Funless
Beiträge: 5498

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von Funless »

Ist ein kleinerer Sensor denn nicht automatisch ein Crop eines größeren Sensors??

Oder irre ich mich und habe einen Denkfehler hier?
Funless has spoken!

No Cenobites were harmed during filming.



klusterdegenerierung
Beiträge: 27404

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von klusterdegenerierung »

Ja, sogesehen, aber wer weiß was die Cam bei einem technischem Crop alles so macht um auf die passende Größe zu kommen,
zumindest ist das nicht optisch sondern elektronisch und ich sprach ja nun mal von einer Vollformat zu einer APS-C Kamera.

@WoWu
Klar, den Handy Vergleich liefere ich Dir auch noch.
Ist ja kein Ding, das Handy hat eine 28mm Brennweite, die habe ich da. Das ganze noch passend positionieren und auf gehts.
"Was von Natur aus flach ist, bläht sich auf!"



cantsin
Beiträge: 14269

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von cantsin »

Skeptiker hat geschrieben: Sa 25 Aug, 2018 12:26 Im Prinzip machst Du hier eine Leervergrösserung - Du vergrösserst das Plxelraster des Crop-Bildes, das dadurch nicht mehr Information erhält, sondern die enthaltene Information nur grösser darstellt.
Ja, genau wie eine Ausschnittsvergrößerung einer analogen Filmaufnahme in der Dunkelkammer, bzw. wie eine Fullframe-Kamera, die im APS-C-Crop-Modus aufnimmt (oder eine APS-C-Kamera, deren Sensor bis auf Größe/Fläche und die jeweils entsprechende Anzahl von Senseln identisch ist mit dem einer Full Frame-Kamera).
Die Schärfentiefe-Definition macht ja auch Angaben darüber, wie stark wir das gespeicherte Sensor-Bild etwa nachvergrössern sollen und dass das finale Bild aus ca. 25 cm Abstand zu betrachten ist, bzw. unter einem bestimmten Bildwinkel (siehe ZEISS-Broschüre). Sie berücksichtigt damit uns bzw. unsere Augen mit dem Bildprozessor = Gehirn.
Deswegen gibt das 48MP-Bild der D850 genug Material/Information, um daraus zwei vergleichbare 1MP-Aufnahmen mit jeweils unterschiedlichem Beschnitt zu extrahieren. (Das wäre nicht anders, als wenn man das 48MP-Bild einmal ohne Beschnitt auf A6-Fotopapier druckt und einmal mit APS-C-Beschnitt auf dem gleichen Papier.)
Ohne diese (oder irgendeine andere) Annahme machen Schärfentiefe-Rechner oder -Tabellen eigentlich keinen Sinn.
Ich habe irgendwo mal gelesen, dass sie im Zeitalter von 48MP-Kameras sowieso nicht mehr stimmen, weil man bei diesen hohen Auflösungen Unschärfen sieht, die man früher bei Kleinbildfilm nicht sehen konnte.



WoWu
Beiträge: 14819

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von WoWu »

Funless hat geschrieben: Sa 25 Aug, 2018 18:39 Ist ein kleinerer Sensor denn nicht automatisch ein Crop eines größeren Sensors??

Oder irre ich mich und habe einen Denkfehler hier?
Nein, wenn beide Sensoren für das gleich Format ausgelegt sind, z.B. 1080x1920 dann hat der große Sensor andere Pixelmasse (genauer Pixel Pitch) als der kleine Sensor.
Die Tiefenschärfe wird aber durch die Zerstreungskreise wesentlich beeinflusst.

Benutzt man den Crop eines großen Sensors (1080x1920) dann benutzt man nur eine Teilfläche des Sensors, z.B.720x1280. Benutzt damit aber das identische Pixel Pitch, vergrößert aber hinterher das Bild, um auf ein identisches Bildformalt zu kommen.
Daher „hinken“ solche Vergleiche werfen aber andere Effekte dafür aus.

