Ohne Zweifel helfen die modernen Möglichkeiten, drastische sekundäre Änderungen im fertigen Bild vorzunehmen, enorm dabei, die Wirkung zu verstärken. Am Anfang der Kette steht die interessante Geschichte, die schon beiläufig am Kaffeeautomaten erzählt 50 % der Wirkung haben muss. Die anderen Künste kommen dazu und können den Erfolg fördern oder erschweren. Ganz am Schluss kommt ein Colorist geschissen und setzt die amerikanische sprichwörtliche Kirsche auf die Torte. Ein Set ohne Farbkonzept und mit schattenarmer, neutraler Beleuchtung (von alten Hasen früher zu Recht "Hellmachen" genannt) und eine 12k+ Totale, in die man nach Herzenslust in der Post eincroppen kann: das wird nix.Darth Schneider hat geschrieben: ↑Mo 04 Jul, 2022 07:37 Wie auch immer.
Es wird alles zusammen sein:
Roberts Augen, Make Up, Kostüm, Licht und das Grading…
Ich weiß nicht wie es Dir geht - aber ich finde es unglaublich bereichernd mit Coloristen zu arbeiten. Nicht, dass man nicht selbst eh eine Vorstellung hat, wie etwas gehört - aber nach der Prämisse kann man auch alles selbst machen: Regie, Kamera, Schnitt, ... ich übertreib leicht, aber Du weißt, worauf ich hinaus will.Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Fr 01 Jul, 2022 09:17 Also sitzt der DP in den meisten Fällen an irgend einem Punkt mit dem Colorgrader zusammen, und sagt ihm wie er es gerne hätte. Welchen Anteil am kreativen Prozess hat dann der Grader überhaupt?
Ja und nein - als DP hab ich eigentlich schon vor dem Dreh ne 100% genaue Vorstellung von dem was ich am Ende haben will, entsprechend dreh ich es dann auch so.andieymi hat geschrieben: ↑Mo 04 Jul, 2022 09:39
Ich weiß nicht wie es Dir geht - aber ich finde es unglaublich bereichernd mit Coloristen zu arbeiten. Nicht, dass man nicht selbst eh eine Vorstellung hat, wie etwas gehört - aber nach der Prämisse kann man auch alles selbst machen: Regie, Kamera, Schnitt, ... ich übertreib leicht, aber Du weißt, worauf ich hinaus will.
Finde das an sich ähnlich wichtig, wie eine gute Regie - Kamera - Arbeitsbeziehung. Was da oft an Inputs kommen, die - und davon bin ich fest überzeugt - keinem noch so irgendwie perfektem Kameramann in der oft kurzen Zeit kommen würden, weil allein die Dreherfahrungen normalerweise zu einem recht fixen Mindset hinsichtlich gewisser Dinger führen, kann für ein Projekt nur bereichernd sein.
Hatte ich leider schon zwei mal, und zwar in einem Maße, daß ich ernsthaft darüber nachgedacht habe, meinen Namen aus dem Film entfernen zu lassen - war für mich ein weiterer Grund, da ne Aversion dagegen zu entwickeln.
Also Tarantino gehört auch zu diesen Regisseuren. Den nachfolgenden Auszug aus einem Interview mit Quentin Tarantino aus dem Jahre 1992 in Cannes über seinen Film Reservoir Dogs hatte ich vor zwei Jahren schon mal in einem anderen Thread gepostet, trifft das aber eigentlich gut auf den Punkt.andieymi hat geschrieben: ↑Mo 04 Jul, 2022 13:10 Das ist auch eine Frage, die ich mir stelle: Nimmst Du - da nehm ich Kameraleute mal bewusst aus, sondern konzentriere mich auf Regisseure - ein paar Beispiele, wo man sagen würde, dass es Regie-Vertreter mit extrem eigenem Stil sind, unnachahmbar: Wes Anderson z.B.
Klar, der Stil funktioniert nur mit minutiöser Plagung. Aber: Ich will machmal nicht glauben, dass da nicht trotzdem Varianz zur Vision im Endresultat da ist. Einfach aus dem simplen Grund: Würde das überhaupt noch Spaß machen, wenn der Dreh nicht mehr als reine Ausführung ist?
(btw. das vollständige Interview zu lesen in diesem Buch ab S. 3)Quentin Tarantino hat geschrieben: We shot Reservoir Dogs in 50 ASA, which is the slowest film stock that Kodak makes. Low-budget pictures are shot with the fastest film stock because you don‘t need that much light. Instead, we were pumping in light from everywhere; every shot in the movie was miserable to get. I mean, that warehouse was an oven. It roasted you, but it was worth it because it gave you those deep, deep colors.
I don‘t know a whole lot of lightning. I know what I want, but every time I talked to Andrzej [gemeint DoP Andrzej Sekula] about how I wanted the film to look, I just talked in terms of colors. I wanted the reds to be eye-popping reds, the blues to be blue, the black to be black, no gray. I just talked in terms of the clarity of the colors and that‘s what the film stock gave us.
Nein schaffe ich nicht.andieymi hat geschrieben: ↑Mo 04 Jul, 2022 13:10
Ich hinterfrage das auch von diesem Standpunkt und hoffe Frank, ich trete Dir dabei nicht zu nahe: Aber schaffst Du es wirklich, deine genaue Vorstellung, völlig kompromisslos immer 1:1 Umzusetzen oder gibt es nicht manchmal Sachen, die als Idee super waren, in der Umsetzung - aus welchen Gründen auch immer nicht exakt so gut funktioniert haben wie in der Idee oder in Tests. Bitte nicht als schwach von der Seite anreden verstehen, mich würde das interessieren, weil ich glaube, dass das sogar den besten im Business oft so geht und dass - Kontrollfreak - oder nicht, viel verschenkt wird, wenn bei aller Klarheit der Vision diese als Mantra dient.