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Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!



Filmen als Beruf: Hier geht´s um Themen wie: Tarifliches, Kundenkommunikation, Abnahmen und wieviel man für bestimmte Aufträge verlangen kann
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tasteweiß
Beiträge: 6

Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von tasteweiß »

Hallo zusammen,

da ich gerade diverse Zweifel an meiner Zukunft habe, würde ich mir gerne Rat von Leuten aus der Branche einholen.


Kurz zu meiner Person. Ich, 24 Jahre jung, arbeite mittlerweile seit ca. 6 Jahren beim "Fernsehen" als klassischer EB-Kameraassistent bei einem der renommiertesten technischen Dienstleister für Film und Fernsehen in Deutschland.
Wie sich viele denken können, ist der monatliche Verdienst unter aller Sau, also überlege ich, den Job aufzugeben und mir was neues zu suchen.

Jetzt die Frage an euch, wisst ihr vielleicht, welche Möglichkeiten man noch hat, als ausgelernter Mediengestalter für Bild und Ton eine Umschulung zu machen, ohne gleich eine komplett neue Ausbildung anfangen zu müssen?

So gerne ich den Job ausübe, aber ich möchte irgendwann auch Kinder haben und die kann man sicherlich nicht mit 1050 Euro netto über Wasser halten.

Es war mir von vornerein klar, welche Bedingungen in der Branche herschen, und ich bin mir sicher, dass sich die aktuelle Situation in Zukunft auch nicht verbessern wird - ich denke eher, dass es sich noch weiter verschlechtern wird. Also bitte ich um ehrlich gemeinte Ratschläge und keine dummen Kommentare.

Vielen Dank euch schonmal!



Jott
Beiträge: 21812

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von Jott »

Beruf behalten, aber mit allen Mitteln weg vom "Fernsehen" wäre mal Schritt 1. Heißt ja Mediengestalter, nicht EB-Assistent. Setzt natürlich voraus, dass dein Lernhorizont nicht die ganze Zeit auf die klassische, zuweilen recht altmodische Fernsehtechnik beschränkt war.



domain
Beiträge: 11062

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von domain »

Neulich die preisgekrönte dreiteilige exzellente Doku über u.a. Rotbartgeier von Jürgen Eichinger in den Pyrenäen gesehen. Alle Achtung, der Mann kann was.

https://regiowiki.pnp.de/index.php/J%C3 ... _Eichinger

Zitat aus diesem Link:
"Dafür lassen Aufträge für Naturfilme von BR, Arte und anderen Fernsehsendern nicht mehr lange auf sich warten. Der Filmemacher hat ein Genre gefunden, das ihn beim Fernsehen sehr erfolgreich machen wird."

Du musst dich selbständig machen, bis ca. 40 hast du Zeit, deine Karriere aufzubauen, vorher brauchst du gar nicht an Familie und Kinder denken.



Peppermintpost
Beiträge: 2535

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von Peppermintpost »

du bist noch jung, also geh so schnell raus aus der brance wie du kannst.
film und fernsehen ist ja nicht nur in deutschland vor die wand gefahren sondern weltweit. es gibt einfach viel zu viele die in dem bereich arbeiten.
als ich angefangen habe war consumer equipment was total anderes als profi equipment. es gab kaum leute die das profi zeugs bedienen konnten, und das hatte auch nicht jeder im heimischen wohnzimmer. da hat man noch sehr gut verdient. der zug ist heute abgefahren und die situation kehrt sich auch nicht mehr um.
such dir was kompl. anderes, werde zimmermann oder architekt oder pfarrer, das ist alles kriesensicher. aber mach nix mit medien, ausser als hobby.
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domain
Beiträge: 11062

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von domain »

Peppermintpost hat geschrieben: ..der zug ist heute abgefahren und die situation kehrt sich auch nicht mehr um.
such dir was kompl. anderes, werde zimmermann oder architekt oder pfarrer, das ist alles kriesensicher. aber mach nix mit medien, ausser als hobby.
Der Zug ist heute hauptsächlich deswegen abgefahren, weil jeder simple Smartphoner im Laufe der Zeit bemerkt, wie einfach Videoaufnahmen eigentlich sind.
Beim Beobachten von Hobbyusern mit Smartphones kann man in letzte Zeit auch Learningbydoing feststellen, nämlich dass sie etliche Grundfehler wie z.B. rasante Schwenks (Staubsauberprinzip) einfach nicht mehr machen.
Insofern ist der Job eines professionellen Kameramannes nur mehr dann erkennbar, wenn er ein geniales Auge auf Licht und Kadrage hat, was ihm aber womöglich durch den Regisseur angesagt wurde.



tasteweiß
Beiträge: 6

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von tasteweiß »

Danke für eure Antworten.

Ich will den Job nicht schlecht reden, er ist aufregend, man sieht Orte und lernt Menschen kennen, die man so nie zu Gesicht bekommen würde - es begründet aber noch lange nicht die Vergütung, die man dafür bekommt.

Wie gesagt, die Überlegung ist da, eventuell was komplett anderes zu starten, aber trotzdem würde ich gerne eventuell eine Umschulung in erwägung ziehen. Deswegen die Frage und die Hoffnung danach, dass jemand von euch mehr weiß, als ich es tue.



