dienstag_01 hat geschrieben: ↑Di 22 Jun, 2021 20:21
Axel hat geschrieben: ↑Di 22 Jun, 2021 19:35Was ist "imaginäre Kraft"? Wiki sagt: "Darunter wird die psychische Fähigkeit verstanden, sinnlich nicht gegenwärtige sogenannte innere Bilder im Geiste zu entwickeln.
Zu entwickeln. Nicht abzukupfern. Phantasie, Attraktionen, Überlebensgröße!
Imaginäre Kraft dürfte hier die Fähigkeit sein, in seiner Vorstellung eine Welt zu erschaffen, die für andere (die Zuschauer) zur *realen* wird.
Aphantasie, die vielleicht angeborene, vielleicht erlernte, Armut an innerer bildlicher Veranschaulichung, ist etwas, worunter ich ganz bestimmt nicht leide. Aber keiner leidet darunter, selbst die nicht, die es haben. Sie wissen es oft selbst nicht, bis sie mit der Frage konfrontiert werden: beschreibe, was du vor deinem inneren Auge siehst, wenn ich "Apfel" sage.
Nun kommt die eigentliche Überraschung. Und zwar, dass Phantasten häufig eher Tagträumer sind und keine Macher, während Kreative und unter ihnen viele bildende Künstler, Aphantasten sind. Filmemacher sind auch eher Macher. "Den inn'ren Erdteil sollst du projizier'n" (André Heller) ist der Wunsch für den Poeten, nicht den Zur-Schau-Steller.
Für eine Scheinwelt / für einen Traum (Matrix, Inception) engagiert man einen Architekten, keinen Träumer. Ist das so? Ich weiß es nicht.
Was wäre der Wesensunterschied? Ich brachte es schonmal auf's Tapet im Zusammenhang mit einem der erbärmlichen ESCs, bei dem Tiltshift-Metropolen die Länderhauptstädte der Kandidaten vorstellten.
SONY.Make.Believe.
Es gibt die Konsumenten, die glauben. Dann gibt es die Macher, und die lügen. Sie erzählen Geschichten, die andere im Geiste erleben. Es sind Schwindler, die entweder wertlosen Kitsch verkaufen (sentimentales Kunsthandwerk, a.k.a. Blockbuster) oder auf hohem Niveau schwindeln. Das nennt man dann Kunst.
Es ist viel erreicht, wenn man ungezwungen schwindeln kann. Die Lüge in der Kunst dient einer tieferen Wahrheit. Die Geschichten müssen nicht realistisch sein. Sie müssen keinen Bezug zur kulturellen Abgefucktheit haben, die uns umgibt.
Sie brauchen keine "gesellschaftliche Relevanz", müssen keine "geschichtliche Orientierung" bieten und keine "kollektive Identität herausbilden". Die FFA ist ein großes Missverständnis. Um es mit Terry Gilliams' Münchhausen zu sagen: "Your reality, Sir, is lies and balderdash and I'm delighted to say that I have no grasp of it whatsoever ..."
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...