iasi hat geschrieben: ↑Fr 18 Apr, 2025 13:12
Leichtes Reframing.
Reframing nutze ich nur als Not-Behelf (Fehlerkorrektur Framing) oder wenn es optisch Sinn macht und es von Anfang an so geplant wurde (z.B. VFX).
Natürlich muss ich auch öfters mal etwas korrigieren, dann reframe ich auch hin und wieder, bin aber kein Freund davon, weil jede Linse hat ihren ganz eigenen Look – nicht nur wegen Brennweite oder Blende, sondern auch, weil die Bildqualität von der Mitte bis zum Rand oft stark variiert.
In der Mitte ist meist alles schön scharf und sauber, zum Rand hin wird’s dann gern mal etwas weicher, dunkler (Vignettierung) oder auch leicht verzogen. Und genau dieses Zusammenspiel macht viel vom Charakter einer Optik aus.
Das nehmen wir oft als „natürlich“ wahr – nicht weil’s die Natur so macht, sondern weil wir’s so von Fotos seit Kindheit an gewohnt sind. Unsere Augen wurden quasi mit den kleinen Macken der Objektive sozialisiert.
Wenn man dann ins Bild reinzoomt oder croppt (besonders wenn man nicht die Bildmitte, sondern eine Ecke pickt oder umgekehrt etwas wegschneidet), dann verändert sich dieser Look zwangsläufig. Der typische Randabfall, die Vignette, Verzerrung in den Ecken – das alles kann dabei einfach rausfallen. Das Bild wirkt dann vielleicht technisch „perfekter“, aber oft auch ein bisschen steriler. Der Original-Look der Linse geht ein Stück weit verloren.
iasi hat geschrieben: ↑Fr 18 Apr, 2025 13:12
Und was ich gerne nutze: Ein leichtes Hineinzoomen, also verdichten.
Und das mache ich beim Dreh aufrund des hohen Aufwands nicht.
Hitchcock wollte es in einer eigentlich unspektakulären Nah-Einstellung. Der Aufwand war dann enorm, mit dem Dolly und der Ranfahrt, die bewußt nicht wahrgenommen werden sollte.
Heute geht so etwas in der Post mit wenigen Klicks.
Die Wirkung ist dabei dieselbe, denn die Perspektivenänderungen bei einer solch geringen Ranfahrt sind minimal.
Und (wieder) der Iasi-Mythos, dass ein Zoom die gleiche Wirkung hat wie eine Fahrt...
Klar, digital reinzoomen in der Post ist bequem – ein paar Klicks, fertig. Aber zu sagen, dass das denselben Effekt hat wie eine echte Dollyfahrt, nur weil die "Perspektivenänderung minimal" sei, ist meiner Meinung nach komplett daneben.
Ein digitaler Zoom verändert nur den Bildausschnitt. That's it. Die Perspektive bleibt exakt gleich, der Raum staucht oder dehnt sich kein bisschen, weil du einfach nur in ein flaches 2D-Bild reinpickst. Es gibt keine Veränderung der räumlichen Beziehung zwischen Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund – weil du in der Post eben keinen echten Raum mehr hast, sondern nur Pixel.
Bei einer echten Fahrt passiert dagegen was ganz anderes: Der Abstand der Kamera zum Motiv verändert sich. Dadurch verschiebt sich die Perspektive, Vorder- und Hintergrund bewegen sich relativ zueinander, Linien stürzen mehr oder weniger: Die Tiefe im Bild verändert sich.
Und genau das ist (in den meisten Fällen) der Effekt, um den es geht.
Bei deinem Beispiel: Hitchcock's "Vertigo-Effekt" (Dolly-Zoom) – ohne die echte Veränderung im Raum wäre das einfach nur ein Reinzoomen auf ein Gesicht. Langweilig. Der Effekt entsteht genau durch die gegenläufige Bewegung von Dolly und Zoom – das kannst du in der Post nicht nachbauen, höchstens faken, aber das sieht man meistens sofort.
Klar, wenn das Motiv sowieso flach ist – Landschaft ohne Vordergrund, cleanes Produkt-Shot oder so – dann kommt man mit einem digitalen Zoom vielleicht visuell durch. Aber bei szenischen Einstellungen mit Tiefe? No chance. Da fehlt einfach die Magie der echten Kamerabewegung.