Jott
Beiträge: 21812

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von Jott »

Die Hardware-Trennung zwischen Amateur und Profi gibt es nicht mehr, das ist richtig. Umso mehr sind es die Fähigkeiten, wo sich gnadenlos die Spreu vom Weizen trennt. Die Guten kommen nach wie vor klar, kriegen auch nicht weniger Geld als früher. Die guten freiberuflichen Kameraassistenten - um mal bei der jetzigen Tätigkeit des Threadstarter zu bleiben - sind schwer zu kriegen, da oft ausgebucht. Und nicht, weil sie nur einen Hungerlohn verlangen. Bei denen reicht's auch für Familie und Kinder. Und sie arbeiten darauf hin, in Richtung Kamera zu kommen.

Die Anzahl der Firmen pro Stadt, wo man als anspruchsvoller Auftraggeber hingeht, um eine gute Produktion zu bekommen (also nicht irgendwelche 500 Euro-Werke), hat sich kaum verändert. Dass Tagessätze für Teams und Post Production sinken, ist auch nicht wirklich problematisch, weil ja im Gegenzug auch die Kosten für Kameras und Software ins Bodenlose gefallen sind und weiter fallen.

Das erste Problem ist für Newcomer "nur", wie domain sagt, der Karriereaufbau. Denn mit Selbständigkeit muss man sich anfreunden, Festanstellungen in diesem Bereich sind selten geworden. Ist man gut und hat auch Bildung (Sprachen!) und Sozialkompetenz, ist das eine prima Basis. Das zweite Problem ist, dass heute vielleicht tausendmal so viele in der Branche mitspielen wollen als früher, und es werden erstaunlicherweise immer mehr. Aus diesem Basissumpf raus zu kommen ist die Herausforderung.

Aber deswegen aufgeben? Der Fakt, dass man etwas drauf haben muss, gilt auch für jeden anderen Beruf, von völlig unattraktiven mal abgesehen.



Benutzername
Beiträge: 2535

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von Benutzername »

tasteweiß,

ich finde deine entscheidung richtig. falls möglich studiere was anständiges auf einer fh, vielleicht irgendetwas im bereich ingenieur. ingenieure sind eigentlich immer gefragt. uni muss nicht unbedingt sein. alles andere kannst du weiter als hobby betreiben.

der kerl hat den absprung nicht geschafft und dann hat es ihn knallhart erwischt.

http://www.vice.com/de/video/wie-aus-ei ... ilms-wurde
Ihr seht mich vielleicht, ´nen toten Rottweiler Gassi führen, im Park, ohne Kopf, aber mit Nietenhalsband, wie ich ihn anschreie, weil das Mistvieh nicht zu bellen aufhören will.



domain
Beiträge: 11062

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von domain »

Es gibt allerdings schon noch einige Berufe, wo die Ausbildung quasi gleichzeitig auch Lebensgarantie für einen Job ist: Ärzte, Kindergärtner, Lehrer u.a.m.
Vordringlich musst du schauen, dass du A-Beamter in Österreich wirst, wo zu unserem Leidwesen allerdings schon jeder dritte ein Marmeladinger ist, schlimmer als in München, wo man bayrisch ja kaum noch zu hören bekommt.

http://kurier.at/politik/beamtenparadie ... ch/749.081

Alle meine Kollegen verdienen ca. 2500.- bis 3000.- netto in den höheren Dienstjahren und in der Pension wird es nicht viel weniger, weil Arbeitslosen- und Unfallversicherungsbeiträge ja wegfallen.

Aber in deinem Alter habe ich mir nicht mal Fassungen für die Glühbirnen leisten mögen, habe sie direkt an die Stromkabel angelötet.
Meinerseel waren das noch Zeiten, so direkt nach dem Krieg ..;



Peppermintpost
Beiträge: 2535

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von Peppermintpost »

@taste

du bewegst dich doch jetzt schon eine zeit lang im medienumfeld. du solltest doch so langsam einschätzen können wie das hase läuft. was für eine umschulung in dem bereich willst du machen die dich weiter bringt?

ich kenne dich nicht und ich will dir auch nicht zu nahe treten, aber könnte nicht genau diese einstellung: "nehmt mich an die hand und bildet mich aus" die einstellung sein die dir bei deiner zukunft im wege steht?

du bist kamera assi, also wirst du ja regelmässig mit verschiedenen kameramännern arbeiten. sprichst du nicht mit denen was die für eine ausbildung haben? man lernt nicht kameramann an einer schule oder in einer weiterbildung. du bist dann kameramann wenn du dich hin stellt und sagst: "ich bin kameramann" das ist die wichtigste eigenschaft die du in den medien mitbringen musst. du behauptest was du bist und lässt dich nicht beirren. gleichzeitig bildest du dich selbst weiter indem du alles aufsaugst was zu dem thema gehört das dich interessiert.

glaubst du das ein kameramann der in ludwigsburg kamera studiert hat auch nur einen job bekommt weil er ein diplom hat? er bekommt jobs weil er leute kennt, seilschaften pflegt, und weil er ein demo reel hat das zeigt das er sein handwerk beherrscht. seine ausbildung interessiert keinen, ausser ihn selbst.

das gleiche gilt für cutter, regisseure, drehbuch autoren und für alle anderen in der branche.

wenn du darauf wartest das dich irgend jemand an die hand nimmt, dann bist du als profi grundsätzlich falsch aufgestellt. ein profi ist der, der es einfach macht und dabei durchsetzt entsprechend bezahlt zu werden. alle anderen sind hobbyisten. der unterschied zwischen einem profi und einem hobbyisten ist ausschliesslich die bazahlung, und nichts, aber auch garnichts anderes. weder die ausbildung, noch das know how oder sonst irgendwas hat damit zu tuen.

du must deine auftraggeber davon überzeugen das du das geld wert bist was du haben willst, dabei kann dir keine ausbildung helfen. wenn du das nicht kannst, such dir einen beruf wo der tarif lohn eine gehaltserwartungen erfüllt.
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Jott
Beiträge: 21812

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von Jott »

Gut dargelegt.

