ja -- dass ist sicher eine möglichkeit, wie man an die sache herangehen kann.Axel hat geschrieben: ↑Mi 13 Sep, 2017 15:15 Frag jemanden nach einem persönlichen Erlebnis. Höre genau hin, was und wie er/sie erzählt. Frage weiter nach Ängsten, Hoffnungen, was aufregt oder anregt. Das sind frische Geschichten, überwiegend. Es herrscht kein Mangel an aufwühlenden Stoffen, solange ich sie nicht nach einem Satz bereits nach kommerziellen Gesichtspunkten kategorisiere. Die große Filmindustrie hat die Tuchfühlung schon lange verloren, alles wird auf den größten gemeinsamen Teiler reduziert, die Formel, das allgemein gültige Stereotyp, statt auf den kleinsten und individuellen Aspekt. Themenarmut aufgrund von Monokultur statt Vielfalt. Inhaltlich hätte der Kommerzfilm eigentlich nichts zu bieten. Tragisch, dass wir es nicht schaffen, uns von ihm zu emanzipieren.
dort, wo leute diese chance ergreiffen und das beste daraus machen, bin ich immer wieder sehr positiv berührt!
ich selber orientiere mich halt mehr an experimentelleren spielformen des films, die sich auf ganz andere art und weise vom mainstream absetzten versuchen bzw. den schwerschwerpunkt der verdichtung und mitteleffizienz anders gewichten. ansätze also, die eher in eine traditionsline einzuorden sind, wie sie ein michael snow, robert adrian, martin arnold, peter tscherkassky od. gunver nelson vorgelebt haben. altmeister, die natürlich nicht unbedingt mehr ohne weiteres als vorbild für ein zeitgenössisches schaffen herangezogen werden können. aber so wie schon damals mit den mitteln ihrer zeit experimentiert haben und die grenzen des formal und handwerklich vorgegebenen zu sprengen versucht haben, aber auch anregungen aus anderen kunstgattungen auf den film zu übertragen versucht haben, ist das heute natürlich noch immer möglich. es ist halt im digitalen umfeld von einer ganz anderen [im-]materialität und dadurch bedingten eingriffsmöglichkeiten begleitet. glitch art ist da z.b. schon deutlich näher am spiel mit den tatsächlichen grundlagen heutiger aufzeichnungsmedien dran. ich selber identifiziere mich allerdings eher mit ansätzen, wie sie etwa gene kogen im rahmen seinens ml4l (machine learning for artists) projekts an künstlerkollegen zu vermitteln versucht. das sind auch in etwa die sachen, die ich ganz praktisch kurratorisch in die hiesige tiefste provinz zu tragen und mit anderen kreativen kollegen zu teilen versuche.
aber, wie gesagt, ich hab auch sehr viel freunde, die ganz einfache dokumentarische zugänge verfolgen oder sich in irgendwelche realisierbaren narrativen schlupflöcher zurückgezogen haben. das ist für mich alles genauso wertvoll, so lange die leute dahinter nur wenigstens glaubwürdig ihren träumen folgen und sich nicht zu sehr dem völlige entfremdeten umgebenden getriebe und bloßem einkommenserwerb ausliefern.
aber natürlich ist auch gegen letzteres und irgendwelche völiig unreflektieren youtube-produktionen nichts weiter ernsthaft einzuwenden. es macht nur wenig sinn, darüber viele worte zu verlieren.
es ist keine frage, das resolve eben gerade in dieser ganz pragmatischen hinsicht unglaubliche möglichkeiten bietet.Axel hat geschrieben: ↑Mi 13 Sep, 2017 15:15 Schnitt, Stilisierung durch Farbe, Abmischung von wirkungsvollem Audio. Da deckt Resolve schon eine Menge ab. Kriterien wären
1. wie viel Einflussmöglichkeiten mir die Software bietet
2. und, ob es, um diese Möglichkeiten nutzen zu können, eines sehr spezialisierten Kenntnisstands bedarf, so etwas wie einer besonderen Ausbildung oder ob der Einsatz von weiterer Soft- oder Hardware nötig ist, was wiederum das Erreichen des Gewünschten unverhältnismäßig erschweren würde.
wenn man sich anschaust, was bspw. ein walter volpatto mit derartiger software zu zaubern vermag, dann bräuchte man ja wirklich nicht weiter klagen.
