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Ich filmte für Millionen



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ruessel
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Ich filmte für Millionen

Beitrag von ruessel »

Bild
Buch, Martin Rikli, Ich filmte für Millionen, Filmberichter UfA, von 1942
habe es gerade entdeckt & bestellt. Was für ein Titel......


buch.jpg
Gruss vom Ruessel
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Axel
Beiträge: 16252

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Axel »

1942?

Interessantes Titelbild. Die Fahne der japanischen Seestreitkräfte (musste ich googeln? Klar!), Bomber, Elefanten und ein Kameramann im Tropenanzug des Kolonialstils. Immerhin nicht in Frakturschrift (die übrigens von den Nazis abgeschafft wurde). Im Treppenhaus meiner Oma hing noch lange ein Schild "Die Fenfter find ftetf gefloffen zu halten!"
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



ruessel
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Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von ruessel »

http://www.difarchiv.deutsches-filminst ... 0rikli.htm

Er ist wohl in der heutigen Zeit eher "umstritten".

Martin Rikli wird am 19. Januar 1889 in Zürich geboren. Sein Vater ist Professor für Botanik an der Eidgenössisch-Technischen Hochschule (ETH). Martin Rikli jun. studiert Chemie und Physik, zunächst ebenfalls an der ETH, später an der Technischen Universität Dresden. Schon als Schüler und Student interessiert sich Rikli für die Fliegerei, baut Flugzeugmodelle und experimentiert zusammen mit seinem Freund August Piccard mit "raketengetriebenen" Flugmodellen. Er ist Gründer und Vorsitzender der Akademischen Gesellschaft für Flugwesen "Agis" in Zürich und gehört in Dresden der Akademischen Fliegergruppe an.

Im Verlauf des Studiums spezialisiert er sich auf Photochemie und schreibt seine Dissertation über "Alter und Entflammbarkeit von Kinofilmen". Die Arbeit bringt ihm eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei den Zeiss-Ikon-Werken in Dresden ein. Im dortigen Versuchslabor erprobt er neu konstruierte Kameras, die für Aufgaben in der wissenschaftlichen Kinematographie entwickelt worden sind. 1924/25 produziert er in seiner Freizeit den Mikrofilm "An der Schwelle des Lebens", einen stummen Lehr- und Vortragsfilm mit wenigen Zwischentiteln, der jedoch in keinem öffentlichen Kino zur Aufführung kommt.

Drei Jahre lang ist Rikli für Zeiss-Ikon tätig, dann erhält er 1927 die Möglichkeit, als junger Forscher an einer Expedition nach "Deutsch-Ostafrika" teilzunehmen. Hierzu gewährt die Firma Zeiss ihm Urlaub. Anfänglich gestaltet sich das Unternehmen schwierig. Rikli übernimmt schließlich die Expeditionsleitung, und die Teilnehmer erhalten Unterstützung durch den Dresdner Zoologischen Garten und den "Dresdner Anzeiger". Riklis filmischer Bericht über diese Expedition, "Heia Safari" (1928), wird ein großer Erfolg. Bei seiner Uraufführung im Dresdner Ufa-Palast wird das Deutschlandlied gesungen, die Vorführung gerät zur vaterländischen Manifestation.

In seinen Memoiren "Ich filmte für Millionen" (1942) schildert der stramm völkisch denkende Rikli später die Leistungen deutscher Kolonialisten, "...ein Land, fast doppelt so groß wie Deutschland, gegen hundertfache Übermacht heldenhaft und unbesiegt zu verteidigen..." und polemisiert am Beispiel eines Farmers gegen die englische Politik nach dem ersten Weltkrieg: "Er verließ damals als letzter Deutscher Afrika, und er kam als erster Deutscher wieder und begann von neuem. Seine schöne Farm war inzwischen für ein Butterbrot an einen Inder verkauft worden. Jetzt durfte er gegen hohe Entschädigung sein früheres Eigentum als Pächter bewirtschaften."

Durch "Heia Safari", der Fritz Langs Zweiteiler "Spione" (er läuft gleichzeitig in einem anderen Dresdner Ufa-Kino) die Zuschauer wegnimmt, wird die Kulturfilmabteilung der Ufa auf Martin Rikli aufmerksam und engagiert ihn als Autor und Regisseur. Leiter ist der Mediziner Nicholas Kaufmann; zusammen mit dem Biologen Ulrich K.T. Schulz und Wilhelm Prager bildet er die Produzentengruppe der Abteilung. Die zweite Filmexpedition, die Rikli, nun für die Ufa, übernimmt, geht 1929 nach Nordafrika, Tunesien, Tripolitanien und die Cyrenaica. Dort bewundert Rikli die Architektur und Landwirtschaft der faschistischen Kolonialmacht Italien. "Mussolinis Grußart scheint den Eingeborenen in Fleisch und Blut übergegangen zu sein. Mit dem hochgehaltenen Arm und offener Handfläche grüßen sie die europäische Zivilisation und europäische Technik." Zunächst als Kulturfilm produziert, erhält der nachträglich vertonte, abendfüllende Film "Am Rande der Sahara" (1930) eine von Wilhelm Biebrach inszenierte Spielfilm-Rahmenhandlung, durch die die Ufa hofft, mehr Zuschauer ins Kino zu locken. Riklis respektvolle Schilderung jüdischer Höhlen-Siedlungen in der Umgebung von Garian in Libyen, die im gleichnamigen Bildband zum Film 1931 veröffentlicht wird, ist aus den Memoiren von 1942 gestrichen.

Die folgenden Expeditionen, 1932 nach Ostasien und 1935 nach Abessinien, versteht Rikli als "filmische Geschichtsschreibung". Das Interesse des "Chronisten" gilt dabei vorwiegend Kriegssituationen, 1932 dem chinesisch-japanischen Krieg und 1935 den Kriegsvorbereitungen gegen Italien. Aus dem Filmmatierial der Ostasien-Reise produziert er ein "Filmtagebuch vom Krieg in China" und "So ist China" (beide 1932), die anderen Titel, "Im Heiligtum von Ling-Yin" (1932) und "Ein Jungbrunnen im Lande der Mitte" (1932) versteht er als feuilletonistische Nebenprodukte. Auf der Reise lernt Rikli Roland Strunk, den späteren Kriegsberichterstatter des "Völkischen Beobachters", kennen. Beide teilen die Bewunderung für Japan: Rikli begeistert sich für die Kamikazeflieger, Strunk für das "Ehrengesetz der Samurai". Die beiden arbeiten bei mehreren Projekten zusammen, so bei dem Buch "Achtung! Asien marschiert!" (1934).

Rikli ist der erste "Propaganda-Berichterstatter" (Hans-Jürgen Brandt), noch ehe die Nationalsozialisten an der Macht sind. Auch seine letzte abendfüllende Dokumentation, der Kompilationsfilm "Feldzug in Norwegen - gegen England" (1940), für den er neben deutschem Material auch Wochenschaufilme des Gegners verwendet, zeugt von der Faszination gegenüber dem Krieg. Überdies betreibt Rikli Manipulation durch Montage (und Kommentar), eine Praxis der Sekundärverwertung von Filmmaterial, die bei Kulturfilmproduktionen mangels Masse schon seit der Übernahme der BuFA-Bestände durch die Ufa 1919 vielfach geübt wird.

