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Bitte um Feedback zu meiner ersten selbstorganisierten Kurzdoku



Eigene Filmprojekte könnt Ihr hier vorstellen, um Feedback, Kritik und Anregungen zu bekommen.
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Evlmnkey
Beiträge: 26

Bitte um Feedback zu meiner ersten selbstorganisierten Kurzdoku

Beitrag von Evlmnkey »

Liebes Slashcam-Forum,

dies ist das erste Projekt dessen Vorstellung ich mich hier traue obwohl es technisch eins meiner schwächsten ist. Ich hoffe natürlich dass das in den Hintergrund tritt :)

Die "Backstory" wird im Video erklärt und stimmt auch. Ich habe mehr oder weniger spontan eine Doku improvisiert, bei nur 1,5 Drehtagen. Insgesamt war ich eine Woche im Libanon. (Beirut und Tripoli). Kontakte im Vorfeld über Reddit klargemacht und großartige Menschen getroffen. Es klingt so cheesy aber war eben wirklich so. Seht es mir nach, ich bin noch kein alter Hase ;) Mehr möchte ich im Vorfeld garnicht sagen, außer natürlich mich direkt zu bedanken wenn jemand die 14 Minuten investiert! Genaue Fragen um Feedback habe ich natürlich unten:




So. Vielen Dank!
Diese Doku war wie gesagt ein persönliches Projekt. Ich liebe Dokus und möchte darin besser werden. Hier also die Fragen dich mich brennend interessieren!

Inhaltlich:
1) Wie war die Doku? War das Pacing und der Narrativ okay? War die Länge angemessen? Einfach Meinungen ob ich auf dem richtigen Weg bin nicht nur irrelevanten Kiddie-Content ins Netz zu pumpen.

2) Ich hatte auf dem Rückflug zwar gute O-Töne aber viel, viel zu wenig Schnittbilder um zu untermauern was gesagt wird oder eine wirkliche Geschichte zu bauen. Daran wäre das Projekt fast gescheitert. Irgendwann habe ich es dann durch meine Voiceovers gelöst. Ich persönlich kann die gar nicht ab, aber es war aus meiner Sicht der einzige Weg. Sind die okay/zweckmäßig?

3) Ich schwanke immer ob ich das Ende nun toll oder klischee-cheesy finden soll. Vor mir selbst rechtfertige ich es damit das ich nichts gestellt habe und es eine völlig spontane Situation war die ich mit Glück eingefangen hab. (Die paar Takte aus Imagine). Trotzdem würden mich auch hier neutrale Eindrücke interessieren!

Technisch:
3) Gedreht ist alles auf einer GH4 mit Shoulder-Rig und 24-105 f/4. Ton mit einem Zoom H1 und dem Rode Smartlav und Videomic. Alles echt nicht die A-Klasse daher die Frage: Ist es (vor allem der Ton) technisch annehmbar? Also im Sinne von "nicht toll, aber nervt wenigstens nicht" ? Oder hat es merklich gestört?

4) Ich hatte diese eine Chorprobe, jedes Stück haben sie nur einmal gesungen, alles nur mit einer Kamera gecovert. Die Singsequenzen sind also voller rumgetrickse im Schnitt. Retiming, Sachen doppelt nutzen, Croppen, you name it. Auch da wieder: Ich weiß dass es euch profis auffällt, ist es trotzdem annehmbar? Mein Ansatz war passende Bewegungen des Dirigenten zu nutzen in der Hoffnung dass man nicht auf die Mundbewegungen der Menschen guckt.


Nochmals vielen Dank für die Aufmerksamkeit!



Evlmnkey
Beiträge: 26

Re: Bitte um Feedback zu meiner ersten selbstorganisierten Kurzdoku

Beitrag von Evlmnkey »

gar keiner? Okay :)

Die Threads hier scheinen echt sehr binär in zwei Stufen zu fallen. "Nada" oder "Siebzehn Seiten". Aber gut, ich lese die siebzehn seiten gerne also sollte ich mich wohl nicht beschweren.

Falls sich doch noch jemand findet, ich schaue hier öfters mal rein!



