Geschäftliche Aspekte der Filmproduktion Forum



Selbstständigkeit, essentielle Fragen



Filmen als Beruf: Hier geht´s um Themen wie: Tarifliches, Kundenkommunikation, Abnahmen und wieviel man für bestimmte Aufträge verlangen kann
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domain
Beiträge: 11062

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von domain »

Nein eine ARGE hat keine eigene Rechtspersönlichkeit wie die Gesellschaft nach bürgerlichem Recht. Aber natürlich kann man den Weg über Subunternehmer, abgewickelt über Werk- oder Dienstverträge wählen.



domain
Beiträge: 11062

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von domain »

Doppelpost



Pianist
Beiträge: 8404

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

Wenn einer der "Abwickler" ist und seinerseits weitere Freiberufler mit Unteraufträgen einbindet, dann gefährdet er ja seinen eigenen Freiberuflerstatus nicht. Es kann aber dazu kommen, dass die KSK mehrfach abgeführt werden muss, darüber haben wir hier schon gelegentlich diskutiert.

Natürlich kann man auch Bietergemeinschaften bilden und Aufträge gemeinsam abwickeln. Dann ist man übrigens automatisch eine GbR. Wenn mehrere Leute ein gemeinsames wirtschaftliches Ziel verfolgen, sind sie eine GbR und jeder haftet gesamtschuldnerisch. Das bedeutet: Jeder sollte in der Lage sein, nötigenfalls den Auftrag alleine abzuwickeln, falls einer der Partner ausfällt. Dann vielleicht lieber doch einen GbR-Vertrag machen, wo die gegenseitigen Rechte und Pflichten geregelt sind. Für sowas muss man dann wohl doch mal einen Anwalt beschäftigen, der die Besonderheiten des Einzelfalles im Vertragstext berücksichtigt.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Bommi
Beiträge: 561

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Bommi »

domain hat geschrieben:Doppelpost
Der letzte Post eines Threads kann vom Ersteller selbst gelöscht werden. Einfach auf [X] klicken.
domain hat geschrieben:Nein eine ARGE hat keine eigene Rechtspersönlichkeit wie die Gesellschaft nach bürgerlichem Recht.
Die ARGE ist ein eigenständiger Steuerzahler, aber keine juristische Person? Verstehe einer die Österreicher. *grummel*
Pianist hat geschrieben:Natürlich kann man auch Bietergemeinschaften bilden ... Dann ist man übrigens automatisch eine GbR.
Genau das möchte ich doch gerne umgehen. Ich meine ausschließlich Freiberufler, die projektbezogen vertraglich miteinander verbunden sind. Die GbR ist die simpelste aller Gesellschaftsformen in D und der Wiki-Eintrag zeigt, wie kompliziert die Rechtsverhältnisse dennoch sind. Alleine das Thema Haftung hält doch jeden Filmer davon ab, für nur ein Projekt oder wenige Projekte einen Gesellschaftsvertrag mit anderen Filmern zu schließen.

Dass es grundsätzlich möglich ist, als Freiberufler mit anderen an einem Projekt zu arbeiten, ist klar. Bei den selbstpublizierenden eBook-Autoren ist es der Normalfall: die Autoren sind Freiberufler, die weitere Freiberufler beauftragen: Literaturagenten, Coverdesigner, Lektoren/Korrektoren...

Ich (und sicher auch der TE) würde gerne wissen, wo in der Praxis für Filmer die Grenzen verlaufen. Denn irgendwo muss ja mal Schluss sein mit der Freiberuflichkeit bei der Filmerstellung. Interessant wären auch Muster für Verträge unter Freiberuflern.

-

Edit: 'Im Buchbereich' mit 'Bei den selbstpublizierenden eBook-Autoren' ersetzt
Zuletzt geändert von Bommi am Mi 16 Dez, 2015 12:11, insgesamt 1-mal geändert.



Pianist
Beiträge: 8404

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

Tja, sowas kann man immer nur für den jeweiligen Einzelfall betrachten. Bei mir zum Beispiel meint mein Finanzamt, dass ich gewerblich tätig sei, weil die Produktion von Filmen eine gewerbliche Tätigkeit ist. Dass ich dabei aber alles alleine mache, also der geistige Schöpfer bin, spielt für sie keine Rolle. Ich zahle Gewerbesteuer und IHK, muss eine richtige Bilanz erstellen. Meine Kunden jedoch halten mich für einen "Künstler", so dass sie die Künstlersozialabgabe abführen.