Riklis Filme der dreißiger Jahre gelten Einrichtungen, in denen sich das NS-Regime ‚modern' und ‚technisch führend' gibt; es sind Militärfilme ("Gorch Fock", 1934, "Husaren zur See", 1935, und der vollends durchinszenierte Film "Flieger, Funker, Kanoniere", 1937) oder solche, die die neuen, paramilitärischen Institutionen des NS feiern - "staatspolitische Kulturfilme" (Rikli) wie "Straßen ohne Hindernisse" (1935) über den Reichsautobahnbau, "Wir erobern Land" über den Reichsarbeitsdienst (1937), "Arbeitsmaiden helfen" über den weiblichen Arbeitsdienst (1938) und "Jugend, fliege!" über Modell- und Segelflugbau im NS-Fliegerkorps (1939/40).

Seine naturwissenschaftlichen Lehrfilme, "Röntgenstrahlen" (1937), "Radium" (1939/40), "Vom Schießen und Treffen" (1940) oder "Windige Probleme" (1941) erfüllen den seit den Anfängen des Kulturfilms staatlicherseits geförderten und gewünschten Anspruch, Naturwissenschaft und Technik in der Bevölkerung zu popularisieren. Doch die Akzeptanz dieser obligatorisch als (ca. 15-minütiges) Beiprogramm im Kino eingesetzten Streifen beim Publikum ist nicht sehr groß. 70% der Kinobesucher sind in diesen Jahren weiblich, Rikli organisiert das Material nach dem Prinzip der Attraktion und Sensation, führt die Zuschauer an ihnen im Alltag "verschlossene Orte", und jedes abstrakte Thema wird mit einem Bezug zum Alltag präsentiert.

Der von der nationalsozialistischen Ideologie überzeugte Rikli bleibt bis 1944 bei der Ufa. Dann kehrt er, den Zusammenbruch des NS-Regimes ahnend, in die Schweiz zurück und ermöglicht wenig später Nicholas Kaufmann, der ebenfalls einen Schweizer Paß hat, die Flucht aus Deutschland. Kaufmann setzt sich in die Schweiz ab. Zurück in Zürich wird Rikli Inhaber eines Instituts für Farbenfotografie und betätigt sich weiter auf dem Gebiet des Lehrfilms. So produziert er u.a. die Filme "Wolken als Wetterpropheten" (1944/45) und "Weißer Schleier" (1944/45). 1949 erscheint unter dem Titel "Seltsames Abessinien. Als Filmberichterstatter am Hof des Negus" in Zürich die "bereinigte" Fassung seiner Memoiren von 1942, "Ich filmte für Millionen". Rikli versucht darin, sich zu re-patriieren. Martin Rikli, der "zu den engagiertesten und potentesten Parteigängern des NS-Regimes innerhalb des Dokumentarfilms" (H.J. Brandt) gehört, stirbt am 7. April 1969 in Zürich.
Gruss vom Ruessel



beiti
Beiträge: 5151

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von beiti »

Axel hat geschrieben: Sa 18 Jan, 2020 17:11 Im Treppenhaus meiner Oma hing noch lange ein Schild "Die Fenfter find ftetf gefloffen zu halten!"
Der Buchstabe ſ ist nicht dasselbe wie f, auch wenn sie sich im Fraktursatz zum Verwechseln ähnlich sehen. Außerdem wird ſ nur im Silbenanlaut geschrieben, während im Silbenauslaut das runde s stehen muss: "Die Fenſter ſind ſtets geſchloſſen zu halten!"
Interessantes rund um die Foto- und Videotechnik - fotovideotec.de
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dustdancer

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von dustdancer »

ruessel hat geschrieben: Sa 18 Jan, 2020 17:13 http://www.difarchiv.deutsches-filminst ... 0rikli.htm

Er ist wohl in der heutigen Zeit eher "umstritten".
Nicht umstritten. Er war ein aktiver Anhänger der Nazis. Punkt. Nichts mit umstritten.



Darth Schneider
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Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Darth Schneider »

Ja und ? Zu dieser Zeit gab es sehr viele Anhänger der Nazis. Man sollte nicht vergessen das so mancher, der in einem bestimmten Berufsfeld arbeiten wollte, wurde auch, mehr oder weniger, gezwungen mit Hitler zu sympathisieren. Interessant ist seine Biografie allemal, danke fürs teilen.
Gruss Boris
Alles vor und rund herum um die Kamera ist für einen guten Film viel, viel wichtiger als die Kamera selber.



dustdancer

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von dustdancer »

Darth Schneider hat geschrieben: So 19 Jan, 2020 05:46 Ja und ? Zu dieser Zeit gab es sehr viele Anhänger der Nazis. Man sollte nicht vergessen das so mancher, der in einem bestimmten Berufsfeld arbeiten wollte, wurde auch, mehr oder weniger, gezwungen mit Hitler zu sympathisieren. Interessant ist seine Biografie allemal, danke fürs teilen.
Gruss Boris
Wow. Noch nie eine so stumpfe Verteidigung von Massenmördern gelesen. Wenn das nicht wieder der Zwang ist, alles zu kommentieren zu müssen, bin ich jetzt echt sprachlos. Weil man ein Filmemacher werden möchte, ist es vollkommen ok, aktiv mit einem der schlimmsten Genozide zu sympathisieren. Dir sind Deine Worte schon bewusst? Man wurde gezwungen, mit dem Genozid zu sympathisieren? Denkst du auch nur ein einziges Mal nach, bevor Du etwas kommentierst?



Darth Schneider
Beiträge: 19104

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Darth Schneider »

An dustdancer
Kannst du überhaupt lesen ?
Scheinbar nicht, darum schreibe ich es nochmal, ausführlicher.

Ich sympathisiere überhaupt nicht mit den Nazis, ganz im Gegenteil, ich verabscheue sie und von mir aus müsste so eine Partei wie die AFD heute verboten sein, ganz sicher in Deutschland.
Ich hoffe jetzt ist alles klar, was meine Meinung betrifft.

Es ist nur so das wenn jemand früher 1935 in gewissen Berufsfeldern einen guten Job finden wollte war es zu dieser Zeit besser, beziehungsweise man hatte die grösseren Chancen wenn man halt mit den Nazis sympathisierte..
Und ja, natürlich wurden sehr, sehr, viele Leute gezwungen an Hitler zu glauben,
Gezwungen, mit den Worten: Tue das oder glaube das oder deine Familie sitzt bald im Todeszug.
Denk doch nur mal an all die deutschen Soldaten, all kleinen Politiker und die Medien, die Frauen und Kinder und Renter...Das waren nicht alles freiwillige Nazis.
Die aller meisten Leute wurden mit Gehirnwäsche bearbeitet und mit Psychoterror, oder mit Folter und Todesdrohungen dazu gezwungen an die Nazis zu glauben, wirklich, ehrlich freiwillig waren bei dem Club wohl nur die aller wenigsten dabei.

Ausserdem der Filmer da oben war sehr wahrscheinlich gar kein Massenmörder. Das er mit den Nazis sympathisiert hat macht ihn für mich auch nicht sympathisch, aber er hätte in Dresden kaum einen so guten Job gefunden wenn er gesagt hätte Hitler sei ein Massenmörder....

Also das Gehirn erst einschalten und richtig lesen, vor dem tadeln, das hilft und bitte Dreh meine Worte von meinem Text nicht um.
Und, BITTE, stell mich bitte nie mehr als Nazi hier, im Forum hin sonst werde ich wirklich sauer und melde dich die bei SlashCAM, dann wirst du gesperrt.
Gruss Boris
Alles vor und rund herum um die Kamera ist für einen guten Film viel, viel wichtiger als die Kamera selber.
Zuletzt geändert von Darth Schneider am So 19 Jan, 2020 07:38, insgesamt 1-mal geändert.



