Forumsregeln
Hinweis: Hier kannst Du eigene Filmprojekte vorstellen und Feedback, Kritik und Anregungen von der slashCAM-Community bekommen. Bedenke jedoch, daß in diesem Fachforum ein gewisses Niveau erwartet wird -- überlege Dir daher vorher, ob Dein Film den prüfenden Blicken von zT. recht erfahrenen Filmleuten standhält... wenn ja, wirst Du sicher viele hilfreiche Tips bekommen.
An alle, die zu den vorgestellten Projekten etwas sagen möchten: bitte nur sachliche und konstruktive Kritik -- nicht persönlich werden...

Meine Projekte Forum



Imagefilm: Sozialer Videospieltreff



Eigene Filmprojekte könnt Ihr hier vorstellen, um Feedback, Kritik und Anregungen zu bekommen.
Antworten
euphorion
Beiträge: 14

Imagefilm: Sozialer Videospieltreff

Beitrag von euphorion »

Hallo Miteinander,

hiermit würde ich gerne meinen ersten Imagefilm vorstellen. Dreh, Ton, Schnitt und Farbkorrektur aus einer Hand.

Dreh: 3 Tage mit Lumix S5iiX
Schnitt/Color: Davinci Resolve

Ich freue mich wie immer über konstruktive Kritik und danke allen für die Mühe diese hier auch zu verschriftlichen ;-)



cantsin
Beiträge: 15923

Re: Imagefilm: Sozialer Videospieltreff

Beitrag von cantsin »

Mein Tipp/mein Feedback: Den Film noch mal neu schneiden und die jetzige Schnittfassung nur als ersten Rohschnitt behandeln.

Was grundsätzlich gut ist: Die O-Töne, was sie kommunizieren bzw. welches Bild sie vom Videospieltreff zeichnen, und ihre Reihenfolge. Das würde ich als Gerüst so stehen lassen, aber, um gleich zum ersten Problem zu kommen: deutlich[!] kürzen! Gegen Ende hin wird das Erzählte auch redundant. IMHO kannst Du den Film problemlos auf 3 Minuten oder sogar weniger schneiden, ohne Inhalt zu verlieren.

Das Hauptproblem des Films ist, dass die Bilder größtenteils zusammenhanglos wirken und über weite Strecken rein illustrativ, sozusagen als bewegte Diaschau über dem Ton laufen, und manchmal sogar dem Erzählten zuwiderlaufen. Ein gutes Beispiel ist die Gamerin, die von ihrer Erfahrung in der DDR mit einem C64 erzählt - hier hätte man gerne dazu passende Bilder, u.a. von einem C64 und drauflaufendem Spiel. Nur in der ersten Sequenz, in der Kevin sich vorstellt, passen Text und Bilder wirklich zusammen und ergänzen sich gut.

In den atmosphärischen Bildern von dem, was sich im Videospieltreff abspielt, sind die Anschlüsse IMHO nicht gut und entsteht keine Geschichte bzw. kein zeitlich-räumlicher Zusammenhang. Du müsstest hier auch häufiger Einstellungsgrößen wechseln statt Halbtotalen an Halbtotalen zu schneiden.

Weiteres Problem: Oft fangen Sprecher an zu sprechen, die man erst später im Bild sieht, so dass man sie nicht identifizieren kann. Das betrifft auch wiederkehrende Sprecher (die verschiedenen Stimmen sind nicht markant genug, um sie intuitiv zu unterscheiden). Ich würde jeden Sprecher, der auf der Tonspur neu ansetzt, immer erst im Bild - oder zumindest nur mit maximal 5 Sekunden Versatz - zeigen.

Meine Empfehlung für den verbesserten Schnitt: Transkribiere den gesprochenen Text, gehe ihn in einem Texteditor/Textverabeitungsprogramm durch, und kürze ihn aufs Nötigste. Entwickle dann ein Storyboard bzw. eine Strategie, welche Bilder zum Text passen. Und überlege Dir auch eine Dramaturgie für das ganze Video. Es fehlt z.B. eine Außenaufnahme des Gebäudes, die Du als establishing shot am Anfang verwenden könntest, um den Zuschauer bildlich mitzunehmen in das Videospieltreff. Eventuell könntest Du eine korrespondierende Einstellung (z.B. dieselbe Außenaufnahme am späten Abend) als Schluß verwenden.