Wobei das mit der Ausbildung nicht völlig egal ist: steht zum Beispiel Medieningenieur auf der Karte, erwartet wegen der zweiten Hälfte der Berufsbezeichnung kein Auftraggeber aus der Industrie, dass man für ein paar Euro pro Stunde aus dem Bett steigt. Da stellt sich eher gegenseitiger Respekt ein. Lohnt sich schon, je nach Ziel.



domain
Beiträge: 11062

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von domain »

So nebenbei könnte ja auch mal die Frage aufgeworfen werden, ob ein Beruf generell immer Lust machen sollte.
Im allgemeinen ist Arbeit so definiert, dass sie notwendig zum Überleben ist, unabhängig vom jeweiligen Lusterlebnis.
Oder glaubst du etwa, dass Karieswurzel als Pappenschlosser eine besondere Befriedigung aus dem Bohren in Mundhöhlen ziehen könnte?
Daher ja auch sein Ausbrechenwollen aus der gut verdienenden Eintönigkeit ...



Jott
Beiträge: 21812

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von Jott »

domain hat geschrieben:So nebenbei könnte ja auch mal die Frage aufgeworfen werden, ob ein Beruf generell immer Lust machen sollte.
Oh ja, das sollte er. Sonst geht man doch vor die Hunde.



domain
Beiträge: 11062

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von domain »

Sollte schon,
aber vor die Hunde geht man nur, wenn die "Arbeit" extrem unsympatisch oder stressig ist (Monotonie ist aber kurzfristig kein Grund für Aufregung).
Es gibt viele Tätigkeiten, die zwar lästig und zeiraubend uninspirierend sein können, aber nicht wirklich schädigend.
Man denke nur an die gutbezahlten Fließbandarbeiter bei FORD.
Die waren so gut bezahlt, dass sie sich bald die Tin-Lizzy selbst leisten konnten, auch wenn ihre Arbeit am Fließband noch so eintönig war.
Eintönige und sich wiederholende Arbeitsabläufe sind normal und nerven Menschen weit weniger als sich permanent verändernde Arbeitssituationen.



Wurzelkaries
Beiträge: 1117

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von Wurzelkaries »

Dann mach was anderes. Klingt jetzt blöd und arrogant.. aber was willst Du hören.

Mal ehrlich.... klar kann man jetzt in diversen Foren posten und rumheulen. Aber das bringt Dich nicht weiter. Was willst Du, wo willst Du in 10 Jahren sein, was sind Deine Zukunftspläne. Du sprichst von Kindern... da wäre ein "sicherer" Job schon nicht schlecht. Aber das musst Du schon selbst wissen und entscheiden... da kann Dir keiner hier im Forum helfen.

LG
Stefan



StanleyK2
Beiträge: 1105

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von StanleyK2 »

... und derartige Probleme und Krisen sind auch nichts spezielles für Mediengestalter. Das gibt es in allen Berufen und Branchen.



Jalue
Beiträge: 1423

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von Jalue »

Sei froh, dass dich die armselige Vergütung zum Zweifeln gebracht hat. Nichts gegen EB – Tonassistenz (hat mich auch mal ernährt), aber dem Job blüht das gleiche Schicksal wie dem des Fahrstuhlführers: In absehbarer Zeit obsolet. Gilt ebenso für reine EB-Kameraleute, künftig werden die auch schneiden und Live-Schalten fahren müssen, was z.B. in den USA schon fast die Regel ist.

Wenn du dich in diese Richtung bewegst und vielleicht noch einen Unique Selling Point draufsattelst (Drohnen- Know How, Unterwasserkamera …), sollte es auch für die Familiengründung reichen. Setzt allerdings a) Bereitschaft zur Fortbildung voraus und b), dass du nicht auf eine ‚Beförderung‘ wartest sondern dem Chef sanft Druck machst. Zur Not kündigen, so viel Cojones müssen schon sein.



Axel
Beiträge: 16293

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von Axel »

Jalue hat geschrieben:Sei froh, dass dich die armselige Vergütung zum Zweifeln gebracht hat. Nichts gegen EB – Tonassistenz (hat mich auch mal ernährt), aber dem Job blüht das gleiche Schicksal wie dem des Fahrstuhlführers: In absehbarer Zeit obsolet. Gilt ebenso für reine EB-Kameraleute, künftig werden die auch schneiden und Live-Schalten fahren müssen, was z.B. in den USA schon fast die Regel ist.
Beim WDR, für den ich mal als EB-Assi gearbeitet habe, hat sich teammäßig anscheinend kaum etwas geändert. Vor drei Jahren wurde unser Lokal portraitiert, Regionalfenster. Da gab es Redakteur, Kameramann - mit C300 statt, wie früher, Betacam - und Assi für Licht und Ton. Interessante Jobs? Womöglich. Persönlich glücklich? Wohl Typsache. Zukunftssicher?

Ich habe kürzlich mit einer Reporterin eines Lokalsenders gesprochen, die Redakteurin, Kamerafrau (mit PMW100) und Cutterin (Premiere) in einer Person ist. Wird wohl irgendwann der Standard sein. Ein "rasender Reporter" im Smart. Smart.

