slashCAM
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Videobearbeitung unter Linux 2018

Beitrag von slashCAM »

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Wir haben in letzter Zeit immer seltener einen Blick auf die Videobearbeitung unter Linux geworfen, was unterschiedliche Gründe hat...



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Ratgeber: Videobearbeitung unter Linux 2018



gekkonier
Beiträge: 504

Re: Videobearbeitung unter Linux 2018

Beitrag von gekkonier »

Haben Sie unter Umständen auch einen Blick auf Lightworks geworfen?
Wenn ja, wie waren hier Ihre Erfahrungen?



josa
Beiträge: 27

Re: Videobearbeitung unter Linux 2018

Beitrag von josa »

Lightworks kann ich empfehlen, das läuft ziemlich perfekt und auch auf älterer Hardware sehr performant. Die Beschränkung auf 720p ist auch verkraftbar.
Resolve ist im Bereich kostenloser Software sicher eine der besten, das aber eher unter Windows. Unter Linux gibt es leider zwei Beschränkungen, der Ton geht nicht und h264 funktioniert auch nicht. In Linux Studio geht das beides soweit ich weis. Außerdem ist die Installation unter Ubuntu zwar machbar aber da es eigentlich für CentOS ist etwas komplizierter.



cantsin
Beiträge: 14269

Re: Videobearbeitung unter Linux 2018

Beitrag von cantsin »

Resolve unter Linux kann nur auf Blackmagic-Karten Audio ausgeben, nicht über die im System installierte Soundkarte.



mash_gh4
Beiträge: 4716

Re: Videobearbeitung unter Linux 2018

Beitrag von mash_gh4 »

ich finde es super, dass ihr euch dieses themas angenommen habt, kann aber leider -- wie so oft -- nicht alle eure einschätzungen ohne widerspruch teilen.
Wenn es nicht gerade Open Source sein muss (was die hier eben kurz angerissenen Programme alle sind) würden wir unter Linux blind zu Resolve greifen. Der Funktionsumfang ist gegenüber den Linux-Platzhirschen erschlagend und wird durch die parallele Entwicklung für Windows und Mac auch bis auf weiteres noch weiter anwachsen.
diesen punkt halte ich leider wirklich für völlig realitätsfremd. ich würde es zwar sehr begrüßen, wenn es bereits so weit wäre, -- und hab darum ja auch im resolve forum immer lautstark [mit-]gekämpft, bis dann endlich wenigstens dieser derzeitige kompromiss zugänglich wurde --, trotzdem sind wir einfach immer noch nicht so weit, dass man resolve tatsächlich auf ganz normalen linux-desktops problemlos installieren und befriedigend nutzen könnte.

obwohl man angesichts der blackmagic-öffentlichkeitsarbeit tatsächlich den eindruck gewinnen könnte, dass resolve mittlerweile auch unter linux in gleicher weise wie auf den anderen systemen unterstützt wird, ist das leider in wahrheit nicht der fall. unter linux ist das zeug weiterhin auf bestehenden sytemen fast nicht vernünftig zum laufen zu bringen, wenn man dafür nicht genau distribution benutzt, die BMD vorsieht, was einen ja wieder in anderen dingen fürchterlich einengt bzw. die installation dann letztlich fast nur mehr für resolve alleine sinnvoll benutzbar macht.

aber selbst, wenn man hilfe vieler kunstgriffe und technischer workarounds resolve unter linux zum laufen gebracht hat, wird man schnell feststellen, dass diese ausgabe ein paar gravierende unterschiede zur mac- und windows-version aufweist, die die praktischen anwendung massiv beeinträchtigen.

