Der neue Gangster-Action-Film des belgisch-marokkanischen Regieduos Adil & Bilall läuft hier gerade in Benelux und dürfte, als Amazon Prime-Koproduktion, wahrscheinlich auch demnächst im deutschen Streaming landen:
Damit kehren Adil & Bilall, nach ihrer Regie von "Bad Boys" 3 & 4, wieder in ihr Heimatland zurück, mit einem Sequel ihres Films "Patsers" ("Aufschneider/Angeber/Ganoven") von 2018, der damals wohl Hollywood aufhorchen ließ. IMHO ist der Film erstklassige, ziemlich intensive Genre-Kost und sehr kreativ in seiner visuellen Sprache und seinen Erzählkniffen. Schon erstaunlich, dass Adil & Bilall hier sicher mit einem Bruchteil des Budgets ihrer Hollywood-Filme etwas gedreht haben, dass in Dichtheit, Action, Qualität der Schauspieler und production values den beiden (weitaus seichteren) "Bad Boys"-Filmen in nichts nachsteht.
Wer in Benelux wohnt und dort Nachrichten liest, weiß außerdem, das die hier gezeigten Bandenkriege der belgisch-niederländisch-marokkanischen Drogenmafia - bis auf die Comicstrip-/Videoclip-artige Ästhetik - nicht wirklich überzeichnet sind, sondern sich auch in der Wirklichkeit so blutig abgespielt haben (bzw. dies noch immer tun), und dass die Figuren des Films (der von Dubai aus agierende übermächtige niederländische Gangsterboss, sein brutal folternder weißer niederländischer Handlanger, die in Amsterdam agierende karibisch-niederländische Kokain-Queen, der rechtspopulistische flämisch-nationalistische Bürgermeister von Antwerpen, der lokale Antwerpener Gangsterboss, der wegen einer verlorenen Drogen-Schiffsladung in einen Bandenkrieg mit dem Gangsterboss in Dubai gerät etc.etc.) und ihre Handlungen allesamt 1:1-Vorbildern des echten Lebens entnommen sind. Der Film findet IMHO auch eine gute Balance darin, Action-Unterhaltung mit jeder Menge abgründigen Humor zu liefern und gleichzeitig, ohne jeden moralisierenden Zeigefinger, zu zeigen, wie die organisierte Kriminalität jeden, der sich damit einlässt - einschließlich unbeteiligter Familienmitglieder - kaputtmacht.
Die Hälfte des Spaßes ist, für Leute, die des Niederländischen mächtig sind, der ultrafette flämische Akzent und die Antwerpener Gossensprache der Protagonisten. ("Patser" ist selbst ein Wort aus der Gossensprache.) Das ist ungefähr vergleichbar mit einem deutschsprachigen Film, der in der Wiener Unterwelt spielt (und dann wahrscheinlich "Goschata" heißen müsste...) und für deutsche "Piefkes" nur zur Hälfte verständlich ist. Hier in den Niederlanden wird "Patsers 2" deshalb mit niederländischen Untertiteln gezeigt...