Was aber eben die Vergleichbarkeit angeht, kann man an der Grafik, die ich oben gepostet habe, sehr schön sehen, dass der Unterschied in der Toefenschärfe zwischen Filmformate und Vollformat durchaus klein ist, und sich erst gegenüber einem 1/3“ signifikant bemerkbar macht.
Daher sind auch häufig solche Kameravergleiche, sofern solche Unterschoede nicht groß genug sind geeignet, den Unterschied gar nicht wirklich auf den ersten Blick sehen zu können. Dann wird oft vorschnell behauptet, sie seinen gar nicht vorhanden.
Aber schon allein die schwierigkeit, beim Vollformat genau zu fokussieren, gegenüber den bis dahin so beliebten 1/3 oder 1/2“ Formaten, hätte jeden zum Nachdenken bringen müssen, bevor er hergeht und solche Behauptungen aufstellt, von denen jeder Fotograph seit 100 Jahren weiß, dass sich Tiefenschärfe mit dem Film/Sensorformat ändert.

Deswegen hat auch die Tiefenschärfe nichts mit der Freistellung zu tun, denn sie sagt nichts über den Grad der Unschärfe des Vorder- oder Hintergrunds aus.
Tiefenschärfe hat somit in der praktischen Bildgestaltung keine unmittelbare Bedeutung für die Freistellung von Objekten.
Weil erst die Grösse des Darstellungsformates über die tatsächliche Wahrnehmbarkeit der Unschärfe entscheidet, wie Cantsin schon ausgeführt hat.
Nebenbei gesagt hat das etwas damit zu tun, warum ich bei dem Begriff Tiefenschärfe geblieben bin und damit an die ursprüngliche Bedeutung anknüpfe. Ich machˋ das ja nicht ohne Grund.
Aber das Fass mache ich hier nicht mehr auf.

@Skeptiker

Tiefenschärferechner sind sowieso aus der Zeit gefallen, weil sie auf die individuellen Gegebenheiten der unterschiedlichen Sensoren (Pixelpitch, Microlinsen, usw. usw.) gar nicht mehr eingehen können, sich diese Gegebenheiten aber im Bild bemerkbar machen.
Ich will hier erst gar nicht die Software erwähnen, die mittlerweile den größten Teil der Schärfeberechnung ausmacht.
Insofern dürften auch optische Vergleiche bald obsolet sein und Tiefenschärfe damit auch wohl bald zum Parameter in einem Menue werden.
Gute Grüße, Wolfgang

E-Book:
www.provideome.de



Roland Schulz
Beiträge: 3565

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von Roland Schulz »

Funless hat geschrieben: Sa 25 Aug, 2018 18:39 Ist ein kleinerer Sensor denn nicht automatisch ein Crop eines größeren Sensors??

Oder irre ich mich und habe einen Denkfehler hier?
Wenn man den gleichen Pixelpitch beibehält (~GH5s vs. a7RII/III) ist es genau das, wenn man die Auflösung des Sensors jeweils gegen unendlich betrachtet ebenfalls.

Für die optisch-physikalische Betrachtung der Effekte sollte man nicht mit der Auflösung der Abtastung/dem Zerstreuungskreis variieren. Die haben nämlich nichts mit der optischen Auswirkung, dem Kontrastverhältnis am Detailübergang an sich zu tun.



klusterdegenerierung
Beiträge: 27404

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von klusterdegenerierung »

WoWu hat geschrieben: Sa 25 Aug, 2018 23:40 Nein, wenn beide Sensoren für das gleich Format ausgelegt sind, z.B. 1080x1920 dann hat der große Sensor andere Pixelmasse (genauer Pixel Pitch) als der kleine Sensor.
Die Tiefenschärfe wird aber durch die Zerstreungskreise wesentlich beeinflusst.
Wäre ja lustig wenn ich durch derartige technische Raffinesen ein optisch anderes Bild bekäme!
Da müßte ich mir ja für bestimmte Studioszenarien zig verschieden Cams ins Studio holen haha, wird immer absurder.
"Was von Natur aus flach ist, bläht sich auf!"