Axel
Beiträge: 16252

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Axel »

ruessels Bewunderung für den Buchtitel könnte einiges erklären. In ihm steckt eine Kombination aus Naivität, Sensationsheische und Großkotzigkeit. Wie ja auch in “Heia Safari” oder “So ist China”. Das war der Zeitgeist. Stellt euch vor, Reportagen im ÖR TV würden heute solche Titel haben, mit martialischer Musik unterlegt sein und in’s Mikrofon brüllende Off-Kommentatoren haben (ruessel, hatte das eigentlich technische Gründe?). Eine naive und selbstgerechte Zeit, klein Fritzchen meets “fröhlich wie ein Held zum Siegen”.
Bei “Heia Safari” musste ich an einen Bericht denken über Donald Trump junior, der wohl auf einer Safari ein vom Aussterben bedrohtes Riesenschaf erschossen hat.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



Darth Schneider
Beiträge: 19104

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Darth Schneider »

Wir sind heute fast genau so naiv wie früher. Wir haben nur das Gefühl auch so vieles zu wissen.
Gerade wenn es um ein eigentlich sehr aufgeklärtes Thema wie die Nazis geht gibt es scheinbar noch ganz viele grundsätzliche Wissenslücken, sogar in Deutschland, das gibt mir persönlich zu denken.

Werner von Braun hat zuerst auch nur mit den Nazis sympathisiert.
Aber das war dem Amis nach dem Krieg dann ja auch scheiss egal und der Erbauer von der V1 und der V2 wurde zum Mondraketen Erfinder, zu einem Star und war komischerweise nie vor irgend einem Gericht als Mörder, oder Nazi. Das obwohl seine Raketen zig Tausende Engländer getötet haben.
Gruss Boris
Alles vor und rund herum um die Kamera ist für einen guten Film viel, viel wichtiger als die Kamera selber.



Bluboy
Beiträge: 4356

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Bluboy »

Die USA und die Nazi-Technik
die Schweizer und die Konten der Nazis und Juden
dann hätten wir noch den Vatikan
Sudamerika
und alle Opas und Omas
nicht zu vergessen die Filmemacher die sich mit dem Thema Dumm und Dämlich verdienen
und die Zuschauer die immer gerne kommen.



Axel
Beiträge: 16252

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Axel »

Darth Schneider hat geschrieben: So 19 Jan, 2020 07:42 Wir sind heute fast genau so naiv wie früher. Wir haben nur das Gefühl auch so vieles zu wissen.
Ich sage es mal so herum: heute gehört zur Allgemeinbildung, dass ein Titel für eine Länderdoku “So ist China” von einem Rassisten stammen muss. Man hat in unserer Erziehung unser Weltbild so programmiert, dass wir groben Vereinfachungen misstrauen. Das ermöglichte, dass wir heute mehr über China wissen - je nach Interesse - und vor allem wissen oder grundsätzlich ahnen, dass unser Verständnis für die moderne chinesische Kultur begrenzt ist.

Allerdings kann man Allgemeinwissen nicht bei jedem voraussetzen, und der Wunsch oder geradezu die Sehnsucht nach einfachen Erklärungen breitet sich aus. Eine hermetische Weltsicht hat den Vorteil, immer alles erklären zu können, auch, wenn es alles Blödsinn ist. Beschrieben im Dunning-Kruger-Effekt. Der Irrglaube, etwas (in hinreichendem Ausmaß) zu wissen, blockiert Skepsis und Neugier und hält dumm.

Die Erklärbären dieser Zeit bereiteten den Nazis den Boden.

Heutige Phänomene sind zum Beispiel Internetmythen oder Verschwörungstheorien, mit denen man sich gegenseitig geistig abspeist.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



Darth Schneider
Beiträge: 19104

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Darth Schneider »

Interessant bei solchen gesellschaftlichen und auch politischen Entwicklungen sind auch die immer wieder (die in dem Fall nur fast, bis aufs c, was man ändern kann) selben wiederkehrenden Familiennamen..;)
https://www.svp-zuerich.ch/personen/natalie-rickli/
Keine Ahnung ob die Dame verwandt ist mit dem Filmemacher da oben, spielt auch keine Rolle.
Aber in wie vielen sehr reichen Nationen hocken immer wieder die selben Familien ( ihre Kinder und Kindeskinder) in der Politik und Wirtschaft ?
Aber einfach so mal zum darüber nachdenken.
GrussBoris
Alles vor und rund herum um die Kamera ist für einen guten Film viel, viel wichtiger als die Kamera selber.



ruessel
Beiträge: 9750

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von ruessel »

Bitte Schnappatmung aus. Ich sehe es völlig entspannt. Wikipedia anscheinend auch:
Martin Rikli (* 19. Januar 1898 in Zürich; † 7. April 1969 ebenda) war ein Schweizer Regisseur und Dokumentarfilmer in der Zeit des Nationalsozialismus und ein bedeutender Kulturfilmer der 1920er und 1930er Jahre. Riklis Vater war der Schweizer Botaniker und Pflanzengeograf Martin Albert Rikli.
1923 schloss Martin Rikli mit einer Promotion zu dem von der in Dresden ansässigen Zeiss Ikon ausgeschriebenen Thema «Die Abhängigkeit der Entflammbarkeit photographischer Zellulosefilme vom chemischen Alter» mit dem Prädikat «sehr gut» als Doktor-Ingenieur ab. Für diese Arbeit erhielt Rikli den Preis der Ica-Mimosa-Stiftung. Er wurde als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Versuchsraum der Zeiss Ikon eingestellt, der von Professor Emanuel Goldberg geleitet wurde. Hier war er an der Entwicklung der Kinamo als auch eines speziell für diese Handkamera konstruierten Elektromotors für Zeitlupen- und Zeitrafferaufnahmen und einer Apparatur für Mikrofilmaufnahmen beteiligt. Schwerpunkte der Forschung lagen in der Mikro-Photographie und Mikro-Kinematographie. So entstand der abendfüllende Film An der Schwelle des Lebens (1926), der vor allem mikroskopische Aufnahmen der Flora und Fauna zeigte. Rikli veröffentlichte mehrere wissenschaftliche Aufsätze in der Zeitschrift Filmtechnik und war einige Zeit für die Redaktion der Zeiss-Ikon-Zeitschrift Die Projektionstechnik verantwortlich.
Anfang 1932 wurde Martin Rikli als Sonderberichterstatter der Mandschurei-Krise nach China entsandt. Dort drehte er 15 Wochenschau-Sujets und fotografierte. Nach der Berichterstattung von der militärischen Okkupation drehte er noch Material für verschiedene Kulturfilme, wie zum Beispiel Im Heiligtum von Ling Yin (1932), und Materialien, die er in dem Film Wunderbauten aus Chinas Kaiserreich (1934) verwendete.
In dem Film Mit Kreuzer Königsberg in See (1933) erzählte er von der Arbeit auf einem Schiff der Marine. Zunächst montierte Rikli wieder Filme aus den Materialien anderer Kameramänner, bevor er ab Mitte 1934 erneut eigene Filme realisierte. Die Arbeiten Martin Riklis in den Jahren 1933 bis 1944 teilen sich in zwei Bereiche: Er realisierte Filme, die weiterhin die Phänomene von Natur und Wissenschaften einem interessierten Publikum verständlich machen und deren Neugierde wecken sollten, sowie Filmproduktionen, die sich den entsprechenden Themen des nationalsozialistischen Alltags und staatstragender Bereiche widmeten. So entstand zum Beispiel 1934 in Zusammenarbeit mit den Forschungsinstituten für Wasserbau und Schiffbau in Berlin, Hannover und Hamburg der Film Strömungen und Wirbel. Es wurde ihm auf Grund seiner Erfahrung als Flieger angeboten, mehrere Junkers-Flüge zu begleiten. So entstand u. a. der Film F.P.1 wird Wirklichkeit über eine Plattform im Atlantik, auf der Postflugzeuge auf ihrem Weg nach Lateinamerika zwischenlanden konnten. Im gleichen Jahr drehte Rikli auch Gorch Fock über die Ausbildung von Matrosen und Strassen ohne Hindernisse über den Bau der Reichsautobahn. Anschließend begab sich Rikli im Auftrag der UFA auf eine sechsmonatige Expedition nach Abessinien. Es entstanden in dieser Zeit mindestens 15 Wochenschaubeiträge, dutzende Bildreportagen für Zeitungen und Zeitschriften sowie der abendfüllende Kulturfilm Abessinien von heute – Blickpunkt der Welt (1935). Als Auskopplungen aus diesem Film wurden fünf thematische Kurzfilme verliehen. Rikli hatte darüber hinaus eine Ausstellung über «Abessinische Kunst» zusammengestellt, die anlässlich der Premiere in Berlin eröffnet wurde. Er verließ Abessinien vor Ausbruch des Krieges mit Italien. 1935 erschien im Scherl-Verlag sein Buch Wie ich Abessinien sah[2], und er hielt während des Italienisch-Äthiopischen Krieges Vorträge[3] über das Land.
1936 arbeitete Rikli an einem Film Achtung Aufnahme, in dem er am Beispiel der verschiedenen an einer Filmproduktion beteiligten Abteilungen erläutert, welche besonderen Anforderungen der Farbfilm an alle Beteiligten stellt. Dieser Film ist nur in Fragmenten überliefert. Es entstanden wieder Filme über physikalische Phänomene und die Zusammenhänge der Welt – wie Unendlicher Weltraum (1937) oder Pulsschlag des Meeres (1937) sowie Husaren der See (1937). Den Höhepunkt dieses Jahres bildete der Film Röntgenstrahlen über die «Röntgenkinematographie», von der man sich zusätzliche medizinische Erkenntnisse erhoffte. Dieser amüsante Film voll überraschender Entdeckungen erhielt auf den Filmfestspielen in Venedig den ersten Preis für den besten wissenschaftlichen Film sowie auf der Weltausstellung in Paris den Grand Prix. 1937 realisierte Martin Rikli mindestens sechs Kulturfilme. Im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums entstand ebenfalls 1937 der abendfüllende Film Flieger, Funker, Kanoniere. Rikli montierte für dieses Porträt der Luftwaffe Ausschnitte von der Ausbildung junger Flieger mit Manöveraufnahmen.

