Das ist 'ne deutsche Macke, die IMHO aus der naturalistischen und expressionistischen Bühnen-Schauspieltradition in Deutschland kommt. (Um mal einen Godwin zu riskieren: Deswegen hat auch Hitler als öffentlicher Redner so gebrüllt. Er war bei einem expressionistischen Schauspieler in die Sprech-/Rednerschulung gegangen.)klusterdegenerierung hat geschrieben: ↑Di 01 Jun, 2021 14:02 Mir ist nun schon öfter aufgefallen, das Dialoge in Serien in den Jahren 2000 aus mehr Schreien und Aggression bestand, wenn nicht gerade gealbert wird.
Ob In aller Freundschaft, Notruf Hafenkante, Großstadtrevier usw usw immer dieses übertriebene Rumgebölke als Dialogstil.
Die Stanislawski-Methode hat sich natürlich auch in Deutschland durchgesetzt, nur etwas eher als in den USA. Danach kam Brecht. Wenn man also irgendwie einen Gegensatz konstruieren will, dann zwischen diesen beiden, aber nicht mit einer längst vergessenen expressionistischen Tradition.cantsin hat geschrieben: ↑Di 01 Jun, 2021 14:56Das ist 'ne deutsche Macke, die IMHO aus der naturalistischen und expressionistischen Bühnen-Schauspieltradition in Deutschland kommt. (Um mal einen Godwin zu riskieren: Deswegen hat auch Hitler als öffentlicher Redner so gebrüllt. Er war bei einem expressionistischen Schauspieler in die Sprech-/Rednerschulung gegangen.)klusterdegenerierung hat geschrieben: ↑Di 01 Jun, 2021 14:02 Mir ist nun schon öfter aufgefallen, das Dialoge in Serien in den Jahren 2000 aus mehr Schreien und Aggression bestand, wenn nicht gerade gealbert wird.
Ob In aller Freundschaft, Notruf Hafenkante, Großstadtrevier usw usw immer dieses übertriebene Rumgebölke als Dialogstil.
Während sich in den USA durch die aus Russland importierte Stanislawski-Methode das method acting bzw. psychologisch subtilere Schauspiel durchsetzte.
Hast Du dafür ne Quelle? Die Stanislawski-Methode setzte sich in den USA in den frühen 1930er Jahren durch. Brecht nahm Stanislawski erst 1935 im amerikanischen Exil wahr, und revidierte seine anfängliche Kritik an ihm kurz vor seinem Tod in den 50er Jahren, weil da erstmals überhaupt Stanislawski ins Deutsche übersetzt wurde und eine Stanislawski-Konferenz in Ost-Berlin stattfand.dienstag_01 hat geschrieben: ↑Mi 02 Jun, 2021 00:00 Die Stanislawski-Methode hat sich natürlich auch in Deutschland durchgesetzt, nur etwas eher als in den USA. Danach kam Brecht.
Quellen hab ich nicht. Aber man braucht sich ja nur mal Lee Strasberg (der Stanislawski-Vertreter schlechthin in USA) anschauen, der hat sein Actors Studio lt. Wikipedia 1958 gegründet. Aber 1930 ist trotzdem ein interessantes Datum. Zu der Zeit wurde nämlich mit dem Tonfilm begonnen. Dieser technologisch/ästhetische Schritt hatte natürlich Auswirkungen auf die Darstellung im Film, jetzt kam auf einmal Sprache dazu. Ich behaupte mal, manches, was heute als expressiv bezeichnet wird, ist einfach dem Umstand geschuldet, dass es bis dahin nur das körperlich/gestische Zeichen im Film gab.cantsin hat geschrieben: ↑Mi 02 Jun, 2021 02:43Hast Du dafür ne Quelle? Die Stanislawski-Methode setzte sich in den USA in den frühen 1930er Jahren durch. Brecht nahm Stanislawski erst 1935 im amerikanischen Exil wahr, und revidierte seine anfängliche Kritik an ihm kurz vor seinem Tod in den 50er Jahren, weil da erstmals überhaupt Stanislawski ins Deutsche übersetzt wurde und eine Stanislawski-Konferenz in Ost-Berlin stattfand.dienstag_01 hat geschrieben: ↑Mi 02 Jun, 2021 00:00 Die Stanislawski-Methode hat sich natürlich auch in Deutschland durchgesetzt, nur etwas eher als in den USA. Danach kam Brecht.
