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Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"



Der Joker unter den Foren -- für alles, was mehrere Kategorien gleichzeitig betrifft, oder in keine paßt
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Drushba
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Drushba »

Steelfox hat geschrieben: Mo 15 Apr, 2019 18:10 Glaubt ihr wirklich allen Ernstes - egal ob 500 Views oder 500 Mio Views - YT wird euch auch nur irgend einen Cent überweisen?
Kurzform: Ja.

Langform: Ja, müssen sie. Die Novelle wurde auch zugunsten der Verlage entworfen, die Youtube jetzt direkt vergüten muss. Wer selbst eigenen Inhalte hochlädt, ist als Rechteinhaber quasi sein eigener Verlag. Zudem kann Youtube jetzt von jedem verklagt und abgemahnt werden, auch vom kleinen Musiker, auch vom kleinen Filmer. Das war vorher nicht möglich. Der Konzern war nach eigener Definition unangreifbar. Das ist jetzt anders und Youtube wird sich danach richten müssen.

Was immer offensichtlicher wird, ist wie wenige eigentlich ihr Hirn einschalten und sich mit der Materie auseinandersetzen. Ich hatte zuvor auch eine völlig andere Meinung und sah wie alle den Untergang des Abendlandes aufziehen. Was man ja so denkt, wenn man nicht denkt. Bis ich mal gelesen was in der Novelle wirklich (!) drin steht, wie es gemeint ist und gegen welche Interessen es tatsächlich geht. Und dann schlagartig gemerkt, wie viele sich sofort instrumentalisieren lassen. Aber wieso kann man nicht einfach mal nachschauen und lesen, was drin steht? Eines ist sicher: Die Menschheit lernt einfach nicht dazu und dem nächsten der pfeifft, rennen alle wieder hinterher...

Der grösste Blödsinn: "Uploadfilter" würden die Meinungsfreiheit einschränken. Nur weil die Filter auf raubkopierte (!) Musik anspringen würden, mit denen die Videos unterlegt wären. Nerds, dann äussert Eure Meinung eben mit legaler Musik oder ist sie dann unverständlich?! Die Debatte zeigt viel eher, daß die Nerds ihre Meinungsfreiheit selber einschränken und lieber hirnlos nachäffen, was sie von Youtube vorgegeben bekommen. Gekaperte Bots eben, sturmreif geschossen durch die Aluseiten des Internets. Und deren Meinung wollte ich wirklich nicht hören, falls es denn anders ginge - auch wenn die Meinungsfreiheit natürlich nicht eingeschränkt werden darf!)

Wikipedia ist nicht betroffen, nicht kommerzielle Projekte sind nicht betroffen... klingelts langsam bei den Nerds?

Und kleine Plattformen bekommen plötzlich wieder eine Chance gegen Youtube: "Immerhin sieht Artikel 13 vor, dass nicht alle Website-Betreiber, bei denen Nutzer Inhalte veröffentlichen, haftbar sind. Es muss die Plattform mindestens seit drei Jahren geben, der Jahresumsatz muss über 10 Millionen Euro liegen und das Angebot muss mindestens 5 Millionen Nutzer haben."
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.
Zuletzt geändert von Drushba am Mo 15 Apr, 2019 23:48, insgesamt 1-mal geändert.



dienstag_01
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von dienstag_01 »

Drushba hat geschrieben: Mo 15 Apr, 2019 23:23
Steelfox hat geschrieben: Mo 15 Apr, 2019 18:10 Glaubt ihr wirklich allen Ernstes - egal ob 500 Views oder 500 Mio Views - YT wird euch auch nur irgend einen Cent überweisen?
Kurzform: Ja.

Langform: Ja, müssen sie. Die Novelle wurde auch zugunsten der Verlage entworfen, die Youtube jetzt direkt vergüten muss. Wer selbst eigene Inhalte hochlädt, ist sein eigener Verlag. Zudem kann Youtube jetzt von jedem verklagt und abgemahnt werden, auch vom kleinen Musiker, auch vom kleinen Filmer. Das war vorher nicht möglich. Der Konzern war nach eigener Definition unangreifbar. Das ist jetzt anders und Youtube wird sich danach richten müssen.

Was immer offensichtlicher wird, ist wie wenige eigentlich ihr Hirn einschalten und sich mit der Materie auseinandersetzen. Ich hatte zuvor auch eine völlig andere Meinung und sah wie alle den Untergang des Abendlandes aufziehen. Was man ja so denkt, wenn man nicht denkt. Bis ich mal gelesen was in der Novelle wirklich (!) drin steht, wie es gemeint ist und gegen welche Interessen es tatsächlich geht. Und dann schlagartig gemerkt, wie viele sich sofort instrumentalisieren lassen. Aber wieso kann man nicht einfach mal nachschauen und lesen, was drin steht? Eines ist sicher: Die Menschheit lernt einfach nicht dazu und dem nächsten der pfeifft, rennen alle wieder hinterher...

Der grösste Blödsinn: "Uploadfilter" würden die Meinungsfreiheit einschränken. Nur weil die Filter auf raubkopierte (!) Musik anspringen würden, mit denen die Videos unterlegt wären. Nerds, dann äussert Eure Meinung eben mit legaler Musik oder ist sie dann unverständlich?! Die Debatte zeigt viel eher, daß die Nerds ihre Meinungsfreiheit selber einschränken und lieber hirnlos nachäffen, was sie von Youtube vorgegeben bekommen. Gekaperte Bots eben, sturmreif geschossen durch die Aluseiten des Internets. Und deren Meinung wollte ich wirklich nicht hören, falls es denn anders ginge - auch wenn die Meinungsfreiheit natürlich nicht eingeschränkt werden darf!)
Wahrscheinlich hast du recht. Man muss mit allen Mitteln versuchen, Google und Youtube groß zu machen. Uploadfilter und das dafür benötigte Knowhow sind als Alleinstellungsmerkmal dafür bestens geeignet. Und du ergatterst dir damit noch 50 Euro. Im Jahr. Das ist es wert.



