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Re: Film vs. Kunst

Verfasst: Fr 06 Okt, 2017 12:21
von mash_gh4
dienstag_01 hat geschrieben: Fr 06 Okt, 2017 10:26
Frank B. hat geschrieben: Fr 06 Okt, 2017 10:02 Dann kann ich persönlich mit diesem Kunstbegriff nicht mitgehen. Wenn Kunst denn wirklich eine individuelle Erfahrung ist, wird man mir das auch nicht absprechen können.
Nö, wieso, ist doch ganz alleine dein Problem.
das ist eine ziemlich komplizierte angelegeheit, wenn man sie wirklich erst nimmt.
die meisten theroretiker, die sich um eine entsprechende wissenschaftliche fundierung der "ästhetik" bemüht haben, waren jedenfalls immer sehr bemüht darum, die angesprochenen urteile vernünftig zu objektivieren, auch wenn sie ihrem ursprung nach natürlich immer in subjektiver wahrnehmung und individueller entscheidungsfindung ihren ausgang nehmen.

das erste wirklich großartige werk, in dem das meiner meinung nach beeindruckend umgesetzt bzw. argumentiert wurde, ist Immanuel Kants "Kritik der Urteilskraft" (1790) bzw. die dortige "Analytik des Schönen". natürlich ist auch das dort vorgeschlagene vorgehen nur als eine mögliche lösungsvariante zu verstehen, die eng mit dem umgebenden philosophischen gesamtkonzept verknüpft ist und nicht ohne weiters verabsolutiert werden sollte. trotzdem ist dieser versuch einer entsprechenden grundllegung bis heute extrem bedeutsam.

speziell jenes charakteristikum einer kunst im engeren sinne, die kant mit der kriterium des "interessenlosen Wohlgefallens" herauszuheben versucht hat, war einer der ganz zentralen eckpfeiler, und hat bspw. auch die kritischen theorie im letzten jahrundert noch massiv mitgeprägt. ich persönlich sympathisiere mit diesem ansatz, der speziell die trennlinie zw. rational verwertungsorientierter produktion vs. selbstbestimmtem spiel der künste als ganz zentral versteht. wobei die praktizierte freiheit der letzteren durchaus auch als maßstab und referenz zur kritischen beurteilung anderer gesellschaftlicher subsysteme herangezogen werden kann, wodurch es eine bedeutsamkeit und sprengkraft erhält, die weit über das kleine abgeschlossende feld der tatsächlichen künstlerischen auseinadersetzung hinaus reicht.