Funless hat geschrieben: ↑Do 25 Okt, 2018 16:23
Ich belichte seit jeher ETTM, bzw. WYSIWYG je nachdem was mir im Motiv wichtig ist und ich hatte nie so ganz verstehen können welchen Vorteil mir ETTR bringen würde.
Bei ETTM/WYSIWYG kommst Du leicht in Situationen, wo Du den Sensor nur zu zwei Dritteln, zur Hälfte oder weniger belichtest. (Was Du im Histogramm der Kamera kontrollieren kannst - sind da noch Berge im letzten Drittel bzw. in der zweiten Hälfte?)
Wenn Du das tust, schmeisst Du faktisch einen großen Teil der aufzeichenbaren Bildinformationen weg und hast (a) weniger Dynamik, (b) weniger effektive Farbtiefe (z.B. 9 statt 10 bit) und (c) mehr Rauschen.
Falls Du noch mit Kassettenrekordern aufgewachsen bist: Es ist dasselbe, als wenn man eine Audioaufnahme zu niedrig aussteuert und es dann unnötig rauscht.
ETTR-Aufnahme bedeutet, dass man die Belichtung oft noch nachträglich korrigiert (i.d.R. absenkt) - genauso, als wenn man eine pianinissmo-Passage mit dem Kassettenrekoder maximal aussteuert, damit sie nicht im Bandrauschen untergeht, aber dann mit runtergeregelter Lautstärke abspielt.
Allerdings funktioniert dieses Korrekturprinzip nicht (so gut) mit klassischen (Rec 709)-Videokameras wie z.B. den meisten DSLRs, weil da das Material nicht genug Farbtiefe/Spielraum hat, um nachträglich noch großartige Gammakorrekturen etc. anzuwenden. Mit anderen Worten: ETTM/WYSIWYG ist die richtige Methode für Kameras, bei denen man das Material so aufnimmt, wie es beim Abspielen aussehen soll.