Es folgten Filme wie Sonne, Erde, Mond (1938), Grundstoffe der Ernährung (1938), Arbeitsmaiden helfen (1938), Wissenschaft weist neue Wege (1939) oder Sinfonie der Wolken (1939), um nur einige zu nennen. In Filmen von 1939/1940, wie zum Beispiel Radium, Schiessen und Treffen oder Jugend fliege spiegeln sich bereits die Ereignisse des Krieges.

1940 reiste Martin Rikli im Auftrag des Oberkommandos der Wehrmacht nach Norwegen, um aus Materialien der Reichspropaganda-Kompanien und anderer eingebetteter Filmstellen der Wehrmacht und einigen konfiszierten Materialien norwegischer Kameramänner den Film Kampf um Norwegen – Feldzug 1940 zu montieren[5]. Ab 1940 folgten erneut drei Kulturfilme über Themen der Aerodynamik und Mikro-Photographie. Ab 1942 bemühte Rikli sich um eine Rückkehr in die Schweiz; in dieser Zeit bis zur Entlassung und Ausreise 1944 finden sich nur noch wenige Produktionen, wie zum Beispiel Wolkenspiel oder Erdbeben und Vulkane, für die Martin Rikli zeichnete.
Ab Ende 1944 lebte er wieder in Zürich. 1945 erhielt er von der Schweizer Zentrale für Verkehrsförderung einen Auftrag über mehrere Kulturfilme, der zwei Monate später zurückgenommen wurde. In der Basler National-Zeitung war ein Artikel erschienen, der Martin Rikli wegen des Films und Begleitbuchs Flieger, Funker, Kanoniere angriff. Rikli erstattete Selbstanzeige.
Die Filmhistorikerin Kerstin Stutterheim veröffentlichte einen ausführlichen Lexikonaufsatz zu Leben und Werk Riklis in dem Lexikon des deutschsprachigen Films CineGraph.[6]
Eine naive und selbstgerechte Zeit,
Ganz ehrlich, dass denke ich eher von 2020 mit seinen ganzen aufgestachelten hysterischen Themen zur Zeit.
Gruss vom Ruessel



Axel
Beiträge: 16252

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Axel »

Ja, wir leben auch in einer naiven und selbstgerechten Zeit, und wir erkennen naiverweise die Naivität und Selbstgerechtigkeit 100 Jahre später mit Leichtigkeit, weil wir die vermeintliche “Rahmenhandlung” kennen. Ich zweifle nicht daran, dass Rikli ein toller Filmemacher (wie man heute sagen würde) war und auch ansonsten ein “tollkühner” Kerl, wahrscheinlich sogar recht sympathisch. Ich würde versuchen, die problematischen Aspekte gesondert zu sehen. Ohne eine differenzierte Sicht auf Vergangenes können wir Geschichte nicht verstehen. Dazu gehört, den Hurra-Patriotismus nachempfinden zu können, der halt ein Zeitphänomen war, ohne ihm zu verfallen. Im Gegenteil, man muss würdigen können, dass diese Weltsicht verführerisch ist, sonst weiß man gar nichts.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



dustdancer

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von dustdancer »

Darth Schneider hat geschrieben: So 19 Jan, 2020 07:10 An dustdancer
Kannst du überhaupt lesen ?
Scheinbar nicht, darum schreibe ich es nochmal, ausführlicher.

Ich sympathisiere überhaupt nicht mit den Nazis, ganz im Gegenteil, ich verabscheue sie und von mir aus müsste so eine Partei wie die AFD heute verboten sein, ganz sicher in Deutschland.
Ich hoffe jetzt ist alles klar, was meine Meinung betrifft.

Es ist nur so das wenn jemand früher 1935 in gewissen Berufsfeldern einen guten Job finden wollte war es zu dieser Zeit besser, beziehungsweise man hatte die grösseren Chancen wenn man halt mit den Nazis sympathisierte..
Und ja, natürlich wurden sehr, sehr, viele Leute gezwungen an Hitler zu glauben,
Gezwungen, mit den Worten: Tue das oder glaube das oder deine Familie sitzt bald im Todeszug.
Denk doch nur mal an all die deutschen Soldaten, all kleinen Politiker und die Medien, die Frauen und Kinder und Renter...Das waren nicht alles freiwillige Nazis.
Die aller meisten Leute wurden mit Gehirnwäsche bearbeitet und mit Psychoterror, oder mit Folter und Todesdrohungen dazu gezwungen an die Nazis zu glauben, wirklich, ehrlich freiwillig waren bei dem Club wohl nur die aller wenigsten dabei.

Ausserdem der Filmer da oben war sehr wahrscheinlich gar kein Massenmörder. Das er mit den Nazis sympathisiert hat macht ihn für mich auch nicht sympathisch, aber er hätte in Dresden kaum einen so guten Job gefunden wenn er gesagt hätte Hitler sei ein Massenmörder....