WoWu
Beiträge: 14819

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von WoWu »

Wenn alle Kamera und alle Sensoren identische Ergebnisse brächten, bräuchte man nur noch ein Handy in den Studios und kein Mensch würde jemals über Tiefenschärfe gesprochen haben.
Gibt es Dir nicht zu denken, dass es in der Welt außerhalb der Blogs und Küchentischtests anders ist ?
Beschäftige Dich mal damit.
Ansonsten denk doch, was Du willst, wenn Dir Dein Halbwissen reicht, ist das ja auch in Ordnung.
Gute Grüße, Wolfgang

E-Book:
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Skeptiker
Beiträge: 5924

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von Skeptiker »

Als Ergänzung zum meinem DOF-Test mit der GH2, jeweils gleicher Sensor (und damit 'Pixel Pitch'), einmal voll ausgelesen, einmal mit ETC-Crop von 2.6x (einen kleineren, aber gleichartigen Sensor simulierend), kommt hier noch ein Test mit unterschiedlichen Sensoren:

Fuji XH1, APS-C 23.5 x 15.6mm, Sensor Crop 1.534, 24.3 Mpixel (Foto 6000x 4000), Pixel Pitch 3.91

Fuji F31
, 1/1.7'' Sensor 7.6 x 5.6mm, Sensor Crop 4.59, 6.3 Mpixel (Foto 2848 x 2136), Pixel Pitch 2.6

Relativer Crop der 2 Kameras: 4.59 / 1.534 = rund 3

Beide mit 24 mm Brennweite (F31 mit 8-24mm F2.8-5.0 Zoom auf 'Macro'), F5.0, ca. 30cm Abstand zum schräggestellten Lineal (fokussiert auf die Ziffer '12')

Beilage: 3 Bilder
1) Vergleichsbild (Screenshot aus Phototoshop Elements) - links X-H1, rechts F31
2) + 3) Streifen der Originale in voller Höhe - mit EXIF-Daten

Fazit: F31 mit etwas mehr Schärfentiefe, aber beide nah beieinander.
Gemäss Theorie müsste es eher umgekehrt sein, da der kleinere Sensor (mit kleineren Pixeln) höhere Schärfeansprüche hat.

DOF-Berechnungen mit dem Offline DOF Simulator:

Eingaben:
Motivabstand jeweils 30cm (Fokus war auf die '12' des Lineals), Blende 5.0, Brennweite 23.5 mm (statt 24 mm, Grund: Für F31-Preset ist 23.5 max.)

CoC = Circle of Confusion, max. Unschärfekreis-Durchmesser

1)
Fuji F31 mit CoC = 1/1500 Sensor-Diagonale: DOF = 0.9 cm
Fuji X-H1 mit CoC = 1/1500 Sensor-Diagonale: DOF = 2.8 cm

2)
Fuji F31 (Kamera-Preset) mit CoC entsprechend 6 Megapixel Sensor: DOF = 0.8 cm
Fuji X-H1(Kamera-Preset) mit CoC entsprechend 24 Megapixel Sensor: DOF = 1.2 cm

1.2 / 0.8 = 1.5 entspricht gut dem Pixel Pitch Verhältnis der beiden Kameras: 3.91 : 2.6 = 1.5..

Fazit: Ein eher unerwartetes Ergebnis.
Ich habe mir beim Testen zwar Mühe gegeben, aber der Test war etwas hemdsärmlig (F31 per Tischstativ positioniert, X-H1 mit unterlegtem Buch auf gleiche Höhe gebracht und ausgerichtet), das kann das Ergebnis leicht beeinflusst haben (aber nicht gravierend).

Interessant ist der grosse, rechnerische DOF-Unterschied der X-H1, je nachdem wie der CoC bestimmt wurde (1/1500-Kriterium oder Anzahl Sensorpixel).

Beilage:
3 Bilder, eines davon das direkte Vergleichsbild
Plus 2 Streifen der Originale in voller Höhe - mit EXIF-Daten
Zuletzt geändert von Skeptiker am Mo 27 Aug, 2018 15:50, insgesamt 7-mal geändert.