Andere, die genau das gleiche wie ich machen, also mit eigener Technik Filme drehen, gehen als Freiberufler durch und zahlen nur Einkommenssteuer.

Matthias
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Jott
Beiträge: 21809

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Jott »

Kleiner Vorteil eines Studiums am Rande, zum Beispiel Medieningenieur: wegen Diplom automatische und unwiderrufliche Anerkennung als Freiberufler, nie Gewerbesteuer, auch bei mehreren Angestellten und Millionen-Umsätzen. Hat was, und man leistet sich dann gerne einen hochattraktiven Standort in Städten mit höchsten Gewerbesteuer-Hebesätzen, da egal.



Pianist
Beiträge: 8404

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

Aber doch nur, wenn dieses Berufsbild ausgeübt wird. Wenn jemand mit einem solchen Abschluss dann kein Ingenieurbüro gründet, sondern eine Werbeagentur, ist er wieder gewerblich tätig. Freiberufler müssen sich daher immer genau überlegen, welche Tätigkeiten sie ausüben dürfen und welche nicht.

Im Steuerrecht kommt es immer auf die tatsächlichen Verhältnisse an, und nicht darauf, was draufsteht.

Matthias
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Jalue
Beiträge: 1419

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Jalue »

Also Leute mit Diplom müssen nie Gewerbesteuer zahlen.... *hüstel*



PowerMac
Beiträge: 7489

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von PowerMac »

Jott hat geschrieben:Kleiner Vorteil eines Studiums am Rande, zum Beispiel Medieningenieur: wegen Diplom automatische und unwiderrufliche Anerkennung als Freiberufler, nie Gewerbesteuer, auch bei mehreren Angestellten und Millionen-Umsätzen. Hat was, und man leistet sich dann gerne einen hochattraktiven Standort in Städten mit höchsten Gewerbesteuer-Hebesätzen, da egal.
Erzähl mal darüber mehr, bitte.



Jott
Beiträge: 21809

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Jott »

Da gibt's nicht mehr zu erzählen: am Status des freien Ingenieurs/Akademikers gibt es nichts zu rütteln. Ist dann wie bei Architekten oder Ärzten auch. Die einzigen Gelegenheiten, wo jemand tatsächlich mein Diplom sehen wollte, waren Betriebsprüfungen durch das Finanzamt, die liebend gerne Gewerbesteuer von mir hätten, aber wegen dieses Wischs keine Chance haben.

Steuerberater-Sache. Und keine Pfeife nehmen, sondern jemanden, der von der Medienbranche Ahnung hat. Der hilft dann auch beim Umgang mit KSK und den legalen Schlupflöchern.

Diese Dinge sind beim ersten Schritt in die Selbständigkeit, ohne GbR oder GmbH-Gründung, finanziell noch nicht sonderlich relevant, aber es sind Weichenstellungen für die Zukunft mit erheblichen Folgen, wenn's mal gut läuft und lukrativ wird. Ich halte es für unmöglich, die ganzen Zusammenhänge ohne fachliche Hilfe zu durchschauen. Wie oben schon gesagt, benimmt sich der deutsche Staat leider zuweilen wie ein Gegner der Selbständigkeit, warum auch immer. Ist ein lebenslanges Katz- und Mausspiel.



domain
Beiträge: 11062

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von domain »

Gewerbesteuer gibt es in Österreich schon lange nicht mehr, aber ersatzweise 3% Kommunalsteuer von der Bruttolohnsumme der Angestellten und Arbeiter.
Selbständige können sowohl Einkünfte aus selbständiger Arbeit (Freiberufler) als auch Einkünfte aus Gewerbebetrieb haben. Diese müssen nach Entscheidung des Finanzamtes dann auch getrennt deklariert werden.
Bsp.: ein Künstler malt Aquarelle von der Altstadt und verkauft diese als Künstler, aber auch gewerbliche Nachdrucke und Postkarten mit diesen Motiven. Dann hat er im Prinzip beide Einkunftsarten. Häufig färbt aber das Gewerbe ab, sodass die gesamte Tätigkeit als Gewerbe eingestuft wird. Hängt aber vom Einzelfall ab. Die letzte Entscheidung hat das Finanzamt bzw. die Gewerbebehörde.
Kaum vorstellbar aber, dass ein im Prinzip Selbständiger mit qualifizierter Berufsausbildung, später dann aber ein reines Handelsunternehmen mit überhaupt keiner Beziehung zu seiner Ausbildung betreibt als sgn. Selbständiger anerkannt wird.
Zu den Freiberuflern zählen jedenfalls Drehbuchautoren, nicht angestellte Regisseure und Kameramänner und allgemein Designer, Filmproduzenten aber in der Regel nicht.



