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Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?



Filmen als Beruf: Hier geht´s um Themen wie: Tarifliches, Kundenkommunikation, Abnahmen und wieviel man für bestimmte Aufträge verlangen kann
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McCloud
Beiträge: 1

Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von McCloud »

Hey,

ich werde demnächst einen mehrtägigen Dreh haben, dH. mit Übernachtung haben (zum ersten Mal).

Habe bisschen das Thema Verpflegungsmehraufwand recherchiert..

- Fahrtkosten sind 30c / km.
- Verpflegungsmehraufwand - 12e / Tag. In diesem konkreten Fall (Ankunft am Freitag, Dreh, Übernachtung, Dreh am Samstag, Rückfahrt) 24e für den ersten Tag, 12e für den zweiten.
- Übernachtungspauschale 20e

Jetzt die Fragen -
Die Übernachtungspauschale in Deutschland ist nur 20e - obwohl das Hotel üblicherweise 60-100 pro Nacht kostet.
öfters habe ich auch gesehen, dass die Übernachtungspauschale als "nach Beleg" aufgelistet wurde.

Wie ist es denn ?


Wenn ich das ganze richtig verstanden habe, kann man alle diese Kosten bei der Steuererklärung als Werbekosten absetzen.

Allerdings stehen diese auch sehr oft in Rechnungen, bzw. der Kunde (Arbeitgeber) zahlt diese.

Ich habe selbst schon paar Mals in meinen Rechnungen "Fahrtkosten" angerechnet und es kam von den Kunden nie eine Bemerkung.

Wie ist es also ?

Brauche es ziemlich dringend.

Vielen Dank euch!



Drushba
Beiträge: 2508

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Drushba »

Kannst Du nicht wie die meisten anderen auch einfach einen Preis für die Erstellung des Gesamtpakets machen? Du verkaufst einen Film. Du bist doch kein Klempner, der sich um 12 Euro Mehrkostenaufwand schlägt. Oder bist Du einfach Kameramann? Dann 600 Euro Tagesgage und fertig. Übernachtung natürlich dazu bzw. soll der Kunde übernehmen.
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



carstenkurz
Beiträge: 5079

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von carstenkurz »

Grundsätzlich ist es nicht verboten, Fahrtkosten und sonstige Spesen zum einem im Rahmen des akzeptierten Rahmens steuerlich geltend zu machen, als auch solche Kosten dem Auftraggeber in Rechnung zu stellen, da gibt es kein entweder-oder. Nur, der Sachbearbeiter beim Finanzamt nickt das unter den gegebenen Umständen einfach ab, mit dem Kunden muss man es eben ggfs. vereinbaren. Sind im Übrigen auch zwei verschiedene Dinge - sowas steuerlich geltend zu machen ersetzt einem ja nicht die tatsächlich entstandenen Kosten, sondern nur den persönlichen Steuerbetrag auf diese Beträge. Wenn die Kosten aber im Rahmen der Arbeit entstehen, sollte man sie dem Auftraggeber zumindest grundsätzlich auch in Rechnung stellen dürfen. Ist einem selbst überlassen, ob man das in der Rechnung separat geltend macht, oder ob man es 'irgendwie' im Gesamtaufwand untermauschelt. Ausserdem enthalten die steuerlich absetzbaren Beträge nur Sprit und Abnutzung - Fahrtkosten gegenüber dem Kunden aber auch die 'Arbeitszeit' im Auto. Warum soll man während einer dreistündigen Fahrt zum und vom Kunden oder Drehort nichts 'verdienen'?

Es mag Sinn machen, gegenüber dem Kunden die gleichen Beträge zu verwenden, wie sie auch das Steuerrecht vorsieht - auch wenn das fundamental garnichts miteinander zu tun hat. Buchhaltungen kennen diese Zahlen und winken die deshalb oft einfach durch. Manchmal gibt es in Firmen auch interne Abrechnungsrichtlinien, denen man damit einfach folgt. Nicht zuletzt erspart man sich ggfs. Diskussionen, wenn man sich auf den steuerlich erlaubten Rahmen bezieht - selbst wenn das wie gesagt garnichts miteinander zu tun hat.

Freilich - wenn man diese Beträge seinem Kunden in Rechnung stellt, sind es Einnahmen, die ggfs. auch mit Umsatzsteuer zu belegen sind, und die man als Einnahmen zusätzlich zu versteuern hat.
and now for something completely different...
Zuletzt geändert von carstenkurz am Sa 24 Mär, 2018 01:38, insgesamt 4-mal geändert.



Alf_300
Beiträge: 8011

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Alf_300 »

Warum soll man während einer dreistündigen Fahrt zum und vom Kunden oder Drehort nichts 'verdienen'?

Vielleicht weil Du als Kameramann gebucht bist.



carstenkurz
Beiträge: 5079

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von carstenkurz »

Dann muss der Kunde einen Kameramann buchen, der am Einsatzort wohnt.

Wenn Du als festangestellter Kameramann für deinen Arbeitgeber zu einem Auftragsdreh fährst, verzichtest Du während der Anreise auch freiwillig gegenüber deinem Arbeitgeber auf dein Gehalt, weil Du während der Fahrt nicht drehen durftest? Und wo wir schon dabei sind, auch auf Rentenansprüche und Sozialversicherung?


Wir diskutieren hier nicht darüber, welcher Auftraggeber das akzeptiert, oder ob man es, um den Auftrag zu kriegen, lieber sein lassen sollte...


- Carsten
and now for something completely different...



Framerate25
Beiträge: 1402

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Framerate25 »

Ruf doch einfach beim Finanzamt an und frag nach.
Ich verbuche das als Werbungskosten. Gab noch nie Probleme. Aber Finanzämter bestehen durch ihre jeweiligen Mitarbeiter und die können schon mal launisch entscheiden. Deswegen den für Deine Steuernummer zuständigen Mitarbeiter fragen, dann hast Du es sicher. ;-))
Grüßle
FR25 👩‍🎨



Jalue
Beiträge: 1412

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Jalue »

carstenkurz hat geschrieben: Sa 24 Mär, 2018 01:11 Dann muss der Kunde einen Kameramann buchen, der am Einsatzort wohnt.

Wenn Du als festangestellter Kameramann für deinen Arbeitgeber zu einem Auftragsdreh fährst, verzichtest Du während der Anreise auch freiwillig gegenüber deinem Arbeitgeber auf dein Gehalt, weil Du während der Fahrt nicht drehen durftest? Und wo wir schon dabei sind, auch auf Rentenansprüche und Sozialversicherung?


Wir diskutieren hier nicht darüber, welcher Auftraggeber das akzeptiert, oder ob man es, um den Auftrag zu kriegen, lieber sein lassen sollte...


- Carsten
So ist es. Aus der Praxis kenne ich drei Modelle:

-Der Auftraggeber fragt einen Überlanddreh an. Ich kalkuliere mein Honorar plus Zusatzkosten, die durch die Reise anfallen und stelle das in Rechnung. Außerdem mache ich nachher eine Reisekostenabrechnung, die zum gegebenen Zeitpunkt der Steuerberater erhält, bzw. die beim Finanzamt geltend gemacht wird. Formulare gibt's im Web.

-Der A. fragt zu einem Pauschalpreis an, der alles abdecken soll. Auch hier sammele ich brav die Quittungen und mache wie oben die Reisekostenabrechnung.

-Der Auftraggeber zahlt Honorar oder Pauschale, wobei er einen Teil der Aufwändungen (z.B. Übernachtung oder er stellt ein Fahrzeug) selbst übernimmt. Auch hier wird gegenüber dem Finanzamt abgerechnet, logischerweise abzüglich der vom Kunden übernommenen Ausgaben.

