet/filmt, der andere für 150? Die Spanne ist normal - bekannte Leute am oberen Ende der Skala, frischgebackene Hipster mit Knipse und Gimbal am unteren Ende. Der Kunde wählt.
Seh ich auch so. Und eigentlich können wir es auch dabei belassen. Mir wird nur bei Sprüchen wie "100 Euro die Stunde ist ganz normal" kotzübel. Das ist der Unsinn, der auf Youtube verbreitet wird und den sich Millionen junger Menschen anschauen, die den Mist dann tatsächlich für "normal" halten ...



Jott
Beiträge: 21802

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von Jott »

Wenn du selbständig sein solltest, wirst du im Lauf deines Lebens noch merken, wieso der Mist normal ist.



speven stielberg
Beiträge: 311

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von speven stielberg »

Seit 20 Jahren. Du?



Jott
Beiträge: 21802

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von Jott »

Länger.



speven stielberg
Beiträge: 311

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von speven stielberg »

Ich möchte mich hier nicht als Moralapostel aufspielen. Aber im Prinzip ist es mit dem selbstgewählten Einkommen wie mit den Mieteinnahmen. Es gibt Menschen, die NICHT rausholen, was der Markt hergibt. ICH mag solche Menschen. Klar, für viele sind solche Menschen heute Vollidioten ...



Alf302
Beiträge: 234

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von Alf302 »

Siehs mal so.
die Firma oder der Aufraggeber möchte mit dem bestellten Image oder Werbefilm mehr Umsatz machen
Klappt das, wer zahlt dann das Honorar für den Filmer ?
Es stellt sich also nicht die Fragem was kostet es, sondern was bringt es.



pillepalle
Beiträge: 8414

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von pillepalle »

speven stielberg hat geschrieben: Mi 14 Aug, 2019 18:30 Ich möchte mich hier nicht als Moralapostel aufspielen.
Keine Sorge, das hat nichts mit Moral zu tun. Das kann ja auch jeder so halten wie er möchte. Wenn es einem wirklich um's Geld ginge, sollte er lieber Investmentbänker, oder Manager in einem großen Konzern werden und nicht Kreativer. Ich kenne genug Leute die unzufrieden sind und über Jobs klagen die sich nicht lohnen und Kunden die immer mehr von ihnen fordern. Wenn man es mit sich machen läßt, braucht man sich am Ende aber auch nicht darüber wundern. Man muss dem Gegenüber einfach klar machen wo die persönliche Grenze ist und was einem die eigene Lebenszeit wert ist.

VG
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Dune - Der Würstchenplanet



Jott
Beiträge: 21802

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von Jott »

Speven, ich hatte gerade eine Anfrage von einer Filmproduktion, die demnächst ein paar Porsche-Werbespots dreht. Die suchen noch qualifiziertes Personal, weil’s kompliziert ist, haben aber leider, leider kein Budget mehr übrig (kicher). Soll ich dich vermitteln? Mehr als 10-15 Euro/Std. und mittags eine halbe Pizza liegen da garantiert nicht drin. Absolut moralisch. Soll ich dich vermitteln?



Frank Glencairn
Beiträge: 22704

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von Frank Glencairn »

speven stielberg hat geschrieben: Mi 14 Aug, 2019 17:38 Mir wird nur bei Sprüchen wie "100 Euro die Stunde ist ganz normal" kotzübel. Das ist der Unsinn, der auf Youtube verbreitet wird und den sich Millionen junger Menschen anschauen, die den Mist dann tatsächlich für "normal" halten ...
100,- ist der Tariflohn für Kameramänner laut Verdi Tabelle.

Das Problem ist nicht Youtube, sondern Geiz-ist-Geil Typen wie du, die sogar den Tariflohn unterbieten wollen, und das auch noch toll finden.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



klusterdegenerierung
Beiträge: 27315

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von klusterdegenerierung »

Keine Ahnung was ihr ihm andichten wollt, hat er irgendwo einen Preis genannt oder hat er einfach nur gesagt das es ihm lieber ist ein gerechten Lohn zu fordern, statt wie eine Heuschrecke übers land zu ziehen?

Ich habe keine Ahnung warum das Thema immer so latend agro und kompromittierend geführt wird und warum User mit einer anderen Preis oder Moralvorstellung doof kommen muß.

Zudem gibt es ja auch die die noch eher am Anfang stehen und noch nicht so viel nehmen können.
Wenn Frank 150 und mehr nimmt ist das sicherlich gerechtfertig, erst Recht wenn man in Bayern lebt.
Macht das mal in Hamm oder Duisburg, da sieht das wieder anders aus, ausserdem muß man sich erstmal einen Namen machen.

Ich würde sagen wir beruhigen uns alle mal und machen uns nicht über speven lustig, denn er ist garantiert nicht der einzige der fair nicht verhungern möchte!
"Was von Natur aus flach ist, bläht sich auf!"



Jott
Beiträge: 21802

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von Jott »

Er hat seinen Preis genannt.

Die von Frank erwähnten Verdi-Tarife sind dagegen der Mindestlohn und gelten explizit auch schon für Berufsanfänger.