Jott
Beiträge: 21809

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Jott »

Da unterscheiden sich die Länder offensichtlich.

"Gewerbesteuer gibt es in Österreich schon lange nicht mehr, aber ersatzweise 3% Kommunalsteuer von der Bruttolohnsumme der Angestellten und Arbeiter."

Sehr vernünftig, würde auch Deutschland gut anstehen. Die ganze Gewerbesteuererhebung ist hier ein unfassbares bürokratisches Dickicht - so eine simple 3%-Regelung ist aber für das verkopfte Deutschland zu einfach. Wir haben auch hochkomplizierte Mauterfassungsssysteme für Milliarden statt simpler Aufkleber.



Jott
Beiträge: 21809

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Jott »

Jalue hat geschrieben:Also Leute mit Diplom müssen nie Gewerbesteuer zahlen.... *hüstel*
Natürlich müssen sie das nicht, wenn sie deshalb freiberuflich auftreten dürfen. Nix hüstel! Freiberufler bezahlen keine Gewerbesteuer, egal wie klein oder groß das Unternehmen ist.



Pianist
Beiträge: 8404

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

Tja - aber wer entscheidet erst- und letztinstanzlich, ob jemand Freiberufler oder Gewerbetreibender ist? Man müsste dann tatsächlich die andere Anlage ausfüllen und dann ggf. gegen den Steuerbescheid in den Rechtsbehelf gehen und das durchfechten.

Ich habe meinem Finanzamt Anfang des Jahres noch mal ganz präzise geschrieben, was ich mache, und die sind nach langem Nachdenken zu dem Ergebnis gekommen, dass da sicher freiberufliche Elemente bei sind, es sich unter dem Strich aber um eine gewerbliche Tätigkeit handelt. Obwohl ich wirklich nichts anderes mache als Filme zu drehen. Also ich vermiete keine Technik und treibe auch keinerlei Handel.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



domain
Beiträge: 11062

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von domain »

Ja da bist du leider offenbar als Filmproduzent taxiert worden und das ist eine gewerbliche Tätigkeit, vergleichbar mit einem Verleger von Büchern.



Pianist
Beiträge: 8404

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

Naja, aber was bin ich denn? :-)

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Jott
Beiträge: 21809

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Jott »

Und wieviele?



Bommi
Beiträge: 561

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Bommi »

Pianist hat geschrieben:...und die sind nach langem Nachdenken zu dem Ergebnis gekommen...
Hört sich für mich an, als ob die Finanzamtler dich eigentlich schon als Freiberufler einordnen wollten, aber aufgrund Weisung im Gewerbe gehalten haben. Ich würde versuchen, in der Sache etwas Druck zu machen. Am besten Argumente sammeln und dann persönlich vorsprechen. Denn das haut ja nicht hin, dass einerseits durch deine Kunden Beiträge an die KSK abgeführt werden, du (und damit deine Familie) aber nicht den günstigen Krankenversicherungs-Künstlertarif (AOK ) in Anspruch nehmen kannst. Da kommt im Laufe der Zeit ja ein Batzen Geld zusammen.

Bau den Beamten doch eine Brücke mit dem Vorschlag, das Gewerbe abzumelden, um dann eine freiberufliche Tätigkeit als Kameramann aufzunehmen (und einem Kameramann kann man es unmöglich böse ankreiden, dass er seine Aufnahmen vor der Abgabe ein wenig zurechtschnippelt).