Drushba
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Drushba »

dienstag_01 hat geschrieben: Mo 15 Apr, 2019 23:47 Man muss mit allen Mitteln versuchen, Google und Youtube groß zu machen.
Ja das versuchen die Nerds. Aber da hat die Novelle ja gerade noch rechtzeitig dazwischen gegrätscht.)

Wie gesagt: Die Kleinen unter 10 Millionen Euro Umsatz sind davon expressis verbis ausgenommen. Was müssen Youtubes Nerds jetzt Schiss haben, dass in diesem Sektor womöglich Konkurrenz ensteht...))
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dienstag_01
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von dienstag_01 »

Drushba hat geschrieben: Mo 15 Apr, 2019 23:50
dienstag_01 hat geschrieben: Mo 15 Apr, 2019 23:47 Man muss mit allen Mitteln versuchen, Google und Youtube groß zu machen.
Ja das versuchen die Nerds. Aber da hat die Novelle ja gerade noch rechtzeitig dazwischen gegrätscht.)

Wie gesagt: Die Kleinen unter 10 Millionen Euro Umsatz sind davon expressis verbis ausgenommen. Was müssen Youtubes Nerds jetzt Schiss haben, dass in diesem Sektor womöglich Konkurrenz ensteht...))
Ja, Youtube sozusagen zum Mastermind des Uploadfilters zu machen ist immer noch das effizienteste Mittel, um es zu bekämpfen. So die Logik von dir und deinen Freunden.



Drushba
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Drushba »

dienstag_01 hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 00:15 So die Logik von dir und deinen Freunden.
Meine Freunde? Du meinst jetzt aber nicht schon wieder die NATO, Goldman Sachs und Bilderberger? Freunde sinds nicht mehr, stehen diesmal auf Deiner Seite, auf der von Youtube!)
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



cantsin
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von cantsin »

Drushba hat geschrieben: Mo 15 Apr, 2019 23:50
dienstag_01 hat geschrieben: Mo 15 Apr, 2019 23:47 Man muss mit allen Mitteln versuchen, Google und Youtube groß zu machen.
Ja das versuchen die Nerds. Aber da hat die Novelle ja gerade noch rechtzeitig dazwischen gegrätscht.)

Wie gesagt: Die Kleinen unter 10 Millionen Euro Umsatz sind davon expressis verbis ausgenommen. Was müssen Youtubes Nerds jetzt Schiss haben, dass in diesem Sektor womöglich Konkurrenz ensteht...))
Die deutsche mittelständische Medienwirtschaft - praktisch alle Zeitungsverlage (von Springer bis FAZ bis Sueddeutsche und Funke), praktisch alle Radio- und Fernsehsender (ÖR und Privat), praktisch alle Betreiber von mittelgroßen Nachrichtenportalen und Webforen, werden mit der Novelle noch ihr blaues Wunder erleben, weil sie jetzt in der Plattformhaftung sitzen und, zur juristischen Risikovermeidung, jeden geposteten Leserkommentar vor der Online-Veröffentlichung auf Urheberrechtsverletzungen kontrollieren müssen.

Die einzigen, die die dafür nötige Automatisierungstechnologie anbieten können, sind Betriebe wie Google, die sich das von den Mittelständlern gut bezahlen lassen werden.

D.h. egal wie man zu den Absichten der Reform politisch steht, sie erreicht genau das Gegenteil dessen, was mit ihr bezweckt wurde.

Google hat übrigens mit YouTube bisher keinen Gewinn gemacht, wegen der hohen Betriebskosten plus Lizenzzahlungen an die Musik- und Filmindustrie. Jetzt liefert denen der Gesetzgeber ein Verdienmodell. Toll.



Drushba
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Drushba »

cantsin hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 00:47
Die deutsche mittelständische Medienwirtschaft - praktisch alle Zeitungsverlage (von Springer bis FAZ bis Sueddeutsche), praktisch alle Radio- und Fernsehsender (ÖR und Privat), praktisch alle Betreiber von mittelgroßen Nachrichtenportalen und Webforen, werden mit der Novelle noch ihr blaues Wunder erleben, weil sie jetzt in der Plattformhaftung sitzen und, zur juristischen Risikovermeidung, jeden geposteten Leserkommentar vor der Online-Veröffentlichung auf Urheberrechtsverletzungen kontrollieren müssen.
Wie bitte???) Das genaue Gegenteil ist richtig: Die deutschen Zeitungsverlage haften schon immer für Urheberrechtsverletzungen. Bloss Youtube war davon bisher ausgenommen (!) und zwar einfach nur, weil es das selbst behauptet hat...

Zudem werden als Neuerung die kleinen Plattformen bis 10 Millionen Euro Umsatz/Jahr besser gestellt und vor Haftungsansprüchen jetzt eher geschützt als zuvor. Davon dürfte auch so manche Zeitung und so mancher Verlag profitieren.