Beliebtester Trick in dem Zusammenhang: Der Kunde bietet nach dem Prinzip "friss oder stirb" eine Pauschale an, die die Reisewaufwändungen nicht abdeckt. Dabei wird so getan, als seien Verfpflegung, Übernachtung, Fahrtkosten, Fahrtzeit etc. Privatsache, die halt zur normalen Lebensführung gehören, so wie Socken oder die Unterhose. Es gibt fast nie Gründe, sich auf sowas einzulassen.



Pianist
Beiträge: 8403

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Pianist »

Irgendwie geht hier einiges durcheinander. Einmal geht es doch um Dinge, die ich auf meine Rechnungen schreibe, dann geht es darum, wie ich bestimmte Ausgaben buche, und dann geht es noch darum, wie ich bestimmte steuerliche Aufwandspauschalen buche.

Reisekosten rechne ich 1:1 ab, also ich addiere die ganzen Nettobeträge, zum Beispiel das Bahnticket, die Hotelübernachtung und so weiter. Falls ich mit dem Auto fahre, setze ich 30 Cent pro Kilometer an, weil das die Summe ist, die auf jeden Fall akzeptiert wird. Zumindest bei öffentlichen Auftraggebern, weil das die Summe aus dem Bundesreisekostengesetz ist. Falls gewünscht, drucke ich auf die Rückseite der Rechnung noch eine Auflistung der Einzelpositionen. Also das sind Posten, die auf den Ausgangsrechnungen erscheinen und die außerdem beim Bezahlen als Betriebsausgabe gebucht werden. Beim Pkw muss man dann noch mal unterscheiden, ob er sich im Betriebsvermögen befindet oder nicht. Meiner wird zu etwa 90 Prozent betrieblich genutzt, daher gehört er zum notwendigen Betriebsvermögen, und die 90 Prozent weise ich mittels Fahrtenbuch nach, so dass ich nur etwa zehn Prozent der Abschreibung und der Betriebskosten beim Jahresabschluss als Eigenverbrauch buchen muss.

Hotelrechnungen muss ich seit der FDP-Mövenpick-Umsatzsteuerermäßigung gesplittet buchen, also die Übernachtung mit 7 Prozent Vorsteuer und das Frühstück als Privatentnahme (ist später in den Verpflegungsmehraufwandspauschalen enthalten). Der Zeitaufwand für die Buchhaltung hat sich seitdem übrigens erheblich erhöht, weil ich ständig zwischen den Kontoauszügen und den Rechnungen hin- und herblättern muss.

Die Verpflegungsmehraufwandspauschalen haben doch nichts mit den Kunden zu tun, sondern die bucht man beim Jahresabschluss. Damit soll ausgeglichen werden, dass man auswärts einfach mehr Geld fürs Essen ausgeben muss als zuhause. Und in einigen Ländern mehr als in Deutschland, daher sind die Beträge nach Ländern unterschiedlich. Also über das Jahr einfach entsprechende Notizen in einer Tabelle machen, und dann am Jahresende addieren. Essen und Trinken ist aber üblicherweise privat veranlasst, wird also nicht als Betriebsausgabe gebucht. Mal abgesehen von Betriebsfeiern und dergleichen.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Jalue
Beiträge: 1412

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Jalue »

Okay, anderes Modell, bei mir läuft das halt über die Reisekostenabrechnung. Detailkram a la "Mövenpick" errechnet der Steuerberater (und verdient gut daran). Ist vielleicht auch von Finanzamt zu Finanzamt verschieden.

Vieles ist zudem von der Funktion abhängig. Da ich zumeist als Auftragsproduzent losziehe, habe ich die Möglichkeit, bestimmte Aufwändungen vorab in der Kalkulation "zu versenken" und tue das auch. Verpflegungsmehraufwand z.B. pauschal unter Reisekosten, bzw. Allgemeine Kosten.

Als reiner Kameramann ist man da natürlich etwas eingeschränkter.



Pianist
Beiträge: 8403

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Pianist »

Klar, vollkommen richtig. Ich verbastele ja Kleinkram auch in anderen pauschalen Positionen, wo keiner drüber diskutiert. Als Gesamtproduzent hat man da ja viele Möglichkeiten.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Drushba
Beiträge: 2508

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Drushba »

Ich habe da wirklich eine andere Haltung. Ich verstehe mich als Filmemacher und liefere ein Werk. Punkt. Dafür gibts einen Festpreis. Lasse ich mich auf Handwerker-Kleinklein ein, dann bin eben auch nur Handwerker und werde vom Kunden als ein solcher behandelt.

Ein Beispiel aus einem anderen Bereich: Malergesellen rechnen jeden Pinsel und jede Fahrt zum Baumarkt ab. Dafür gibts dann eine bemalte Wohnzimmerwand. Als Abgänger einer Kunstakademie würde ich ich mich vor die Wand stellen und eine Idee mit Skizze entwickeln. Lässt sich der Kunde darauf ein, bezahlt er für mein Werk - eine feste Summe und ich würde mich hüten, dafür noch die Pinsel abzurechnen. Und der Kunde würde sich hüten mein Werk zu übermalen - er hätte für meine Kunst bezahlt und Achtung vor dem Werk als solchem und nicht einfach nur vor der teuren Handwerksleistung.

Es ist wirklich eine geistige Herangehensweise. Seit die Ausbildung zum Filmemacher allerdings von den Filmhochschulen weg und an die Glasvitrine des Mediamarkts hin verlagert wurde, haben natürlich auch weniger Filmemacher (eigentlich: Videofilmer) eine entsprechende Haltung.
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



nic
Beiträge: 2028

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von nic »

Drushba hat geschrieben: Sa 24 Mär, 2018 11:49 Ich habe da wirklich eine andere Haltung. Ich verstehe mich als Filmemacher und liefere ein Werk. Punkt. Dafür gibts einen Festpreis. Lasse ich mich auf Handwerker-Kleinklein ein, dann bin eben auch nur Handwerker und werde vom Kunden als ein solcher behandelt. Ein Beispiel aus einem anderen Bereich: Malergesellen rechnen jeden Pinsel und jede Fahrt zum Baumarkt ab. Dafür gibts dann eine bemalte Wohnzimmerwand. Als Abgänger einer Kunstakademie würde ich ich mich vor die Wand stellen und eine Idee mit Skizze entwickeln. Lässt sich der Kunde darauf ein, bezahlt er für mein Werk - eine feste Summe und ich würde mich hüten, dafür noch die Pinsel abzurechnen. Und der Kunde würde sich hüten mein Werk zu übermalen - er hätte für meine Kunst bezahlt und Achtung vor dem Werk als solchem und nicht einfach nur vor der teuren Handwerksleistung. Es ist wirklich eine geistige Herangehensweise. Seit die Ausbildung zum Filmemacher allerdings von den Filmhochschulen weg und an die Glasvitrine des Mediamarkts verlagert wurde, haben natürlich auch weniger Filmemacher (eigentlich: Videofilmer) eine entsprechende Haltung.
Für ein ernsthaftes Filmprojekt musst du sowieso alles auflisten. Also Kalkulationen erstellen. Ein interne, damit du die Kosten überblicken kannst und eine für den Geldgeber, die den letztlichen Wert der Arbeiten beziffert. Das hat nichts mit Handwerker gegen Künstler zu tun. Bei einem 5.000 Euro-Film geht vielleicht noch jemand deinen Festpreis-Deal mit dir. Bei 50.000 oder 500.000 ist das einfach unsinnig. Dein Team kostet Geld, die Technik kostet Geld, die KSK kostet Geld, Versicherungen, Verpflegung, Ausstattung... und das rechnest du ehrlich ab, bzw. verkaufst die
Leistungen weiter. Dein eigener Tagessatz von 500-1000 Euro fällt da doch kaum noch ins Gewicht und lässt doch auch genug Spielraum um deinen Künstler-Anspruch vergolden zu lassen...