Um in der Branche glücklich zu werden, muss man wahrscheinlich selbständig sein. Selbständig und erfolgreich. Selbständigkeit ist generell sehr erstrebenswert. Allerdings muss man einen Film über frisch geschlüpfte Wasserschildkrötenbabies auf ihren letzten Metern vom Strand zum vorerst rettenden Meer anschauen können und als Parabel verstehen.



tasteweiß
Beiträge: 6

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von tasteweiß »

Ich denke mir immer: "in der Werbung, da ist noch Geld, oder beim Film - natürlich auch nur, wenn man gut ist", nur da reinzukommen, fast unmöglich.

Die Selbstständigkeit ansich klingt vielversprechend, nur ist es da so:

Als EB-Assi gibt es für einen 10 Stunden Tag in NRW ca. 180 Euro.

Geht man von dem Fall aus, dass man auf 15 Tage im Jahr kommt, was realistisch sein sollte, liegt man bei 2700,- ohne Abzug von Steuern und Zuzug von möglichen Überstunden.

2700,- abzüglich ca. 35% Steuern und ca. 400 Euro für Versicherung und Krankenkasse wäre man bei ca. 1355,- im Monat netto.

Wie also schaffen es also die, die Kinder Zuhause haben, diesen Job auszuüben und ihre Familie zu ernähren?



Jott
Beiträge: 21812

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von Jott »

Indem sie nicht in NRW arbeiten?



tasteweiß
Beiträge: 6

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von tasteweiß »

Jott hat geschrieben:Indem sie nicht in NRW arbeiten?

NRW liegt da leider noch hoch im Spiegel.

In Berlin wird man als EB-Assi mit ca. 150-160 Euro am Tag vergütet.



didah
Beiträge: 975

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von didah »

domain hat geschrieben:...dass Karieswurzel als Pappenschlosser ...
großartig, pappenschlosser hab i nu ned kennt - danke, der is guad! :)

dass man heutzutage immer mehr gleichzeitig machen muss ist nix neues....

ich arbeite im ausland, wir produzieren reportagen fürs privat tv. ich film nicht nur, sondern schneide und schreibe dann den sprechertext. und wenns sein muss, dann mach ich research und/oder on-site fixing auch noch. es ist beeindruckend, anstrengend, mitnehmend - und ein riesen spass (wenn ich nicht gerade wie die letzten 2 wochen quasi tot bin wegen hitzeschlags - 47 grad sind zuviel für wen ausm salzkammergut :) )

ich hab auch mal versucht, zuhause in österreich fürs tv zu arbeiten. all die (meiner meinung) überflüssige hierachie, das erbsenzählen, die stöcke in den ärschen (ein stock im arsch macht noch lange kein rückgrat) - das hat mich auch zur verzweiflung getrieben...

ich kann dir raten, sieh dich einfach nach nem interessanteren job um! klar, dass man als assi bei einem kaffeekränzchendreh versauert....

lg
mean people suck



Peter Schguller
Beiträge: 28

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von Peter Schguller »

Sehr köstlich zum mitlesen, und danke ich habe wieder etwas dazugelernt!

Liebe Foristen, ist Euch schon aufgefallen, dass in allen Branchen derzeit
und in der Gesellschaft eine Selbstzerfleischung rennt?
Kann es sein, das ich zb der Letze bin, der das, was er macht aus Liebe macht?
Ist alles an mir vorbei geflogen? Mit Nichten.
Also alle Pfarrer hören auf und wechseln, alle Mauere werden Ärzte, der Arzt wollte
immer schon Modedesigner sein, nur Vattern hatte was gegen?
Prallen die alten Weltbilder, noch mitgeschleppt aus der Phase " industrielle Welt 1,5, um
1980-2005" auf die schon beginnende 5.0, die die 4.0 weg brennt?
Und machen da 70% einen Job, den sie nie wollten, nun aber im anschwellen ihrer eigenen Kaufrauschtranquillität, langsam merken, das es nicht alles ist und war?

Als wir in Geld schwommen, 30sec vor dem Ereignis am12.nov.2007....Lehmanbrodhers
der Rest ist ja bekannt, war es allen wurscht. Nun wo der Sack leer wird, Panik und alle
beginnen alle zu hassen, alle rennen im Kreis, nix passt,..warum?

Die Marie ist weg. nur net im ZDF-Vorstand. Net bei der CDU und so weiter..

Kurz. Wenn Du keine Lust hast, hast keine, und wirst dir immer etwas suchen warum es
dir schlecht geht. Der Bergsteiger lässt los, keine Lust, die Hu-re geht heim, scheiß Schwänze, der Filmemacher hört auf..... Y-tube-terror.

Geil..

Beste Grüße Peter :)



boxvalue
Beiträge: 140

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von boxvalue »

Hallo,

werde doch Rundfunkrat beim ZDF.
Unbestätigten Meldungen zufolge soll die Aufwandsentschädigung von ca 50 auf 150 Euro angehoben werden, damit einige überhaupt erscheinen.
Sei widerspenstig. Dann bekommst Du irgend wann 2000 Euro für die Anwesenheit.
Besser als Mediengestalter ist Kontogestalter.

Prüfe die Info und schreibe, wenn es andere Meldungen dazu gibt.



Rudolf Max
Beiträge: 852

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von Rudolf Max »

Ich frage mich nach dem Sinn dieses Threads...

Was erwartet denn nun der Fragesteller von uns Forenten...?

Dass wir ihm einen anderen Beruf vorschlagen...?
Dass wir ihm seine weitere Zukunft voraussagen...?
Dass wir ihm Geld schicken, damit er freudlos überleben kann...?

Der Fragsteller ist doch eigentlich der Einzige, der weiss, was ihm guttut oder eben nicht...

Tasteweiss: Mach was, ändere was... oder lass es... du allein hast es in deiner Hand...