am einschneidensten ist wohl der umstand, dass man mit dem resolve unter linux ohne decklink-karte schlicht und einfach keinen sound raus bekommt! die systemtypischen audio schnittstellen -- ganz egal, ob es sich dabei um billige kopfhöreranschlüsse am mainbord od. richtig gutes professionelle externe audio-wandler hadelt --, werden einfach ganz grundsätzlich nicht unterstützt. das ist auch insofern ein einschneidendes problem, weil ja unter linux thunderbolt kaum genutzt wird, und jene externen BMD-hardware devices, die man über USB anbinden könnte, nur unter windows funktionieren, nicht aber unter linux (was allerdings eh gut ist, weil sie auch auf den anderen systemen nicht wirklich befriedigend sauber funktionieren). wer also bspw. gelegentlich auch auf laptops arbeiten will bzw. dafür nicht zwingend gleich zwischen verschiedenen softwarelösungen hin und her springen will, wird sich daher als linux nutzer mit resolve sympathien wohl eher auf die produktion von stummfilmen verlegen müssen.

leider ist diese audio-beschränkung -- die ohnehin sehr stark daran erinnert, wie trotzig sich BMD ja auch auf den anderen betriebssystemen dagegen sträubt, den benutzern eine vernünftige vollbildvorschau über computerübliche fix vorhandene ausgabeschnittstellen anzubieten, um den verkauf entsprechender zusatzhardware nicht einbrechen zu lassen -- nicht der einzige einschneidende unterschied. auch in anderen dingen gibt's spürbare beschränkungen. so sind etwa alle MPEG-codecs in der freien version nicht vorhanden, und prores überhaupt nur in der 30.000$ profi-ausgabe zusammen mit dem hardware pannel verfügbar [was gerade unter linux besonders auffällt, weil hier ja auch die einfachsten freien anwendung parktisch alle formate unterstützen!]. ah ja, was diese externen bedienungswerkzeuge betrifft, erlaubt die linux-ausgabe im gegensatz zur verwendung auf anderen sytemen auch nur ausschließlich die nutzung von BMD-pannels.

die liste dieser unterschiede und einschränkungen ist aber in wahrheit leider noch deutlich länger. das hat vor allem auch darin seinen grund, dass bug reports und user feedback betreffend der verwendung von resolve unter linux praktisch überhaupt kein gehör findet. man braucht sich dazu nur anschauen, wie selten sich das das suchwort "linux" in den changelogs aller jener neunen resolve releases seit der offiziellen freigabe unter linux finden. obwohl eine kleine gruppe von engagierten benutzer sehr viele probleme an den hersteller zurückgemeldet hat und mit mehr oder weniger brauchbaren workarounds das gröbste zu umschiffen versuchen, ist nichts davon in die offiziellen quellen eingeflossen oder an der linux-unterstützung im eigentlichen programm nachgebessert worden. das irritiert mich auch deshalb ein wenig, weil zwar die linux-anwender in der praxis sicher nur eine zahlenmäßig beinahe vernachlässigbare minderheit bilden, trotzdem aber natürlich auch die qualität jenes kommerziellen ausgabe, die im high-end umfeld noch immer gerne auf derart leistungsfähigen plattformen genutzt wird, sehr darunter leidet, wenn man all dieses feedback der unfreiwilligen beta-tester völlig ignoriert.

wie gesagt -- wenn mich freunde und interessierte linux-kollegen auf diese problematik ansprechen, kann ich ihnen leider auch weiterhin nur antworten, dass resolve auf diesem system in der derzeitigen offiziell verfügbaren form praktisch unbenutzbar od. zumindest extrem unattraktiv ist. man kann aber natürlich weiterhin auf die windows ausgabe in virtuellen maschinen mit durchgereichten grafikkarten zurückgreifen, wo es im qemu-kvm fast genauso stabil und performant läuft, wie auf einem zusätzlichen physikalischen rechner. das ist jedenfalls der kompromiss, den auch ich weiterhin alltäglich nutze, um mit resolve oder mistika insight arbeiten zu können.