Drushba
Beiträge: 2508

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Drushba »

7nic hat geschrieben: Sa 24 Mär, 2018 12:03
Drushba hat geschrieben: Sa 24 Mär, 2018 11:49 Ich habe da wirklich eine andere Haltung. Ich verstehe mich als Filmemacher und liefere ein Werk. Punkt. Dafür gibts einen Festpreis. Lasse ich mich auf Handwerker-Kleinklein ein, dann bin eben auch nur Handwerker und werde vom Kunden als ein solcher behandelt. Ein Beispiel aus einem anderen Bereich: Malergesellen rechnen jeden Pinsel und jede Fahrt zum Baumarkt ab. Dafür gibts dann eine bemalte Wohnzimmerwand. Als Abgänger einer Kunstakademie würde ich ich mich vor die Wand stellen und eine Idee mit Skizze entwickeln. Lässt sich der Kunde darauf ein, bezahlt er für mein Werk - eine feste Summe und ich würde mich hüten, dafür noch die Pinsel abzurechnen. Und der Kunde würde sich hüten mein Werk zu übermalen - er hätte für meine Kunst bezahlt und Achtung vor dem Werk als solchem und nicht einfach nur vor der teuren Handwerksleistung. Es ist wirklich eine geistige Herangehensweise. Seit die Ausbildung zum Filmemacher allerdings von den Filmhochschulen weg und an die Glasvitrine des Mediamarkts verlagert wurde, haben natürlich auch weniger Filmemacher (eigentlich: Videofilmer) eine entsprechende Haltung.
Für ein ernsthaftes Filmprojekt musst du sowieso alles auflisten. Also Kalkulationen erstellen. Ein interne, damit du die Kosten überblicken kannst und eine für den Geldgeber, die den letztlichen Wert der Arbeiten beziffert. Das hat nichts mit Handwerker gegen Künstler zu tun. Bei einem 5.000 Euro-Film geht vielleicht noch jemand deinen Festpreis-Deal mit dir. Bei 50.000 oder 500.000 ist das einfach unsinnig. Dein Team kostet Geld, die Technik kostet Geld, die KSK kostet Geld, Versicherungen, Verpflegung, Ausstattung... und das rechnest du ehrlich ab, bzw. verkaufst die
Leistungen weiter. Dein eigener Tagessatz von 500-1000 Euro fällt da doch kaum noch ins Gewicht und lässt doch auch genug Spielraum um deinen Künstler-Anspruch vergolden zu lassen...
Das ist mir alles bewußt. Habe sogar einen Filmhochschulabschluss darin;-) Aber hier geht es nicht darum, das FFA Kalkulationsschema auszufüllen und bei Sendern zu verteidigen und hinterher mit der L-Bank abzurechnen, sondern darum, einen privaten Auftraggeber zu befriedigen. In der Regel sind das Agenturen, die sogar ein Budget vorgeben, innerhalb dessen ich mich bewegen kann. Ich liefere das Buch und dann kommt die prinzipielle Frage, ob das innerhalb diesem oder jenem Budget machbar wäre - meine Standartantwort darauf lautet immer "nein!", aus purer Spiellust. Und dann wird meist nach oben verhandelt. Aber ich stelle nie Einzelpositionen zusammmen. Und die seltenen 15K - Klopper gibts zum Festpreis ohne Einzelauflistung. Wenn der Nicht-Agentur Kunde wissen will warum, schaue ich ihn an und sage, daß es das eben kostet. Meist geht das gut. Wenn der Kunde (der sich immer woanders umschaut) der Meinung ist, daß er das billiger bekommen kann, macht er uns beiden einen Gefallen. Aber in der Regel wird er niemanden finden, der Schauspieler nicht nur buchen und führen, sondern auch Darstellerverträge machen kann und auch ansonsten ein professionell gefilmtes Werk in dieser Story-Qualität mitsamt wasserdichtem, abmahnsicherem Vertragswerk liefert. Das genügt in der Regel als Hinweis. Denn Kameras einschalten können alle (wenn auch ich exakt diese Position prinzipiell immer mit einem Profi mit Trackrecord besetze, statt selbst zu filmen - das ist nicht nur stressfreier, sondern rechtfertigt den Preis auch im Nachhinein, bei Gesprächen in den Kaffeepausen, denn der Kunde hat dann stolz was zu erzählen wer Wunder was bei ihm alles war ;-)...

Ergo: Auf Kalkulationen in Sesam oder in Excel-Tabellen muß man sich verstehen, das gehört zum Handwerk, keine Frage. Aber beim Kunden oder Auftraggeber sollte man nicht primär als Tabellenversteher auftreten, sonst hat der irgendwann auch keine Lust mehr und schaut sich nach einem Künstler um. Ist bedeutend mehr sexy für ihn;-)
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.
Zuletzt geändert von Drushba am Sa 24 Mär, 2018 13:05, insgesamt 1-mal geändert.



pixelschubser2006
Beiträge: 1696

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von pixelschubser2006 »

Bevor es zu sehr ins Detail geht: Unternehmer können eigene Übernachtungskosten NICHT pauschal als Kosten geltend machen. Es muss immer per Beleg abgerechnet werden. Das ist in Deutschland auch ok, da die Pauschalen die tatsächlichen Kosten sowieso nicht decken. Im Ausland sieht das schon anders aus - wer in Skandinavien mit Glück ein billiges Hotel findet, zahlt weitaus weniger als die Pauschale ### Edit: Allerdings auf hohem Niveau, Hotel & Gastronomie sind sehr teuer, die Spesenpauschalen zum Glück entsprechend hoch!) ###. I.d.R. nimmt sich das aber eh nicht viel. Blöd ist das nur, wenn man überhaupt keine Übernachtungskosten hatte, weil man im Gästezimmer des Kunden gepennt hat (habe ich schon erlebt, war auch echt ok!).

Darüber hinaus halte ich das immer so: Hotelkosten werden an den Kunden 1:1 weiterberechnet, dann ist es am Ende ein durchlaufender Posten und dem Finanzamt egal. Dem klardenkenden Kunden (soll es auch geben) ist das meist recht - das sorgt für Transparenz. Denn dass die Kosten anfallen und er sie am Ende bezahlen muss, ist jedem Schimpansen klar. Meistens gehe ich sogar weiter und bitte den Kunden unter derm Argument "Ortskenntnis" mir ein Hotel zu buchen. Dann kann er sich am Ende nicht über die "Luxussuite" aufregen.

Bye the way: Als Unternehmer die genannten Pauschbeträge für Verpflegungsmehraufwand als Reisekosten zu buchen ist ok!

Allerdings sind das alles Erfahrungen aus meiner Tätigkeit im Industrieelektronik-Service, wo es keine Konkurrenz in der Nähe gab. Bei Aufträgen, die der Kunde im Prinzip an jeder Straßenecke vergeben könnte, mag das anders aussehen.



Jalue
Beiträge: 1412

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Jalue »

@Drushba
Dein Vorschlag mag bei bestimmten Produktionen und Kunden funktionieren.
Meine wollen fast immer ein Angebot, zwar keine FFA-Kalkulation, aber schon nachvollziehbar aufgeschlüsselt. „X-tausend für einen Videofilm“, so eine Rechnung haut ihnen ihr Controlling schneller um die Ohren, als sie das Wort „arbeitssuchend“ buchstabieren könnten.