Jott
Beiträge: 21809

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Jott »

Bommi hat geschrieben:Denn das haut ja nicht hin, dass einerseits durch deine Kunden Beiträge an die KSK abgeführt werden, du (und damit deine Familie) aber nicht den günstigen Krankenversicherungs-Künstlertarif (AOK ) in Anspruch nehmen kannst.
Beliebter Denkfehler. Hat beides nichts miteinander zu tun. Herrliches Thema, sollte man als angehender selbständiger Filmschaffender auf dem Schirm haben. Schon, damit man auf den irgendwann kommenden wütenden Anruf eines Kunden vorbereitet ist! :-)



Pianist
Beiträge: 8404

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

Wobei das ja genau das Problem ist: Da existiert tatsächlich ein Sachverhalt, wo zwei verschiedene Behörden sich das genau so zurechtbiegen dürfen, dass sie kassieren können. Das finde ich für einen Rechtsstaat unwürdig.

Meiner Meinung nach muss da ein klares "entweder oder" gelten.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Bommi
Beiträge: 561

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Bommi »

Jott hat geschrieben:Beliebter Denkfehler. Hat beides nichts miteinander zu tun.
Ist richtig, kann man dennoch als Argument vortragen. Ich kenne mich mit den Tarifen nicht aus, aber vor ein paar Jahren betrug der Krankenversicherungsbeitrag über die KSK bei der AOK die Hälfte des regulären Beitrags.
Jott hat geschrieben:Herrliches Thema, sollte man als angehender selbständiger Filmschaffender auf dem Schirm haben. Schon, damit man auf den irgendwann kommenden wütenden Anruf eines Kunden vorbereitet ist! :-)
Kann tatsächlich noch für einen Auftraggeber überraschend kommen. Die Argumentation ist dann: "Ja, sieht nicht schön aus, aber der Beitrag ist von mir auf dem Umweg über meine günstigere Krankenversicherung auf die Rechnung umgelegt worden. Weil ich als Künstler weniger für die Krankenversicherung zahlen muss, kann ich meine Dienste günstiger anbieten, als ein Gewerbetreibender."

Und diesen Sachverhalt kann man den Finanzbeamten darlegen: "Ich verliere meine Kunden, wenn ich mich nicht als Künstler günstiger versichern kann."
Zuletzt geändert von Bommi am Mi 16 Dez, 2015 19:45, insgesamt 1-mal geändert.



Pianist
Beiträge: 8404

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

Also ich bin mir nach wie vor nicht sicher, ob ich mich freiwillig bei der KSK melden würde. Die private Krankenversicherung würde ich eher nicht so gerne verlassen. Es ist schon ein Unterschied, ob man Termine in drei Tagen oder in drei Monaten bekommt. Und das gibt es tatsächlich.

Bei der Rente ist es reine Glaskugelei: Wenn der Euro krachen geht oder die Zinsen wirklich dauerhaft bei Null bleiben, könnte die gesetzliche Rente mit 50-Prozent-Zuschuss durch die KSK interessant sein, aber auch nur dann. Ansonsten ist es wohl besser, das Geld selbst anzulegen.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Bommi
Beiträge: 561

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Bommi »

Pianist hat geschrieben:Die private Krankenversicherung würde ich eher nicht so gerne verlassen.
Kenne mich damit nicht gut aus, aber ich meine, man kann über die KSK auch in seiner Privaten bleiben. Der Beitrag verringert sich dann aber weniger stark. Bitte selbst googeln.



Pianist
Beiträge: 8404

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

Ich habe mich mit dem Thema ja immer mal wieder beschäftigt, aber irgendwie ist es mir nach wie vor nicht geheuer, größere Summen in eine schwarze Box zu pumpen, wo man letztendlich nicht weiß, welche Leistungen da in 30 Jahren mal rauskommen.