Leute lest doch wenigstens den Novellen-Text bitte! Was der deutsche Bundestag dann zur Umsetzung der Richtlinie als Gesetz beschliesst, ist eine andere Sache. Und solange Youtube auf allen Kanälen quer schiesst, haben die auch Aussicht womöglich nochmal durchzukommen.
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



cantsin
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von cantsin »

Drushba hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 00:54
cantsin hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 00:47
Die deutsche mittelständische Medienwirtschaft - praktisch alle Zeitungsverlage (von Springer bis FAZ bis Sueddeutsche), praktisch alle Radio- und Fernsehsender (ÖR und Privat), praktisch alle Betreiber von mittelgroßen Nachrichtenportalen und Webforen, werden mit der Novelle noch ihr blaues Wunder erleben, weil sie jetzt in der Plattformhaftung sitzen und, zur juristischen Risikovermeidung, jeden geposteten Leserkommentar vor der Online-Veröffentlichung auf Urheberrechtsverletzungen kontrollieren müssen.
Wie bitte???) Das genaue Gegenteil ist richtig: Die deutschen Zeitungsverlage haften schon immer für Urheberrechtsverletzungen.
Für Leserbeiträge bzw. -Uploads konnten die sich bisher auf dieselben Gepflogenheiten wie bei YouTube & Co. berufen und Beiträge ungeprüft veröffentlichen und ggfs. erst nachträglich entfernen.

Diese Entfernungen gibt es übrigens auch bei YouTube & Co. massal, schon seit dem amerikanischen Digital Millennium Copyright Act von 1998.

Ich weiss nicht, woher Du die Info hast, dass YouTube keine Urheberrechtslizenzzahlungen leistet und unlizenzierte Inhalte nicht entfernt. Uploadfilter für unlizenzierte Musik haben die ja schon lange im Einsatz.
Zuletzt geändert von cantsin am Di 16 Apr, 2019 01:10, insgesamt 1-mal geändert.



dienstag_01
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von dienstag_01 »

Wahrscheinlich war schon der Grundgedanke falsch, dass Europa versucht, das Urheberrecht so zu reformieren, dass es - mal einfach ausgedrückt - zum Internet passt.
Dazu sind sie nicht in der Lage.
Ich gehöre zu denjenigen, die das bedauern.



Drushba
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Drushba »

cantsin hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 01:08
Drushba hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 00:54

Wie bitte???) Das genaue Gegenteil ist richtig: Die deutschen Zeitungsverlage haften schon immer für Urheberrechtsverletzungen.
Ich weiss nicht, woher Du die Info hast, dass YouTube keine Urheberrechtslizenzzahlungen leistet und unlizenzierte Inhalte nicht entfernt. Uploadfilter für unlizenzierte Musik haben die ja schon lange im Einsatz.
Ich habe nie behauptet, dass Youtube keine Zahlungen an die Gema leistet. Youtube hat sich ganz einfach davor gedrückt, für die Inhalte haftbar gemacht zu werden. Youtubes Argumentation war immer, dass sie nur eine Plattform bereitstellen, so wie Ebay, und die Nutzer haftbar sind. Klar hat Youtube mal ein paar Krümel abgeworfen und z.B. mit der GEMA verhandelt, um der EU-Kommission zu zeigen, wie nett sie sind. Aber dadurch waren ja gerade die vielen anderen ausgeschlossen, vor allem die Kleinen und hier hat Youtube nicht mit sich verhandeln lassen. Jetzt kann sich Youtube nicht mehr davor drücken, den Kleinen was abzugeben und das finde ich gut.

Im Übrigen wird Youtube immer noch die Möglichkeit eingeräumt, nach Aufforderung zu löschen. Erst wenn dies nicht befolgt wird, gibt es Strafe. Und das Bestrafen von Youtube war vorher nicht möglich in der EU. Für kleine Zeitungen wird mit Sicherheit kein schärferes Recht als für Youtube angewendet, schon allein weil dagegen geklagt werden könnte.
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Zuletzt geändert von Drushba am Di 16 Apr, 2019 01:34, insgesamt 1-mal geändert.



cantsin
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von cantsin »

dienstag_01 hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 01:10 Wahrscheinlich war schon der Grundgedanke falsch, dass Europa versucht, das Urheberrecht so zu reformieren, dass es - mal einfach ausgedrückt - zum Internet passt.
Alles, was es bräuchte, wäre

(a) eine Fusion des europäischen Zitatrechts mit dem amerikanischen "Fair Use" & eine zeitgemäße Definition dessen, was unter Zitat/Fair Use fällt.

(Z.B. war es vor und nach der Urheberrechtsreform für europäische Filmwissenschaftler unmöglich, Filmanalysen mit Filmausschnitten zu veröffentlichen, was in Amerika durch "fair use" zu wissenschaftlichen oder edukativen Zwecken gedeckt ist. Umgekehrt ist in Amerika das Zitatrecht extrem schlecht geregelt und müssen für längere Zitate selbst in wissenschaftlichen Publikationen Lizenzen eingeholt werden.)

(b) wenn obiges vernünftig geklärt ist, kann man den Rest - also die wirklich kommerzielle Verwendung - meinetwegen mit Haftungsregelungen, Abmahnungen, Filtern, Guantanamo Bay etc.pp. sanktionieren.



cantsin
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von cantsin »

Drushba hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 01:31 Ich habe nie behauptet, dass Youtube keine Zahlungen an die Gema leistet. Youtube hat sich ganz einfach davor gedrückt, für die Inhalte haftbar gemacht zu werden.
Es geht nicht nur um die Gema. Insgesamt zahlt YouTube der Musikindustrie jährlich $6 Milliarden, plus weitere $3 Milliarden für die Nutzung von Inhalten, die von dem "ContentID"-Uploadfilter erfasst werden:
http://www.musicweek.com/digital/read/y ... try/074383

Ich weiss auch nicht, woher Du die Aussage hast, dass YouTube sich mit der Aussage schützt, nur eine Plattform bereitzustellen. Spätestens seit dem DMCA ist die Internetwirtschaft bereits für Urheberrechtsverstöße haftbar.
Klar hat Youtube mal ein paar Krümel abgeworfen und z.B. mit der GEMA verhandelt, um der EU-Kommission zu zeigen, wie nett sie sind.
Mir scheint, Du kennst die Faktenlage nur vom Hörensagen und verbreitest hier gefühlte Wahrheiten.