Skeptiker
Beiträge: 5924

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von Skeptiker »

Bild 1

links Fuji X-H1 - rechts Fuji F31
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Zuletzt geändert von Skeptiker am So 26 Aug, 2018 22:57, insgesamt 3-mal geändert.



Skeptiker
Beiträge: 5924

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von Skeptiker »

Bild 2

Fuji F31

Streifen des Originals in voller Höhe - mit EXIF-Daten

Farbstich wegen LED-Beleuchtung - sorry!
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Zuletzt geändert von Skeptiker am Mo 27 Aug, 2018 07:22, insgesamt 1-mal geändert.



Skeptiker
Beiträge: 5924

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von Skeptiker »

Bild 3

Fuji X-H1

Streifen des Originals in voller Höhe - mit EXIF-Daten
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.



Skeptiker
Beiträge: 5924

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von Skeptiker »

Nachtrag für Interessierte:

Bilder 2 (Fuji F31) und 3 (Fuji X-H1) ausgetauscht.

Jetzt sind es Streifen der Originale in voller Höhe - mit EXIF-Daten.



Darth Schneider
Beiträge: 19430

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von Darth Schneider »

Was für ein wunderbarer Lineal....ein echter Rumold FL 200 !
Ps Schöner Test, wirklich aufwendig gemacht und aufschlussreicher Text dazu, aber warum denn nicht gleich mit einem Smartphone, verglichen mit der Fuji ?
Gruss Boris
Alles vor und rund herum um die Kamera ist für einen guten Film viel, viel wichtiger als die Kamera selber.



Skeptiker
Beiträge: 5924

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von Skeptiker »

Darth Schneider hat geschrieben: Mo 27 Aug, 2018 08:29 Was für ein wunderbarer Lineal....ein echter Rumold FL 200 !
Ps Schöner Test, wirklich aufwendig gemacht und aufschlussreicher Text dazu, aber warum denn nicht gleich mit einem Smartphone, verglichen mit der Fuji ?
Gruss Boris
Das klassische Holzlineal habe ich noch gar nicht so lange (zusätzlich noch ein kleineres), und es war schwierig zu finden - es gibt in den Warenhäusern praktisch nur noch transparente Plastiklineale, aber die hatte ich schon.
Und die sind manchmal unpraktisch für z. B. solche Tests oder zur Bestimmung des Abbildungsmaßstabs von Makrofotos, weil man je nach Untergrund die schwarzen Teilstriche und Ziffern nur schwer erkennt.

Ein vernünftiges, kontrolliert fokussierbares Smartphone für einen solchen Test habe ich leider nicht.
Vielleicht hat kluster ja ein geeignetes und findet zwischendurch mal Zeit für seinen angekündigten Test (unter etwas kontrollierteren Bedingungen als mein +/- improvisierter).

Ansonsten findet sich vielleicht ein BMPCC-Besitzer der Lust auf einen Vergleichstest mit einer MFT-Cam (gleicher Mount - die ersten Modelle hatten, glaube ich, sogar einen FF-Mount) oder besser noch APS-C oder noch besser FF-Cam hat.

Gruss
Skeptiker


Vorläufiges Fazit:

Bis jetzt sieht es so aus, als ob unter sonst gleichen Bedingungen die Unterschiede in der reinen Sensorgrösse weniger (bis gar nichts) ausmachen (bei gemässigter Nachvergösserung) für die 'SchärfenTiefenSchärfe' als theoretisch erwartet oder postuliert, dass aber die konkrete Pixel-Grösse bzw. -Seitenlänge (engl. 'Pixel Pitch' - der Abstand der Zentren quadratischer Pixel voneinander, der normalerweise ja nicht unabhängig von der Sensorgrösse ist) entscheidenderen Einfluss auf die konkrete 'DOF' digitaler Kameras hat und leider in den üblichen DOF-Rechnern zu Unrecht vernachlässigt wird.