Ob man sich jetzt darüber schieflacht, die Bemühungen von Verdi absolut unmoralisch findet (mal was Neues aus Arbeitnehmersicht) oder doch mal anfängt nachzudenken, welche Rechnung dahinter steht, bleibt jedem selbst überlassen.



nic
Beiträge: 2028

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von nic »

100 Euro pro Stunde klingen nach viel, sind es aber nicht.



filmmin
Beiträge: 17

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von filmmin »

Ich finde was auch noch mal erwähnt werden sollte, ist das Thema Steuern.

Ab einer gewissen Summe im Jahr zahlt man viel Geld an den Staat, egal ob man für 50 € die Stunde viel oder für 100 € weniger gearbeitet hat - egal ob als Einzelkämpfer oder als Firma.
Der Unterschied - es lohnt sich dann nicht mehr für 50 € zu arbeiten, weil von einer Stunde so viel überbleibt, als wenn man in der Tanke die Nachtschicht macht. Das geht dann aber auf 450 € Basis und weitestgehend steuerfrei.

Der Staat zieht sich im nächsten Jahr dann schon mal eine Vorauszahlung, für die dir die Bank bei deinen 50 € die Stunde keinen Cent gibt und weil das Jahr schlecht angelaufen ist, machst du dann deinen Laden zu.

Weiterer Ansatz:
Firmenwagen - Kauf, Leasing, Finanzierung - egal. Aber wie viel arbeitet man denn für einen VW Passat, Bulli oder was auch immer. So ein Auto kostet mit Versicherung, Steuern, Wartung gerne mal 500€+ im Monat und das sollte auch im Verhältnis zum Stunden/Tagessatz stehen. Wenn man dann auch mal eine Nummer höher gehen will, kann es nicht sein im Monat 2-3 Tage dafür arbeiten zu müssen.

Zu den anderen Gewerken: mag sein das ein Handwerker, Gartenlandschaftsbauer oder Maler bei 45-60 € / Std. liegt, aber die Projekte sind viel größer (bei Firmen die sich einen Film leisten können, nicht bei Ein-Mann-Buden) und die Gehälter liegen auch niedriger als bei uns.

Wenn eine Firma dann mal eben alle Fahrzeuge säubert, die Grünanlage und den Betriebsanstrich für ein Drohnenbild erneuert, war das teurer als das Drehteam für den Tag!

Noch kurz zum Stundensatz:
Wer gutes Equipment hat (keine Arri oder Red), ein akzeptables Auto fährt, Rücklagen bildet, seine Altersvorsorge vernünftig anspart oder einzahlt (min. 300 € im Monat) und das Finanzamt bedienen will - der braucht mindestens(!) den 3-fachen Umsatz seines Wunschlohns.



Jalue
Beiträge: 1412

Re: "Halber" Drehtag - Berechnung/Definition

Beitrag von Jalue »

klusterdegenerierung hat geschrieben: Mi 14 Aug, 2019 15:44
Das ist diese unglaublich dumme und kurzsichtige Ansicht der Thematik und auch die daumen hochler haben es immer noch nicht verstanden!

Kann doch so schwer nicht sein.
Offenbar doch, zumindest für dich. Keine Ahnung, wo du so unterwegs bist, aber üblicherweise (und Formen temporärer Anstellung mal ausgespart) gibt es zwei Abrechnungsmodelle:

Erstens: Man handelt mit dem Kunden einen Pauschalbetrag für die Leistung X aus. In dem Fall stellt sich die Frage mit halben oder ganzen Tagen nicht, wie lange du brauchst, ist dein Problem.

Zweitens: Der Kunde bucht einen für ganze - oder eben für halbe Schichten. Dabei trifft man natürlich Regelungen für den Fall, dass der vereinbarte Umfang (10 Stunden/5 Stunden ...) überschritten wird.

Ändert aber nichts daran, dass halbe Schichten aus besagten Gründen für den Auftragnehmer ungünstiger sind und deshalb mit einem höheren Satz pro Einheit abgerechnet werden sollten. Ein übliches kaufmännisches Verfahren, nicht nur in der Medienbranche.

Aus deinen Verbalinjurien schließe ich aber, dass dich das massiv zeckt. Gehörst du vielleicht zu den lieben Kollegen, die Assistenten o.ä. am liebsten stundenweise einkaufen, so nach dem Motto: "Morgen nur ein Interviewdreh, ich zahle dir 40 für die zwei Stunden" ? Dann ist dein Ärger verständlich. Schließlich bringen wir das Personal hier nur auf dumme Gedanken ;-)

In dem Zusammenhang noch ein paar Worte zur "Gier-Debatte". Der Vorstellung, dass man als Selbständiger mit einem Tageshonorar von 600-800 Euro in Geld schwimmt, ist so schlicht, dass es schmerzt. Trotzdem begegnet man ihr immer wieder, sogar bei erfahrenen, fest angestellten Branchenprofis.

Ich tausche gerne mal mit so einem Experten den Platz, am liebsten mitten im Weihnachtsloch. Die Umsätze rauschen in den Keller, zufällig reißt die Steuerkette im PKW, die Kamera muss in die Wartung und das Finanzamt fordert zeitgleich Nachzahlung, höhere Vorauszahlung und nachträglich angepasste Vorauszahlungen. Ich wünsche viel Spaß - derweil ich auf dem warmen Bürostuhl meines "Tauschpartners" beiläufig checke, ob das Weihnachtsgeld schon eintrudelt ist, bevor ich mich der Planung meines Sabbaticals widme - nicht ohne vorher auf der Weihnachtsfeier ausgiebig über "gierige Freie" gelästert zu haben.



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