Auch mit der Pi-mal-Daumen-Preisverhandlung ist das so eine Sache. Du hast offenkundig Erfahrung, dann mag das gehen, aber Einsteigern würde ich strikt davon abraten. Zumindest für sich selbst sollte man immer eine möglichst präzise Kalkulation erstellen, weil das Bauchgefühl oft trübt, was die effektiven Kosten betrifft. Gerne unterschätzt werden z.B. „Nebensächlichkeiten“ wie Motivnebenkosten oder Lizenzrechte, und dann wird aus dem tollen Auftrag schnell ein fettes Minusgeschäft …



Drushba
Beiträge: 2508

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Drushba »

Jalue hat geschrieben: Sa 24 Mär, 2018 14:44 @Drushba
Dein Vorschlag mag bei bestimmten Produktionen und Kunden funktionieren.
Meine wollen fast immer ein Angebot, zwar keine FFA-Kalkulation, aber schon nachvollziehbar aufgeschlüsselt. „X-tausend für einen Videofilm“, so eine Rechnung haut ihnen ihr Controlling schneller um die Ohren, als sie das Wort „arbeitssuchend“ buchstabieren könnten.

Auch mit der Pi-mal-Daumen-Preisverhandlung ist das so eine Sache. Du hast offenkundig Erfahrung, dann mag das gehen, aber Einsteigern würde ich strikt davon abraten. Zumindest für sich selbst sollte man immer eine möglichst präzise Kalkulation erstellen, weil das Bauchgefühl oft trübt, was die effektiven Kosten betrifft. Gerne unterschätzt werden z.B. „Nebensächlichkeiten“ wie Motivnebenkosten oder Lizenzrechte, und dann wird aus dem tollen Auftrag schnell ein fettes Minusgeschäft …
Lieber Jalue, ich weiß daß Du einen hochprofessionellen Hintergrund hast, daher richtet sich das nicht an Dich - aber warum machen sich Anfänger ohne Ausbildung überhaupt daran, in diesen Markt einzusteigen? Nur weil es irgendwie geht? Ich finde das nicht richtig und plädiere schon seit langem für einen Kammerzwang, der ein bestimmtes Qualitätslevel abverlangt und daher auch das Wissen um Kalkulationen und Preise voraussetzt. Zumindest kaufmännisches Grundwissen sollte der jeweilige Anfänger schon mitbringen und darin geprüft sein, auch einen Businessplan vorlegen können. Gäbe es keine Preisbrecher, könnten alle besser leben! Ich mache auch nur ab und zu einen Imagefilm und habe eine ganze Menge Billiganfragen, die ich ablehne. Müßte ich aktiv davon leben, würde ich den Job wechseln, ganz ehrlich. Es gibt einen Bereich der Budgetproduktionen, den es vor 10, 15 Jahren noch nicht gab. Den gäbe es nicht ohne besagte Quereinsteiger. Früher konnten sich weniger Leute einen Film leisten, aber bezahlten auch besser. Heute macht gefühlt jeder zweite Studienanfänger mit irgendeinem Kumpel eine Imagefilmfirma auf (am besten: "Unternehmenskommunikation"), geht den falschen Weg der billigen Referenzfilme, verdient nichts und stampft das ganze dann kurz vor den Bachelorprüfungen wieder ein. In den zwei Jahren dazwischen hat er bei jedem Unternehmen der Umgebung angerufen und "wir machen für 2000 Euro einen Referenzfilm" in den Hörer genuschelt. Damit hat er dazu beigetragen, den Markt kaputt zu machen, aber egal, er wird nach seinem Bachelor-Abschluss ohnehin Asssistent des Pressesprechers der nächstgelegenen Molkerei. Und wenn die Molkerei einen Film in Auftrag gibt, dann setzt er sich mit Produktionsfirmen wie mir in Verbindung und behauptet "vom Fach" zu sein und bietet 2000 Euro. Das hatte ich eben erst. Ich habe ihm daraufhin gesagt, daß ich mich nur mit Erwachsenen unterhalten will und er soll mir mal seine Mutter an den Apparat geben, damit ich das beim Businessdinner besprechen kann, das hat ihn geärgert. Aber es stimmte ganz einfach. Es gibt irgendwie zu wenig Erwachsene in diesem Bereich. Und kaum mehr Anarchisten. Und es wird schlimmer;-) Und wenn jemand so simple Fragen stellt, wie man eine Kalkulation erstellt, dann steht er noch ganz woanders bzw. sollte nicht losgehen und den Markt zerstören.
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



Jalue
Beiträge: 1412

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Jalue »

Du hast ja recht, trotzdem muss ich den TO mal in Schutz nehmen. Er sagt ja ganz offen, dass es für ihn der erste "Auswärtsdreh" ist und irgendwann fängt schließlich jeder mal an. Auch wissen wir nichts über seinen Job (Produzent, Kameramann, Assi ...) oder die Preise, die er durchstellt.

Mittlerweile sind wir schwer off topic, aber okay, ich glaube nicht, dass sich der Markt so dermaßen verändert hat durch die "Billigheimer". Vielmehr ist durch Webvideo ein Low-Cost Bereich entstanden, den es früher schlichtweg nicht gab. Viele der Nachfrager von Onlinevideos hätten früher nicht teurer produziert. Sie hätten gar nicht produziert. Dass es auch Preisdumping gab und gibt, ist unbestritten - allerdings nicht nur von Nachwuchsproduzenten.



Framerate25
Beiträge: 1402

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Framerate25 »

In der Unterhaltung wird einmal wieder klar, dass es auch kompliziert geht, wenn es doch einfacher ist.
Grüßle
FR25 👩‍🎨



Jott
Beiträge: 21802

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Jott »

Drushba hat geschrieben: Sa 24 Mär, 2018 16:36Ich finde das nicht richtig und plädiere schon seit langem für einen Kammerzwang, der ein bestimmtes Qualitätslevel abverlangt und daher auch das Wissen um Kalkulationen und Preise voraussetzt.
Ganz schön gestrig, nach mittelalterlichen Kammern und Zünften zu rufen, um Neueinsteiger raushalten. Das regelt sich doch viel besser von selber: wer nicht kalkulieren kann, ist gleich wieder weg. Was würde einen kammergeprüften Menschen davon abhalten, trotzdem ruinös rumzudumpen? Nichts. Genauso wie eine Kammer niemand davon abhalten würde, unverschämt abzuzocken.

Statt rumzujammern einfach Kunden suchen, die wissen, ob sie irgend ein Gezappel oder eine anständige Produktion wollen, die weder peinlich noch unfreiwillig komisch ist, sondern sogar irgend etwas bringt. Kunden wissen durchaus, dass niemand, der irgend etwas oberhalb von Staubsaugen beherrscht, für 20 Euro die Stunde arbeitet. Findet man solche Kunden nicht, dann in der Tat lieber einen anderen Beruf suchen.

Wieso Einsteiger glauben, ausgerechnet in einem Technikforum zack zack eine fundierte Kompaktausbildung in Betriebswirtschaft zu bekommen, erschließt sich mir wirklich nicht. Dazu gibt es genug zu lesen, gedruckt auf Papier sogar. Dieses dünne Zeugs aus Holz. Dauert dann vielleicht ein paar Tage.