da aber eurer artikel ohnehin auf ein ganz anderes publikum bzw. einfachere alltägliche anwendungen abzielen dürfte, braucht man an dieser stelle wohl ohnehin nicht so lang über resolve zu diskutieren. sonst müsste man der gerechtigkeit halber wenigstens auch nuke-studio [non-commercial] erwähnen, das in weit vorbildlicherer weise aufzeigt, dass mittlerweile auch unfreie kommerziell orientierte software durchaus in einer weise ausgeliefert werden kann, die sich auf fast jedem gebräuchlichen linux system benutzerfreundlich und einfach installieren lässt und in auch ihrem funktionsumfang tatsächlich den anderen ausgaben ebenbürtig ist (ok, auch mit nuke-studio gibt's leider in der linux ausgabe ärgerliche mängel mit dem import der audiospuren und fehlender MPEG untersützung, was einen in der praxis schon ziemlich nerven kann).

im normalfall geht's ja nicht so sehr um die frage, ob linux jetzt das bessere betriebssystem ist bzw. irgendwelche technischen vorzüge, ausbaumöglichkeiten und anpassungsfreiheiten bietet, die man bei der kommerziellen konnkurenz nicht findet, sondern mehr um das ganz pragmatische bedürfnis, vertraute software bzw. wirklich gleichwertige alternativen auch auf dieser plattform nutzen zu können, statt für einzelne anwendungen ständig zwischen verschiedenen betriebsystemen hin und her springen zu müssen. zumindest für typischen SOHO-anwendungen und den privaten gebrauch ist kaum mehr gefragt. in größeren industriellen produktionszusammenhängen, wo dann auch die ganz storage-problemetik, die vernetzung von rechner-clustern und die inhouse-entwicklung von softwareerweiterung dazu kommt, schaut die sache ohnehin etwas anders aus.

bleibt also die nicht ganz unwesentliche frage offen, wie weit man mit der hier vorgestellten gruppe von einfachen freien lösungen tatsächlich glücklich werden kann bzw. in der praxis sein auslangen findet?

das ist leider der punkt, wo ich trotz aller verbundenheit mit dem linux-umfeld, noch immer einige unzufriedenheit verspüre. wenn man einmal den unterschied kennt, empfindet man es als geradezu unzumutbar, mit software zu arbeiten, die intern noch immer weitestgehend durch 8bit verarbeitungspipelines eingeengt ist. da können die tollsten grafischen oberflächen und immer brauchbaren bedienungsfeatures nicht viel dran ändern. das betrifft leider fast alle der hier genannten vorschläge, da sie sich ja im kern fast alle auf genau die selben darunter liegenden verarbeitungsframeworks stützen. pitivi wäre gewissermaßen als ausnahme zu sehen, da es im gegensatz zu den anderen nicht MLT od. ein davon abgeleitetes derivate als basis nutzt, sondern gstreamer, das in dieser hinsicht prinzipiell offener ist, nur ändert das nichts dran, dass pitivi eine einzige ewige baustelle repräsentiert, wo man seit jahren nicht wirklich vom fleck kommt. da gibt's einfach nichts daran zu beschönigen: das zeug taugt einfach wirklich nicht für den praktischen einsatz.

so bin ich dann der praxis doch immer wieder genötigt, zu div. schulversionen von, für meine zwecke eigentlich völlig überdimensionierter, high-end software zu greifen, die angesichts ihrer geringen verbreitung und damit verbundenen preisvorstellungen bei kommerzieller nutzung, gleich einmal alle vor ehrfurcht erzittern lassen bzw. vorwürfe evozieren, man würde damit in unzulässiger weise das allerheiligste der hohen priester der profesionallität entweihen. naja, mit solch seltsamen sicht von außen lernt man als linux-exot irgendwann einfach umzugehen.