Nachtrag:
Konkret rechnet der DOF Simulator ( https://dofsimulator.net/en/ ) den CoC (Zerstreuungskreis-Durchmesser bzw. Unschärfekreis-Ø) alternativ auf 2 Arten aus:

1. Als Standard-Berechnung mit 1/1500 der Sensor-Diagonale

2. Als 2x 'Pixel Pitch', wenn unten links im Dropdown-Menü "Circle of Confusion' statt der Standard-Einstellung 'Default' unter 'Resolution' (herunter-scrollen!) die Anzahl Sensor-Pixel angegeben wird (das geht präziser mit der Auswahl 'Custom' statt 'Default').

Konkret 'Pixel Pitch' berechnen:
Breite des aktiven Sensors in mm durch die Anzahl Pixel in der Breite teilen

Dieser 2. Ansatz findet sich z. B. auch hier in einem Online DOF-Rechner:
Schärfentiefe / Tiefenschärfe / DOF berechnen
http://www.vision-doctor.com/optik-bere ... tiefe.html

Zitat:
"Die Schärfentiefe hängt ab von der eingestellten Objektivblende, vom Abstand zum Prüfobjekt, von der Objektivbrennweite und der Pixelgröße der Kamera. Als zulässige Unschärfe wird meist die doppelte Pixelgröße angesetzt (eigener Hinweis: Also als CoC-Durchmesser eingegeben), also ein Pixel Bildunschärfe akzeptiert."


... Und noch ein paar Nach-Gedanken (bzw. der Versuch, das Ganze - hoffentlich sachlich richtig - nochmals in verständliche Worte zu fassen):
Im Prinzip liefern die Parameter "Objektivbrennweite, Objektivblende und Fokus-Distanz" ein definiertes 3D-Abbild für den digitalen Bildrezeptor = Kamerasensor.
Definiert durch ein vereinfachtes Modell (ohne Objektiv-Finessen wie spezielle Konstruktionen oder Abbildungsfehler etc.) aus der geometrischen Optik, das in einen Schärfentiefe-Rechner eingeht.

Der enthält als subjektive, quasi menschliche Komponente mit dem Zerstreuungskreis = Circle of Confusion (CoC) noch eine zusätzliche Variable für die unvollkommene Abbildung der (durchs Obektiv eingefangenen) räumlichen Tiefe auf einen 2-dimensionalen Sensor. Je weiter weg die reellen Objekte von der Fokusebene im Motivraum sind (nach vorne und nach hinten), desto verschwommener ist ihre Abbildung auf der Sensor-Ebene: Aus einem Punktobjekt im Motivraum wird ein verschwommener, in alle Richtungen ausgedehnter Punkt = eine Kreisscheibe auf dem Sensor. Durch Verschieben des Objektivs relativ zum Sensor kann die Scharfentiefenzone vor und hinter dem Sensor ('Depth of Focus') quasi "gescannt" werden, die Bildschärfe des Abbilds wird verlagert, es wird fokussiert.

Diese CoC-Eingabe als Mass für die Unschärfe (bzw. noch akzeptable Schärfe) der unscharfen = weiter weg oder näher davor im Motivraum befindlichen Bereiche und deren Abbild auf dem Sensor ist also nötig, damit der DOF-Rechner überhaupt etwas berechnen kann. Ohne diese Angabe wäre immerhin die eingestellte Motiv-Distanz bekannt, aber ohne eine +/- verbindliche Angabe über die zu erwartende Schärfe des auf den Sensor projezierten Abbilds des Raums davor und dahinter.

