macaw hat geschrieben: ↑Do 08 Aug, 2024 21:50
... Was ich insgesamt echt seltsam finde ist, wie die deutschen seit Obama ein verqueres Interesse daran entwickelt haben wer Präsident der USA wird. ...
Ich glaube, nicht erst seit Obama.
Das hat verschiedene Gründe:
1) Mein Eindruck: Die USA haben (West)Deutschland nach WW2 als eine Art Mini-USA etabliert - amerika-freundlicher Demokratieschüler & bald Musterknabe auf dem europäischen "Kontinent". Da ist es durchaus von Interesse, 'gut Freund' zu sein und sich zu interessieren, wer da in Übersee so präsidiert.
2) Die USA als (westliche) Ordnungsmacht No1 hatten (und haben) grossen Einfluss auf das Weltgeschehen.
3) Die Deutschen waren nach der Nazizeit mit Germanentum und Zucht und Ordnung (und der verbrecherischen Seite der Geschichte) dankbare Empfänger amerikanischer Coolness und Lässigkeit - in Kleidung, Kino, Literatur, Musik, ganz allgemein in Popkultur und Umgangsformen, eigentlich in allen Bereichen des täglichen Lebens.
Und ich will nicht behaupten, diese 'Umerziehung', ähäm, Lockerung vom 'preussischen' Stehkragen zum "Take it easy" (but take it) wäre zum Schaden des Landes gewesen. Das Arrangement hatte für die USA neben der strategischen bestimmt auch eine wirtschaftlich interessante Seite.
Und aus deutscher Sicht hatte man hier stets ein unverfängliches Vorbild vor Augen, das (politisch) zudem stets auf der richtigen Seite stand (zumindest auf der Seite der Gewinner). Später wurden dann auch Schattenseiten wahrgenommen und heute ist der einstige Nimbus ziemlich angekratzt, aber im Kern immmer noch die bessere Wahl, wenn man China oder Russland als alternative Machtblöcke bedenkt.
macaw hat geschrieben: ↑Do 08 Aug, 2024 21:50
... Trump ist mitnichten ein glänzendes Beispiel für einen Politiker, aber in den USA haben die alle ein sehr lockeres Maul, hier tat man viele Jahre vordergründig auf professionell - aber wenn ich mir die deutsche Freakshow derzeit so ansehe...
Für mich muss (ganz altmodisch) ein Politiker im Kern auch eine ehrliche Haut sein (sofern das in dem Job an der Spitze ('lonely at the top') heute noch möglich ist). Bei
Biden hatte ich dieses Gefühl noch.
Heute, im Zeitalter der Autokraten, vielleicht ein überholter Anspruch. Da sind mit allen Wassern gewaschene, unzimperliche (wenn es um die Durchsetzung von eigenen Ansprüchen geht) und in alle Richtungen vernetzte (opportun ist, was stategisch nützt) und mit (am Nahrungstrog hängenden?) Anwälten abgesicherte Haudegen gefragt, die's mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, zumal es zu jeder Wahrheit sowieso eine alternative Wahrheit gibt.
Kein Zweifel, dass Trump so eine Art Stehaufmännchen ist, jemand, der sich niemals unterkriegen lässt. Trotzdem, der Mann hat für mich etwas zu viel von einem etwas zu schmierigen Kirmes(Jahrmarkt)-Großsprech der seine besonders scharfen Gemüse-Messer verkauft, und wenn ich bei jemandem (der sich auch noch Präsident nennen darf) nicht weiss, ob er taktisch lügt, sobald er den Mund aufmacht, ist der für mich bereits kein Präsident mehr.
Aber da hat jeder seine eigenen Anforderungen (oder ist bereit zu gedanklichen Trade-Offs, wenn er (Trump) dafür schlagkräftig die jeweils eigenen Interessen durchboxt, statt wie die sonstigen Weicheier nur endlos zu diskutieren) - vielleicht sind meine hier zu hoch oder einfach zu naiv.
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Nachträgliche Änderung: Einen Ausdruck für Trump entfernt, weil ich ihn falsch verwendet habe. Es ging um eine S.....figur auf dem Jahrmarkt, bei der ich an den eher zwilichtigen Budenbesitzer dachte, die aber laut Duden als Begriff stets ein kleines (Papp-)Ziel an der Budenwand meint -> als Vergleich durch frühere Ereignisse mittlerweile völlig fehl am Platz - sorry, das war keine Absicht!