das war in den 90er jahren, als ich die ersten linux-server auf der hiesigen uni zu demonstrationszwecken für einen vortrag aus computerschrott zusammengestalt habe nicht anders. zuerst haben es alle nur belächelt, und ein paar jahre später ist das zweitgrößte rechenzentrum der ganzen uni drum herum erwachsen. gerade die eigentlich sachkundigen profis von zentralen informatikdienst, waren in ihrer schrecklich eingeengten fixierung auf bekannte kommerzielle lösungen die allerletzten, die die tatsächlichen vorzüge und freiheiten dieser alternativen richtig einschätzen konnten. seit damals habe immer wieder aufs neue erleben müssen, wie anfgänglich für irgendwelche spezialaufgaben zuerst einmal nur irgendwelche kostenpflichtigen produkte od. das punktuelle ausweichen auf anderer betriebssysteme offen stand, aber dann plötzlich, wenn sich leute dieses mangel annehmen, native linux lösungen entstehen, die diese ursprünglichen kommerziellen ausweichmöglichkeiten weit überflügeln. "vmware" war so einen beispiel, an das ich heute kaum mehr denke, weil qemu-kvm um so viel effizienter funktioniert. noch dramatischer war es bei der ablöse von "bitbucket" durch git, die im kern ja quasi innerhalb weniger wochen umgesetzt wurde. wenn heute selbst microsoft git zur versionsverwaltung einsetzt, ist dass gewissermaßen nur mehr der letzte äußere beweis, um den damit verbundenen paradigmatischen wandel für jedermann sichtbar werden zu lassen.

ich würde zwar auch glauben, dass die unterschiede zwischen den verschiedenen betriebssytemen mittlerweile viel kleiner geworden sind -- was aber sehr viel damit zu tun hat, dass hier linux indirekt den boden für die akzeptanz typischer unix konventionen geebnet hat bzw. auf alle anderen systeme stark abgefärbt hat --, trotzdem würde ich das nicht in gleicher weise wie ihr beschreiben. dort wo wirklich innovativ geforscht wird bzw. ganz neue techniken erprobt werden, ist man linux definitiv auch heute noch immer ein unvergleichliches pflaster. die relativ geringe verbreitung als alltägliche desktop-arbeitsumgebung, ist in dieser hinsicht eher zweitrangig. würde man ihr mehr gewicht verleihen, wäre es mit dem großen abenteuer schnell vorbei und die entwicklung von linux genauso tzäge und unoriginell, wie man das aus dem kommerziellen und ausschließlich am kunden orientierten umfeld kennt.

ich bin jedenfalls weiterhin ziemlich zuversichtlich, dass es nur eine frage der zeit ist, bis auch im falle der videobearbeitung unter linux weitere gröbere verbesserungen einstellen. rund herum sind ja ohnehin schon einige pfeiler gesetzt. mit natron gibt's endlich eine software, die sauber in 32bit-verarbeitung video zu rendern versteht und jede nur erdenkliche erweiterung mittels OFX in srh effizienter weise erlaubt; mit ardour ist alles vorhanden, was man für für die professionele bearbeitung der tonspuren bzw. jackd-studio-synchronisation benötigt; fehlt also eigentlich nur mehr eine vernüftige timeline bzw. ein freies gegenstück zum nuke studio. damit wäre dann schließlich auch der editing arbeitsschritt vernünftig abgedeckt. das ist wirklich der einzige bereich, wo mir momentan wirklich noch etwas passendes freies fehlt.

über lightworks lass ich ich mich an dieser stelle ganz bewusst nicht weiter aus, weil es in meinen augen leider nichteinmal diese mühe wert ist. ;)



cantsin
Beiträge: 14269

Re: Videobearbeitung unter Linux 2018

Beitrag von cantsin »

mash_gh4 hat geschrieben: Di 27 Feb, 2018 20:26 das ist leider der punkt, wo ich trotz aller verbundenheit mit dem linux-umfeld, noch immer einige unzufriedenheit verspüre. wenn man einmal den unterschied kennt, empfindet man es als geradezu unzumutbar, mit software zu arbeiten, die intern noch immer weitestgehend durch 8bit verarbeitungspipelines eingeengt ist. da können die tollsten grafischen oberflächen und immer brauchbaren bedienungsfeatures nicht viel dran ändern.
Nicht nur dass, sondern auch die Tatsache, dass bis auf das idiosynkratische, alte und unzuverlässige Cinelerra keines der freien Linux-Schnittprogramma den Schnittprojekt-Austausch via FinalCutXML, AAF oder wenigstens EDL beherrscht. Sonst könnte man sich ein kleines Schnittprogramm auf seinen Linux-Laptop installieren, unterwegs (ggfs. mit Proxies) schneiden und anschließend den Schnitt zum Finishing auf einen Windows- oder Mac-Rechner in Premiere/Resolve/FCPX etc. importieren.