SeenByAlex
Beiträge: 183

Re: Bitte um Feedback zu meiner ersten selbstorganisierten Kurzdoku

Beitrag von SeenByAlex »

Hallo Evimnkey,

ich glaube das keine Reaktionen kamen lag daran, dass 15 Minuten Film erstmal geguckt werden wollen - im schnelllebigen Internet ist das eine ganze Menge. Was auch gleich die Frage "War der Film zu lang?" beantwortet. Inhaltlich vielleicht nicht, aber wenn du im Internet punkten und Klicks sammeln willst, solltest du unter 5 Minuten bleiben. Traurig, aber wahr. Und wenn der Film nicht in den ersten 12 Sekunden was ganz Spektakuläres bietet, wird sowieso weggeklickt.... Wenn du ihn hingegen bei Festivals einreichst sind 15min wiederum voll in Ordnung - also die große Frage: wer ist für diese Film die Zielgruppe und wo soll er ausgewertet werden?

Ich habe ihn jedenfalls gerade angeschaut und er war auf alle Fälle gut genug, als das mein Freundin neben mir auch auf meinem Monitor hängengeblieben ist und mitgeguckt hat. Das ist durchaus ein großes Kompliment :) Das Thema ist natürlich ein Nischenthema: ein Chor im Libanon. Aber wenns weniger um die Klicks als mehr ums Festival (oder deine eigene Freude) geht, ist das selbstverständlich in Ordnung. Die Bildsprache hat mir auf alle Fälle sehr gefallen! Schöne, ruhige Aufnahmen. Weiche Sliderfahrten, extrem hübsche Drohnenbilder, interessante Perspektiven und Eindrücke. Wirklich toll, besonders wenn man die extrem knappe Drehzeit bedenkt! Bei der Farbkorrektur seh ich aber noch etwas Luft nach oben. Zwar hat der Film einen schön homogenen Look, aber die Hauttöne sind oft etwas daneben - entweder ins Grüne oder in Richtung Magenta. Hier unbedingt sauberer graden.

Den Ton fand ich auch gut - und das heißt bei Ton ja „nicht negativ auffallend“. Gerade Interviewton und der Ton von einem singenden Chor ist ja schon eine kleine Herausforderung, aber da musst du dir keine Sorgen machen, das hast du super hingekriegt. Auch an das Ende musst du keinen Gedanken verschwenden - ist ne tolle Idee und da es so authentisch rübergebracht wird, keineswegs cheesy. Das selbe gilt für die Choraufnahmen: von deinen Schnittverrenkungen ist hier zumindest beim ersten Mal sehen nicht zu bemerken gewesen, wirkt alles flüssig.

Was ich aber als etwas problematisch finde - und jetzt sind wir wieder bei meinem Einstieg - ist tatsächlich die Länge. Undzwar nicht, weil es inhaltlich nicht soviel hergibt, sondern weil dir einfach die Bilder fehlen. Du verschießt dein Pulver an interessanten Aufnahmen in den ersten drei Minuten. Dann sind wir fast nur noch beim Chor in langweiligen Büroräumen. Ich hätte den Film auf irgendwas um die 5-7 Minuten runtergekürzt und die Anfangsaufnahmen auf den Film verteilt (frag mich jetzt nicht, nach welcher erzählerischen Logik, da müsste ich mich mehr mit dem Material beschäftigen). Das hätte auch ein weiteres Problem gelöst, was ich mit der Geschichte hatte: die meiste Zeit des Films wusste ich nicht, was du eigentlich sagen willst. Es geht um Musik, Noten, Chorproben - aber erst nach 12 Minuten wird erzählt, worum es eigentlich geht, kommt die „Pointe“. Das ist ein (zu?) langer Build-up, ich denke alle die sich nicht für Musik oder den Libanon interessieren sind bis dahin ausgestiegen.