Wenn Du nach Analyse der O-Töne und Deines Kameramaterials feststellst, dass Dir Bilder (im Amerkanischen würde man hier sagen: "coverage") fehlen, dann unbedingt an den Drehort zurück und nachdrehen, und dann mit Plan (also einer Einstellungsliste). Nimm Dir auch Zeit, kleine Details mit der Kamera zu beobachten, wie z.B.: Aufkleber an der Wand, T-Shirt-Aufdrucke, Getränkeflaschen (z.B. Energy Drinks), die etwas über den Ort und die Leute erzählen, etc.etc., und nimm diese in Großaufnahme auf. So kannst Du nicht nur mehr über den Ort erzählen, sondern hast auch bessere Cut-Aways zwischen den Halbtotalen.

Weitere handwerkliche Dinge, die aber weniger wichtig sind und wahrscheinlich nur geübten Augen auffallen: Weißabgleich und Belichtung schwanken sehr stark zwischen den Einstellungen, was natürlich auch an dem schwierigen Drehort mit seinen extrem diversen Lichtquellen und deren Lichttemperaturen liegt. Falls Du hier mit Auto-Weißabgleich gedreht hast, hast Du einen klassischen Anfängerfehler gemacht; beim nächsten Mal Weißabgleich auf Graukarte in einem neutral beleuchteten Teil der Räume.

Das 10bit-Material der Kamera sollte Dir hier genug Spielraum für Korrekturen bzw. Angleichungen bieten Video, besonders, wenn Du in Log (V-Log) gedreht hast, und mit maximalem Korrekturspielraum, falls Du Video-Raw gedreht haben solltest. Nimm Dir dafür ein oder mehrere Referenzobjekte, mach darauf einen Weißabgleich (auch mithilfe des Waveform-Monitors, an dem man Farbstiche besser sieht als mit bloßem Auge), speichere sie in der "Gallery" der Color-Page von Resolve ab und verwende sie als eingeblendete bzw. halb-eingewischte Referenz für andere Einstellungen, die Du dann anhand dieser Referenz mit Lift/Gamma/Gain/Offset sowie den HDR-Farbkorrekturtools (und dem nützlichen Weißabgleich-Tool im Lift/Gamma/Gain/Offset-Tab) angleichst.

Außerdem: Das Monitorflackern lässt sich ganz gut mit Resolves "Deflicker"-Filter (AFAIK nur in der Studio-Version) bekämpfen. Außerdem empfehle ich für den allerletzten Feinschliff, die Monitore (mit ihrer ggü. dem Raumlicht abweichenden, kälteren Farbtemperatur) in Resolve zu maskieren, die Maske zu tracken, und dann auf der dazugehörigen Korrektur-Node den Weißabgleich zu korrigieren.



Jott
Beiträge: 22027

Re: Imagefilm: Sozialer Videospieltreff

Beitrag von Jott »

Kurzfassung: wie gesagt erheblich kürzen, die Monitore entflickern.

Sonst finde ich das visuell für ein Erstlingswerk durchaus in Ordnung.



cantsin
Beiträge: 15923

Re: Imagefilm: Sozialer Videospieltreff

Beitrag von cantsin »

Und noch eine Ermutigung: Das Thema - ein Videospielort als Sozialprojekt - ist wirklich interessant und womöglich einzigartig. Du hast da ein gutes Sujet. Ich würde das weniger als Image-, sondern mehr als Dokumentarfilm angehen.



TomStg
Beiträge: 3714

Re: Imagefilm: Sozialer Videospieltreff

Beitrag von TomStg »

Film um ca 50% kürzen, mehrfache inhaltliche Wiederholungen entfallen lassen. Technischen Verbesserungsbedarf wie Weißabgleich kannst Du erst einmal vernachlässigen. Wesentlich wichtiger ist das inhaltliche Konzept, welches sinnvollerweise VOR dem Dreh stehen muss und nicht nachher konstruiert werden muss.