Drushba
Beiträge: 2508

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Drushba »

Jott hat geschrieben: Sa 24 Mär, 2018 18:09
Drushba hat geschrieben: Sa 24 Mär, 2018 16:36Ich finde das nicht richtig und plädiere schon seit langem für einen Kammerzwang, der ein bestimmtes Qualitätslevel abverlangt und daher auch das Wissen um Kalkulationen und Preise voraussetzt.
Ganz schön gestrig, nach mittelalterlichen Kammern und Zünften zu rufen, um Neueinsteiger raushalten. Das regelt sich doch viel besser von selber: wer nicht kalkulieren kann, ist gleich wieder weg. Was würde einen kammergeprüften Menschen davon abhalten, trotzdem ruinös rumzudumpen? Nichts. Genauso wie eine Kammer niemand davon abhalten würde, unverschämt abzuzocken.
Nö. Wird längst wieder überall gefordert. Ewiggestrig ist hingegen die längst gescheiterte Liberalisierung, die nur noch von Kleinstadtjournalisten gefordert wird, die geistig den Anschlusszug verpasst haben. Dabei ist es egal, ob es um die große Globalisierung oder kleine Aufhebung der Kammern geht. Deregulierung führt zu schlechterem Leben überall, weiß man jetzt, war ein Fehler.

Im Übrigen frag mal Deinen Zahnarzt ob er gegen die Kammer ist. Er wird Dir den Zahn schon ziehen, denn die Kammer sichert ihm die hohen (überhöhten) Preise. Mein Zahnarzt ist hingegen einer der Rebellen, die Implantate für 900 Euro anbieten. Er hat gefühlt alle 48 Stunden Megastress mit seiner Kammer deswegen, denn Implantate haben 2200-2600 Euro zu kosten. Das haben sich die Mitglieder der Kammer preislich so überlegt.

Mal zum Vergleich Deiner These vom angeblichen Qualitätsbewußtsein der Kunden: Das Lederwarengeschäft bei uns in der Straße hat ein monatliches Marketingbudget von 2000 Euro, das ist eher normal für ein Geschäft in dieser Lage. Bin von denen für ein Kinospot angefragt worden und hatte eine kurze, knackige Idee, wie geschaffen für eine befreundete TV-Schauspielerin, die auch Lust auf den Dreh hatte. Habe dem Lederhändler einen super Preis von 12K angeboten, wofür er sich 10 - 12 Monate hätte einschränken müssen, aber dafür einen lustigen Spot mit bekannter Darstellerin fürs Kino gehabt hätte. Der Inhaber hat sich mein Angebot hin und her überlegt, aber sich stattdessen dann von einer der üblichen Klitschen für 3500 Euro einen Schrottfilm drehen lassen: Schwenk durch den Raum, Drohnenflug, Laiendarsteller mit Ledertaschen auf Radtour, großsymphonische Orchestermusik aus der Dose, kurz: Murks. Neulich "gestand" mir dies der Geschäftsführer, der im Nachhinein lieber auf mich gesetzt hätte, weil der Billigfilm sogar ein Negativimage aufbaute und nicht kinotauglich war, wie er sich das mal vorgestellt hatte. Aber: Dreh ich jetzt doch noch einen Film für das Lederwarengeschäft? Nein, denn das Geld ist erstmal weg. "Vielleicht in zwei, drei Jahren wieder" hieß es. Dann koste ich aber meine regulären 18K aufwärts und die wird er sich nicht leisten können. Und der nächste Billigheimer macht das Rennen...
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



nic
Beiträge: 2028

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von nic »

Drushba hat geschrieben: Sa 24 Mär, 2018 19:07
Jott hat geschrieben: Sa 24 Mär, 2018 18:09

Ganz schön gestrig, nach mittelalterlichen Kammern und Zünften zu rufen, um Neueinsteiger raushalten. Das regelt sich doch viel besser von selber: wer nicht kalkulieren kann, ist gleich wieder weg. Was würde einen kammergeprüften Menschen davon abhalten, trotzdem ruinös rumzudumpen? Nichts. Genauso wie eine Kammer niemand davon abhalten würde, unverschämt abzuzocken.
Nö. Wird längst wieder überall gefordert. Ewiggestrig ist hingegen die längst gescheiterte Liberalisierung, die nur noch von Kleinstadtjournalisten gefordert wird, die geistig den Anschlusszug verpasst haben. Dabei ist es egal, ob es um die große Globalisierung oder kleine Aufhebung der Kammern geht. Deregulierung führt zu schlechterem Leben überall, weiß man jetzt, war ein Fehler.

Im Übrigen frag mal Deinen Zahnarzt ob er gegen die Kammer ist. Er wird Dir den Zahn schon ziehen, denn die Kammer sichert ihm die hohen (überhöhten) Preise. Mein Zahnarzt ist hingegen einer der Rebellen, die Implantate für 900 Euro anbieten. Er hat gefühlt alle 48 Stunden Megastress mit seiner Kammer deswegen, denn Implantate haben 2200-2600 Euro zu kosten. Das haben sich die Mitglieder der Kammer preislich so überlegt.

Mal zum Vergleich Deiner These vom angeblichen Qualitätsbewußtsein der Kunden: Das Lederwarengeschäft bei uns in der Straße hat ein monatliches Marketingbudget von 2000 Euro, das ist eher normal für ein Geschäft in dieser Lage. Bin von denen für ein Kinospot angefragt worden und hatte eine kurze, knackige Idee, wie geschaffen für eine befreundete TV-Schauspielerin, die auch Lust auf den Dreh hatte. Habe dem Lederhändler einen super Preis von 12K angeboten, wofür er sich 10 - 12 Monate hätte einschränken müssen, aber dafür einen lustigen Spot mit bekannter Darstellerin fürs Kino gehabt hätte. Der Inhaber hat sich mein Angebot hin und her überlegt, aber sich stattdessen dann von einer der üblichen Klitschen für 3500 Euro einen Schrottfilm drehen lassen: Schwenk durch den Raum, Drohnenflug, Laiendarsteller mit Ledertaschen auf Radtour, großsymphonische Orchestermusik aus der Dose, kurz: Murks. Neulich "gestand" mir dies der Geschäftsführer, der im Nachhinein lieber auf mich gesetzt hätte, weil der Billigfilm sogar ein Negativimage aufbaute und nicht kinotauglich war, wie er sich das mal vorgestellt hatte. Aber: Dreh ich jetzt doch noch einen Film für das Lederwarengeschäft? Nein, denn das Geld ist erstmal weg. "Vielleicht in zwei, drei Jahren wieder" hieß es. Dann koste ich aber meine regulären 18K aufwärts und die wird er sich nicht leisten können. Und der nächste Billigheimer macht das Rennen...
Was ist daran nun besonders? Passiert uns auch öfter mal. Daran ändert keine Preisregulierung irgendetwas. Wer sich einen ordentlichen Film nicht leisten kann oder will, der bekommt auch keinen. Und wenn du es als dein Vertriebler nicht schaffst, dass sich die potentiellen Kunden nach deinem Werk verzehren, kommen andere zum Schuss...



Drushba
Beiträge: 2508

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Drushba »

7nic hat geschrieben: Sa 24 Mär, 2018 19:17 Was ist daran nun besonders? Passiert uns auch öfter mal. Daran ändert keine Preisregulierung irgendetwas.
Natürlich! Eine Regulierung hält die Pfuscher vom Markt fern und belohnt die Qualität.

Ich kann von einem Kunden nicht verlangen, daß er sich auch noch in die Materie Film einarbeitet, um vergleichen zu können, so wie er das beim Preisvergleich von Flachbildschirmen monatelang tun wird. Mit Regulierung erhält er Angebote von Filmern, die geprüfte Qualität liefern - zu vergleichbaren Preisen.