Rudolf

P.S. Man stelle sich mal vor, jeder, der in seinem Beruf irgendwelche Sörgelchen hat, täte hier einen ähnlichen Thread eröffnen... das Internet würde vor lauter Traffic wohl glatt explodieren...



Bergspetzl
Beiträge: 1506

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von Bergspetzl »

...da isser wieder.


Ja das musst du dir überlegen. Fernsehsender erwarten viel Leistung für kleines Geld. Dafür bekommst du im Regelfall bei anständiger Arbeit auch relativ viel Arbeit.

15 Tage * 180€ macht 2700, dir bleiben ca. 40-50%, da du alles vom Sender gestellt bekommst. 1200€ +-, für eine 3/4 Stelle (22 Arbeitstag/Monat regulär für 1600-2000€) Da lebst du in der Nähe des Durchschnittseinkommens. Und nicht vergessen, du wirst als Assistent gezahlt. Wenn auf Dauer unzufrieden, dann: Lernen lernen lernen. Wenn du als Kellner arbeitest, als Tischer, als Bürokaufmann...egal als was. Wo sind die "Aufstiegschancen", wo der Krösus? Richtig. Der Normalbürger lebt bescheiden, und ein Kameraassistent arbeitet zwar in einem schönen Umfeld, wenn er es so empfindet, ist aber nicht anderes als eine (statusbezogen) mittelmäßige Arbeitskraft. Das ist nicht wertend gemeint. Aufstieg ist aber nicht vorprogrammiert.

Mit viel Anstrengung schafft man zwischen 30 und 40 den Sprung zur professionellen Kamera, so wie sie dann existiert. Aber wie überall ist es harte Arbeit und Handwerk. Frag doch mal einen selbstständigen Handwerker, der ein zwei Angestellte hat, der einen großen Lieferwagen fährt und ein Lager hat, wieviel er arbeitet, um 2500-3000 im Monat rauszubekommen. Dann wirst du sehen, dass diese Leute um 6 am Hof stehen, um 7 beim Kunden, er dann noch nachmittags zum nächsten Kunden zur Absprache fährt, Akquise macht, Buchhaltung, Instandhaltung und Wartung vom Werkzeug... und dann überleg mal wie viele du von diesen jeden Tag siehst. 1000 Handwerker sind allzeit präsent. Und denen ihr Geschäft ist sicher noch mehr unter Druck wie unseres. Zumindest habe ich bei uns bisher kaum von "günstiger" osteuropäischer Konkurrenz gehört. Und selbstständige junge Handwerker, die glauben nach der Lehre einen eigenen Betrieb aufmachen zu können gibt es bestimmt so viele, wie Filmleute, die als RichKids planlos sich selbst verwirklichen wollen, weil sie einmal auf Weltreise waren. Und dann? Ich weiß nicht was die Leute erwarten. Dann fahre ich irgendwo auf Dreh, halte meine Angel hin und habe ausgesorgt? Oder kann eine 5D bedienen und habe ausgesorgt?

Die Technik macht heute fast alles selbstständig, und das gar nicht schlecht. Dein Skill ist nur zu 30% die Kamera zu bedienen. Zu 50% machst du Business und zu 20% hoffst du nicht zu verzweifeln und am Ball zu bleiben. Aber wenn du auf Dauer bestehen willst, dann begreife, dass du Geschäftsmann bist, dessen Ware eben Kamera oder Ton ist. Aber verkaufen des Produktes ist die 'Kunst', nicht das reine Anwenden desselbigen. Das heißt begreifen, wie sich das geforderte Entwickelt und wohin alles läuft. Wenn du gut genug bist (im Begreifen von was Geschäft ist) dann kommst du schon ins Geschäft. Wenn du merkst das Anspruch und Realität in dem Arbeitsumfeld auseinander Klaffen dann frage dich wirklich was du willst. Du wärst im perfekten Alter für die Filmhochschule. Ich habe kaum Absolventen von dort kennen gelernt, welche DANACH Probleme hatten, im Geschäft zu bestehen. Aber mache erst einmal eine Marktanalyse (was ist und wird in Zukunft gebraucht) und Frage dich, ob dir das sich ändernde Umfeld zusagt. Und was die Grundlage deiner Annahme über die Zukunft ist. Kennst du dich aus? Wird es in Zukunft einen Informatiker und einen Schwenker/Cutter im Bereich Kamera/Produktion geben? Online. Rendition. IP basiertes Livestreaming. Encoding. HLS? Keine SNG, dafür einen DIT mit LUT und Sypder Pro statt Kamerabild. Kannst du alles und das in Häppchenform? Für 14h am Tag. Oder nur 3? Eine PDW bedienen können macht dich nicht zum Kameramann, sondern zum Auslaufprodukt. Und erst recht wenn du immer nur einer hinterher gelaufen bist, am Schnürchen. :)



nachtaktiv
Beiträge: 3169

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von nachtaktiv »

wie kann man eigentlich so schlau sein, und mediengestalter lernen? das is doch bestimmt wieder so ne schnapsidee von irgendwelchen politikern und kollegschulenbetreibern. schon als vor ca. 10 jahren der bereich IMM den abiturienten so warm ans herz gelegt wurde, hätt ich schon abgewunken. immer, wenn viel für einen beruf getrommelt wird, kann man sich sicher sein, dass in einigen jahren genau dort die branche hoffnungslos überlaufen ist.
domain hat geschrieben:bis ca. 40 hast du Zeit, deine Karriere aufzubauen, vorher brauchst du gar nicht an Familie und Kinder denken.
der war gut xD ...