Der Film würde mehr aussagen, wenn Du dessen Konzept schärfen würdest: Gehts um eine Reportage, die vom Event berichtet, oder um eine Dokumentation mit einer Aussage bezüglich sozialer/kommunikativer Aspekte?

Die Protagonisten wirken glaubwürdig. Deren O-Töne hast Du sehr passend im on und im off wechselnd platziert. Daran gibt es nichts zu ändern.



euphorion
Beiträge: 14

Re: Imagefilm: Sozialer Videospieltreff

Beitrag von euphorion »

cantsin hat geschrieben: So 02 Mär, 2025 20:09 Und noch eine Ermutigung: Das Thema - ein Videospielort als Sozialprojekt - ist wirklich interessant und womöglich einzigartig. Du hast da ein gutes Sujet. Ich würde das weniger als Image-, sondern mehr als Dokumentarfilm angehen.
Bin ganz und gar nicht entmutigt!
Deine ausführliche Rückmeldung ist für mich eher die Bestätigung auf dem richtigen Weg zu sein und hat sich zumindest deine Zeit und Kritik verdient ;-)



euphorion
Beiträge: 14

Re: Imagefilm: Sozialer Videospieltreff

Beitrag von euphorion »

Herzlichsten Dank für die bisherigen Kommentare! Diese sind für mich super hilfreich und geben mir direkt praktische Hinweise an die Hand um besser zu werden.

Einige Worte zur Ergänzung:

Ich nehme auf jeden Fall mit, dass hier einstimmig gefordert wird den Film zu kürzen. Werde daran arbeiten meine "Darlings" zu "killen".. Dies war definitiv das Hauptproblem.

Das Problem fehlender Bilder, wie z.b. beim C64 liegt tatsächlich am Mangel an passendem Bildmaterial. Deshalb das Ausweichen auf den Retrospielautomaten.
Prinzipiell war eine Vorabbesichtigung zeitlich nicht möglich. Da der Drehort ausserhalb meines Wohnortes liegt, war eine klare Shotlist nicht planbar, wenn ich auch durchaus mit einem Konzept hingefahren bin bzw. dies mit gemeinsam dem Inhaber in einem Skript im Vorfeld verschriftlicht hatte.
Mein Wunsch wäre tatsächlich gewesen, länger und dokumentarischer zu arbeiten. Dies widersprach aber den Vorstellungen des Inhabers, der den Film als Promo und zur Akquise nutzen will.

Den Schnitt habe ich als Radio-Edit begonnen. Text mit Davinci transkribieren lassen und die Texte aller 3 Protagonisten zu einem Main zusammengeführt. Trotz einer Menge Bildmaterial fiel mir hier schon auf, dass einiges fehlt. Z.B als Establisher das Gebäudes zu nehmen hatte ich ausgelassen, weil optisch nicht ansprechend, aber auch nicht für Ersatz gesorgt.
Dies werde ich in Zukunft sorgfältiger einplanen! Nach dem Hinweis "Halbtotale auf Halbtotale" ist mir das ebenfalls erst so richtig aufgefallen. Irgendwann war ich im Schnitt im Tunnel und merke erst nach einigem Abstand wo Verbesserungsbedarf besteht. Schreibe es mir auf die Agenda mehr Details mitzunehmen!!

Besonders die Lichtsituation hat mich umgehauen. Tatsächlich war kein Autoweißabgleich drauf. Da sich aber das Geschehen und die Lichtsituationen vor Ort teils wahnsinnig schnell verändert haben, kam ich irgendwann nichtmehr hinterher. Vieles habe ich versucht in der Post hinzubiegen. Ich muss gestehen, dass ich im Color Grading noch unheimlich viel zu lernen habe!! Aber die schlimmsten Blaustiche (und davon gab es so einige..) habe ich zumindest rausbekommen. Wenn auch offensichtlich nicht konsistent geschafft einen einheitlichen Stil zu schaffen. Ich habe noch nie mit einer Graukarte gearbeitet: Wer dazu ein gutes Youtube Video hat, bitte her damit! Dann wird das in den Workflow integriert.