Von daher werde ich das wohl nicht weiter verfolgen.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Jalue
Beiträge: 1419

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Jalue »

[quote="Jott"][quote="Jalue"]Also Leute mit Diplom müssen nie Gewerbesteuer zahlen.... *hüstel*[/quote]

Natürlich müssen sie das nicht, wenn sie deshalb freiberuflich auftreten dürfen. Nix hüstel! Freiberufler bezahlen keine Gewerbesteuer, egal wie klein oder groß das Unternehmen ist.[/quote]

Natürlich *hüstel*, wie oben ja schon ausdiskutiert. Ob du Freiberufler oder Gewerbetreibender bist, hat im Regelfall nichts mit dem Vorhandensein Hochschulabschlusses zu tun. Auch ich habe ein 'fachbezogenes' Studium absolviert, das interessiert das FA allerdings einen feuchten Keks. Vielmehr muss ich sogar zwei Schienen fahren, für journalistische Produktionen als Freiberufler und für gerwebliche Filme als Gewerbetreibender. Bekannte von mir haben es hingegen irgendwie geschafft, auch ihre Imagefilmproduktionen als 'journalistischen Tätigkeiten' zu deklarieren und kommen um den Gewerbequatsch herum. Und dann kenne ich noch Videojournalisten, die ihre Beiträge mit 19 statt mit 7 % Mwst. versteuern müssen, alldieweil ihr FA sie offenbar mit EB Kameraleuten in einen Topf schmeißt. Der Willkür - im Guten wie im Schlechten- sind offenbar kaum Grenzen gesetzt.



Bommi
Beiträge: 561

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Bommi »

Pianist hat geschrieben:größere Summen in eine schwarze Box zu pumpen
Mir ging es nur um die Krankenversicherung. Die Rentenversicherung kannst du ohnehin in die Tonne kloppen.



pixelschubser2006
Beiträge: 1696

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von pixelschubser2006 »

Ich glaube, hier wird ein Nebenkriegsschauplatz aufgemacht. In der Tat gibt es typische freie Berufe. Ein Arzt, Rechtanwalt, Steuerberater oder Architekt ist klar Freiberufler, wenn er in seiner Kernaufgabe selbständig ist. Das kann aber schnell kippen, wenn wenn der Arzt in erheblichen Maße irgendwelche Produkte verkauft, Körperpflege und Kosmetik z.b. Erstmal muss er auf diese Umsätze Umsatzsteuer abführen, zweitens ist dieser Teil nicht mehr gewerbesteuerfrei.

Bei Ingenieuren muss man ganz genau hinschauen. Ein gutes Beispiel ist mir gestern noch aufgefallen: Ein Elektroinstallations-Betrieb, der von einem Ingenieur betrieb wird: Das ist normaler Gewerbebetrieb, ohne wenn und aber. Macht der Ingenieur aber reine Planungs- und Entwicklungsarbeit, ist er Freiberufler. Das ist auch nicht zwangsweise von der Anzahl der Angestellten abhängig, Ärzte habe i.d.R. ja auch mindestens 3 Vollzeitkräfte.

Für das Medienbusiness wird die Sache kribbelig. Ein Kameramann, der alleine arbeitet, dürfte gute Chancen haben, sich als Freiberufler durchzukämpfen. Wenn er sich zu einem Team zusammenschließt, wird das i.d.R. auch klappen, wenn er dokumentarisch / journalistisch arbeitet. Macht er Werbung oder Industriefilm, kann es schon wieder schwierig werden.

Aber auch das ist nicht das wahre Problem, denn bei Medienschaffenden sind die Finanzämter und Ordnungsämter i.d.R. recht kulant, auch hinsichtlich der ermäßigten Umsatzsteuer. Außerdem muss man schon einen ganzen Batzen verdienen, bevor die Gewerbesteuer wirklich eine Bedrohung wird. Wesentlich gefährlicher ist der Status in der KSK, aber das wurde ja bereits angesprochen und mehrfach im Forum thematisiert. Ruckzuck ist man nciht mehr Freelancer, sondern Agentur. Meist ohne jeden Sinn und Verstand bei den Regelungen. Die KSK ist im Prinzip eine tolle Erfindung, aber solange es Mensche gibt, die gerne am System teilhaben wollen, aber nicht reingelassen werden und obendrein deren Kunden womöglich Pflchtabgaben bezahlen müssen, von denen der Freiberufler nie einen Cent sieht, ist das ganze einfach nur bescheuert.



Pianist
Beiträge: 8404

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

domain hat geschrieben:Ja da bist du leider offenbar als Filmproduzent taxiert worden und das ist eine gewerbliche Tätigkeit, vergleichbar mit einem Verleger von Büchern.
Ich greife diese ältere Diskussion mal auf und bringe Euch auf den neuesten Stand. Der Sachbearbeiter meines Finanzamtes hatte mir vor einiger Zeit empfohlen, beim nächsten Mal doch einfach statt der Anlage G die Anlage S auszufüllen. Dann kann er sich auf dieser Grundlage noch mal genau damit beschäftigen, was ich eigentlich mache, und dann prüfen, welche Variante richtig ist. Und so habe ich es gemacht.