mash_gh4
Beiträge: 4716

Re: Videobearbeitung unter Linux 2018

Beitrag von mash_gh4 »

cantsin hat geschrieben: Di 27 Feb, 2018 20:54 Nicht nur das, sondern auch die Tatsache, dass bis auf das idiosynkratische, alte und unzuverlässige Cinelerra keines der freien Linux-Schnittprogramma den Schnittprojekt-Austausch via FinalCutXML, AAF oder wenigstens EDL beherrscht.
ja -- das ist ein punkt, den ich auch sofort unterschreiben würde!

allerdings stimmts nicht mehr ganz so durchgängig, dass man deshalb gleich das völlig antiquierte cinerella in seiner wohlverdienten grabesruhe stören müsste. für shotcut, kdenlive und blender gibt's bekanntlich auch rudementäre EDL import und export möglichkeiten -- in ersterem prgramm mittlerweile sogar fix eingebaut und verfügbar (...wobei es mich schon gefreut hat, jetzt beim googln danach gleich beim ersten treffer auf eine seite zu gelangen, wo ein hübscher GNU source code copyright banner zu sehen war, über dem mein namen als urheber prangt, obwohl das ja nur eine der quellen bzw. anregungen war, auf die sich die entsprechende gegenwärtig implementierung im shotcut stützt. :) )

wirklich ärgerlich ist aber vor allem der umstand, dass dieses feature in den freien schulversionen der größeren lösungen fast regelmäßig fehlt, weil jede hersteller es tunlichst vermeidet, mehr als die unmittelbare konkurrenz kostenfrei zugänglich zu machen. resolve ist hier in der tat eine ausgesprochen lobenswerte ausnahme -- aber die schwarzhemden streben eben auf eine subtilere weise nach dem uneingeschränkten weltherrschaftsanspruch und widerspruchslos hingenommener bevormundung.
cantsin hat geschrieben: Di 27 Feb, 2018 20:54Sonst könnte man sich ein kleines Schnittprogramm auf seinen Linux-Laptop installieren, unterwegs (ggfs. mit Proxies) schneiden und anschließend den Schnitt zum Finishing auf einen Windows- oder Mac-Rechner in Premiere/Resolve/FCPX etc. importieren.
das wird halt leider zusehends immer schwieriger umzusetzten, weil es normalerweise nicht alleine nur bei den schnittangaben bleibt, sondern z.b. auch irgendwelche einfachen farbkorrekturen od. die audio aussteuerung wenigstens grob übertragbar sein sollten. speziell bei den farben ist das ein fast unlösbares problem, weil da so viele ungute kontextbezogene vorgaben mit rein spielen.



CameraRick
Beiträge: 4806

Re: Videobearbeitung unter Linux 2018

Beitrag von CameraRick »

Hätte man den Artikel nicht eleganter auch "Videoschnitt unter Linux 2018" nennen können, wenn ihr eh nur Editoren vorstellt? :o)
ich schreibe hier nur in pausen auf der arbeit.



Peppermintpost
Beiträge: 2535

Re: Videobearbeitung unter Linux 2018

Beitrag von Peppermintpost »

Linux als dedizierte Workstation kann super sein und ist es meistens auch, Linux als allround System ist der Krampf des Jahrhunderts.

Über dedizierte Workstation möchte ich nicht sprechen, die die sowas brauchen können haben es meistens auch und wissen auch genau warum, die die das als Konzept doof finden, denen ist mit Argumenten auch nicht beizukommen also vergesse ich das mal schnell wieder.

