Alles zwischen Passau und Kassel wird vom Berliner Volksmund als Schwaben bezeichnet. Ich habe sogar schon einige Altberliner gefunden, die Schwaben für ein Bundesland gehalten haben. Dass mit Abstand am meisten Zuzug aus Brandenburg, NRW und Sachsen kommt, scheint nicht bekannt zu sein. Denn es ist salonfähiger, Schwaben scheisse zu finden (macht ja jeder), als differenzierter nach Bundesländern zu hassen. Meistens sehen die Leute sowieso nur, dass in der Wiener Straße in Kreuzberg eine Fressbude namens Spätzle-Express steht. Und schließen auf eine Verschwabisierung des Kiezes. Jedoch würde kein Schwabe, der Lust auf Spätzle hat, jemals dort essen - es schmeckt fürchterlich. Persönlich finde ich es ziemlich witzig, mich in einer Runde "rischdjer Berlina" als in Schwaben aufgewachsen zu erkennen zu geben. "Wusstenwa doch!" - aber wehe ich erwähne, dass meine Familie bis zum Krieg in Berlin verwurzelt war. Perplexe Gesichter, völlige Verwirrung! Woher Canstin weiß, dass in Kreuzberg mehr schwäbisch- als türkischstämmige Menschen leben, ist mir schleierhaft. Ich habe dazu noch keine verlässliche Zahlen gefunden und fände es echt spannend. Haste ne Quelle?
Ja! Die Kreuzberg-Friedrichshainer Bürgermeisterin (PDS/Linke) anno 2005. Sie war selbst (hörbar) Schwäbin und ehemalige Bibliothekarin in der Gedenkbibliothek am Blücherplatz. Sie sagte in einem Interview, dass sie die größte Immigrantengruppe in Kreuzberg repräsentiert (und musste es als Bürgermeisterin ja hoffentlich wissen). Sehr sympathische und engagierte Frau übrigens, hat mich damals anders über die PDS/Linke denken lassen.