mit 40 is der zug schon lang abgefahren.
Peppermintpost hat geschrieben: du bist kamera assi, also wirst du ja regelmässig mit verschiedenen kameramännern arbeiten. sprichst du nicht mit denen was die für eine ausbildung haben? man lernt nicht kameramann an einer schule oder in einer weiterbildung. du bist dann kameramann wenn du dich hin stellt und sagst: "ich bin kameramann" das ist die wichtigste eigenschaft die du in den medien mitbringen musst. du behauptest was du bist und lässt dich nicht beirren. gleichzeitig bildest du dich selbst weiter indem du alles aufsaugst was zu dem thema gehört das dich interessiert.

glaubst du das ein kameramann der in ludwigsburg kamera studiert hat auch nur einen job bekommt weil er ein diplom hat? er bekommt jobs weil er leute kennt, seilschaften pflegt, und weil er ein demo reel hat das zeigt das er sein handwerk beherrscht. seine ausbildung interessiert keinen, ausser ihn selbst.

das gleiche gilt für cutter, regisseure, drehbuch autoren und für alle anderen in der branche.
gut auf den punkt gebracht! ich für meinen teil hab immer das gegenteilige problem. leute sehen, was ich für kumpels drehe, und wollen mir geld zustecken, ich solle mich doch mal selbstständig machen, usw. wogegen ich mich aber mit händen und fü0en wehre. wenn ich für geld arbeite, geht mir der spaß flöten - deshalb lieber hobbyist.
domain hat geschrieben:So nebenbei könnte ja auch mal die Frage aufgeworfen werden, ob ein Beruf generell immer Lust machen sollte.
nö. sons wärs ja keine arbeit, sondern vergnügen.
Axel hat geschrieben:Wird wohl irgendwann der Standard sein. Ein "rasender Reporter" im Smart. Smart.
schon allein deswegen interessant, weil beim EB ja auch oftmals ziemlich schnell n parkplatz gefunden werden muß :D :D
Die Ignore Funktion ist ein Segen <3



Jalue
Beiträge: 1423

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von Jalue »

[quote="Axel"]Um in der Branche glücklich zu werden, muss man wahrscheinlich selbständig sein. Selbständig und erfolgreich. Selbständigkeit ist generell sehr erstrebenswert.[/quote]

Ich kenne beide Seiten und warne ausdrücklich davor, Selbständigkeit als Königsweg für jeden zu verkaufen.

Von einer 'Karriere' als freier Tonassi oder Kameramann würde ich generell abraten, das ist heutzutage kaum mehr als Tagelöhnerei. Auf 1-2, bei denen der Laden brummt, kommen geschätzt zehn, die am Existenzminimun herumkrebsen.

Bliebe die Alternative, komplette Dienstleistungen anzubieten, z.B. Videoproduktion. Prinzipiell die bessere Variante, da man nicht nur seine nackte Arbeitskraft, sondern eben Produkte verkaufen kann.

Klappt aber nur, wenn man schon bei der Gründung über genug Rücklagen und Know How, unternehmerische Denke sowie Lebenserfahrung verfügt, ansonten ist das Scheitern programmiert. Das 'Erfolgsmodell Ich-AG' lässt grüßen ...



HamburgHollywood
Beiträge: 116

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von HamburgHollywood »

- Ich habe zum Glück schon früh gemerkt, dass der Beruf des Mediengestalters nix für mich ist :-)


Gar keine Rede langer Sinn:
Ich übe jetzt den Beruf aus, der mir Spaß bringt, und meine Fähigkeiten Filme zu produzieren nicht ausschliesst.

Sagen wir mal so: Wenn ich tatsächlich beruflich beim Fernsehen gelandet wäre, hätte ich kein Hobby mehr!

Ich kann jetzt viel mehr mein Hobby mit der Arbeit verbinden, muss ich aber nicht. Ich arbeite in einer Kita als Erzieher und biete dort Medienbezogene Projekte an. Kaum eine Kita hat sowas. Mein Chef hat mir sogar eine 2000 Euro Kamera geschenkt, um die Projekte zu fördern.

Bei meiner Berufsfindung vor 12 Jahren stellte sich heraus, dass ich sehr gerne und gut mit Kindern arbeiten kann. In einigen Projekten hatte ich auch Kinderdarsteller. Die Ausbildung zum Mediengestalter habe ich abgebrochen.

Jetzt arbeite ich einem Beruf der mir Spaß bringt, kann aber dennoch Filmprojekte starten. Die Kamera darf ich darüber hinaus auch privat nutzen um Projekte zu starten.

Was ich damit sagen möchte:
Die Arbeit sollte immer Spaß bringen.



pixelschubser2006
Beiträge: 1696

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von pixelschubser2006 »

Ganz vorsichtig möchte ich auch mal anmerken, daß der Beruf des Mediengestalters eine Sackgasse ist, und es würde mich auch mal aus reiner Neugier interessieren, auf welchem Wege dieser Abschluss erlangt wurde. Mediengestalter sind im Print-Sektor Grafiker zweiter Klasse, und die Grafiker, die ich kenne und die von ihrem Job irgendwie leben, sind studierte Diplomgrafiker oder haben ein Kunststudium hinter sich.

Allerdings ist im Print- und Websektor eine gute Mediengestalter-Ausbildung inhaltlich eine brauchbare Basis, mit der man immerhin ein Stück weiter als die Bastler ist. Im Bereich Bild & Ton bin ich da aber skeptisch. So wie der WDR in Köln diese Ausbildung im eigenen Hause beschreibt, reicht die Zeit noch nicht einmal, um ansatzweise die Technik zu verstehen, geschweige denn bedienen zu können und am Ende künstlerisch / journalistisch gewinnbringend einzusetzen. Mit einer MG-Ausbildung beim WDR in der Tasche genügst Du nicht einmal im Ansatz den Anforderungen, um Dich eine Tür weiter um ein Volontariat zu bewerben. Das muss einem zu denken geben.