Linux als Allrounder und Alternative zu OSX und Windows ist mMn nicht zu gebrauchen. Linux zeichnet sich in aller erster linie dadurch aus das genau das was man gerade will nicht standartmässig geht. Das sind teilweise Kleinigkeiten, teilweise aber auch Grundsätzlichkeiten. Da Linux natürlich eine grosse Entwicklergemeinschaft ist gibt es für fast jedes Problem auch eine Lösung, und das ist ja auch was Linux fans immer wieder betonen. Der Typische Satz eines Linux Vertreters ist immer "Wieso? geht doch". Ja klar, auf Linux geht alles, aber es geht alles auch immer nur mit riesen gefummel. Wenn ich gerade dabei bin irgend ein Projekt zu bearbeiten, dann ist es ja fast immer so das irgend ein Kunde oder Kumpel noch mit einer Datei vorbei kommt die dringend noch in den Film muss, und bei Linux ist der Standart nunmal das genau das Format out of the box halt nicht erkannt wird.
Das zieht dann immer eine riesen Reseach und Bastel Aktion nach sich das irgendwie zum laufen zu bringen. Weil gerade die Open Source Projekte aber kein Geld für den Entwickler einspielen ist das interesse diese dann auch aktuell zu halten begrenzt. D.H. das man schon beim installieren einer Software gerne mal in inkompatibilitäten mit anderer Software zu kämpfen hat. Also irgend ein gruseliges Datei Format zu benutzen, was unter OSX oder Win sofort geht kann sich unter Linux gerne mal zur 3 Stunden bastel Arie aufschaukeln.
Auch die angebotene Software macht oft nicht glücklich, natürlich gibt es ganz tolle Open Source Projekte die ganz herforragend funktionieren, Blender ist so ein Beispiel, das ist wirklich gut, Open Office ist super, da gibt es schon ein paar Beispiele, aber der Standart ist das Open Source oft ein Krampf ist der sich mit den kommerziellen Gegenstücken garnicht vergleichen lässt.
Auch als Cutter ist man ja relativ oft gezwungen mal eine Datei in Photoshop oder Illustrator aufzumachen und noch zu bearbeiten. Photoshop auf Linux heist Gimp. Das hat mit Adobe Photoshop 2018 aber wirklich fast nichts mehr gemeinsam, das ist eher auf dem Stand von Photoshop 3.0 von vor 20 Jahren und selbst damals konnte es mit PSD 3.0 nicht mithalten weil es in jeder Beziehung fummelliger war. Auch hier wieder der typische Linuxer Spruch: "Wieso? Geht doch, ich hab mit Gimp immer noch alles hin bekommen" Ja klar, stimmt auch, wenn es nicht anders geht bekommt man es auch hin, ich bekomme eine Dose Ravioli auch auf wenn ich eine Hand auf den Rücken gebunden habe, aber wenn ich die freie Wahl habe benutze ich dann doch lieber beide Hände.
Dazu kommt, Linux ist nicht gleich Linux. Es gibt zwei gängige Distributionen. Die Red Hat Liga mit Fedora, Centos usw und es gibt die Ubuntu Fraktion mit diversen Derivaten, die sind beide erst einmal nicht kompatibel, auch hier kann man alles kompatibel machen, ja, wie immer, alles ist möglich, aber es endet halt wieder in stundenlangem gebastel.

Die Frage ist, tut man sich mit Linux wirklich einen Gefallen? Klar Open Source ist kostenlos, aber unter OSX und WIN gibts auch sehr viel Software die frei verfügbar ist. Dann ist die Frage, muss es immer kostenlos sein? Wenn jemand einen guten Job macht eine Software zu schreiben die mir das Leben leichter macht, ist es dann nicht legitim das er dafür auch was verlangt? Und wenn ich 50 Euro im Monat spare weil ich Open Source benutze ich dafür aber jeden Monat 5 Stunden Zeit verliere, dann kann man sich die Frage stellen ob sich diese Rechnung lohnt.