Oder um beim Beispiel Zahnarzt zu bleiben: In Indien gibt es Zahnärzte, die ohne Hygienevorsicht auf dem Bürgersteig rumoperieren und das Handwerk dazu von ihrem Vater gelernt haben. Ohne Regulierung würden diese "Zahnärzte" hierzulande bald in Hinterzimmern von Piercingstudios ihre Leistungen anbieten. Die Kassen würden die Leistungen einschränken, weil es ja billigere Zahnärzte gibt und reguläre Zahnärzte müßten reihenweise dicht machen oder könnten nur noch die Reichen bedienen. Regulierung ist ein Stück Zivilisation, welches uns durch Neocons genommen wurde. Da mittlerweile sämtliche Gymnasiallehrer als Neoliberale ausgebildet wurden und das eigenständige Denken an der Garderobe im Lehrerzimmer abgelegt haben, dauert das wohl noch, bis die Masse wieder begriffen hat, daß die Welt ohne Regulierung vor die Hunde geht - zumindest der Teil, der nicht zu den Reichen und Schönen gehört.
7nic hat geschrieben: Sa 24 Mär, 2018 19:17 Wer sich einen ordentlichen Film nicht leisten kann oder will, der bekommt auch keinen. Und wenn du es als dein Vertriebler nicht schaffst, dass sich die potentiellen Kunden nach deinem Werk verzehren, kommen andere zum Schuss...
Wer sich eine ordentliche Zahnbehandlung nicht leisten will, bekommt auch keine. Zumindest nicht in Indien... aber hierzulande schon, dank der Regulierung.

Und ich glaube nicht, daß der Inhaber eines Lederwarengeschäfts weiß oder wissen muß, was ein guter Film ist. Er muß mir erzählen können, was eine gute Ledertasche ist und ich profitiere von seinem fachlichen Wissen als Sattler. Und so sollte das auch umgekehrt sein. Aber er sieht lediglich 8500 Euro Preisdifferenz. Und dann springt das Mediamarkt-trainierte Gehirn an und der Geiz bahnt sich den Weg. Und zur Not kommt noch seine Frau um die Ecke, die Werbefilme sowieso für albern hält - und wenn schon, dann für 3,5K maximal plädiert, damit das Budget noch für die neue Küche reicht. Am Ende erhält er Schrott. Aber auch der stümpernde Filmer ist angeschmiert: Mit Regulierung hätte er eine Ausbildung durchlaufen und würde handwerklich besser dastehen. Und besser verdienen.

Mit Regulierung könnte sich der Inhaber in diesem Beispiel zwischen drei oder vier guten Angeboten entscheiden, die zwischen 12K und 18K liegen. Alles drunter verhindert die Kammer, denn das wäre Preisdumping und miese Qualität. Und alle Filmer würden qualitativen Mindestanforderungen entsprechen, weil geprüft. Nur eben die Idee bzw. der Stil wäre anders. Am Ende hätten alle was davon, weil die Ladeninhaber links und rechts vom Lederwarengeschäft plötzlich auch einen guten Film wollten.

Dieses Land ist auf der Basis eines guten Handwerks und Mittelstands groß geworden. Unser gutes Handwerk ist weltweit führend - und das kam durch Regulierung zustande, durch jahrhundertelanges Qualitätsmanagement wenn man so will, nicht durch die Liberalisierung. Ich sehe deshalb nicht ein, warum der Filmbereich ohne Kammern weiter geschrottet werden muß, auch wenn uns die zynische Idee der freien Märkte in der gymnasialen Oberstufe eingebrannt wird.

Und als Versuch, irgendwie den Bogen zum Threadthema zu kriegen: Wenn die Filmer gut ausgebildet wären, gäbe es eben auch nicht den Versuch, solche Fragen wie oben in Foren zu stellen ;-)


Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



MK
Beiträge: 4121

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von MK »

Die Beauftragung teurer Meisterbetriebe hat mich beim Bauen auch nicht vor Schaden bewahrt...



dienstag_01
Beiträge: 13415

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von dienstag_01 »

So ne Kammer ohne eine saftige Honorarordnung ist natürlich Kinderkram.
Aber der Gedanke *Konkurrenz weg* ist schon mal ein guter Anfang ;)



Drushba
Beiträge: 2508

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Drushba »

dienstag_01 hat geschrieben: Sa 24 Mär, 2018 23:18 Aber der Gedanke *Konkurrenz weg* ist schon mal ein guter Anfang ;)
Neoliberale Schlagworte. Im Gegenteil: Gute Konkurrenz bleibt im Handwerk über Generationen bestehen, nur die schlechte verschwindet - nicht aber ohne Kollateralschaden zu hinterlassen. Das was der Neoliberalismus in den Köpfen an Schaden verursacht hat, ist wohl in Generationen nicht rauszubekommen. Wer sich ernsthaft gegen Regulierung wendet, sollte mal versuchen in den USA ein Haus bauen. Ein Kumpel von mir hat mangels Qualität fast kapituliert und sich die Handwerker dann aus seinem Heimatort im Münsterland kommen lassen. Die Jungs hatten hinterher eine Menge Folgeaufträge. Und ja, es gibt auch schlechte Handwerker, trotz Kammer. So what.
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



dienstag_01
Beiträge: 13415

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von dienstag_01 »

Drushba hat geschrieben: So 25 Mär, 2018 00:03
dienstag_01 hat geschrieben: Sa 24 Mär, 2018 23:18 Aber der Gedanke *Konkurrenz weg* ist schon mal ein guter Anfang ;)
Neoliberale Schlagworte. Im Gegenteil: Gute Konkurrenz bleibt im Handwerk über Generationen bestehen, nur die schlechte verschwindet - nicht aber ohne Kollateralschaden zu hinterlassen. Das was der Neoliberalismus in den Köpfen an Schaden verursacht hat, ist wohl in Generationen nicht rauszubekommen. Wer sich ernsthaft gegen Regulierung wendet, sollte mal versuchen in den USA ein Haus bauen. Ein Kumpel von mir hat mangels Qualität fast kapituliert und sich die Handwerker dann aus seinem Heimatort im Münsterland kommen lassen. Die Jungs hatten hinterher eine Menge Folgeaufträge. Und ja, es gibt auch schlechte Handwerker, trotz Kammer. So what.
Es gibt doch ganze TV-Formate, die sich mit gescheiterten Hausbauten befassen. Vielleicht kenne ich die der mit ihrem Imagefilm Unglücklichen nur nicht ;)
Zuletzt geändert von dienstag_01 am So 25 Mär, 2018 10:49, insgesamt 1-mal geändert.



Darth Schneider
Beiträge: 19115

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Darth Schneider »

Ihr macht aber aus einer Mücke einen Riesen Elefanten, um was geht es denn, Mittagessen, Hotelrechnung und Exeltabellen ?
Der Film für den Kunden wird auf jeden Fall nicht besser wenn ihr Stunden lang überlegt wie, wo und bei wem ihr das Mittagessen warum verbuchen wollt !!!
Also, das wichtigste ist doch, einfach zuerst mal mit dem Kunden reden um spätere Missverständnisse zu vermeiden, dann die Belege sammeln und auf die Rechunng und zum Steueramt damit, und gut ist’s....
Was hat den eigentlich wirklich die Art und Weise wie jemand oder eine Firma, eine Rechnung schreibt und wie und was versteuert wird mit der Qualtät des zu verkaufenden Produktes, oder in unserem Fall, mit der Proffessionaltät des Fimemachers zu tun ?
Ich finde, eigentlich absolut rein gar nichts.
Als ich vor Jahren mal ein paar Aufträge im fünfstelligen Berreich selber produzieren durfte, habe ich als erstes eine befreundete Dame eingestellt die eine kaufmännische Ausbildung hat...die hat mir dann das ganze Bürozeugs erledigt und mir geholfen mein vorhandenes Budget unter Kontrolle zu halten.
Das würde ich heute auch nicht anders machen.
Wenn ich einen grösseren Film machen darf oder muss, will ich mich doch möglichst gar nicht mit Finanzen oder Rechnungen, oder gar Steuern herumschlagen...das lenkt nur ab und das ist nicht mein Job, als Filmemacher, da gibt es andere die das viel besser können...