Manche Bilder wirken auch schlecht belichtet, weil ich erst viel zu spät bemerkt habe, dass ich zu wenig Gain auf dem Sensor hatte. Aber das sind kleinere technische Fehler, von denen gibt es auch viele weitere. Die hab ich auf dem Radar und das wird nur die Erfahrung richten denke ich.
Ob das jetzt die flackernden Bildschirme im Interview sind, die ich einfach übersehen habe, oder die reflektierenden Softboxen beim Lichtsetzen...



 Aktuelle Beiträge [alle Foren]
 
» Panasonic S5 - Allgemeine Fragen, Tipps und Tricks, Zeig deine Bilder/Videos usw.
von Darth Schneider - So 14:58
» Wie viel kann man für ein Musikvideo verlangen als Neuling ?
von soulbrother - So 14:53
» FramePack: Kostenlose Video-KI generiert 1-Minuten Videos mit nur 6 GB VRAM
von slashCAM - So 13:18
» Was schaust Du gerade?
von roki100 - So 12:28
» Sony Alpha 7S III bekommt neuen Log-Aufnahmemodus in Firmware v4.00
von FocusPIT - So 11:25
» 3D Drucker Empfehlung für Einsteiger?
von ruessel - So 11:15
» Musikvideo mit Blackmagic gedreht generiert 14 Millionen Klicks
von iasi - So 11:15
» Hilfe für den Neuling
von stip - So 9:33
» Andor | offizieller Trailer | Disney+
von 7River - So 7:35
» Hollywood bald das Detroit der Filmindustrie?
von macaw - So 7:32
» TTARTISAN 35mm T2.1 - manuelles Vollformat Cine-Objektiv mit Dual-Bokeh
von iasi - So 1:51
» Der Koffer - ein automotiver Kurzfilm
von Merlin films - Sa 22:14
» Neue 3D-DVD soll 200 TB Speicherplatz bieten
von Jott - Sa 19:37
» Jemand Erfahrung mit Frame.io
von Dardy - Sa 18:48
» Die korrekte anamorphe Abstimmung von Kamera und Objektiv
von CameraRick - Sa 13:16
» Sony A7S III erste Erfahrungen, Bugs, Problemlösungen,...
von TomStg - Sa 12:09
» Stereo-Shotgun: Fragen
von FocusPIT - Sa 11:59
» DaVinci Resolve Versus Pro Tools
von Frank Glencairn - Sa 8:07
» Farb-Problem mit der Sony PXW Z200
von manfred52 - Sa 6:56
» Alte Profi-Kamera gesucht
von FlorianH - Fr 21:59
» Was hast Du zuletzt gekauft?
von Jan - Fr 21:19
» 3-Achsen Slider: SYRP Genie+Magic Carpet für Timelapse,Video
von soulbrother - Fr 20:13
» Blackmagic URSA Cine 12K LF Body-Only: Jetzt für 8.089 Euro
von iasi - Fr 19:11
» Adobe Express: App für Creators mit neuen KI-Tools für Animation und Video
von slashCAM - Fr 13:30
» Apple Mac Mini M2 - Bester Low-Budget 4K-Schnittrechner für 600 Euro?
von macaw - Fr 13:22
» BleeqUp Ranger - 4-in-1 Actioncam-Brille macht POV-Videos
von soulbrother - Fr 11:45
» Was hörst Du gerade?
von Nigma1313 - Fr 0:17
» Adobe Firefly: neues KI-Bildmodell, neue App - und Support für Veo 2 u.a.
von slashCAM - Do 15:39
» Blackmagic DaVinci Resolve 20 Public Beta 2 bringt neue Funktionen und Bugfixes
von stip - Do 15:03
» Oscar-Academy-Mitglieder müssen ab jetzt alle Filme ansehen!
von dienstag_01 - Do 11:10
» Panasonic S5 II Audio Probleme
von DRuser - Do 10:26
» DANTE 12GAM und BRIDGE LIVE 3G-8 erklärt
von slashCAM - Do 8:24
» Blackmagic Pocket erste Generation noch sinnvoll?
von Darth Schneider - Do 6:02
» Windmaschine
von pillepalle - Mi 22:18
» Welche 4K Videokamera? 50,60 oder doch nur 30fps?
von iasi - Mi 21:26