Linux kann vieles ganz ganz toll, Linux ist OSX und WIN in einigen Bereichen mit sicherheit haushoch überlegen, aber als allround Betriebssystem zu funtionieren ist keine der Linux stärken.
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cantsin
Beiträge: 14269

Re: Videobearbeitung unter Linux 2018

Beitrag von cantsin »

Prinzipiell gebe ich Dir ja recht. Aber was Du schreibst, ist vor allem eine Frage der Perspektive. Wer von Windows und MacOS kommt und einen 1:1-Ersatz von Adobe CS/CC (+ funktionsähnliche Programme wie z.B. FCPX, Avid, Edius, Affinity Photo & Co.) sowie Microsoft Office sucht, wird mit Linux nicht glücklich.

Ich behaupte von mir, eine relativ Betriebssystem-agnostische Sicht zu haben, weil ich am Arbeitsplatz auf MacOS und am Heimrechner im Dualboot (Debian) Linux und Windows 10 (letzteres für alle Videosachen) arbeite. Aber meine eigene Perspektive ist eher umgekehrt: Wenn ein neuer Rechner bzw. ein neues Betriebssystem in Betrieb genommen wird, brauche ich erstmal unbedingt ein Unix-kompatibles Terminal + Shell (zsh) und darauf eine ganze Reihe Open Source-Kommandozeilenprogramme wie Perl, screen, vim, OpenSSH, rsync, ffmpeg, Imagemagick, sox, pandoc + LaTeX. Außerdem auf dem Desktop einen Open Source-Browser wie Chromium oder Firefox, Thunderbird für E-Mail, VLC und mpv als Mediaplayer, DisplayCal zur Bildschirmkalibrierung, Audacity für einfachen Audioschnitt, LibreOffice, Calibre für meine E-book-Sammlung sowie RawTherapee als Raw-Entwickler für digitale Fotos - und zwar egal ob unter Windows, MacOS oder Linux. Und zwar weil diese Programme zumindest für mich durch die Bank besser sind als die proprietären Alternativen. (Vor kurzem habe ich noch DxO Optics Pro bzw. DxO Studio zugunsten von RawTherapee aufgegeben, weil RT für mich die besseren Ergebnisse brachte.)

Es gibt auch ein paar Programme, die nur unter Linux gut laufen und die ich bei anderen Betriebssystemen vermisse wie z.B. die Bildbetrachter geeqie und qiv. Und, ob man's glaubt oder nicht, von allen Desktops (im Vergleich Mac OS X, Windows 10 und Linux) finde ich den Gnome-Desktop den besten und modernsten, einfach weil Mac OS und Windows, um Otto Normalnutzer nicht zu verschrecken, noch lauter alte Zöpfe aus den 90er Jahren mit sich rumschleppen, während die Gnome-Entwickler sich getraut haben, ihre Nutzerbasis gründlich aufzuschrecken (teilweise auch zu vertreiben) und einen radikal modernen Desktop zu bauen, der angenehm zurückhaltend ist und nicht mit allen möglichen Menüs, Docks und Statusleisten nervt, sondern minimalistisch um eine sehr gute Index-/Suchfunktion herum gebaut ist (für Leute, die unter Windows Programme vor allem mit der Windows Taste und den Anfangsbuchstaben starten und unter MacOS mit Apple-Space, nur noch einen Tick besser gelöst) und extrem übersichtlich ist. (Und sich einheitlich auf ein dunkles Theme einstellen lässt, so, wie sonst nur bei Adobe CC, FCPX, Resolve & Co. üblich!)

Der wirkliche Nachteil von Linux ist - neben fehlender professioneller Video- und Grafikbearbeitungssoftware - die schlechte Unterstützung von GPU-Hardware sowohl auf Open Source-Treiber-Ebene, als auch auf Anwendungsebene. In dieser Hinsicht ist das Betriebssystem nicht mehr zeitgemäß.