Im Übrigen wird Youtube immer noch die Möglichkeit eingeräumt, nach Aufforderung zu löschen. Erst wenn dies nicht befolgt wird, gibt es Strafe. Und das Bestrafen von Youtube war vorher nicht möglich.
Woher bitte hast Du das? Das ist faktisch falsch.



Drushba
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Drushba »

cantsin hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 01:39
Drushba hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 01:31 Ich habe nie behauptet, dass Youtube keine Zahlungen an die Gema leistet. Youtube hat sich ganz einfach davor gedrückt, für die Inhalte haftbar gemacht zu werden.
Es geht nicht nur um die Gema. Insgesamt zahlt YouTube der Musikindustrie jährlich $6 Milliarden, plus weitere $3 Milliarden für die Nutzung von Inhalten, die von dem "ContentID"-Uploadfilter erfasst werden:
http://www.musicweek.com/digital/read/y ... try/074383

Ich weiss auch nicht, woher Du die Aussage hast, dass YouTube sich mit der Aussage schützt, nur eine Plattform bereitzustellen. Spätestens seit dem DMCA ist die Internetwirtschaft bereits für Urheberrechtsverstöße haftbar.
Youtube hat immer behauptet nur eine Plattform wie Ebay zu sein. Die Gerichte konnten das nicht klären und haben die Frage - nachdem ein Musikproduzent seit 2008 nicht vor Youtubes Anwälten eingeknickt ist (Prozesskosten muss er aus eigener Tasche bezahlen) - schliesslich zehn Jahre später dem Europäischen Gerichtshof vorgelegt. Dort wird sie wohl noch einige Jahre liegen.

Zitat: "Die Frage ist nur durch Auslegung europäischen Rechts zu klären: Haftet YouTube als Plattformbetreiber dafür, dass die Nutzer rechtswidrige Videos hochladen?
Und, wenn ja: Besteht die Haftung von Anfang an oder erst bei einem Wiederholungsfall?
Und: Haftet YouTube nur auf Unterlassung, also auf das Löschen (ggf. auch durch einen Filter proaktiv) oder auch auf Schadensersatz?
Spannende Fragen sind das, auf deren Beantwortung wir jetzt aber noch eine Weile werden warten müssen. Denn eine Entscheidung des EuGH dürfte so schnell nicht zu erwarten sein
."
https://schutt-waetke.de/internetrecht/ ... letzungen/

Ein aufschiebender Erfolg für Youtube! Hätte es nur nicht die Novelle gegeben, die dies nun ausdrücklich regelt. ))

Für den Rest bin ich jetzt zu müde. Morgen vielleicht. Gute Nacht.)
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



Frank Glencairn
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Frank Glencairn »

Drushba hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 01:57
Youtube hat immer behauptet nur eine Plattform wie Ebay zu sein. Die Gerichte konnten das nicht klären .. blah
Youtube hat nix behauptet und Gerichte müssen auch nix klären weil das alles im Telemediengesetz geregelt war:
§ 10 Telemediengesetzes

„Diensteanbieter sind für fremde Informationen, die sie für einen Nutzer speichern, nicht verantwortlich, sofern 1. sie keine Kenntnis von der rechtswidrigen Handlung oder der Information haben und ihnen im Falle von Schadensersatzansprüchen auch keine Tatsachen oder Umstände bekannt sind, aus denen die rechtswidrige Handlung oder die Information offensichtlich wird, oder 2. sie unverzüglich tätig geworden sind, um die Information zu entfernen oder den Zugang zu ihr zu sperren, sobald sie diese Kenntnis erlangt haben.

Um zu vermeiden, dass über die Störerhaftung Dritte in zu großem Umfang in Anspruch genommen werden können, setzt die Haftung indes weiter voraus, dass der Störer ihm obliegende Prüfungspflichten verletzt hat (BGH, BGHZ 148, 13[17]). Dabei ist zu beachten, dass dem Diensteanbieter gemäß § 8 Abs. 2 Satz 1 TDG keine allgemeinen Überwachungs- oder Forschungspflichten dahingehend obliegen, ob rechtswidrige Inhalte überhaupt vorhanden sind

Mittlerweile scheint die Frage, ob ein Unterlassungsanspruch gegen Forenbetreiber besteht, durch ein höchstinstanzliches Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) vom 27. März 2007 entschieden. Dieser wies in der Urteilsbegründung darauf hin, dass ein Anspruch auf Unterlassung für Internetforenbetreiber nur gelte

„sofern dem Betreiber […] die erfolgte Rechtsverletzung bekannt ist. In dem Unterlassen, einen als unzulässig erkannten Beitrag zu entfernen, liegt eine […] Perpetuierung der Verletzung des Persönlichkeitsrechts des Betroffenen.“
Und in der YT Heimat?
In den Vereinigten Staaten ist die rechtliche Lage eindeutig. Section 230 des Communications Decency Act von 1996 konstatiert:

“No provider or user of an interactive computer service shall be treated as the publisher or speaker of any information provided by another information content provider.”
„Kein Provider oder Nutzer eines interaktiven Computerdienstes kann für Inhalte eines anderen Inhaltslieferanten verantwortlich gemacht werden.“
Auch hier keine angebliche "Youtube Behauptung" sondern reine Gesetzgebung.

