Das war doch bei anderen Techniken auch nicht anders. Welcher Amateur-/Familienknipser bewahrte seine Negative auf? Wieviele klassische Digitalkamera-Fotos gingen durch Computer-Neuinstallationen oder nicht mehr lesbare CD-R-Backups verloren? Bzw. wieviele der Digitalknipsen-Besitzer der frühen 2000er Jahre haben überhaupt noch ihre Bilder?
Ich schätze mal, dass Studiofotografie überleben wird, Fotojournalismus wahrscheinlich nicht...Ansonsten geht's der Fotografie nicht anders als jeder Form medialen Schaffens: Überrepräsentation und Unterbewertung. Quantität vor Qualität. Egal ob Musik, Foto, Bewegtbild - bei Literatur, Malerei sowie Sonderformen kenn ich mich zu wenig aus.
Eigentlich ja Adornos Freund Walter Benjamin, der schon in den 30er Jahren feststellte, dass durch die massenreproduzierbare Fotografie das Kunstwerk seine Aura einbüßt...Es ist eingetreten, was Adorno sich in seinen künsten Träumen nicht vorstellen hätte könenn, vermutlich genauso wenig wie die konträren Cultural Studies im Anschluss.
also ich kann ja nur von meinen eigenen erfahrungen berichten. und da sieht es so aus, daß meine club/event/konzertfotos jetzt schon historisch sind. als am 14.03. in meinem club die letzte party vorm lockdown stattfand, hab ich so viele fotos und videoschnipsel gemacht, wie nur ging. und meinte zur chefin: wer weiß, ob wir uns so noch mal wieder sehen? und wenn ja, ob wir dann noch alle vollzählig sind?
hier ich. hab meine nikon coolpix kompaktknipsenbilder immer noch. 15 jahre alte clubbilderkes. waren nur nie so viele, da ich damals eher feiern wollte, nicht knipsen.
Mit dem Unterscheid, dass selbst billigste Abzüge nach 30 Jahren wenn sie auch nur irgendwie sinnvoll gelagert wurden (Karton, Fotoalbum, UV-frei), abgesehen von mögl. Falschfarben noch relativ intakt sind. Aber ja, das fing im Endeffekt schon mit Digitalfotografie überhaupt los. Aber nichtsdestotrotz bleibe ich bei meiner These: Menschen die in den letzten 10 Jahren geboren wurden, könnten die ersten in jüngerer Vergangenheit sein, die mit 30 (bin ich jetzt ca.) keine Kinderfotos von sich mehr besitzen - außer es herrscht besondere Sorgfalt im Umgang mit diesen Files, die ich durch alles was "Mobile" ist weniger sehe als in der Digitalkamerafrühform der 2000er - da war im Umgang mit Computern noch ein gewisser Skill verbreitet. Das geht (Achtung: Behauptung aufgrund eigener Beobachtungen) den jüngeren Generationen (Alter: <20) weil Mobile kaum noch etwas wie Pro-Sumer-Umgang zulässt. Niemand installiert ein Betriebssystem mehr, Updates automatisch, Backups automatisch in die Cloud, alles automatisch. Wie soll man so etwas dann lernen?cantsin hat geschrieben: ↑Mo 28 Sep, 2020 19:28 Das war doch bei anderen Techniken auch nicht anders. Welcher Amateur-/Familienknipser bewahrte seine Negative auf? Wieviele klassische Digitalkamera-Fotos gingen durch Computer-Neuinstallationen oder nicht mehr lesbare CD-R-Backups verloren? Bzw. wieviele der Digitalknipsen-Besitzer der frühen 2000er Jahre haben überhaupt noch ihre Bilder?
Total! Wobei ich mich, falls ich mich richtig entsinne, schon im Studium an der Aura-Definition von Benjamin gestört habe, weil diese sich dann doch nicht nur auf Reproduzierbarkeit, sondern schon auf Technik per se beschränkt/ansetzt und er der Fotografie in allen denn ihren frühsten Stadien jegliche Aura abspricht, das halte ich persönlich für nicht sinnvoll - Fotografie kann Kunst sein, selbst mit einer inherenten Reproduzierbarkeit. Deshalb finde ich in diesem Kontext Adorno, dessen Überlegungen zu einer breiter gefassten, gesamtgesellschaftlichen Rezeption weiter entwickelt wurden für die heutige Zeit fruchtbarer als Benjamins, dessen sehr spezielle Fassung des Kunstwerksbegriffs wohl mit ihm viel zu früh gestorben ist. Benjamins Definition des Kunstwerksbegriff wäre heute wohl nur mehr in Spezialfällen selbst im Kunstmarkt haltbar, wobei ich für Adornos Kunstbegriff durchaus noch Chancen sehe.
ich finde die kinderschuhe ziemlich beeindruckend.
Naja, es ist noch nicht so weit, dass man aus den alten Filmaufnahmen wirkliche heutige HD- oder Kinoqualität holen kann.nachtaktiv hat geschrieben: ↑Di 29 Sep, 2020 15:14 ich finde die kinderschuhe ziemlich beeindruckend.
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man kann aber schon für heutige dokufilmen aus uraltem material des 20. jahrhunderts locker einiges raus holen. hast du dir schon mal angesehen, wie gut die bilder aus dem letzten weltkrieg mittlerweile aussehen? ich hab das gefühl, je älter ich werde, desto besser sah die vergangenheit aus. wenn ich das mal mit meinen erinnerungen vergleiche aus den 80ern, dann sind da himmelweite unterschiede.
ist ja auch altes chemisches 16mm Filmmaterial, die Scanner sind einfach besser geworden. aus dem alten Material (wenn gute Optiken benutzt) dürfte 2K kein Problem sein, bei neuerem 35mm 4K und seltenes 70mm Material 8-12K. In den Archiven schlummert noch viel HD Material......wenn ich das mal mit meinen erinnerungen vergleiche aus den 80ern, dann sind da himmelweite unterschiede.
Ich bezog mich nicht auf 35mm-Kinofilm allgemein (der schon spätestens seit den 1940er Jahren hervorragend auflöst, wenn er mit guten Kameras, Objektiven und Emulsionen aufgenommen wurde), sondern auf Dein Beispiel der alten (und stark beschädigten) Lumière-Brüder Filme von 1896.nachtaktiv hat geschrieben: ↑Mi 30 Sep, 2020 02:51man kann aber schon für heutige dokufilmen aus uraltem material des 20. jahrhunderts locker einiges raus holen. hast du dir schon mal angesehen, wie gut die bilder aus dem letzten weltkrieg mittlerweile aussehen?