Und der expressionistische Schauspielstil blieb für deutsches Theater und Film lange charakteristisch, von Fritz Kortner und Peter Lorre bis hin zu Klaus Kinski, Martin Wuttke und Ulrich Tukur. (Nach '45 allerdings nur in Westdeutschland, muss man hier einschränkend anmerken.) Die Brülldialoge in Vorabendserien sehe ich als Schwundstufe dieses Stils.
Stanislawski tourte mit seinem Theater schon 1923-24 in den USA. Eine erste übersetzte Version seines Schauspielhandbuchs erschien in den USA im Jahr 1936. Schon 1923 gründete der Stanislawski-Schüler Richard Boleslawski (geboren in Polen als Bolewslaw Srzednicki) in New York die erste amerikansiche Schauspielschule, die die Stanislawski-Methode lehrte. Lee Strasberg war einer seiner Schüler. In den 40er Jahren gründete Michael Chekhov die zweite amerikanische Stanislawski-Schule, an der u.a. Marilyn Monroe, Anthony Quinn, Yul Brynner und Elia Kazan ausgebildet wurden.dienstag_01 hat geschrieben: ↑Mi 02 Jun, 2021 09:54 Quellen hab ich nicht. Aber man braucht sich ja nur mal Lee Strasberg (der Stanislawski-Vertreter schlechthin in USA) anschauen, der hat sein Actors Studio lt. Wikipedia 1958 gegründet.
Ja, sicher. Nur, dass einige Schauspieler den expressionistischen Stil auch im Tonfilm beibehielten wie z.B. in der Frühzeit des Tonfilms Peter Lorre in "M - Eine Stadt sucht einen Mörder", oder aktuell Nicolas Cage, der sich auch explizit auf den Expressionismus als seine Inspiration beruft.Aber 1930 ist trotzdem ein interessantes Datum. Zu der Zeit wurde nämlich mit dem Tonfilm begonnen. Dieser technologisch/ästhetische Schritt hatte natürlich Auswirkungen auf die Darstellung im Film, jetzt kam auf einmal Sprache dazu. Ich behaupte mal, manches, was heute als expressiv bezeichnet wird, ist einfach dem Umstand geschuldet, dass es bis dahin nur das körperlich/gestische Zeichen im Film gab.
Für Deutschland findet man garantiert auch Verbindungen zu Stanislawski, der ist ja in Russland nicht im luftleeren Raum geboren.cantsin hat geschrieben: ↑Mi 02 Jun, 2021 11:12Stanislawski tourte mit seinem Theater schon 1923-24 in den USA. Eine erste übersetzte Version seines Schauspielhandbuchs erschien in den USA im Jahr 1936. Schon 1923 gründete der Stanislawski-Schüler Richard Boleslawski (geboren in Polen als Bolewslaw Srzednicki) in New York die erste amerikansiche Schauspielschule, die die Stanislawski-Methode lehrte. Lee Strasberg war einer seiner Schüler. In den 40er Jahren gründete Michael Chekhov die zweite amerikanische Stanislawski-Schule, an der u.a. Marilyn Monroe, Anthony Quinn, Yul Brynner und Elia Kazan ausgebildet wurden.dienstag_01 hat geschrieben: ↑Mi 02 Jun, 2021 09:54 Quellen hab ich nicht. Aber man braucht sich ja nur mal Lee Strasberg (der Stanislawski-Vertreter schlechthin in USA) anschauen, der hat sein Actors Studio lt. Wikipedia 1958 gegründet.
Ja, sicher. Nur, dass einige Schauspieler den expressionistischen Stil auch im Tonfilm beibehielten wie z.B. in der Frühzeit des Tonfilms Peter Lorre in "M - Eine Stadt sucht einen Mörder", oder aktuell Nicolas Cage, der sich auch explizit auf den Expressionismus als seine Inspiration beruft.Aber 1930 ist trotzdem ein interessantes Datum. Zu der Zeit wurde nämlich mit dem Tonfilm begonnen. Dieser technologisch/ästhetische Schritt hatte natürlich Auswirkungen auf die Darstellung im Film, jetzt kam auf einmal Sprache dazu. Ich behaupte mal, manches, was heute als expressiv bezeichnet wird, ist einfach dem Umstand geschuldet, dass es bis dahin nur das körperlich/gestische Zeichen im Film gab.
Das hatte ich auch nicht geschrieben.dienstag_01 hat geschrieben: ↑Mi 02 Jun, 2021 11:56 Für Deutschland findet man garantiert auch Verbindungen zu Stanislawski, der ist ja in Russland nicht im luftleeren Raum geboren.
Und wenn du von Inspiration schreibst, weise ich nochmal darauf hin, dass es bei Stanislawski nicht um Inspiration geht, sondern um eine Methode.