Dieser CoC-Parameter hat eigentlich schon nichts mehr mit der Physik, in diesem Fall der geometrischen Optik, zu tun. Das heisst, doch, schon, was die Projektion des eingefangenen 3D-Raums vor dem Objektiv - durch das Objektiv hindurch und von der Rückseite des Objektivs wiederum räumlich-3D in den Sensorraum betrifft, wo es auf den 2D-Sensor trifft und darauf teils CoC's erzeugt. CoC's, deren Interpretation als ein Bindeglied dient zwischen dem Sensorbild via die Kameraoptik und der Optik unseres Sehsinns (mit 2D-Sensor = Netzhaut), was eine auf unsere Augen abgestimmte DOF-Berechnug erlaubt und einen Anhaltspunkt gibt für die Güte dessen, was nun noch folgt, nachdem das Bild im "Kasten" ist: Die Vergrösserung zur digitalen Anzeige oder für den Druck, vielleicht kombiniert mit Bildaufbereitung aller Art - alles Massnahmen, damit wir mit unseren begrenzten Sinnen überhaupt erkennen können, was uns der DOF-Rechner (als Orientierungshilfe) mitteilen will und viel wichtiger noch, was in dem viel zu kleinen Originalbild eigentlich drinsteckt (man erinnert sich an die frühere Betrachtung der neu eingetroffenen Dias - übers Leuchtpult gebeugt & durch die Lupe beäugt) und ob es für den gedachten Zweck unsere Erwartungen erfüllt.


Anhängsel:
Um zu testen, ob die Pixelgrösse sich nicht nur im DOF-Rechner nach obiger 'CoC = 2 x Pixel Pitch'-Methode aufs Ergebnis auswirkt, sondern auch im vergrösserten (z. B. auf BIldschirmgrösse oder auch in 100%-Ansicht) Bild als unterschiedliche Schärfentiefe zeigt, wäre ein Vergleich zweier Kameras mit gleich grossem Sensor, aber deutlich verschiedener Pixelgrösse interessant. Die Kamera mit mehr und deshalb kleineren Pixeln hätte eine kleinere, maximal akzeptable CoC-Grösse und also auch kleinere, berechnete Schärfentiefe (denn die Unschärfekreise auf dem Sensor überlagern bei vergleichbarem Durchmesser in dieser Kamera bereits mehrere, kleine Pixel, während es bei der anderen Kamera vielleicht erst knapp 2 grosse Pixel sind). Andererseit hat die Kamera mit höherer Pixelzahl mehr Reserven für die Nachvergrösserung. Am Bildschirm durch tieferes Hineinzoomen ins Bild, beim Druck durch die mögliche Printgrösse.

Für so einen Vergleich würden sich z. B. eine Sony Alpha 7S und eine Sony 7R eignen - beide Vollformater, aber die eine mit ca. 12 Megapixeln (Pixel Pitch ca. 8.5), die andere (neueres Modell) mit ca. 42 Megapixeln (Pixel Pitch ca. 4.5).


Korrektur:
Bei meinem ersten Lineal-Test mit der GH2 auf Seite 8 viewtopic.php?f=3&t=142627&start=245#p956664 ist mir leider ein Fehler passiert:
Die beiden geposteten Fotos sind falsch herum beschriftet: Das stärker vergrösserte ist natürlich jenes im ETC-Modus mit 1:1-FHD-Sensorcrop, das weitwinkligere dasjenige mit Standard-Sensorauslesung.



oove2
Beiträge: 97

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von oove2 »

Als Greenhorn kann ich ja hier mal meinen unqualifizierten Senf dazu geben.
Hab mir alle 500 Posts zum Thema senkrecht - waagerecht durchgelesen. Völlig irrelevant für mich.
Dann noch die Schärfentiefe Tiefenschärfe... - schon spannender.

Mir wurde ja hier schon oft für meine Anwendung die GH5s empfohlen.
Ich hatte zuerst die Canan EOS 5D MIII, dann BM Ursa Mini EF.
Doch beide verlangen einiges an Know How und vor allen Dingen an Aufmerksamkeit beim filmen ab.

Zuletzt habe ich eine wirklich wichtige Musikvideo-Aufnahme versaut. Ursa Mini kam nicht in Frage, weil kein Strom vorhanden war und ich keine Akkus bezahlen möchte. (Normalerweise Studiobetrieb)
Die Canon hatte ich manuell betrieben und völlig falsch eingestellt.