Und ja, selbstverständlich ist YT nur ne Plattform wie Ebay, oder die Post, welche ja auch nicht für den Inhalt der verschickten Pakete und Briefe verantwortlich ist - warum auch? Das wurde auch die ganze Zeit so gehandhabt und war kein Problem.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



Drushba
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Drushba »

Frank Glencairn hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 08:59 Und ja, selbstverständlich ist YT nur ne Plattform wie Ebay, oder die Post, welche ja auch nicht für den Inhalt der verschickten Pakete und Briefe verantwortlich ist - warum auch? Das wurde auch die ganze Zeit so gehandhabt und war kein Problem.
Frank, der Youtube-Versteher). Ist eben nicht selbstverständlich, sonst wäre die Klage nicht an den EUGH verwiesen worden.

Mit dem neuen Gesetz ist das nun eindeutig geregelt. Youtube wird sich in Zukunft nicht mehr auf die Macht seiner Anwälte berufen können und ist haftbar. Youtube kann sich nun genausowenig rausreden, wie ein Drogenkurier sich auf das Postgeheimnis berufen kann.

Kleinere Plattformen bis zu 10 Millionen Euro Umsatz und unter 5 Millionen Nutzern sind in der Zukunft von der Regel ausgenommen. Das schützt Zeitungen (ausser der BILD) und Foren wie Slashcam. Irgendwie cool.
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



dienstag_01
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von dienstag_01 »

Wenn man bedenkt, dass das Urheberrecht nicht nur Musik, sondern auch Bilder und Texte betrifft, ist das Potential dieser Richtlinie gigantisch.
Dabei hätte man einfach mal langsam damit anfangen können, von Google und Co. Steuern einzutreiben. Aber das ist scheinbar zu schwierig, besser Überwachung.



cantsin
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von cantsin »

Drushba hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 10:10 Kleinere Plattformen bis zu 10 Millionen Euro Umsatz und unter 5 Millionen Nutzern sind in der Zukunft von der Regel ausgenommen. Das schützt Zeitungen (ausser der BILD) und Foren wie Slashcam. Irgendwie cool.
Du hast den entscheidenden Punkt übersehen - nämlich, dass diese Ausnahme nur für Medien/Plattformen gilt, die nicht älter als drei Jahre sind. Das ist also eine reine Startup-Förderungsklausel.

Slashcam fällt also NICHT unter diese Ausnahme.

Und über Zeitungen gesprochen: Schon die "taz" hat einen Jahresumsatz von 15,8 Millionen Euro, die "Frankfurter Allgemeine" bereits 260 Millionen. Selbst kleine Tageszeitungen liegen über der Schwelle, da sie meistens Teil größerer Verlagshäuser sind.



Frank Glencairn
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Frank Glencairn »

Drushba hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 10:10
Frank, der Youtube-Versteher
Ich find's immer wieder beachtlich, wie dein antikapitalistischer Beißreflex bei Google anspringt, aber bei Bertelsmann, Springer und der Verwertungsindustrie (wo gerade die Sektkorken knallen, angesichts des zu erwartenden Geldregens), völlig versagt.
dienstag_01 hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 11:03
Dabei hätte man einfach mal langsam damit anfangen können, von Google und Co. Steuern einzutreiben. Aber das ist scheinbar zu schwierig, besser Überwachung.
Dir ist schon klar, daß Steuern nicht an die Verlage und die Verwertungsindustrie geflossen wären - und nur um die geht's ja bei der ganzen Nummer.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



dienstag_01
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von dienstag_01 »

Frank Glencairn hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 11:51
Drushba hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 10:10
Frank, der Youtube-Versteher
Ich find's immer wieder beachtlich, wie dein antikapitalistischer Beißreflex bei Google anspringt, aber bei Bertelsmann, Springer und der Verwertungsindustrie (wo gerade die Sektkorken knallen, angesichts des zu erwartenden Geldregens), völlig versagt.
dienstag_01 hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 11:03
Dabei hätte man einfach mal langsam damit anfangen können, von Google und Co. Steuern einzutreiben. Aber das ist scheinbar zu schwierig, besser Überwachung.
Dir ist schon klar, daß Steuern nicht an die Verlage und die Verwertungsindustrie geflossen wären - und nur um die geht's ja bei der ganzen Nummer.
Natürlich ist mir das mit den Steuern klar. Im Gegensatz zu manch anderen bin ich aber nicht der Meinung, dass Google und Youtube einfach machen können dürfen, was sie wollen. (In meinen Augen wächst da eine gigantische Machtkonzentration heran). Ich bin aber auch nicht der Meinung, dass man dieses *Machen können, was sie wollen* allein mit Überwachung des Urheberrechts bekämpfen kann. Genau das wird aber zum Teil suggeriert (u.a. von Drushba), dass es eine Art antikapitalistischer Kampf gegen Google und Co. ist. Ist aber nur ein egoistischer.
(Fakt ist, dass die Urheber von den Steuern erstmal nicht profitieren. Sicher kann man da an einigen Schrauben drehen. Sicher ist aber auch, dass es kein allgemeines Recht auf Vergütung geben wird. Zumindest nicht ohne totale Überwachung.)



Starshine Pictures
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Starshine Pictures »

Ich stell das hier einfach mal unkommentiert rein ...




Grüsse, Stephan
*Aktuell in Vaterschaftspause*



Framerate25
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Framerate25 »

Ja, die Reportage hatte ich gesehen. Sehr eindrucksvoll.