Also das Gehirn erst einschalten und richtig lesen, vor dem tadeln, das hilft und bitte Dreh meine Worte von meinem Text nicht um.
Und, BITTE, stell mich bitte nie mehr als Nazi hier, im Forum hin sonst werde ich wirklich sauer und melde dich die bei SlashCAM, dann wirst du gesperrt.
Gruss Boris
Es wird immer lächerlicher mit dir, sorry. Erstens habe ich dich mit keinem Wort einen Nazi genannt. Zweistens wird mich keiner wegen einer Meldung, in der ich deine Worte rezitiert habe sperren. Boris, dass was du da geschrieben hast, ist einfach beschämend. Beschämend für all die Opfer dieses Terrorregimes. Es ist beschämend, dass aus der vermeintlichen Mitte der Gesellschaft Äußerungen wie, es ist nicht schlimm, dass der mit den Nazis bewusst kollaboriert hat, er wollte doch nur in der Kultur arbeiten. Wenn das wirklich deine Meinung ist, bin ich einfach nur umso mehr beschämt. Diese Aussage ist so falsch, wie sie nur falsch sein kann. Jeder, der wegen beruflichen Werdegang das Regime unterstützt hat, handelte falsch. Handelte so, das ein Genozid diesen Ausmasses möglich war. Und jeder der daran freiwillig und aus Überzeugung mit gearbeitet hat, ist ein Teil dieses Genozids.
Und wenn jetzt Menschen wie du sagen, dass ist doch nicht so schlimm, ist es einfach nicht tragbar. Denk noch einmal darüber nach, was du hier gerade von dir gibst. Und denke noch einmal nach, ob das deinen Idealen, deiner Weltvorstellung und deiner Moralität entspricht. Wenn das so ist, dann ist das so. Dann kann ich einfach nur sagen, dass ich mich schäme. Mehr macht dann nicht wirklich Sinn.



Darth Schneider
Beiträge: 19104

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Darth Schneider »

Oh Mann, ich denke du hast mich einfach voll anders verstanden als ich das ganze was ich geschrieben habe gemeint habe.
Ich verschönere oder verzeihe absolut nicht was damals passiert ist, mehr habe ich dazu jetzt wirklich nicht mehr zu schreiben.
Wenn es dich so stört, oder beschämend finde was ich von mir gebe, dann lies es halt nicht zu Ende.

Und abgesehen davon funktioniert ein von einem brutalen, kranken Diktator regiertes System doch gar nicht auf freiwilliger Basis, denk mal darüber nach.

Und wenn du mich ja eh lächerlich findest, warum kommunizierst du denn überhaupt mit mir ??
Einen schönen Sonntag.
Gruss Boris
Alles vor und rund herum um die Kamera ist für einen guten Film viel, viel wichtiger als die Kamera selber.



dustdancer

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von dustdancer »

Darth Schneider hat geschrieben: So 19 Jan, 2020 10:35 Oh Mann, ich denke du hast mich einfach voll anders verstanden als ich das ganze was ich geschrieben habe gemeint habe.
Ich verschönere oder verzeihe absolut nicht was damals passiert ist, mehr habe ich dazu jetzt wirklich nicht mehr zu schreiben.
Wenn es dich so stört, oder beschämend finde was ich von mir gebe, dann lies es halt nicht zu Ende.
Und wenn du mich ja eh lächerlich findest, warum kommunizierst du denn überhaupt mit mir ??
Einen schönen Sonntag.
Gruss Boris
Du zwingst Menschen darauf zu reagieren, weil du die Gräueltaten verharmlost und, wenn deine eigenen Aussagen nicht gelogen sind, auch nicht den Inhalt der von dir geschriebenen Worte verstehst. Solange Menschen, die, was ich dir gerne glaube, Nazis nicht mögen, deren Taten verharmlosen mit der Entschuldigung, die konnten doch damals nicht anders handeln, verteidigen und wahrscheinlich selbst auch noch daran glauben, solange muss man diesen Schwachsinn anprangern. Eine Wahl hatte man auch in Nazideutschland. Nur haben viele die falsche getroffen. Wie wahrscheinlich viele von uns, wenn wir damals gelebt hätten. Nichts desto trotz ist es einfach beschämend, wenn genau diese Menschen die Handlungen verteidigen und sie als nichtig Darstellen und sagen, diese Handlungen doch nicht so schlimm. Und das hast du nun einmal getan. Genau dieses Gedankengut ist gerade in einer Zeit des erstarken Rechtspopulismus brandgefährlich. Denn es ebnet Parteien wie der AFD den Weg. Es gibt das Gefühl, dass es doch Ok ist bei so etwas mitzumachen, wenn man sonst Repressalien zu fürchten hat. Und das ist es nicht.
Also machen wir einen Deal, Du hörst auf, die Gräueltaten des Nazisregimes zu verharmlosen und ich höre auf, das anzuprangern. Ansonsten werde ich halt weiter darauf aufmerksam machen, dass ich mich zu tiefst für diese Äußerungen schäme.



ruessel
Beiträge: 9750

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von ruessel »

Dazu gehört, den Hurra-Patriotismus nachempfinden zu können, der halt ein Zeitphänomen war, ohne ihm zu verfallen.
Das denke ich immer wenn ich Wochenschauen aus der Zeit gucke. Propaganda in lauter Reinform, widerlich - bis schon unfreiwillig komödiantisch. Allerdings beobachte ich schon etwas länger, das kein Mensch immun dagegen ist, es muss nur raffinierter - ja etwas intelligenter, langfristiger gestaltet werden. Allerdings kann ich mich auch täuschen, was weiß denn ich.
Gruss vom Ruessel



Jott
Beiträge: 21802

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Jott »

Die Propaganda-Mechanismen der Nazis werden seit ein paar Jahren höchst erfolgreich wiederbelebt. Statt Wochenschau und Volksempfänger jetzt halt Blogs und als Newsmedien getarnte Hetzseiten, erkennbar am fehlenden Impressum. Und das Volk fällt wie damals wieder drauf rein.

Und diejenigen da draußen, die heute dieses Zeug immer professioneller gestalten und produzieren, werden später auch nichts damit zu tun gehabt haben. Logisch.



Axel
Beiträge: 16252

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Axel »

ruessel hat geschrieben: So 19 Jan, 2020 11:01
Dazu gehört, den Hurra-Patriotismus nachempfinden zu können, der halt ein Zeitphänomen war, ohne ihm zu verfallen.
Das denke ich immer wenn ich Wochenschauen aus der Zeit gucke. Propaganda in lauter Reinform, widerlich - bis schon komödiantisch. Allerdings beobachte ich schon etwas länger, das kein Mensch immun dagegen ist, es muss nur raffinierter - ja etwas intelligenter, langfristiger gestaltet werden. Allerdings kann ich mich auch täuschen, was weiß denn ich.
Ich glaube, ich kenne "Heia Safari". Die frühen Reportagen waren wahrscheinlich völlig unpolitisch, keine Propaganda. Wenn auch weltanschaulich gefärbt.
EDIT: Sehr weltanschaulich gefärbt, denn der Titel ist offenbar der eines deutschen Kolonial-Erobererlieds, das mit der Zeile beginnt: "Wie oft sind wir geschritten / auf schmalem Negerpfad".

Weltanschaulich gefärbt war auch die Mainstream-Sachliteratur, ohne böse Hintergedanken. Wir hatten noch zuhause uralte Bücher (in Frakturschrift, daher wohl vor WW2, wahrscheinlich eher noch viel früher) über Flora und Fauna der Welt, die unbefangen Darwinismus als Beweis für die Überlegenheit der Weißen benutzten. Illustrationen von Affen und Negern (sic!) auf derselben Seite, komplett mit Nasenring. Phantasievoll, Abenteuer verheißend - ich war damals besessen von King Kong.

