ich habe mir gestern o.g. Film auf Netflix (OV) angesehen. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Stimmen der Protagonisten leiser sind je weiter sie von der Kamera entfernt sind oder wenn sie von der Kamera abgewandt stehen. Das geht bei manchen Wide-Shot-Szenen so weit, dass die Stimmen am anderen Ende (der Kamera) nur noch schwer zu hoeren sind.
Ist das ein Stilmittel in diesem Film?
Auf der deutschen Tonspur ist das aehnlich, aber nicht so extrem.
Hmm. Vielleicht wollte man hier weniger einem Stilmittel frönen, sondern einfach nur realitätsbezogen arbeiten? Bei den Originalspuren kriegt man überwiegend den geangelten Locationsound zu hören, und ein Dialogton, bei dem alle Stimmen gleich laut sind, unabhängig von ihrem örtlichen Personenbezug zur Szene, ist schlicht amateurhaft.
Bei der deutsch synchronisierten Fassung werden die Dialoge alle im Studio aufgenommen, und bei der Mischung steht zusätzlich zu einer szenisch stimmigen Akustik immer die Sprachverständlichkeit im Vordergrund.
Daher sind die Dialoge in synchronisierten Filmen im Grunde immer viel deutlicher hzw. besser verständlich als im Original. Bei originär deutschen Filmen dreht sich das um, das populäre Extrembeispiel ist Till Schweiger, der für Locationsound in der Regel zu undeutlich artikuliert.
Ja, ja natürlich gibts Ausnahmen und Unterschiede. Vor einiger Zeit ist mir ein Film aufgefallen, bei dem die synchronisierten Dialoge überhaupt keinen akustischen Szenenbezug hatten, da kam alles so direkt wie von einem Off-Sprecher. DAS war in diesem Fall denke ich wirklich ein Stilmittel, das war eine englische Jane Austen Verfilmung, 'Love & Friendship', die vor Ironie und Sarkasmus nur so strotzte und keinen Anspruch hatte, nur als historisch-elegant orientierter Ausstattungsfilm rüber zu kommen. Da war auch kaum Atmo zu hören.
Darüber hinaus müsste man erstmal analysieren, in welchem technischen Zusammenhang du Netflix-Ton hörst, die Sprachverständlichkeit ist hochgradig von der Wiedergabekette abhängig.
Sammy D hat geschrieben: ↑Do 16 Aug, 2018 18:06
Das geht bei manchen Wide-Shot-Szenen so weit, dass die Stimmen am anderen Ende (der Kamera) nur noch schwer zu hoeren sind.
Kenne den Film nicht, aber beherzte Verschiebungen der Tonperspektive bei Sprüngen über mehrere Einstellungsgrößen können eine großartige Wirkung haben.
In 'Straight Story' (Lynch) z.B. gibt es großartige Momente mit radikaler Anwendung dieses Mittels (wenn mich da meine Erinnerung nicht täuscht).
Zwischen Fernsehen/DVD und Kinomischung gibts da natürlich nochmal ziemliche Unterschiede was die dynamischen Möglichkeiten zwischen guter und emotional wirksamer Tongestaltung vs. nervigem "was hat er grad gesagt?" angeht.
Ein weites Feld ...
carstenkurz hat geschrieben: ↑Sa 18 Aug, 2018 17:21
bei dem die synchronisierten Dialoge überhaupt keinen akustischen Szenenbezug hatten, da kam alles so direkt wie von einem Off-Sprecher
Ich weiß nicht ob das heute noch so ist, aber vor einigen Jahren wurde in Polen noch so synchronisiert... eine Person hat lustlos über den laufenden O-Ton alle Dialoge aus dem Off in polnisch runtergerattert :D
Mehrkanal-Ton über Stereo klingt manchmal so, daß die Dialoge, die normal im Kino fast nur über den Center Lautsprecher kommen, im Vergleich zum Rest, zu leise sind. Passiert meistens, wenn man sich ne TV Mischung spart, und einfach die Kinomischung nimmt.
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