Die Erzählerstimme bzw. das Arbeiten mit Offtext ist natürlich wie fast immer eine Krücke, aber hier kommst du tatsächlich nicht drumrum und ich empfand ihn auch nicht als störend. Nur den Einstieg hätte ich anders gewählt: ich kenne dich nicht, warum sollte mich also interessieren, was für Fotos in deinem Büro hängen? An deiner Stelle wär ich also gleich in Libanon in den Film eingestiegen und hätte mir die Rahmenhandlung mit dem Foto gespart. Das funktioniert nur, wenn du als „Erzähler“ eine größere Bedeutung hättest.

Also: kürzen, Schnittbilder besser verteilen und auch bei Struktur und Offtext auf das Wesentliche konzentrieren, dann würde der Film in meinen Augen nochmal an Qualität gewinnen. Aber ich habe ihn auch so „durchgehalten“ (und das mache ich nicht bei vielen Internetvideos) und mich sogar bemüßigt gefühlt, dir so eine lange Kritik zu schreiben. Insofern kannst du auch mit dieser Fassung nicht soooo viel falsch gemacht haben :)

Grüße,
Alex



Evlmnkey
Beiträge: 26

Re: Bitte um Feedback zu meiner ersten selbstorganisierten Kurzdoku

Beitrag von Evlmnkey »

Erstmal vielen Dank für die super ausführliche und freundliche Kritik! Eigentlich bin ich ein großer Freund davon kaum auf Kritiken (positive wie negative) zu reagieren weil es schnell wie Rechtfertigung aussieht und das ist nicht Sinn der Sache. Etwas durchgehen möchte ich es aber trotzdem, alleine schon weil du dir soviel Mühe gegeben hast.

SeenByAlex hat geschrieben: So 22 Apr, 2018 00:03 Was auch gleich die Frage "War der Film zu lang?" beantwortet. Inhaltlich vielleicht nicht, aber wenn du im Internet punkten und Klicks sammeln willst, solltest du unter 5 Minuten bleiben. Traurig, aber wahr.
Der "inhaltlich vielleicht nicht" Part ist mir der wichtige. Mir ging es darum als "Fingerübung" eine gute Doku zu drehen. Auge tatsächlich eher auf Festivalauswertung. War auch beim Camgaroo nominiert, aber wer ist das nicht? Ansonsten finde ich leider wenig Festivals zu denen es passt und wie du schon sagst: Man sieht die geringe Drehzeit und die fehlende PrePro. Daher ist der Hauptzweck eigentlich nur solche ausführlichen Kritiken zu lesen zu bekommen und daraus zu lernen :)


Ich habe ihn jedenfalls gerade angeschaut und er war auf alle Fälle gut genug, als das mein Freundin neben mir auch auf meinem Monitor hängengeblieben ist und mitgeguckt hat. Das ist durchaus ein großes Kompliment :)
Tatsache. Am Ende ist es ja doch nur ein gut getarnter Urlaubsfilm. Da Urlaubsfilme anderer Leute meist öde sind wie ein Parkhaus freut mich das tatsächlich sehr.
Schöne, ruhige Aufnahmen. Weiche Sliderfahrten, extrem hübsche Drohnenbilder, interessante Perspektiven und Eindrücke. Wirklich toll, besonders wenn man die extrem knappe Drehzeit bedenkt!
Freut mich auch! Zumal alles mit minimalem Shoulder-Rig gedreht ist. Mit dem Grading hast du aber natürlich Recht! Die Drohnenbilder sind übrigens nicht von mir, hatte mich vorher im Netz mit einem libanesischen Drohnenpiloten auf einen Kaffee verabredet und er hat mir das Material netterweise überlassen.

Danke auch für die folgenden netten Worte. Ich quote das hier mal nicht alles rein. Es ist schön zu wissen dass man auch mit 200€ Tonequipment etwas aufs brauchbare Level hieven kann.

Die Verbesserungsvorschläge passen auch gut. Ich kenne das Material und bin der Meinung dass ich so den besten Flow erreichen kann aber was du vor allem sagst ist ja: Da fehlt die PreProduktion und vor allem die übergeordnete Message an der sich alles ausrichtet und der man auch als Zuschauer folgen kann.
Habe ich das richtig interpretiert?
Aber ich habe ihn auch so „durchgehalten“ (und das mache ich nicht bei vielen Internetvideos) und mich sogar bemüßigt gefühlt, dir so eine lange Kritik zu schreiben. Insofern kannst du auch mit dieser Fassung nicht soooo viel falsch gemacht haben :)
Das ist in der Tat eine sehr motivierende Zukunftsperspektive!