Ich finde grundsätzlich ein selbständig arbeitender Mensch, der irgendwas (also auch selber produzierte Filme ) verkauft sollte auf jeden Fall für sein Produkt doch so viel verlangen können wie er selber gerne möchte.
Ich bin nicht grundsätzlich gegen Kammern und Zünfte und auch fixierte Preise, Aber das bringt schlussendlich erfahrungsgemäss doch nur den faulen „Filz“, und ist auch überhaupt keine Garantie für Qualtät, sicher nicht beim Film, Vielleicht ist das besser Steuer und kontrollierbar zum Beispiel beim Bau, aber sicher gar nicht bei der Zahnmedizin, die Zahnärzte machen und verlangen so oder so alles was sie wollen....glaubt mir, das kann mal genau gar niemand Kontrollieren.....
Die Zünfte im Mittelalter mögen absolut notwendig gewesen sein, heute jedoch gibt es doch ganz klare Gesetze an die sich alle halten müssen. Der Rest ist doch einfach nur freie Marktwirtschaft und das ist auch gut so.
Die untalentierten Leute verschwinden so oder so, oder müssen schlussendlich für Peanuts arbeiten.
An Drushba
In den USA können sie doch eigentlich gar nicht wirklich Häuser bauen, viele fallen beim kleinsten Windstoss auseinander, die meisten Einfamilienhäuser z.b. im Süden haben ja nicht mal ein richtiges Fundament. Für namhafte Wolkenkratzer nehmen die Amis vielfach sogar ausländische Architekten und Spezialisten.
Gruss Boris
Alles vor und rund herum um die Kamera ist für einen guten Film viel, viel wichtiger als die Kamera selber.



Jott
Beiträge: 21802

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Jott »

McCloud hat geschrieben: Do 22 Mär, 2018 19:27 Habe bisschen das Thema Verpflegungsmehraufwand recherchiert..

- Fahrtkosten sind 30c / km.
- Verpflegungsmehraufwand - 12e / Tag. In diesem konkreten Fall (Ankunft am Freitag, Dreh, Übernachtung, Dreh am Samstag, Rückfahrt) 24e für den ersten Tag, 12e für den zweiten.
- Übernachtungspauschale 20e
Das ist weltfremdes Finanzamt- und Steuerberater-Gewurstel, das dich nicht interessiert. Was du vom Kunden bekommst und wie das Finanzamt das alles verbucht, hat zunächst nichts miteinander zu tun. Dass man für 20 Euro in Deutschland nicht übernachten und für 12 Euro nicht essen kann, zeigt schon, dass es hier nicht um die Realität geht, sondern nur um steuerbürokratisches Getue. Auch 30 Cent pro Kilometer decken nicht die realen Fahrzeugkosten. Falls es hier Diskussionen gibt: Mietwagen nehmen und abrechnen.

Hotel: du berechnest dem Kunden das, was es kostet. Oder der soll selber buchen. Ist aber riskant, du könntest im billigsten Drecksloch der Stadt landen.

Fahrt: bleibt dir überlassen, ob du 15, 30, 45 Cent oder sonst was pro Kilometer aufschreibst. Manche berechnen auch einfach, was ein normalpreisiges Zugticket 2. Klasse kosten würde.

Oben wurde mal geschrieben, die Kilometerkosten würden die Reisezeit beinhalten, das ist natürlich Quatsch. Reisezeit ist Arbeitszeit und kommt dazu. Wenn du die verschenken willst, darfst du das natürlich. Aber denk mal drüber nach.

Verpflegung: blödes Thema - manche Auftraggeber halten nicht viel von normalem Essen, ein belegtes Brötchen wird ja wohl reichen. Entziehe dich solchen Anwandlungen und erhöhe deinen Tagessatz so, dass ein ganz normales Mittag- und Abendessen für dich drin liegt. Wenn du dann trotzdem von Fast Food leben willst, verdienst du halt mehr. Fertig.

Nebenkosten wie Parkhaus, Taxi etc. natürlich alles abrechnen.

Aber das ist doch eigentlich alles logisch?



Jott
Beiträge: 21802

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Jott »

@Kammer-Drushba

Lass mich raten: du bist schon etwas älter? Hegst Groll darüber, dass junge Leute mit GH5 und Angeberrig zum Zug kommen und du nicht (mehr)?

Wir leben in 2018. Ein kleines Werbevideo machen ist heute keine Raketenwissenschaft mehr. Es ist doch völlig irreal, deinem beispielhaft genannten Kundenkreis (Einzelhändler) eine fünfstellige Produktion auf's Auge drücken zu wollen. Mit einer Kammer oder sonst was im Rücken, die bitteschön massiv gegen Jungs vorgehen soll, die etwas so Einfaches für faire 2.000 Euro anbieten (ein Tag Dreh, ein Tag Schnitt, ein paar Euro Musiklizenz und vielleicht noch einen 50 Euro-Sprecher vom Lokalradio dazu)?

Ich nehme diese Diskussion erstaunt zur Kenntnis. Was es alles gibt! Für fünfstellige Aufträge muss man heute halt wirklich was drauf haben und sich erkennbar von Billigtruppen abheben, dann kriegt man die auch. Einfach so.
Zuletzt geändert von Jott am So 25 Mär, 2018 10:57, insgesamt 1-mal geändert.



Pianist
Beiträge: 8403

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Pianist »

Darth Schneider hat geschrieben: So 25 Mär, 2018 07:52 Was hat den eigentlich wirklich die Art und Weise wie jemand oder eine Firma, eine Rechnung schreibt und wie und was versteuert wird mit der Qualtät des zu verkaufenden Produktes, oder in unserem Fall, mit der Proffessionaltät des Fimemachers zu tun ?
Ich finde, eigentlich absolut rein gar nichts.
So ist es. Und trotzdem muss man sich damit beschäftigen. Ich bekomme von großen Unternehmen regelmäßig Rechnungen zurück, weil irgendeine Kleinigkeit nicht in Ordnung ist. Da sind die Filme schon längst endabgenommen und im Einsatz, das geht an sich immer alles total unkompliziert. Aber es kann durchaus sein, dass man nach Wochen eine Rechnung zurück bekommt, verbunden mit der Bitte, die Reisekosten in alle Einzelpositionen aufzuteilen.

Kein Hahn würde danach krähen, wenn ich einfach einen Schnitt-Tag mehr ins Angebot geschrieben hätte, weil das keiner nachprüfen kann, und stattdessen ganz auf die (niedrigeren) Reisekosten verzichtet hätte. Aber dann fragt natürlich das Controlling des Auftraggebers, warum ich keine Reisekosten abrechne...