Da fragt man sich welcher gesunde Geist ist noch bei FB aktiv?

Und das meinte ich in meinem vorangegangenen Post.

Konditioniere Deine Schäfchen und spiele nachher wilde Sau mit Ihnen!!!
Grüßle
FR25 👩‍🎨



Drushba
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Drushba »

cantsin hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 11:46
Drushba hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 10:10 Kleinere Plattformen bis zu 10 Millionen Euro Umsatz und unter 5 Millionen Nutzern sind in der Zukunft von der Regel ausgenommen. Das schützt Zeitungen (ausser der BILD) und Foren wie Slashcam. Irgendwie cool.
Du hast den entscheidenden Punkt übersehen - nämlich, dass diese Ausnahme nur für Medien/Plattformen gilt, die nicht älter als drei Jahre sind. Das ist also eine reine Startup-Förderungsklausel.

Slashcam fällt also NICHT unter diese Ausnahme.

Und über Zeitungen gesprochen: Schon die "taz" hat einen Jahresumsatz von 15,8 Millionen Euro, die "Frankfurter Allgemeine" bereits 260 Millionen. Selbst kleine Tageszeitungen liegen über der Schwelle, da sie meistens Teil größerer Verlagshäuser sind.
Ich verstehs wirklich nicht. Der Urheberrechtsschutz wird nicht erst durch diese Novelle eingeführt, er ist bereits da. Und er wäre auch ohne die Einführung dieser Novelle bereits da. Er wird lediglich auf Youtube und die Großen ausgedehnt, weswegen sich Youtube wehrt. Und ausser Youtube wird niemand schlechter gestellt, sondern einige besser. Und ganz besonders die Urheber.

Viele Hater haben auch Artikel 8 übersehen:

"Die Anwendung dieses Artikels darf nicht zu einer Pflicht zur allgemeinen Überwachung führen."

Soll heissen, dass die Gerichte hier entsprechend entscheiden müssen, falls der Verdacht auf allgemeine Überwachung gegeben ist. Diese Einschränkung gab es vorher auf EU Ebene nicht. Wir haben also nicht weniger, sondern mehr Schutz vor flächendeckender Überwachung.

Und hier mal der Originaltext, wie mit Piracy auf Plattformen umgegangen werden soll. Butterweiche Ausnahmen IMHO und das Gegenteil von "Zensur":

"4) Wird die Erlaubnis nicht erteilt, so ist der Diensteanbieter für das Teilen von Online-Inhalten für nicht erlaubte Handlungen der öffentlichen Wiedergabe, einschließlich der öffentlichen Zugänglichmachung, urheberrechtlich geschützter Werke oder sonstiger Schutzgegenstände verantwortlich, es sei denn, der Anbieter dieser Dienste erbringt den Nachweis, dass er a) alle Anstrengungen unternommen hat, um die Erlaubnis einzuholen; und b) nach Maßgabe hoher branchenüblicher Standards für die berufliche Sorgfalt alle Anstrengungen unternommen hat, umsicherzustellen, dass bestimmte Werke und sonstige Schutzgegenstände, zu denen die Rechteinhaber den Anbietern dieser Dienste einschlägige und notwendige Informationen bereitgestellt haben, nicht verfügbar sind; und in jedem Fall c) nach Erhalt eines hinreichend begründeten Hinweises von den Rechteinhabern unverzüglich gehandelt hat, um den Zugang zu den entsprechenden Werken oder sonstigen Schutzgegenständen zu sperren bzw. die entsprechenden Werke oder sonstigen Schutzgegenstände von seinen Internetseiten zu entfernen , und alle Anstrengungen unternommen hat, um gemäß Buchstabeb das künftige Hochladen dieser Werke oder sonstigen Schutzgegenstände zu verhindern.

(5)Bei der Feststellung, ob der Diensteanbieterden in Absatz 4 festgelegten Verpflichtungen nachgekommen ist, wird im Lichte des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit unter anderem Folgendes berücksichtigt: a) die Art, das Publikum und der Umfang der Dienste sowie die Art der von den Nutzern des Dienstes hochgeladenen Werke oder sonstigen Schutzgegenstände; und b) die Verfügbarkeit geeigneter und wirksamer Mittel und die Kosten, die den Anbietern dieser Dienste hierfür entstehen."


Wir darauf hinauslaufen, dass der Urheber sich meldet, wenn sein Werk ohne seine Erlaubnis verbreitet wird und die Plattform reagieren muß. Business as usual, jatzt aber auch gültig für Youtube.

Bitte entspannen! Das Abendland geht ohnehin unter, aber nicht wegen der Novelle, sondern wegen des auftauenden sibirischen Permafrosts. Ausser in Trumpland, dort gilt der Klimawandel nicht. Aber dort wird Youtube ja auch schon durch den Millenial Act reguliert. Also wo ist das Problem!?
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.
Zuletzt geändert von Drushba am Di 16 Apr, 2019 13:23, insgesamt 1-mal geändert.



cantsin
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Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von cantsin »

dienstag_01 hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 12:46 Natürlich ist mir das mit den Steuern klar. Im Gegensatz zu manch anderen bin ich aber nicht der Meinung, dass Google und Youtube einfach machen können dürfen, was sie wollen. (In meinen Augen wächst da eine gigantische Machtkonzentration heran). Ich bin aber auch nicht der Meinung, dass man dieses *Machen können, was sie wollen* allein mit Überwachung des Urheberrechts bekämpfen kann.
Und das ist genau der springende Punkt. Man könnte - und muss IMHO - die Internet-Giganten gesetzlich angehen mit (a) Steuerrecht und (b) Kartellrecht. Momentan zahlen sie wegen internationaler Steuerschlupflöcher keine Steuern und werden als wegen ihres internationalen Geschäft aus wirtschaftlichem Protektionismus nicht kartellrechtlich zerschlagen (wie es in den USA früher mit Rockfellers Standard Oil und mit dem Telekom-Monopolisten AT&T gemacht wurde). An diesen vorhandenen Schrauben zu drehen, widerspricht aber dem sowohl neoliberalen als auch protektionistischem Zeitgeist. Würde man die Steuerschlupflöcher schliessen, stünde das Wirtschaftsmodell ganzer Länder wie Irland, der Niederlande, Luxemburg und Großbritannien auf der Kippe.