Ob der Job des EB-Assistent irgendwann ausstirbt? Ich bin da skeptisch. Keine Frage, es wird sich alles immer mehr in Richtung VJ entwickeln, aber häufig ist der ASSI am Start. Und wenn es nur um die Bedienung der Ton-Angel geht. So gut eingebaute Mics und automatische Aussteuerungen auch sind - man kann als Videot nicht alles gleichzeitig unter Kontrolle halten. Das wird man auch in der Branche merken.

Was ich aber immer noch nicht begreife: Die Jobs beim Fernsehen sind gnadenlos unterbezahlt und der Arbeitsalltag nicht besser als beim Werbefilm, nur inhaltlich mitunter langweiliger (3 Stunden im Regen stehen, bis Politiker aus dem Sitzungssaal latschen). Warum stürzt sich alles aufs Fernsehen? Der Markt für Low-Budget-Imagefilme boomt, auch lokale News-Portale setzen auf Video. In beiden Richtungen lassen sich locker die gleichen oder besseren Tagessätze erzielen. Warum will das keiner machen? Eitelkeit? Es ist doch an der Zeit, mal die Realitäten zu erkennen.

Außerdem muss man sich auch selbstkritisch fragen, was einen künstlerisch weiterbringt. Im TV sehe ich nur wenig, was wirklich anspruchsvoll ist, zumindest im Reportage-Bereich. Es gibt schöne Autosendungen, Berichte über wissenschaftliche Themen, Natur etc. Das ist alles nur ein Bruchteil von der Masse, aber wesentlich schöner als die Scheisse im Hackschnitt, die täglich in den Lokalfenstern der Dritten läuft. Zumindest Bildtechnisch. Da muss ich mich doch fragen, was künstlerisch und intellektuell anspruchvoller ist: 15 Jahre als Assi dem Kameramann hinterherzulatschen (... bis der von einem Blumentopf getroffen wird, wie es in der Letzten KAMERAMANN lebensecht beschrieben wurde...) oder sich ne 2000-Euro-Cam zu besorgen und regional zu arbeiten.

Klar, das ist auch hart. Merke ich jeden Tag im Sauerland, aber es ist auch ein Unterschied, ob man das Business mit 2 Kinden und hauptberuflichem Handwerk nebenbei vorrantreibt oder als Vollprofi seinen Terminkalender damit füllt. Ich bin jedenfalls der Ansicht, manche stehen sich dabei mit falschem Ego selbst im Weg.



rideck
Beiträge: 339

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von rideck »

@ pixelschubser2006

Also mit falschem Ego hat das glaube ich weniger zu tun. Ich kenne auch die verschiedenen Sparten und gerade das regionale Fernsehen, die Zeitungen oder Newsportal betreiben ein Preisdumping das einem übel wird. Wo wird da bitte fair bezahlt? Die Entwicklung in Richtung VJ kann ich bestätigen, der Qualität hilft das aber meistens nicht, da ein VJ oft Tagesaktuell und schnell arbeiten muss. Guter Ton, nein Danke. Gutes Bild, vielleicht. Und dann noch redaktionell fit?
Man muss als Mediengestalter irgendwann seinen Schwerpunkt setzen. Klassisch lernt man ja als Mediengestalter für Bild und Ton von allem ein wenig.
Nach wie vor sind es Spezialisierungen die gefragt sind, wenn es um anspruchsvollere Aufträge geht. Schaut was ihr könnt, bildet diese Fähigkeiten aus, lernt von "alten Hasen" und schließt euch zusammen.



pixelschubser2006
Beiträge: 1696

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von pixelschubser2006 »

@rideck:

Regionalfernsehen kenne ich leider nicht wirklich, nur die Honorare der hiesigen Tageszeitung, die immer mehr Video in ihrem Newsportal veröffentlicht. Der Tagessatz ist auch dort im ersten Moment lächerlich, aber die kleineren Jobs sind im Vergleich dazu relativ ok (90 Euro für 2-3h, 130 Euro pro Tag). Allerdings wurde mir gleich signalisiert, bei entsprechendem Bedarf und Aufwand mehr bezahlen zu wollen. Das ist bei 2-3 Beiträgen im Monat derzeit leider noch nicht konkret, aber eine Basis.

Wenn ich dann ein 500-Euro-Filmchen kalkuliere... 1/2 Tag Dreh, 1 Tag Post, 1/2 Patienten ...äh Kundenbetreuung... da komme ich auf mehr als die typischen 180 Euro pro Tag. Allerdings rechne ich mit 8 Stunden-Tag nicht mit 10 oder 12. Bei guter Auslastung braucht man noch nicht einmal das Equipment groß zu rechnen, schon garnicht zu Verleihkursen.

Da man solche Jobs gut mit einem 2000-Euro-Camcorder machen kann, zzgl. 1000ender für Stativ, 1000 für Licht, 1000 für Ton und Kleinkram, kommt man mit 5000 Euro Invest für 5 Jahre gut hin. Wobei die Cam natürlich nicht solange genutzt wird (aber auch nich nach 3 Jahren null Wert hat), der Rest dafür eher 10 Jahre, und ein Sachtler FSB 6 auch nicht zwingend ist.