in dieser hinsicht kann wohl wirklich behaupten, dass es heute keine klar trennlinie mehr zwischen jener software gibt, die uns allen mehr oder weniger zugänglich ist, und dem, womit auch unter höchsten professionellen ansprüchen praktisch gearbeitet wird.
aber das alleine hat noch in keiner kunstform sehr viel geändert.
einen großartigen roman kann man auch mit relativ einfachen mitteln auf papier festhalten, ober eben -- aus unerfindlichen gründen -- eben doch nicht. ;)
das ändert allerdings noch lange nichts daran, dass man die betreffenden programme im detail bzw. im hinblick auf ihre reale zugänglichkeit und vertriebspolitik gar nicht erst weiter zu diskutieren od. zu kritisieren braucht.
im falle von adobe produkten sehe ich dazu mittlerweile wirklich keinen anlass mehr, weil ich praktisch alles, was diese weit verbreiteten programme leisten, mittlerweile mit freien lösungen in ähnlicher weise -- ja manchmal sogar deutlich vorteilhafter --, abzuwickeln vermag.
und in meinen augen ist halt resolve in dieser beziehung einfach nur an jene stelle aufgerückt, die lange zeit premiere, fcp x und avid als standardwerkzeuge des videoschnitts und der einfachen nachbearbeitung inne hatten.
das resolve auch in einer gratis version verfügbar ist, spielt dabei im grunde gar keine so große rolle. ich verwende ja praktisch ohnehin fast nur software, die nicht nur gratis erhältlich ist, sondern in einem viel umfänglicheren sinne "frei". das mache ich nicht unbedingt aus knausrigkeit od. unmittelbarer not heraus, sondern einfach, weil dieses zeug eben sehr oft deutlich besser als kommerzielle alternativen funktioniert -- zumindest in jener hinsicht, die mir eben fürs arbeiten und entwickeln besonders wichtig ist.
in dem punkt hab ich ja zumindest mit den wesentlich besser verdienenden kollegen in hollywood einiges gemeinsam. warum man linux für's ernsthafte arbeiten den vorzug gibt, ist mir persönlich ziemlich klar. ;)
wirklich spannend ist eher der punkt, was mit produkten passiert, die aus dieser ursprüngliche rolle eines hochspezialisierten werkzeugs für experten herausgerissen wurden, und mittlerweile fast ausschließlich nur mehr den bedürfnissen eines viel größeren massenmarkts gerecht zu werden versuchen.
natürlich hat des den vorteil, dass man dann noch immer stolz auf ihre ursprünge in der formel1-liga oder der weltraumfahrt verweisen kann, auch wenn es damit irgendwann gar nicht mehr viel gemeinsam hat. ich finde es auf alle fälle sehr beachtlich, was BMD in relativ kurzer zeit geleistet hat, um diesen wandel zu einem wirklich sehr gefälligen und einfach zu bedienendem programm umzusetzen. das ringt durchaus respekt ab. was mir weniger daran gefällt, ist die tatsache, dass viele dieser neuerungen eben doch nur von eher oberflächlicher natur sind und oft unglaublich grobe mängel in der praktischen implementierung aufweisen. aber, o.k., vermutlich ist das auch bei sehr vielen anderen kommerziellen produkten, die unter entsprechendem vermarktungsdruck gefertigt werden, nicht ganz unähnlich. es sind wohl eher die qualitätsmaßstäbe aus dem umfeld der freien software bzw. die sehr effizienten methoden der fehlerverwaltung und beseitigung, wie man sie dort kennt und gewohnt ist, die einen hier ein bisschen überkritisch urteilen lassen.
damit ist man dann wohl beim kern jener wirklichen trennlinie zw. professionellen high-end lösungen und dem massenmarkt bzw dem, was mich am resolve in seiner derzeitigen form wirklich stört:
ich bin mir sicher, dass sehr viele features und stärken, die wir an diesem programm auch heute noch ganz besonders schätzen, in wahrheit auf wünsche bzw. anforderung seitens der praktischen nutzer zurückgehen, die dann einfach von den entwicklern des herstellers so gut wie möglich erfüllt wurden. das geht natürlich im high-end bereich, wo man mit budgetmittelen ein wenig großzüger zu hantieren pflegt, deutlich besser und direkter als im umfeld eines anonymen massenmarkts.