Aber wahrscheinlich meinst du sogar die Inspiration. Die hat aber nichts mit Stanislawski zu tun.
Ich denke doch. Du schmeißt ästhetischen Ausdruck und handwerkliche Grundlagen in einen Topf.cantsin hat geschrieben: ↑Mi 02 Jun, 2021 13:46Das hatte ich auch nicht geschrieben.dienstag_01 hat geschrieben: ↑Mi 02 Jun, 2021 11:56 Für Deutschland findet man garantiert auch Verbindungen zu Stanislawski, der ist ja in Russland nicht im luftleeren Raum geboren.
Und wenn du von Inspiration schreibst, weise ich nochmal darauf hin, dass es bei Stanislawski nicht um Inspiration geht, sondern um eine Methode.
Aber wahrscheinlich meinst du sogar die Inspiration. Die hat aber nichts mit Stanislawski zu tun.
Das meine ich nicht!dienstag_01 hat geschrieben: ↑Mi 02 Jun, 2021 00:00 Und ob Schauspieler sich in einer Szene anschreien oder nicht, hat mehr mit dem Drehbuch oder dem Regisseur zu tun, als mit dem was sie mal in ihrer Ausbildung gelernt haben.
Auch das hatte ich nicht geschrieben. (Ansonsten kann auch Bühnen-Expressionismus nicht nur ein Stil, sondern auch eine Methode sein, wie z.B. in der Laban-Methode. Im Gegensatz zu Dir behaupte ich allerdings, dass sich bei Schauspiel - und überhaupt bei Kunst - Stil und Methode nicht trennen lassen.)dienstag_01 hat geschrieben: ↑Mi 02 Jun, 2021 14:23 Peter Lorre spielt nicht wie Peter Lorre, weil er noch nichts von Stanislawski gehört hatte.
Roki, was hat das hier verloren, echt jetzt. Mach doch einen Thread für Deine Nachbarschaftsgeschichten auf.
roki, ich schreibe hier nicht über die Straße und es wäre gut das wenn Du Dich hier schon einbringst, Dich wenigstens wie die anderen auch mit dem eigentlichen Thema auseinandersetzt und wie gesagt, bitte verschone mich mit Deinen privaten Reallife Erfahrungen aus dem Kiez.
Vielleicht liegt es daran, dass die Zuschauer immer älter werden und mittlerweile schlecht hören. Da reicht es nicht mehr, den Fernseher aufzudrehen ;-)klusterdegenerierung hat geschrieben: ↑Di 01 Jun, 2021 14:02 Ob In aller Freundschaft, Notruf Hafenkante, Großstadtrevier usw usw
Natürlich kann Stil/Form auf einer Methode basieren, als Beispiel mal sowas exotisches wie das japanische No-Theater. Aber muss?! Und dazu, wenn die Methode nicht der Erarbeitung eines Werks, sondern der Ausbildung dient? Wohl kaum.cantsin hat geschrieben: ↑Mi 02 Jun, 2021 15:27Auch das hatte ich nicht geschrieben. (Ansonsten kann auch Bühnen-Expressionismus nicht nur ein Stil, sondern auch eine Methode sein, wie z.B. in der Laban-Methode. Im Gegensatz zu Dir behaupte ich allerdings, dass sich bei Schauspiel - und überhaupt bei Kunst - Stil und Methode nicht trennen lassen.)dienstag_01 hat geschrieben: ↑Mi 02 Jun, 2021 14:23 Peter Lorre spielt nicht wie Peter Lorre, weil er noch nichts von Stanislawski gehört hatte.
Andere Fähigkeiten? Regie-Talent? Schauspielerische Überzeugungskraft? Drehbuch-Autoren-Skills?
eine der kürzesten, passendsten,und leider genau den Punkt treffende CharakterisierungDenn auch die Geschichten, die in Deutschland erzählt werden, sind überwiegend zum laut Schreien (Threadtitel). Selbstgerechte, spießige, reaktionäre, unlustige, übelnehmerische und selbstmitleidige Figuren in dermaßen seichten Konflikten
Muss man aber auch nicht unbedingt voneinander trennen:
Einem Fleisch & Blut - Schauspieler würden echte Tränen fließen, nämlich beim Lesen der Drehbücher. Aufgesetzt trifft's. Ob man wie Schimanski nuschelt oder wie Hitler brüllt, das tut, das tut nichts dazu.klusterdegenerierung hat geschrieben: ↑Mi 02 Jun, 2021 14:59... und vor allem das ganze unheilmlich aufgesetzt wirkt.