Ich hatte auch, da von China die Rede war, ein Kinderbuch namens Mecki bei den Chinesen. Hier ein Bild aus Ebay:
Bild

Details weiß ich nicht mehr. Mecki erlebt Abenteuer mit gelben Schlitzaugen, das ist es, was hängenblieb im Kinderhirn.

Von irgendwoher kenne ich auch das Kinderlied "Drei Chinesen mit dem Kontrabass". Es enthält die Zeile "Da kam die Polizei und fragte, Was ist das? - Drei Chinesen mit dem Kontrabass!"

Das alles ist nicht bös gemeint, aber zu sagen, dass hier ein fremdenfeindlicher Subtext vorhanden ist, wäre, wie es im Studium hieß, "immanent belegbar" und darum nicht überinterpretiert.

Wie auch immer, wirklich verfestigt hat sich das nicht in meiner Weltanschauung. Es machte mich meiner Vorurteile bewusst. Ich bin nicht "farbenblind", sondern sehe meine frühkindlichen Klischees widerlegt in jeder Begegnung, die ich im wirklichen Leben habe. Nicht aller Rassismus ist übrigens nur anerzogen. Kleinkinder werten andere Kinder mit der eigenen Haut-Tönung regelmäßig höher als die anderen. Der Rest ist kulturelle Menschenverbiegung.
dustdancer hat geschrieben: So 19 Jan, 2020 10:52Du zwingst Menschen darauf zu reagieren, weil du die Gräueltaten verharmlost ....
Ein großes Thema. Wir verharmlosen mit Lust und Tricks (nicht auf Darth Schneider bezogen, das ist wohl wirklich nur ein Missverständnis).
Jott hat geschrieben: So 19 Jan, 2020 11:42 Die Propaganda-Mechanismen der Nazis werden seit ein paar Jahren höchst erfolgreich wiederbelebt. Statt Wochenschau und Volksempfänger jetzt halt Blogs und als Newsmedien getarnte Hetzseiten, erkennbar am fehlenden Impressum. Und das Volk fällt wie damals wieder drauf rein.

Und diejenigen da draußen, die heute dieses Zeug immer professioneller gestalten und produzieren, werden später auch nichts damit zu tun gehabt haben. Logisch.
Das. Aber es fängt schon früher an als mit dumpfer Hetze. Mit dumpfer Verharmlosung.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



dustdancer

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von dustdancer »

Ein guter Beitrag von der letzten CCC, der zwar nicht ganz objektiv ist, aber den Kern gut trifft.



cantsin
Beiträge: 14145

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von cantsin »

Axel hat geschrieben: So 19 Jan, 2020 12:13 Ich hatte auch, da von China die Rede war, ein Kinderbuch namens Mecki bei den Chinesen. Hier ein Bild aus Ebay:
[...]

Details weiß ich nicht mehr. Mecki erlebt Abenteuer mit gelben Schlitzaugen, das ist es, was hängenblieb im Kinderhirn.
Dieses Buch bzw. diese Mecki-Episode wurde von Wilhelm Petersen gezeichnet. Zitat aus Wikipedia:

"Petersen lernte bei dem Hamburger Ausstattungsmaler Peter Gustav Dorén und besuchte die Kunstgewerbeschule. 1918 schloss er seine Lehrzeit durch eine Notprüfung als Malergeselle ab und meldete sich freiwillig zum Kriegsdienst. Nach dem Ersten Weltkrieg schloss er sich 1919 dem Freikorps Marinebrigade Ehrhardt an und nahm 1920 am Kapp-Putsch teil.[1]

In den 1920er Jahren malte, restaurierte und kopierte er für verschiedene Auftraggeber. Als Bootsmann unternahm er ausgedehnte Reisen in die skandinavischen Länder. Später trat er der NSDAP bei und gehörte zur NS-Künstlerprominenz. 1935 wurde er mit Darstellungen betraut, die das nationalsozialistische Denken im Schulunterricht begreifbar machen sollten, um „unserer Jugend einen künstlerisch hochwertigen und wissenschaftlichen Anschauungsstoff“ zu liefern.[2] Am 30. Januar 1938 ernannte ihn Adolf Hitler zum Professor für bildende Künste, obwohl Petersen kein Studium absolviert und keinen akademischen Grad erworben hatte. Im Zweiten Weltkrieg wurde Petersen als Kriegszeichner und Kriegsberichterstatter eingesetzt. Am Polenfeldzug nahm Petersen als Schütze in der SS-Verfügungstruppe teil; seine Erlebnisse schilderte er im Bildband Totentanz in Polen.[3] Bei der Ausstellung Deutsche Künstler und die SS 1944 in Breslau wurde von ihm ein Studienblatt aus Russland gezeigt; in der gleichnamigen Salzburger Ausstellung (ebenfalls 1944) waren seine Werke Russische Bauern, Geballte Ladungen werden angebracht und Es reitet der Tod zu sehen.[4] Die Große deutsche Kunstausstellung, als wichtigste kulturelle Veranstaltung im nationalsozialistischen Deutschland angepriesen, zeigte 1937, 1938 und 1940 insgesamt acht Werke Petersens; das Gemälde Inken wurde dort von Martin Bormann (Leiter der Partei-Kanzlei der NSDAP) erworben; die Zeichnung Dagny B. kaufte Hitler persönlich für seine private Sammlung.[5] In der Kunstsammlung von Hermann Göring befanden sich fünf Werke Petersens.[6]

Petersen wurde zum „Kriegsmaler der SS“ ernannt und gehörte als solcher der SS-Standarte Kurt Eggers an. Er war Untersturmführer der Waffen-SS und gehörte zu den Illustratoren der von Heinrich Himmler herausgegebenen Zeitschrift SS-Leitheft. Petersen wurde mit dem Ehrenkreuz für Kriegsteilnehmer I ausgezeichnet und 1943 in den Persönlichen Stab Reichsführer SS berufen. Krönung seiner Karriere war der Auftrag Hermann Görings, den Reichsjägerhof Carinhall mit Wandgemälden auszustatten. Petersens intensivste Förderer waren NSDAP-Reichsleiter Alfred Rosenberg und dessen Sekretär Thilo von Trotha.[7] Nach Kriegsende wurde Petersen von den Alliierten verhaftet und in dem von den Briten zum Internierungslager umfunktionalisierten KZ Neuengamme monatelang verhört; im April 1946 kam er auf freien Fuß."

https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Petersen_(Maler)

EDIT: Und Petersens NS-Malerei steht heute sehr hoch im Kurs bei Alt-Rightern und Rechtsextremisten - wenn man ihn googelt, landet man schnell bei einschlägigen Blogs und YouTube-Kanälen. Ein 2015 publizierter Katalog seines Gesamtwerks erschien in einer Buchreihe, die von Alain de Benoist herausgegeben wurde, intellektueller Rechtsextremist und Hauptfigur der französischen "Nouvelle Droite", die Vorläufer und Vorbild der deutschen "Neuen Rechten" (von Kubitschek & Co.) und der amerikanischen "Alt-Right" ist:

Bild



Axel
Beiträge: 16252

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Axel »

Das ist ja echt total krass! Die Hörzu war in meiner Kindheit die Fernsehzeitschrift. Gerade frage ich mich, wieso man für drei Programme eine Fernsehzeitschrift brauchte, aber das ist OT. Ich hatte auch eine Mecki-Handpuppe von Steiff (wirklich zwei "f" und nicht SS). Unfassbar, dass das von so einem Naziarsch gemalt worden war. Aber irgend jemand (mein großer Bruder?) hatte mir schon damals gesagt, was für ein Schrott das war.