Die zufälligen (nicht ernsthaften) Handyaufnahmen sahen dagegen akzeptabel aus, einfach weil sie nicht durch meine Dummheit versaut waren.

Nun wollte ich es wissen. Für mich sind wichtig:
- schöne Farben (ich meine damit ein Material, das sich gut graden lässt),
- immer Schärfe auf dem sich bewegenden Objekt,
- Sicherheit einer gewissen Durchschnittsqualität bei JEDER Aufnahme. (Ich bin schon bereit, gut zu leuchten und auch fein einzustellen, aber wenn ich "performe" kann ich mich nicht mehr kümmern.

Mein Versuchsaufbau erkläre ich im Video. Bei Film 1 hatte ich fälschlicherweise das Handy nur auf 1280x720 eingestellt. Ja auch am Handy kann ich noch etwas falsch machen :-)

--------------------------
Gleicher Abstand von Ursa und Galaxy, ewiges Einstellen der Ursa, Sigma Objektiv (etwa 700 Euro)

Farben - beide akzeptabel für mich
Schärfe - im Video beide gleich gut, obwohl Galaxy falsch eingestellt ist
Sicherheit der Durchschnittsqualität - Galaxy besser, da ich zwar hier bei der Ursa keinen für mich ersichtlichen Fehler gemacht habe, aber die Einstellungen sehr aufwändig sind. Der Autofocus am Galaxy gleicht Abstandsschwankungen aus und belichtet fast immer optimal.

Film 1
https://www.dropbox.com/s/mgsivtjhil7j0 ... a.mov?dl=0

Aus dem Film exportierte Zooms, um die Schärfe und Auflösung zu beurteilen:
Logo, dass es bei der zu geringen Auflösungseinstellung am Galaxy hier wirklich unscharf ist.

Ursa https://www.dropbox.com/s/bx1jrcowzcysh ... a.jpg?dl=0
Galaxy https://www.dropbox.com/s/zlak07zzkpabm ... t.jpg?dl=0
---------------------------

Gleicher Abstand von Ursa und Galaxy, ewiges Einstellen der Ursa, Tokina Objektiv (etwa 700 Euro)

Farben - sind bei der Ursa am Anfang zu kräftig, hinten gut, beim Galaxy immer ausgeglichen
Schärfe, scheint mir am Galaxy besser, obwohl ich die Ursa immer extra scharf gestellt habe
Sicherheit der Durchschnittsqualität: Galaxy besser - siehe oben.

Film 2
https://www.dropbox.com/s/578xwyrbngk9w ... a.mov?dl=0

Aus dem Film exportierte Zooms, um die Schärfe und Auflösung zu beurteilen:

Ursa geringfügig schärfer aber rauscht wie sau - warum?
Galaxy irgendwie sieht es aus wie ein Knet-männchen, weiche Kanten. Aber das Rauschen stört mich mehr. Also Punkt für Galaxy

Ursa https://www.dropbox.com/s/cwttc1oq5ad5a ... a.jpg?dl=0
Galaxy https://www.dropbox.com/s/24hmcx1i4e1d7 ... t.jpg?dl=0
----------------------------

Gleicher Bildausschnitt (unterschiedlicher Abstand) von Ursa und Galaxy

Farben - Ursa sieht schöner aus, liegt aber irgendwie auch am besseren Winkel des Lichts
Schärfe - scheint mir am Galaxy besser, ist aber wohl doch etwas näher dran, als es eigentlich sollte
Sicherheit der Durchschnittsqualität: Ursa scheint hier durch sein stabiles Verhalten auch eine stabile Qualität zu liefern, die Galaxy-Automatik fummelt zu viel herum... Ich sehe das aber als Glückstreffer für die Ursa, der mir eben nur nach zig Versuchen oder nur zufällig gelingt.