Blancblue
Beiträge: 831

Re: Bitte um Feedback zu meiner ersten selbstorganisierten Kurzdoku

Beitrag von Blancblue »

Ach der Lebanon - ein wunderbares Land! Ich schließe mich dem Feedback von Alex komplett an (nicht aus Faulheit...).

Falls Du noch Aufnahmen gebrauchen kannst - ich war vor rund 6 Jahren in Lebanon mit der GH2 unterwegs und sehr viel vom Land aufgenommen. Halt nur 1080P. Kannst ja mal reinschauen:



3Dvideos
Beiträge: 805

Re: Bitte um Feedback zu meiner ersten selbstorganisierten Kurzdoku

Beitrag von 3Dvideos »

Der einzige arabische A-Capella-Chor der Welt. Das ist doch mal eine Story. Warum nicht gleich zur Sache kommen?

Da muss man einen Dokumentarfilm doch nicht mit einem langweilen Foto beginnen: Hey, Leute! Alle mal herschauen, total langweilig, echt boring, ohne wirkliche Story, ich hab vergeblich gesucht...

Nee, ne?



roki100
Beiträge: 15002

Re: Bitte um Feedback zu meiner ersten selbstorganisierten Kurzdoku

Beitrag von roki100 »

also m.M. alles gut. Tolle Doku.
"Deine Zeit ist begrenzt. Verschwende sie nicht damit, das Leben eines Anderen zu leben"
(Steve Jobs)



Jott
Beiträge: 21802

Re: Bitte um Feedback zu meiner ersten selbstorganisierten Kurzdoku

Beitrag von Jott »

Und ohne Pocket 4K (sorry, kleiner Running Gag).



dienstag_01
Beiträge: 13369

Re: Bitte um Feedback zu meiner ersten selbstorganisierten Kurzdoku

Beitrag von dienstag_01 »

Sehr schöner Film.
Musik, Chor, Leiter etc. alles interessant. Dieser Part hat eine schön unprätentiöse Kamera. Die erzählt auch etwas über den Macher.
Der ganze Rahmen mit dir als Protagonisten wirkt dagegen eher bedeutungsschwanger und inhaltlich dünn. Die langsamen Schwenks und Zooms erzählen - im Gegensatz zu der Kamera beim Chor - nichts.
Wenn du auf Festivals willst, wie du schreibst, musst du dich entscheiden.
Aber, es ist trotzdem ein schöner kleiner Film und ich sage danke, für die Begegnung mit dem Chor und alles.



pillepalle
Beiträge: 8358

Re: Bitte um Feedback zu meiner ersten selbstorganisierten Kurzdoku

Beitrag von pillepalle »

Vielen Dank für's zeigen. Meine Vorredner haben ja bereits vieles gesagt und ich fand ihn auch gut. Wenn ich aber auch mal etwas kritisches anmerken darf, so sind die Umstände eigentlich keine Entschuldigung für irgendwelche Defizite. Niemanden interessiert im nach hinein warum das Bild verwackelt war und ob es vielleicht am Eingeborenen neben Dir im Geländewagen lag, der Dir die ganze Zeit mit einer Keule auf den Kopf geschlagen hat :) Am Ende zählt nur das Ergebnis, egal ob Du nun eineinhalb Tage, oder eineinhalb Jahre daran gearbeitet hast. Aber da Du uns ja schon über die Umstände aufgeklärt hast, erklärt das bereits vieles. Mir persönlich war das auch etwas viel Voiceover. Und Du warst etwas zu lange auf diesem Chorfoto... das ist wirklich nicht besonders gut und bekommt meiner Meinung nach dadurch viel zu viel Aufmerksamkeit.