Heute kam nun der Steuerbescheid für 2015 (in Rekordzeit übrigens). Ergebnis: Keine Gewerbesteuer mehr. Ich erziele sämtliche meiner Einnahmen aus selbständiger freiberuflicher Tätigkeit.

Daraufhin habe ich soeben nach 22 Jahren mein Gewerbe abgemeldet und zahle künftig auch keinen IHK-Beitrag mehr.

Und um dem ganzen noch eins draufzusetzen: Vor ein paar Tagen musste ich tatsächlich einen Film drehen... äh... über die Künstlersozialkasse. Kein Witz. Es hat mich erwischt. Ich konnte nicht anders. Irgendwie hatte ich aber den Eindruck, dass die Führungsetage der KSK es gar nicht so schlecht findet, dass zwar meine Auftraggeber die Abgabe auf meine horrenden Rechnungsbeträge leisten, und dadurch Geld ins System reinkommt, sie für mich aber nichts ausgeben müssen. Ich denke mal, niemand wird mich in die KSK prügeln.

Ob es aber sinnvoll gewesen wäre, in die gesetzliche Rente einzuzahlen, weiß man wohl immer erst im hohen Alter.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



Jott
Beiträge: 21809

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Jott »

Na also. Mit fachlicher Hilfe statt selber Anlagen auszufüllen hättest du das schon viel früher regeln können.



WoWu
Beiträge: 14819

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von WoWu »

Ob es aber sinnvoll gewesen wäre, in die gesetzliche Rente einzuzahlen, weiß man wohl immer erst im hohen Alter.
Vielleicht kommst Du ja schon in den Genuss des "bedingungslosen Grundeinkommens".
Das kommt ganz sicher...nur muss man erst mal alle Beamten privatisiert haben.
Gute Grüße, Wolfgang

E-Book:
www.provideome.de



Pianist
Beiträge: 8404

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

Jott hat geschrieben:Na also. Mit fachlicher Hilfe statt selber Anlagen auszufüllen hättest du das schon viel früher regeln können.
Jeden Monat sämtliche Belege zu einem Steuerberater schaffen? Und dann noch mal alles selbst nachrechnen und prüfen? Und dann noch seine horrende Rechnung begleichen? Nein, also dann mache ich das doch lieber selbst.

Und ich möchte nicht so recht daran glauben, dass ein Steuerberater auf die Idee gekommen wäre, dass ich theoretisch auch Freiberufler sein könnte. Ich hatte jedenfalls mal eine steuerliche Beratung, wo es um meine Gesamtsituation ging, und da wurde diese Frage überhaupt nicht aufgeworfen.

Ich hatte übrigens vor 20 Jahren auch mal einen Informationstermin bei der damaligen BfA, zum Thema "freiwillige Rentenversicherung für Selbständige". Da kam das Thema KSK überhaupt nicht zur Sprache.

Also ich erarbeite mir mein Wissen dann doch lieber selbst, auch wenn das im Einzelfall mal ein wenig länger dauert.
WoWu hat geschrieben:Vielleicht kommst Du ja schon in den Genuss des "bedingungslosen Grundeinkommens".
Das kommt ganz sicher...nur muss man erst mal alle Beamten privatisiert haben.
Dieses "bedingungslose Grundeinkommen" halte ich für den größten Schwachsinn, den sich nur Leute ausdenken können, die zu faul zum Arbeiten sind. Meiner Meinung nach ist Arbeit (oder mal gearbeitet zu haben) Grundlage für Einkommen. Es ginge mir gehörig gegen den Strich, wenn man die Nicht-Arbeit belohnen würde. Keine Macht für niemand, Freibier für alle. Vollkommen bekloppt.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



WoWu
Beiträge: 14819

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von WoWu »

Du wirst es noch erleben ... da bin ich ziemlich sicher.
Gute Grüße, Wolfgang

E-Book:
www.provideome.de



Pianist
Beiträge: 8404

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

Ich sehe das anders. Natürlich hört es sich auf den ersten Blick gut an, den ganzen Sozialapparat abzuschaffen, die Leistungen durch alle Menschen in Deutschland zu teilen und ihnen die Summe pauschal zu überweisen.