Lange Rechnerei, kurzer Sinn: Bei 5 Jahren Nutzung und 100 Einsatztagen im Jahr kostet der Krempel 10 Euro am Tag. Bei 500 Tagen für zwei Tage bleiben dann pro Tag 240 Euro übrig. Für den kürzeren Tag wohlbemerkt, aber auch für einen extrem knapp kalkulierten Job.

Ergo: Schon mit diesem Mini-Spot verdient man 1/3 mehr als beim Fernsehen. Und hat noch viel Luft nach oben. Bei dem wachsenden Bedarf in dieser Richtung sehe ich da viel Potential. Was man da künstlerisch draus macht, ist jedem selbst überlassen. Aber einen Metzger an der Wurstmaschine finde ich persönlich spannender als eine Ministerfresse beim Lügen und Lamentieren.



rideck
Beiträge: 339

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von rideck »

Nun ja, deine Zahlen sprechen ja für sich. Ich finde es eine Frechheit nur soviel am Tag bezahlt zu bekommen und dann noch mit der eigenen Ausrüstung zu drehen, bzw. zu schneiden. Bei deiner Kalkulation darfst Du auch nicht vergessen, dass Du deine Ausrüstung versichern musst und eventuell Reparaturen anfallen. Zu dem 500-€-Filmchen gibt es nicht viel zu sagen ;)



pixelschubser2006
Beiträge: 1696

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von pixelschubser2006 »

Mit der Versicherung hast Du natürlich Recht. Reparaturen halten sich hoffentlich in engsten Grenzen, dank Gewährleistung. Ton und Licht halten ja tendenziell ewig. Zweifellos ist das eine Milchmädchenrechnung, denn wer nur 30-50x im Jahr mit eigenem Equipment dreht oder was teureres möchte (FS5 oder C100 sind ja in dem Genre auch nicht selten), der muss anderes kalkulieren. Es ist aber schonmal ein realistischer Anhaltswert.

Daß die Honorare insgesamt niedrig sind - keine Frage. Auch dass eine sehr gute Auslastung nötig ist, um davon leben zu können auch. Aber da muss ich ketzerisch sagen, das geht dem Handwerker auch, der nur 20 Stunden in der Woche arbeitet. Da braucht´s dem Mediengestalter auch nicht besser gehen.

Letztendlich wollte ich nur mal vorrechnen, daß man sich mit den 500-Euro-Filmchen nicht zwangsläufig schlechter stellt, als mit TV-Jobs. Im Gegenteil. Zumal da einem ja auch keine eine gute Auslastung garantiert und manche Stunde mit -vorsichtig augedrückt- Akquise draufgeht.

Was aber auch mal ausgesprochen werden darf: In der heutigen Zeit sind nicht nur die Einkommen im Billiglohn-Sektor ein Thema, sondern auch Ansprüche der Menschen. Es wird gerne mit der Wirtschaftswunder-Zeit vergleichen, aber um das wirklich gegenüberzustellen, muss man auch die Lebensumstände vergleichen.

Heute möchte jeder Berufstätige Anfang 20 ein Auto, am Besten GTI oder Mini Cooper, mindestens 55 qm Wohnung, Einbauküche mit Kaffeevollautomat und Thermomix, 3 Spielkonsolen und TV mit 55" auch im Schlafzimmer. Handyvertrag für 50 Euro im Monat und mehr auch.

Das ist im ersten Moment auch legitim, aber vorsichtig ausgedrückt: Meine Eltern hatten das bei nicht, als typische Beispiele. Meine Mutter hatte nach ihrer Frisörlehre (typischer Billiglohn-Beruf) ein möbeliertes Zimmer mit Waschgelegenheit und ein Kofferradio. Dafür noch nichtmal ein Fahrrad, geschweige denn ein Auto. Das geht auch heute noch locker in dem Job, wobei Hightech trotzdem bezahlbar ist. Vom Trinkgeld eines Monates einer guten Frisörin kann man ein ordentliches Smartphone kaufen und Triple-Flats gibts für unter 15 Euro im Monat. Und für eine vollwertige 45qm-Wohnung reicht es auch (außer in Köln oder München freillich...)

Eine etwas größere Wohnung hatten meine Eltern erst, als mein Dad Dipl.Ing im öffentlichen Dienst war, hatte aber schon im Studium malocht, für den ersten SW-TV. Den Grundig Farbfernseher haben sie nicht vom Gehalt, sondern von einer Erbschaft gekauft.

Meine Message: Wir sind heute alle ziemlich verweichlicht und haben m.A. nach auch etwas zu hohe Ansprüche. Ausnehmen möchte ich allerdings manche Jung-Akademiker wie Juristen, wo Einstiegsgehälter für die lange Ausbildung eine einzige Frechheit sind. Aber ein Luxusleben ohne Qualifikation kann es auch nicht sein.

Was den TO betrifft, finde ich den Denkansatz aber ehrenwert. Erstmal den Job machen, Berufserfahrung sammeln, mit dem Geld auskommen bis man dann überlegt, wie die weitere Lebens- und Familienplanung zur Job-Perspektive passt - das ist völlig ok.
Zuletzt geändert von pixelschubser2006 am Mo 06 Jun, 2016 13:23, insgesamt 2-mal geändert.



Alf_300
Beiträge: 8011

Re: Ich bin Mediengestalter und habe keine Lust mehr auf den Beruf!

Beitrag von Alf_300 »

Ich glaub nicht dass man die 1000 Euro plus Urlaubs-und Weihnachtsgeld, und Kranken- und Rentenversicherung, mit Filmchern zu 90-130 bis 500 Euro/Tag und unsicherer Gechäftslage topen kann.



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