Sonst sind mir hauptsächlich technische Dinge aufgefallen, die mir nicht so gut gefielen. Aber das liegt vermutlich daran, dass wenn man selber filmt eben auch auf solche Dinge achtet. Wie z.B die unschönen Reflexe in den Brillen der Interviewten, die lieblos befestigen Lavaliermikrofone, die teils schrägen Gesichtsfarben, die schlecht klingende Stadtatmo, um mal das wichtigste zu nennen. Klar ist das schwierig wenn man alleine unterwegs ist und alles schnell gehen muss. Wie gesagt, ist eher als Anregung zu sehen auf so etwas mehr zu achten, denn vieles davon kann man recht leicht schon vor Ort beheben.

VG
Meine Lieblingsfilme:
Es war ein Mahl in Amerika
Molkerei auf der Bounty
Dune - Der Würstchenplanet



Jott
Beiträge: 21802

Re: Bitte um Feedback zu meiner ersten selbstorganisierten Kurzdoku

Beitrag von Jott »

Störend, wie schon gesagt: die Hauttöne. Ich habe nur reingezappt, aber das fällt sofort auf. Lässt sich aber leicht beheben.

Sehr störend am Anfang: der Off-Sprecher (technisch). Das Hintergrundgeräusch ist okay, aber wenn's dann plötzlich ganz still wird (Schnitte), schreit das nach Amateur. Du musst die Tonlücken mit dem Room Tone auffüllen. Auch das kannst du beheben.

Deinen Off-Text solltest du vielleicht sowieso mal noch mal auf korrektes Englisch prüfen lassen von jemandem, der das stilsicher beherrscht, und neu aufnehmen und einbauen.

Die Arbeit wird sich lohnen.



TomStg
Beiträge: 3410

Re: Bitte um Feedback zu meiner ersten selbstorganisierten Kurzdoku

Beitrag von TomStg »

Jott hat geschrieben: Fr 21 Jun, 2019 08:37 Deinen Off-Text solltest du vielleicht sowieso mal noch mal auf korrektes Englisch prüfen lassen von jemandem, der das stilsicher beherrscht, und neu aufnehmen und einbauen.

Die Arbeit wird sich lohnen.
Unbedingt! Das Denglisch ist nicht besonders reizvoll und zieht den Film unnötig runter.



speven stielberg
Beiträge: 311

Re: Bitte um Feedback zu meiner ersten selbstorganisierten Kurzdoku

Beitrag von speven stielberg »

Als Nicht-Profi halte ich mich mit technischer Kritik natürlich zurück. Als Nicht-Profi kann man aber sehr wohl was über sein Empfinden schreiben. Und da stimme ich meinen Vorrednern zu: Du klingst wie ich auch: leider unprofessionell. Ich hab das schon oft durchgespielt und bin davon überzeugt, dass die Off-Stimme ne Menge von der Wirkung eines Films ausmacht und ich behaupte mal, dass ein professioneller Sprecher selbst einen schlecht geschnittenen Anfängerfilm enorm(!) aufwerten kann.



Rod
Beiträge: 25

Re: Bitte um Feedback zu meiner ersten selbstorganisierten Kurzdoku

Beitrag von Rod »

Ich finde dein Projekt gut, mutig und ein vielversprechender Ansatz, Filme zu drehen.

Im Detail:

A) Einstieg

00:00 Du hättest mich als Zuschauer jedoch spätestens nach ein bis zwei Minuten verloren, weil schon das Einstiegsbild ein Rausschmeißer ist: Ein „Spiegel“-Zitat über die schlechte Infrastruktur im Libanon. Ist das dein Thema? - Überleitung zu:

00:19 „Welcome to Lebanon“, um dann
00:23 ein Standbild deines Arbeitszimmers zu zeigen, und du erklärst per Voice Over, was für dich das wichtigste Bild ist. Es sind Menschen über die du sprechen willst. Du sagst: Achtung, jetzt kommt ein Film. Auch 01:45 bis 02:40. Warum fängst du nicht mit dem Film an?

01:12 Jemand erklärt was grundsätzliches zu Identität, Frieden, stolz darauf zu sein, wer man ist, das wirkliche Bild der arabischen Länder .. usw. Ich sehe einen sprechenden Kopf der, tja, was warum zu welchem Thema sagt? Dem realen Bild der arabischen Länder? Ist das dein Thema?