Neben Donald Duck und Asterix las ich Wilhelm Busch. Eigentlich am liebsten. Ich las Plisch & Plum, und darin:
Kurz die Hose, lang der Rock,
Krumm die Nase und der Stock,
Augen schwarz und Seele grau
Hut nach hinten, Miene schlau –
so ist Schmulchen Schievelbeiner.
(Schöner ist doch unsereiner!)
... und ich verstand es als ultimative Satire. Als Auf-die-Spitze-Treiben des Klischees, so, wie es Busch in seinen "cautionary tales" (am bekanntesten Max & Moritz) auch machte, in denen die titelgebenden Übeltäter nur Outlaws sind, die gesetzestreuen Bürger aber wegen ihrer heuchlerischen Moral und mörderischen Dummheit die eigentlichen Schurken sind.

Ich lag falsch. Eine gute Darstellung gibt die Jüdische Allgemeine.

Wie stehe ich nun dazu?

Differenziert. Im Klappentext zu Eva Weissmüllers Busch-Biografie (die auch eine sehr gute Freud-Biografie geschrieben hat, der "ein Kind seiner Zeit" war) heisst es:
War er ein Menschenfeind, Menschenkenner, gläubiger Christ, Atheist, Anhänger Schopenhauers, Vorläufer der Psychoanalyse, Anarchist, Antisemit, Futurist oder ein Spötter mit bedenklich sadistischen Neigungen? Busch war ein Kind der Kaiser- und Bismarckzeit, hält die Autorin fest, gleichwohl hielt er dem 19. Jahrhundert den Spiegel vor und karikierte den Ungeist der rassistischen Ausgrenzung und der Dressur – »typisch deutsche«, in Wahrheit aber archetypische Zwänge, die in Peking so instinktsicher verstanden werden wie in Berlin. Und im Herzen blieb er zeitlebens das antiautoritäre Kind – das Vorbild für »Max« war sein Jugendfreund, der Müllersohn Erich Bachmann, und »Moritz«, das war er selbst.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



DWUA y
Beiträge: 172

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von DWUA y »

Axel hat geschrieben: So 19 Jan, 2020 12:13 Details weiß ich nicht mehr. Mecki erlebt Abenteuer mit gelben Schlitzaugen, das ist es, was hängenblieb im Kinderhirn.
Dito:
"Mecki bei den Eskimos".
Der Bösewicht ist gelbgrün, macht stets eine schlitzäugige grässliche Grimasse und heißt "Chineskimo".
Stellt hinterhältig Fallen oder überfällt auf einem riesigen bösen Eisbären reitend Meckis Zirkus, der dieser bei den lieben Eskimos
aufgebaut hat. Er zeigt ihnen, wie man aus Schnee und Eis bunte Limonade macht.
Letztlich wird der einheimische Ureinwohner, als hässliche Fratze dargestellt, als "Chineskimo" auch ordentlich gefesselt entsorgt.

@ cantsin
Vielen Dank!
Durch deine Info lässt sich einiges besser verstehen...
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tom
Administrator
Administrator
Beiträge: 1485

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von tom »

Die Diskussion um die "10 kleinen ..." findet sich hier wieder:
viewtopic.php?f=17&t=147992
slashCAM



ruessel
Beiträge: 9750

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von ruessel »

Buch ist da..... kurz angelesen, anscheinend sind die Basics heute noch gültig.
Gruss vom Ruessel
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.



Axel
Beiträge: 16252

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Axel »

Text eines Stellenangebots:
Besitzen Sie eine unwahrscheinliche Arbeitsenergie? Haben Sie einen eisernen Willen und eine geradezu überirdische Geduld? Fühlen Sie sich imstande, eine einmal ausgedachte und aufgenommene Idee unter allen Umständen zäh durchzuführen? Machen Sie sich aus großen und kleinen Schwierigkeiten gewöhnlich nicht das geringste? Sind Sie jeder, aber auch jeder Situation gewachsen?
Kurz: Stehvermögen.
War mal ein deutscher Wert. Heute ist der Begriff im Begriff, zu veralten (wie "im Begriff zu" selbst auch, findet sich häufig in älteren Texten).
Bis unsere Großväter ihn der ganzen Welt beweisen wollten.

Daraus abgeleitet auch die alte Redewendung Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Heute verpönt und verlacht, nicht völlig zu Unrecht, wegen des Aspekts der Herren.

Man hat bei der Entnazifizierung des deutschen Gedanken"guts" das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Du bist nur dein eigener Herr, wenn du bereit bist, lebenslang zu lernen. Lehrjahre sind Herrenjahre.

Wie gesagt, abgesehen von der unterschwelligen Herrenvolk-Attitüde dieses Mannes formuliert er hohe Werte. Carl Gustav Jung, selbst ein differenziert zu sehender und nicht unproblematischer Typ, hat es zusammenfasst so gesehen: es ist das höchste Ziel des Individuums, sich die Werte seiner Kultur, seiner Gemeinschaft, zu eigen zu machen, sie sich anzueignen. Ihnen im eigenen Leben einen echten Sinn zu geben, sie zur Norm des eigenen Verhaltens zu machen. Es ist das niedrigste, verabscheuungswürdigste und krankhafteste Verhalten, sich aus Bequemlichkeit zum Mitläufer zu machen, die nicht völlig verstandenen Werte zur Abgrenzung zu benutzen, "am deutschen Wesen wird die Welt genesen". Hybris. Sein sprichwörtliches kollektives Unbewusstes ist komponiert aus Vorurteilen, Fremdenfeindlichkeit und Feigheit, AfD-Zielgruppen.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



ruessel
Beiträge: 9750

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von ruessel »

Man hat bei der Entnazifizierung des deutschen Gedanken"guts" das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Du bist nur dein eigener Herr, wenn du bereit bist, lebenslang zu lernen.
Die globale Wirtschaft wandelt sich zu der sogenannten "Economic singularity", da muss sich die Jugend was völlig neues einfallen lassen, lernen reicht da nicht, da müssen schmerzhafte Entscheidungen gefällt werden.
Während die Entwicklung der künstlichen Intelligenz, der molekularen Fertigung, des Bioengineerings und des 3D-Drucks / der additiven Fertigung das Versprechen einer höheren Produktivität, höherer Gewinne, eines explosiven Wirtschaftswachstums, höherer Effizienz, besserer Sicherheit und höherer Bequemlichkeit mit sich bringt, ist dies auch schwierig Fragen zu den allgemeineren Auswirkungen auf Störungen in der Industrie, dem Rückgang von Arbeitskräften und Arbeitsplätzen, sinkenden Löhnen, sinkender Kaufkraft, einem allgemeinen Systemversagen und dem Zerfall der wirtschaftlichen Prinzipien selbst, wie wir sie heute kennen. Ich weiß nicht ob Linksliberales Gedankengut, was ich in den letzten 40 Jahren kennengelernt habe, das in Zukunft meistern wird.
Gruss vom Ruessel



Axel
Beiträge: 16252

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Axel »

ruessel hat geschrieben: Sa 25 Jan, 2020 07:50Ich weiß nicht ob Linksliberales Gedankengut, was ich in den letzten 40 Jahren kennengelernt habe, das in Zukunft meistern wird.
Aber Rechtskonservatives Gedankengut ebenso wenig (wenn ich das mal vom neoliberalen "Gedanken"gut, das die heutige CDU durchtränkt, abgrenzen darf, denn konservativ im Sinne von "bewahrend" ist darin nichts, bis auf Besitzstandswahrung). Die Linken verlieren, weil sie Sozialromantik propagieren. Romantik ist ein untrügliches Zeichen für Selbsttäuschung und Rückwärtsgewandtheit.