Film 3
https://www.dropbox.com/s/5psqh2ak9xykn ... a.mov?dl=0

Die beiden exportierten Bilder folgen im nächsten Post, ich darf hier nur 8 Urls einfügen.



oove2
Beiträge: 97

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von oove2 »

Fortsetzung

Aus dem Film exportierte Zooms, um die Schärfe und Auflösung zu beurteilen:
Wieder das Knet-Feeling des Galaxys. Ursa sieht schöner aus und ist detailreicher, obwohl es weiter weg war.

Ursa https://www.dropbox.com/s/0zxue11q2j3lq ... a.jpg?dl=0
Galaxy https://www.dropbox.com/s/3gf0g14no669g ... h.jpg?dl=0
Was haltet ihr davon?

Ich seh schon ein, dass man mit dem teuren Equipment und viel Wissen und Aufwand bessere Bilder bekommt.
Nur wie realistisch ist das für mich?

Liegt die schlechte Qualitätsausbeute bei mir vielleicht an den falschen Objektiven?
Gibt es da was, das auch ohne AF mehr Schärfe und brauchbare Farben bei großem Bildausschnitt aus der Ursa Mini holen kann?

Oder ist das Handy das beste für mich?
Gh5s?
Hydrogen?
Ich würde auch gern auf dieses extreme Licht verzichten - A7III?



cantsin
Beiträge: 14269

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von cantsin »

Was das Beste für Dich ist, kannst Du nur selbst entscheiden und hängt völlig von Deinen Einsatzzwecken und Zielvorstellungen ab. Grundsätzlich würde ich ja immer zum einfachsten und preiswertesten Werkzeug greifen, das die gewünschten Resultate erzielt.



Frank Glencairn
Beiträge: 23075

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von Frank Glencairn »

Kleiner Nachtrag von Soderbergh zum Thema.

..die längeren Shots wurden dann doch mit ner DSLR gemacht, und das Phone war so wacklig, daß die Schauspielerin den Telefonhörer sachte auflegen mußte.

Sapere aude - de omnibus dubitandum



cantsin
Beiträge: 14269

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von cantsin »

Frank Glencairn hat geschrieben: Fr 07 Sep, 2018 10:51 Kleiner Nachtrag von Soderbergh zum Thema.

..die längeren Shots wurden dann doch mit ner DSLR gemacht,
Dass das erst jetzt kommuniziert wird, spricht für einen Sponsordeal mit NDA/Stillschweigeperiode.



Jott
Beiträge: 21809

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von Jott »

Ach. Ein iPhone steht auf einem kleinen Stativlein (Gorillapad?) und es wackelt, wenn jemand direkt daneben einen Telefonhörer draufknallt? Wow! Dann stellt man's halt nicht auf die Tischplatte, oder nimmt einen Steadysack. Da ist der Regisseur sicher auch selber schnell drauf gekommen.

Und ja, ein Teleschuss wie mit einer 300mm-Optik ging nicht mit einem iPhone (echt jetzt?), dafür hat er eine DSLR genommen. Ui!

Jetzt hast du's aber aufgedeckt, was? Infamer Betrug! Lügenpresse! Verschwörung sogar laut Kollege cantsin! :-)

Die anderen 99,8% des Filmes zählen natürlich nicht. Auch nicht der Rest des Interviews. Aber wen interessiert das.



Frank Glencairn
Beiträge: 23075

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von Frank Glencairn »

Schlecht geschlafen oder einfach nur im Troll-Mode?
Sapere aude - de omnibus dubitandum



motiongroup

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von motiongroup »

Nun ja Frank, dein Anschupser zu diesem epochalen Skandal ist gelinde gesagt zum schmunzeln und hat Bildniveau ... besonders dann wenn man sich den YT Clip genauer anhört ..;)



dienstag_01
Beiträge: 13471

Re: Mit dem Smartphone filmen -- ernsthaft! Teil 2: die Vorteile

Beitrag von dienstag_01 »

https://fotoschule.fotocommunity.de/cro ... aengerung/
Wenn man Bild 1 und 3 vergleicht, erfährt man auch etwas zum Thema Schärfentiefe, so man den will ;)



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