dass es sich aber BMD in dieser hinsicht mittlerweile doch ein bisserl gar zu einfach macht, in dem ganz wichtige features, die für das arbeiten auf einfachen workstations ausgesprochen hilfreich wären, und auch nicht wirklich übermäßig schwer umsetzbar wären, vor allem aner auch sehr oft eingefordert werden, ganz bewusst überhört bzw. boykottiert werden.
das führt dazu, das manche dinge deutlich schlechter funktionieren oder umständlicher mit externen notlösungen umgangen werden müssen, die eigentlich viel praktischer gelöst sein könnten.
die ganzen endlosen probleme rund um nicht od. nur unbefriedigend gelöste fileformat-unterstützung gehört hier her. das wäre alles wirklich einfach vom tisch zu wischen, wenn man frei verfügbare externe lösungen direkt aus dem resolve heraus besser nutzen könnte. das man derartiges nicht erlaubt, ist wirklich einer firmenpoltik geschuldet, die eben einer gänzlich gegenteilige ideologie verfolgt. emanzipazion der benutzer ist hier definitiv nicht das erklärte ziel. sie in abhängigkeit von einem alleinigen hersteller zu halten, trifft's da schon viel eher.
und während es für hollywood-kunden vermutlich kein großes problem gewesen sein dürfte, bei gröberen problemen mit der ursprünglichen linux-ausgabe verbesserungen durch den hersteller zu erzwingen, ist das offenbar in freiwilligem rahmen bzw. gegenüber einer kleinen interessierten minderheit, die sich hier nach kräften um die beseitigung der nötigsten diesbezüglichen mängel bemüht, ganz und gar nicht mehr der fall. über montate hindurch wurden seit dem erscheinen der entsprechenden ausgaben des programms nichteinmal die geringsten nötigen verbesserungen vorgenommen. dabei geht's da oft um absolut triviale anpassungen, die eine größere kompatibilität gegenüber den am häufigsten praktisch verwendeten linux-systemen ermöglichen würden, oder eben die fehlende audio-ausgabe-möglichkeiten auf dieser platform, die vermutlich auch verhältnismäßig einfach gefixt werden könnte.
besonders unbefriedigend finde ich es in diesem zusammenhang, wenn alle anwender mehr oder weniger gezwungen sind die selben umständlichen workarounds zu nützen --- bspw. die installer scripts von jedem einzelen umständlich aufs neue gepatched werden müssen --, statt dass derartige änderungen und rückmeldungen einfach ganz selbstverständlich als verbesserung in die allen zugänglichen produkt schritt für schritt einfließen. derartige hasmsterradartige sinnlose beschäftigungen finde ich in zusammenhang mit sofftware immer völlig absurd. programme bzw. die aufgabe des programmierens sollte doch eigentlich gerade darauf abzielen, den menschen von derartiger sinnlose sich wiederholende routine zu befreien, statt ihn nur unötig weiter damit zu belasten.
wenn man sich anschaut, wie BMD mit solchen dingen umgeht, muss man oft einfach den kopf schütteln od. sich wirklich gedanken darüber machen, ob es hier tasächlich in die richtige und erwünschte richtung geht?
so landet man dann schließlich wieder bei einer farge, die schon in den urzeiten des kämpferischen proletariats eine nicht ganz unbedeutende rolle gespielt hat:
soll man sich mit "minimalistischen reformen" und opportunistischen kleinen lebenserleichternden verbesserungen zufrieden geben, oder vielmehr den großen ungestümen revolutionären ansprüchen treu bleiben und unaufgelöste widersprüche weiter herausfordern? im falle von resolve, dürfte das wohl bedeuten, dass wir vielleicht noch weiteres jahrzehnt darauf warten müssen, bis endlich eine wirklich gleichwertige freie lösung das licht der welt erblickt.
ich bin mir nicht ganz sicher, wo ich mich in dieser frage tatsächlich positionieren soll? ich kann ja durchaus damit leben, dass nicht alles unbedingt zwingend als open source verfügbar sein muss bzw. kleine engagierte unternehmen durchaus tolle software fabrizieren können, die dem endanwender in anderer form maximale freiheit und entfaltung zugestehen kann. aber im falle von BMD fürchte ich tatsächlich, dass sich das ganze ein bisserl wie ein trojanisches pferd ausnimmt. dass es also entsprechenden alternativen bemühungen, die vielleicht eine konsequentere verbesserung bringen würden (ich denke da nur an "natron"), eher bremst, statt wirklich eine wünschenswerte lösung hervorzubringen.