Die junge Generation steht, frech gesagt, vor großen Herausforderungen. Das Begriffsmonstrum "moderne Arbeitswelt" enthält bereits eine schicksalhafte Ausweglosigkeit. Wir sitzen alle im selben Boot, momentan hockt die Erste Welt noch am Steuer, und die Milliarden menschlichen Überschusses schwitzen an den Rudern und krepieren. Dieses Boot gluckert langsam voll, das geht nicht lange gut. Wir zynischen Boomer zucken mit den Schultern. Jemand, der heute 18 ist, wird vielleicht einmal sagen (Rikli aus deiner fotografierten Seite):

"Das Schicksal bereitete mich vor, ohne dass ich davon wusste. Die große und entscheidende Chance, die in den Träumen eines jeden jungen Mannes auf und nieder schwebt und ihn befähigt, die Welt aus den Angeln zu heben!"

Diese Verheißungen könnt ihr in der Pfeife rauchen, ihr jungen Menschen.
ruessel hat geschrieben: Sa 25 Jan, 2020 07:50 ...da muss sich die Jugend was völlig neues einfallen lassen, lernen reicht da nicht, da müssen schmerzhafte Entscheidungen gefällt werden.
Und dazu haben sie alles Recht. Da müssen wir brav die Schnauze halten. Immerhin, wir können einen Tip geben, auch, wenn wir selbst erbärmlich versagt haben. Wir wünschen euch Stehvermögen, ihr werdet's brauchen.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



Frank Glencairn
Beiträge: 22706

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Frank Glencairn »

Axel hat geschrieben: Sa 25 Jan, 2020 08:40 Da müssen wir brav die Schnauze halten.
So ein Maximal-Imperativ hat immer einen extrem faden Beigeschmack.

Wie war das nochmal mit dem Deutschen Wesen..?
Sapere aude - de omnibus dubitandum



ruessel
Beiträge: 9750

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von ruessel »

Wir wünschen euch Stehvermögen, ihr werdet's brauchen.
Nein. Der Wille für intelligente Veränderungen fehlt anscheinend.
Egal wo ich im Ausland bin, alle schätzen Deutschland, haben großen Respekt und bewundern unsere Kanzlerin. Bin ich zu Hause, schwirrt mir das Nörgeln und das Beharren auf dem Status quo nur so um die Ohren. Dieser Eindruck ist wissenschaftlich wasserdicht. Warum haben wir in vielen Jahrzehnten so Herausragendes geleistet und schalten jetzt, wo alles neu beginnt, in den Rückwärtsgang? Veränderung ist offensichtlich nicht unsere Lieblingsbeschäftigung. Aber ohne sie fährt der Zug in die Zukunft ohne uns. Das gilt für ganz Europa. Dabei haben wir die Mittel und den Geist dazu. Aber der Wille scheint gelähmt.
Thomas Druyen
Gruss vom Ruessel



Axel
Beiträge: 16252

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Axel »

Frank Glencairn hat geschrieben: Sa 25 Jan, 2020 08:43
Axel hat geschrieben: Sa 25 Jan, 2020 08:40 Da müssen wir brav die Schnauze halten.
So ein Maximal-Imperativ hat immer einen extrem faden Beigeschmack.

Wie war das nochmal mit dem Deutschen Wesen..?
Ich bezog das "wir" pauschal auf die ältere Generation, zu der ich zähle. Wir taugen noch was, und zwar als abschreckendes Beispiel. Indem wir eingestehen, Kinder, wir haben's versucht, aber wir irrten uns. Macht nicht unsere Fehler. In der uns bleibenden Zeit machen wir den Weg frei. Das ist das mindeste, was wir tun können. Das "brav" war im Zusammenhang mit dem kritisierten Herdeninstinkt etwas unglücklich gewählt.
ruessel hat geschrieben: Sa 25 Jan, 2020 08:55
Wir wünschen euch Stehvermögen, ihr werdet's brauchen.
Nein. Der Wille für intelligente Veränderungen fehlt anscheinend.
Der Wille will ermutigt werden. Veränderungen entstehen unter Druck, nicht aus spielerischer Ausgelassenheit. Solange sich Produkte so genannter deutscher Wertarbeit noch irgendwie verkaufen lassen, auch gegen ökologische Vernunft und unter korrupter staatlicher Förderung ("Schlüsselindustrien", "Schutz von Arbeitsplätzen", alle möglichen Agendas und staatlichen Programme wie "Arbeit 2.0" - mal in die CDU-Verlautbarungen dazu geguckt? - da rollen sich die Fußnägel), wird alles nur beschissener werden. Ist das nicht offensichtlich?

Unternehmensgründer (da kommen die Ideen her) im heutigen Deutschland brauchen großes Stehvermögen, weil eine extrem regulierte Förderung fast unabdingbar ist, aber demgegenüber die Hürden durch Steuern, Sozialabgaben und Vorschriften so hoch sind wie kaum sonstwo. Auch das ist "typisch" deutsch. Die Autohersteller und andere Großkonzerne sind absolutistische Herrscher und erlauben sich ungestraft alles, mittelständische Gründer kriegen einen Tritt in den Arsch. Der Wille wird entwertet, entmutigt.
Egal wo ich im Ausland bin, alle schätzen Deutschland, haben großen Respekt und bewundern unsere Kanzlerin. Bin ich zu Hause, schwirrt mir das Nörgeln und das Beharren auf dem Status quo nur so um die Ohren. Dieser Eindruck ist wissenschaftlich wasserdicht. Warum haben wir in vielen Jahrzehnten so Herausragendes geleistet und schalten jetzt, wo alles neu beginnt, in den Rückwärtsgang? Veränderung ist offensichtlich nicht unsere Lieblingsbeschäftigung. Aber ohne sie fährt der Zug in die Zukunft ohne uns. Das gilt für ganz Europa. Dabei haben wir die Mittel und den Geist dazu. Aber der Wille scheint gelähmt.
Thomas Druyen
Ich respektiere unsere Kanzlerin. Sie bewies des öfteren *Stehvermögen*, wo ihre schleimigen Kritiker nur populistischen Rotz produzierten. Aber auch sie ist Teil eines korrupten und korrumpierten Systems, wie wir ja leider auch. Das kommt nicht von ungefähr. Ich bin ausdrücklich kein Sozialromantiker und glaube nicht an eine gerechte Verteilung, solange Menschen ihre Finger im Spiel haben. Aber ich weiß - und ich habe den noch nicht getroffen, der mir ein nicht spielend widerlegbares Gegenargument liefern könnte -, dass staatliche Korruption und Protektionismus Gift für Konkurrenzfähigkeit und kreative Ideen sind. Erscheint mir logisch, selbsterklärend. Geld regiert die Welt, und das ist Scheiße. In der Politik hat es nichts zu suchen, nur im tatsächlichen Warenaustausch. Und es sollte immer zu mindestens 95% "gedeckt" sein. Virtuelle Wertschöpfung und Spekulation kosten zu vielen Menschen das Leben, jeden Tag.
Na und? Im Fernsehen wird ja auch alles wiederholt ...



Bluboy
Beiträge: 4356

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von Bluboy »

@
und schalten jetzt, wo alles neu beginnt, in den Rückwärtsgang? Veränderung ist offensichtlich nicht unsere Lieblingsbeschäftigung. Aber ohne sie fährt der Zug in die Zukunft ohne uns.

Ich sehe Deutschland Samstag bis Donnerstag immer noch weit Vorne



dienstag_01
Beiträge: 13415

Re: Ich filmte für Millionen

Beitrag von dienstag_01 »

Das Problem mit der Zukunft ist, dass immer dann, wenn sich die Menschen ihrer bewusst werden, sie meistens in dem Alter sind, dass Zukunft leider ohne sie stattfinden wird.
Oder zum Glück, je nach Standpunkt ;)



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