Und weil sich keiner traut, das zu tun, weicht man eben aufs Urheberrecht aus und kreiert Kollateralschäden für kleine Webseitenbetreiber und Urheber.



cantsin
Beiträge: 14271

Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von cantsin »

Drushba hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 13:21
cantsin hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 11:46
Du hast den entscheidenden Punkt übersehen - nämlich, dass diese Ausnahme nur für Medien/Plattformen gilt, die nicht älter als drei Jahre sind. Das ist also eine reine Startup-Förderungsklausel.

Slashcam fällt also NICHT unter diese Ausnahme.

Und über Zeitungen gesprochen: Schon die "taz" hat einen Jahresumsatz von 15,8 Millionen Euro, die "Frankfurter Allgemeine" bereits 260 Millionen. Selbst kleine Tageszeitungen liegen über der Schwelle, da sie meistens Teil größerer Verlagshäuser sind.
Ich verstehs wirklich nicht. Der Urheberrechtsschutz wird nicht erst durch diese Novelle eingeführt, er ist bereits da. Und er wäre auch ohne die Einführung dieser Novelle bereits da. Er wird lediglich auf Youtube und die Großen ausgedehnt, weswegen sich Youtube wehrt.
Natürlich geht es nicht um eine Ausdehnung von Urheberrechtsschutzes, da sind wir uns ja einig, sondern nur darum, wer bei Verstößen haftbar ist, der Uploader oder die Plattform.

Wir haben Dir aber gerade nachgewiesen, dass die Haftung eben nicht nur "auf Youtube und die Großen" ausgedehnt wird, weil Du die Klausel offenbar übersehen hast, dass die Ausnahmen nur für maximal drei Jahre alte Startups gelten.

Also: Wenn dieses Posting hier Urheberrechte verletzt (weil es von irgendeinem anderen Text abgeschrieben ist), wird Slashcam haftbar, und nicht nur (so, wie vor der Novelle) ich als der Poster/Uploader, der über Slashcams Log-Dateien und IP-Adresse zu ermitteln wäre. Schlechte Zeiten für Slashcam.

(Und lies mal, als politisch Linker für den ich Dich halte, mein Posting drüber. Das Urheberrecht ist kein geeignetes Mittel, um tiefergreifende Probleme der neoliberalen Wirtschaftsordnung zu lösen, die eigentlich durch Kartell- und Steuerrecht gelöst werden müssten - was aber in unseren heutigen Zeiten ein politisches Tabu ist. Wenn schon linke Argumente, dann auf der Grundlage gründlicher politisch-ökonomischer Analyse.)



Drushba
Beiträge: 2513

Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Drushba »

cantsin hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 13:29 "Wir haben Dir aber gerade nachgewiesen".
Wow.

Stimmt, das mit den drei Jahren habe irrtümlich als "oder" Aussage verstanden (stand halt so in der SZ) und der Originaltext die Bedingungen verknüpft - my bad, es lohnt also immer den Originaltext zu lesen.)

Putzig die Argumente der Gegner, dass diese Novelle ein Ersatz für das mangelhafte Steuerrecht sei. Wie kommt ihr darauf? Ganz andere Baustelle. Aber ich möchte nicht wissen, wie heftig Youtube seine Nerds ins Feld führen wird, wenn Google per EU-Verordnung dann tatsächlich gerecht besteuert werden soll)).
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



TheBubble
Beiträge: 1910

Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von TheBubble »

cantsin hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 13:29 Also: Wenn dieses Posting hier Urheberrechte verletzt (weil es von irgendeinem anderen Text abgeschrieben ist), wird Slashcam haftbar, und nicht nur (so, wie vor der Novelle) ich als der Poster/Uploader, der über Slashcams Log-Dateien und IP-Adresse zu ermitteln wäre. Schlechte Zeiten für Slashcam.
Warum sollte sich Slashcam in diesem konstruierten Fall nicht beim Verursacher (hier also bei Dir) schadlos halten können?



Alf_300
Beiträge: 8011

Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Alf_300 »

Ohne Lizenz geht also nix mehr
Wen störts,



handiro
Beiträge: 3259

Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von handiro »

Interessante Doku über Bratzenfluch, danke! Da werden viele Punkte genannt, die auch für youtube gelten. Hoffentlich gehts mit Bratzenfluch bald so abwärts wie mit myspace. Bei youtube sieht man wenigstens leichte Veränderungen (so steht fast überall jetzt eine Lizensierungsinfo, das gabs vorher nicht). Österreich ist mit seiner digital-tax vorgeprescht https://www.handelsblatt.com/politik/in ... WKeKwE-ap3
Good-Cheap-Fast....Pick Any 2



cantsin
Beiträge: 14271

Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von cantsin »

TheBubble hat geschrieben: Mi 17 Apr, 2019 01:21
cantsin hat geschrieben: Di 16 Apr, 2019 13:29 Also: Wenn dieses Posting hier Urheberrechte verletzt (weil es von irgendeinem anderen Text abgeschrieben ist), wird Slashcam haftbar, und nicht nur (so, wie vor der Novelle) ich als der Poster/Uploader, der über Slashcams Log-Dateien und IP-Adresse zu ermitteln wäre. Schlechte Zeiten für Slashcam.
Warum sollte sich Slashcam in diesem konstruierten Fall nicht beim Verursacher (hier also bei Dir) schadlos halten können?
Rechne mal den Arbeitsaufwand durch. Und die Tatsache, dass vor allem hochgeladene Bilder und lange Textzitate eine potentielle juristische Zeitbombe sind. Das ist für eine kleine Plattform nicht machbar.