Aber nun überlege mal, wie unfair das den Menschen gegenüber wäre, die aufgrund persönlicher Merkmale sehr viel mehr als diesen pauschalen Bedarf haben? Die gehen dann leer aus, obwohl sie die Hilfe nötig hätten, im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen.

Ich bleibe dabei: Unser sehr differenziertes Sozialsystem ist schon ganz gut so, wie es ist, weil es sich an der individuellen Bedürftigkeit orientiert.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



3M2-Erim
Beiträge: 15

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von 3M2-Erim »

Ich denke, zu den Fragen, ob man sich als Kameramann/Filmemacher selbständig machen sollte und ob man dafür studieren sollte oder nicht kann man einfach keine Ratschläge geben. Ratschläge sind irgendwie auch immer Schläge. Jede Biografie ist anders und nicht miteinander zu vergleichen. Ich persönlich denke, das Leben ist zu kurz, um immer auf Nummer sicher zu gehen. Letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, was er will. Das findet man u.U. erst später im Leben heraus - wenn überhaupt - und nicht direkt nach der Schule. Unsere Eltern, unsere Lehrer unsere "normale" Sozialisierung prägen uns und meinen, für uns das Beste zu wollen, wenn Sie sagen "mach was Richtiges". Aber was soll das sein?
Ich bin Mitte-Ende 30, habe Film/audiovisuelle Medien an einer Filmhochschule studiert und war mein ganzes Leben selbständig und fahre mittlerweile sehr gut mit einer eigenen Videoproduktion. Natürlich mit emotionalen Auf und Abs (wo gibt es die nicht?) aber im Grunde zufrieden, weil es mir eine sehr gute Lebensgrundlage bietet, in der ich jede Menge Möglichkeiten habe, mich immer wieder neu auszuprobieren. Natürlich verändert sich die Bewegtbild-/Medienlandschaft, aber wer einigermaßen lebensklug ist, weiß wie er mit äußeren Veränderungen umgeht.
Wenn jemand sagt, er will eine sichere Verbeamtung, ist das für mich auch ok - weil er weiß, dass er sein berufliches Leben so gestalten möchte und damit zufrieden ist.
Die einzigen Ratschläge, die ich mir gegeben hätte und allen jungen Selbständigen/Freelancern geben würde, die eher von der künstlerischen Seite kommen und nicht so viel mit Business am Hut haben: lernt Eure Leistungen richtig zu kalkulieren, versteht unser Steuersystem und macht nicht alles alleine, wenn ihr etwas nicht könnt oder versteht. Und Selbst-Marketing schadet auch nicht ;-)



Pianist
Beiträge: 8404

Re: Selbstständigkeit, essentielle Fragen

Beitrag von Pianist »

3M2-Erim hat geschrieben:Die einzigen Ratschläge, die ich mir gegeben hätte und allen jungen Selbständigen/Freelancern geben würde, die eher von der künstlerischen Seite kommen und nicht so viel mit Business am Hut haben: lernt Eure Leistungen richtig zu kalkulieren, versteht unser Steuersystem und macht nicht alles alleine, wenn ihr etwas nicht könnt oder versteht. Und Selbst-Marketing schadet auch nicht ;-)
Im Prinzip kann ich Dir total zustimmen, weil ich auch dazu neige, eher unternehmerisch und wirtschaftlich zu denken. Aber wir dürfen eben dabei nicht vergessen, dass Künstler in erster Linie Künstler und eben keine Unternehmer sind. Die wollen Kunst machen, und stellen sich nicht in erster Linie die Frage, was und wie viel sie damit verdienen wollen. Für sie steht im Vordergrund, der Gesellschaft etwas mitzuteilen.

Das führte damals ja genau zu der Erkenntnis, dass man selbständigen Künstlern ein wenig auf die Sprünge helfen muss, damit sie ein Mindestmaß an sozialer Absicherung haben. Damit fördert man aktiv die Freiheit der Kunst aus Artikel 5 des Grundgesetzes.

Matthias
Filmemacher für besondere Aufgaben



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