Spätestens hier hättest du mich verloren, weil mir nicht klar wird, was willst du mir zeigen? Außerdem sind die Bilder von Komposition und technischer Ausführung nicht so, dass sie mich im Film gehalten hätten.


B) Ein grundsätzliches Problem, das sich durch den Film zieht: Du kommentierst was per Voice Over, der Dirigent erzählt was, Chormitglieder sagen was, aber, es gibt keine Bilder dazu. In einem Film sollten die Bilder die Geschichte erzählen, nicht die Kommentatoren. Du hast zwar erklärt, warum dir Szenen fehlen, doch leider kannst du Kommentare nicht als Ersatz dafür nehmen, das funktioniert nicht.


C) Ein zweites Problem: Der Aufbau des Films steht auf dem Kopf.

03:20 bis 09:34 Theorielastig: Über den Einstieg habe ich schon geschrieben. Doch dann folgt eine komplexe, fast theoretische Erklärung des Dirigenten über die Struktur der arabische Musik, a capella, Halbtöne, Harmonien im arabischen Raum, beste Musik in der Welt usw. Das ist sehr theorielastig, setzt Kenntnisse der arabischen Musik voraus. Deshalb habe ich es nicht ganz verstanden und hinterlässt zumindest bei mir mehr Fragezeichen als Antworten.

09:35 Hier sagst du selbst, dass dein Film hier enden könnte, er dann aber sein Thema verfehlen würde, wenn man fast nur den Rücken des Dirigenten und die Gesichter der Chormitglieder sehen würde. Was in der Tat fast zehn Minuten so war.

09:45 „These strangers are my point. … And I hope, I can show you why“ Das sagst du, nachdem der Film zu mehr als zwei Dritteln vorüber ist. Hiermit müsste nach deiner Aussage - "my point" - der Film beginnen. Das sind die Menschen, die du uns nahebringen willst und die leider erst ganz an Ende erscheinen.


D) Als Protagonisten hast du den Dirigenten gewählt. Zumindest so, wie du ihn zeigst, ist es ein unglückliche Lösung. Er spricht wie ein wandelndes Musiklexikon, aber er berührt mich nicht. Es wäre für Zuschauer spannender, wenn du jemanden aus dem Chor als Protagonisten gewählt hättest, der mehr das Leben des Chors verkörpert, mit dem man sich mehr identifizieren kann.

Zur Aufnahmetechnik usw. habe andere ja schon viel geschrieben.

Ich will nochmal sagen, dass mich deine Idee, dein Einsatz und der Film, den du in kurzer Zeit aus dem Boden gestampft hast, beeindruckt. Ich hätte das nicht hinbekommen. Und ich hoffe, dass dir die Kritik für deine nächsten Projekte nutzt.

Beste Grüße, Rod



Evlmnkey
Beiträge: 26

Re: Bitte um Feedback zu meiner ersten selbstorganisierten Kurzdoku

Beitrag von Evlmnkey »

Wow, dass dieser Thread nochmal hochblubbert und mir so tolles Feedback beschert hätte ich nicht gedacht, vielen Dank dafür! :)

Auf jeden Punkt einzugehen und "ja, da habt ihr Recht", zu sagen spare ich mir mal. Aber wirklich vielen, vielen Dank!

Das Slashcam-Forum hat ja durchaus den Ruf der scharfen, gelegentlich polemischen Kritik; umso mehr freut mich diese Besprechung. Natürlich auch die Pure Menge und Länge, viel Zeit die einige User hier investiert haben um mir neue Einblicke zu ermöglichen :)

Ich habe an dem Ding viel Spaß gehabt und freue mich als seit laaanger Zeit still Mitlesender jetzt hier mal was präsentiert zu haben.

Und @jott , mit der Pocket 4K wäre diese Doku eine langweilige Aneinanderreihung von 6 Straßenpanoramen geworden. Danach wären Akku leer, Festplatte voll und Grading-Geduld erschöpft gewesen ;)



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