In vielen Fällen dürften die ursprünglichen Uploader auch nicht mehr zu ermitteln sein. Wenn hier z.B. vor Jahren Bilder oder Textausschnitte hochgeladen wurden, die Rechte Dritter verletzen, konstituiert deren Sichtbarheit auf Slashcam weiterhin eine Rechtsverletzung, für die Slashcam haftbar wird. Dieses Problem verschärft sich ja dadurch, dass mit der neuen Regelung auch Text-Snippets nicht mehr unter Zitatrecht fallen.

Die einzige praktikable Lösung für Slashcam wäre, alle Nutzer mit persönlichen Daten und Ausweiskopien neu zu registrieren sowie Haftungsverträge unterzeichnen zu lassen - und alle Beiträge im Forenarchiv zu löschen, die den derart registrierten Nutzern nicht zugeordnet werden können.

In Deutschland kommt ja noch das Abmahnrecht verschärfend hinzu. Es ist gar nicht nötig, dass hier Urheber oder Verwerter wie die GEMA, VG Bild-Kunst oder VG Wort gegen Slashcam in Aktion treten, sondern Abmahnanwälte können dann Slashcam auf eigene Initiative und Rechnung abmahnen. Das kann man sogar teilautomatisieren, in dem man Suchmaschinen und Plagiatscanner-Bots über das Slashcam-Forenarchiv laufen lässt.



dienstag_01
Beiträge: 13472

Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von dienstag_01 »

cantsin hat geschrieben: Mi 17 Apr, 2019 08:58
TheBubble hat geschrieben: Mi 17 Apr, 2019 01:21
Warum sollte sich Slashcam in diesem konstruierten Fall nicht beim Verursacher (hier also bei Dir) schadlos halten können?
Rechne mal den Arbeitsaufwand durch. Und die Tatsache, dass vor allem hochgeladene Bilder und lange Textzitate eine potentielle juristische Zeitbombe sind. Das ist für eine kleine Plattform nicht machbar.

In vielen Fällen dürften die ursprünglichen Uploader auch nicht mehr zu ermitteln sein. Wenn hier z.B. vor Jahren Bilder oder Textausschnitte hochgeladen wurden, die Rechte Dritter verletzen, konstituiert deren Sichtbarheit auf Slashcam weiterhin eine Rechtsverletzung, für die Slashcam haftbar wird. Dieses Problem verschärft sich ja dadurch, dass mit der neuen Regelung auch Text-Snippets nicht mehr unter Zitatrecht fallen.

Die einzige praktikable Lösung für Slashcam wäre, alle Nutzer mit persönlichen Daten und Ausweiskopien neu zu registrieren sowie Haftungsverträge unterzeichnen zu lassen - und alle Beiträge im Forenarchiv zu löschen, die den derart registrierten Nutzern nicht zugeordnet werden können.

In Deutschland kommt ja noch das Abmahnrecht verschärfend hinzu. Es ist gar nicht nötig, dass hier Urheber oder Verwerter wie die GEMA, VG Bild-Kunst oder VG Wort gegen Slashcam in Aktion treten, sondern Abmahnanwälte können dann Slashcam auf eigene Initiative und Rechnung abmahnen. Das kann man sogar teilautomatisieren, in dem man Suchmaschinen und Plagiatscanner-Bots über das Slashcam-Forenarchiv laufen lässt.
Du magst zwar recht haben, aber auf dem Weg der Überführung der Richtlinie in nationales Recht werden die CDU und die SPD gemeinsam das alles in Ordnung bringen. Sicher. Dafür haben wir sie ja.
Euer Drushba



Alf_300
Beiträge: 8011

Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Alf_300 »

Da kann man SlashCam nur empfehlem die Option Dateianhänge zu deaktivieren



cantsin
Beiträge: 14271

Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von cantsin »

dienstag_01 hat geschrieben: Mi 17 Apr, 2019 09:45 Du magst zwar recht haben [...]
Und Dein langes Volltext-Zitat meines Beitrags ist - juristisch gesehen - eine Verletzung meines Urheberrechts, wofür ich in Zukunft Slashcam verklagen kann.



Jörg
Beiträge: 10346

Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Jörg »

Da kann man SlashCam nur empfehlen
den Laden zuzumachen...



Alf_300
Beiträge: 8011

Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Alf_300 »

---Jörg
Warum zumachen,
die Beiträge hier sind gesprochene Wörter in Schriftförm, da werden wir wohl das Gesetz auch hier dem Internet anpassen müssen



Frank Glencairn
Beiträge: 23108

Re: Abstimmung EU Parlament/Uploadfilter/"Wer das Internet kaputt macht"

Beitrag von Frank Glencairn »

Alf_300 hat geschrieben: Mi 17 Apr, 2019 10:15
die Beiträge hier sind gesprochene Wörter in Schriftförm, da werden wir wohl das Gesetz auch hier dem Internet anpassen müssen
"Wir" ?
Sapere aude - de omnibus dubitandum



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