Also meiner Meinung nach ist das bei meiner Art von Aufträgen am besten, wenn man das so transparent wie möglich macht. Gerade bei kurzen punktuellen Einsätzen können die Reisekosten ja durchaus mal ein Drittel des Rechnungsbetrages ausmachen. Ich war zum Beispiel neulich für einen Termin, der netto nur 15 Minuten gedauert hat, im Umland von Oslo. Lässt sich eben manchmal nicht vermeiden. War aber ein schöner Einsatz.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Drushba
Beiträge: 2508

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Drushba »

Jott hat geschrieben: So 25 Mär, 2018 10:54 @Kammer-Drushba
Wir leben in 2018. Ein kleines Werbevideo machen ist heute keine Raketenwissenschaft mehr. Es ist doch völlig irreal, deinem beispielhaft genannten Kundenkreis (Einzelhändler) eine fünfstellige Produktion auf's Auge drücken zu wollen. Mit einer Kammer oder sonst was im Rücken, die bitteschön massiv gegen Jungs vorgehen soll, die etwas so Einfaches für faire 2.000 Euro anbieten (ein Tag Dreh, ein Tag Schnitt, ein paar Euro Musiklizenz und vielleicht noch einen 50 Euro-Sprecher vom Lokalradio dazu)?
Na siehste - ich rede von Film, Du von Video. Film ist, wenn man hinschauen will, Video wenns von Deinen Jungs 2000 Euro kostet ;-)
Vorgabe war ein witziger Kinospot. Dafür zählt die Idee, nicht der Kameratyp. Zeitspanne: 20 Sekunden.
Meine Leistung bei solchen Filmen ist in der Regel die Idee. Zudem:
In meiner Kalkulation kostet allein der Tiertrainer 2000 Euro. Die bekannte TV-Darstellerin 2500 Euro plus Anreise. Ein bißchen Ausstattung noch und wir sind mit Postpro schwupps auf 10K Einkaufspreis. Letztlich haben aber Deine Jungs ein Video zum fairen Preis gedreht, ganz ohne Ahnung von Raketenwissenschaft. Und drum hat der Auftraggeber keinen Kinospot bekommen, sondern ein Video, welches statt auf die Leinwand ins Datengrab seiner Festplatte wanderte.
Vielleicht sollte einfach der Begriff Filmemacher geschützt werden, damit sie vom Kunden von Videofilmern unterschieden werden können. ;-)
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



dienstag_01
Beiträge: 13415

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von dienstag_01 »

Drushba hat geschrieben: So 25 Mär, 2018 14:08
Jott hat geschrieben: So 25 Mär, 2018 10:54 @Kammer-Drushba
Wir leben in 2018. Ein kleines Werbevideo machen ist heute keine Raketenwissenschaft mehr. Es ist doch völlig irreal, deinem beispielhaft genannten Kundenkreis (Einzelhändler) eine fünfstellige Produktion auf's Auge drücken zu wollen. Mit einer Kammer oder sonst was im Rücken, die bitteschön massiv gegen Jungs vorgehen soll, die etwas so Einfaches für faire 2.000 Euro anbieten (ein Tag Dreh, ein Tag Schnitt, ein paar Euro Musiklizenz und vielleicht noch einen 50 Euro-Sprecher vom Lokalradio dazu)?
Na siehste - ich rede von Film, Du von Video. Film ist, wenn man hinschauen will, Video wenns von Deinen Jungs 2000 Euro kostet ;-)
Vorgabe war ein witziger Kinospot. Dafür zählt die Idee, nicht der Kameratyp. Zeitspanne: 20 Sekunden.
Meine Leistung bei solchen Filmen ist in der Regel die Idee. Zudem:
In meiner Kalkulation kostet allein der Tiertrainer 2000 Euro. Die bekannte TV-Darstellerin 2500 Euro plus Anreise. Ein bißchen Ausstattung noch und wir sind mit Postpro schwupps auf 10K Einkaufspreis. Letztlich haben aber Deine Jungs ein Video zum fairen Preis gedreht, ganz ohne Ahnung von Raketenwissenschaft. Und drum hat der Auftraggeber keinen Kinospot bekommen, sondern ein Video, welches statt auf die Leinwand ins Datengrab seiner Festplatte wanderte.
Vielleicht sollte einfach der Begriff Filmemacher geschützt werden, damit sie vom Kunden von Videofilmern unterschieden werden können. ;-)
Es sind auch schon millionenteure Kampagnen gegen die Wand gefahren worden. Da klang die Idee vorher sicher auch gut ;)



Jalue
Beiträge: 1412

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Jalue »

@Pianist Jep. Natürlich weiß ein Auftraggeber, dass jede Kalkulationen skalierbare Positionen enthält, vulgo "Profit", von Rechnungswesen verstehen die in der Regel mindestens so viel wie ein Filmemacher. Was sie allerdings nicht mögen, sind offenkundige Abzocke oder Schlampigkeit - z.B. nicht belegbare Reisekosten.

Umgekehrt gewinnt man -und dem Irrtum erliegen viele Einsteiger- keinen Sympathiebonus, wenn man möglichst auf Kante kalkuliert. Der Kunde wundert sich allenfalls, wie das so billig geht. Ziemlich sicher reagiert er not amused, wenn der Produzent beim Folgeauftrag plötzlich mehr verlangt.

Zum "Kammerzwang": Ich bin strikt dagegen, da wir es hier mit Kreativität zu tun haben. Wie objektiv sich deren Qualität beurteilen lässt, kann man ja immer wieder an den Auswahlentscheidungen von Filmunis, Filmförderungen oder Redaktionen erkennen ...



Pianist
Beiträge: 8403

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Pianist »

Jalue hat geschrieben: So 25 Mär, 2018 14:24 Zum "Kammerzwang": Ich bin strikt dagegen, da wir es hier mit Kreativität zu tun haben.
So ist es. Irgendwelche mittelalterlichen Zunftzwänge brauche ich nicht. Mir würde es schon vollkommen reichen, wenn man denjenigen, die Kreativleistungen einkaufen, dafür mehr Freiraum gibt. Derzeit sind die darauf angewiesen, einen Film nach den gleichen Mechanismen auszuschreiben wie Kopierpapier oder Bürostühle. Da kann man zwar auch eine Bewertungsmatrix aufstellen, wo Dinge wie Erfahrung und technische Ausrüstung einfließen, aber der wichtigste Punkt, nämlich die eigene Persönlichkeit, lässt sich eben nicht so einfach greifen. Daher meine ich: Wenn Leute unbedingt mit mir zusammenarbeiten wollen, dann sollte man ihnen das ermöglichen, solange ich nicht teurer als die Mitbewerber bin. Die werden schon wissen, warum sie genau mich haben wollen und keinen anderen.

Aber solche Ausschreibungen machen eben viel Arbeit und verlangen dann zum Teil auch nach Sachverstand, der nicht unbedingt vorhanden ist, wenn die ausschreibende Stelle nicht ständig Filmaufträge vergibt.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Drushba
Beiträge: 2508

Re: Verpflegungsmehraufwand in Rechnung oder als Werbekosten ?

Beitrag von Drushba »

Jalue hat geschrieben: So 25 Mär, 2018 14:24 Zum "Kammerzwang": Ich bin strikt dagegen, da wir es hier mit Kreativität zu tun haben. Wie objektiv sich deren Qualität beurteilen lässt, kann man ja immer wieder an den Auswahlentscheidungen von Filmunis, Filmförderungen oder Redaktionen erkennen ...
Ich würde wiedersprechen, daß wir es hier mit Kreativität zu tun haben. Handwerk, Kunsthandwerk eventuell. Der durchschnittliche Imagefilm jedenfalls kopiert Ästhetik, die es im Netz dutzendfach, hundertfach gibt. Neu ist höchstens das Arrangement der ewig gleichen Drohnenflüge, Maschinendetailaufnahmen, sprechenden Köpfe, Timelapsen, Videofilter. Da hat Jott recht, das kann jeder, der eine DSLR einschalten kann und etwas übt. Dagegen ist ein TV-Beitrag schon origineller, weil durchdachter konzipiert und die Redakteure haben (so es keine Freien sind, die den Beitrag erstellen) Tarifvertrag. Kreativität ist etwas anderes, das sehen wir auf Kurzfilmfestivals oder im Animationsbereich. Für Kreativität sollte es keine Grenzen nach oben geben, für Handwerk aber eine nach unten. Und auch Jotts 2000-Euro Filmer werden froh sein, wenn sie mit 80 mal Rente bekommen. Eine Kammer führt dazu, daß auch Sozialbeiträge zur Seite gelegt werden, nicht nur zu gerechtem Lohn.
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.
Zuletzt geändert von Drushba am So 25 Mär, 2018 16:08, insgesamt 1-mal geändert.



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