Peppermintpost
Beiträge: 2535

Re: Videobearbeitung unter Linux 2018

Beitrag von Peppermintpost »

@canstin

was die Programme betrifft die du aufgeführt hast, ich kenne nicht alle, aber bei allen die ich kenne bin ich 100% bei dir.
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mash_gh4
Beiträge: 4716

Re: Videobearbeitung unter Linux 2018

Beitrag von mash_gh4 »

ich bin dem cantsin wirklich dankbar, dass er das in in dieser recht vernünftigen und ausgewogenen weise aus einer anderen -- ziemlich realistischen -- sicht relativiert hat. fast allem, was er geschrieben hat kann ich zustimmen. ich bin froh, dass er mir damit zuvor gekommen ist, weil ich in diesen dingen bekanntlich noch eine viel radikalere/kompromisslosere sichtweise vertrete bzw. eben seit jahrzehnten fast ausschließlich mit linux arbeite, und die dinge deswegen auch einfach anders erlebe.

jedenfalls ist es für mich so -- auch wenn windows und mac user darüber nur zu lächeln vermögen bzw. es einfach mit einem hinweis auf div. weit verbreitet adobe-produkte und kompatibilitätsprobleme im umgang mit deren propietären dateiformaten abtun --, dass auch ich mich immer schrecklich unwohl fühle, wenn ich wiedereinmal auf diesen beiden anderen systemen arbeiten muss. ich hab dort auch immer das gefühl, dass mir unheimlich viele arbeitsmittel und gestaltungsmöglichkeiten fehlen, die unter linux ganz selbstverständlich verfügbar wären. speziell, wenn du auch programmierst, viel mit netz- und serverbasierenden aufgaben zu tun hast, oder einfach regelmäßig irgendwelche ganz seltsamen lösungn für künstlerische ideen realisieren musst, für die es definitiv noch keine fertige lösung zu kaufen gibt, sieht man manches einfach mit anderen augen.

das ganze hat aber sicher auch sehr viel mit dem ganz realen umfeld zu tun, in dem man sich bewegt. ich hab zum glück die meiste zeit in einrichtungen gearbeitet bzw. sie mit aufgebaut, in denen es nichts als linux-server und natürlich auch ausschließlich das selbige am desktop gab. wenn man in einer solchen arbeitsumgebung mit ein paar gleichgesinnten werkt, tut man sich einfach leichter, irgendwelchen kundschaften zu erklären, dass sie gefälligst kompatible austauschformate nutzen sollen, damit auch wirklich jeder was mit ihren daten anfangen kann. es ja in den meisten fällen eh nur desbezügliche unaufgeklärtheit, die wirklich probleme macht, aber nichts, dass man nicht mit ein bisserl mitdenken auch anders handhaben könnte.

ich würde daher die einleitende aussage vom peppermint: " als dedizierte Workstation kann [xy] super sein und ist es meistens auch, ... als allround System ist [es] der Krampf des Jahrhunderts" also eher umkehren bzw. nur auf windows od. macs anwenden, denn die benutze ich ja tatsächlich nur in genau diesem sinn -- also um in einer virtuellen umgebung einzelne spezialprogramme, für die es unter linux kein geeignetes gegenstück gibt, punktuell für eine ganz bestimmte aufgabe auszuführen. aber auch das mach ich eher in virtuellen umgebungen, weil ich die daten doch lieber auf zuverlässigern filesystemen liegen haben will bzw. dort parallel mit irgendwelchen hilfreichen scripts oft viel effizienter aufbereiten kann...

es ist allerdings nicht so, dass ich derart komplizierte verrenkungen unbedindingt gleich jedem ans herz legen würde. das ist aber aber in der praxis meist ohnehin nicht nicht nötig, weil die meisten anwender, mit dem was auch nativ unter linux gibt, einem webbrowser, libre-office, u.ä. vollauf glücklich sind und gar nicht mehr brauchen.

was die fotobearbeitung im speziellen angeht, kann ich ehrlich gestanden wirklich schon lange nicht mehr nachvollziehen, warum dafür manche leute glauben, dass sie ohne adobe produkte nicht leben können -- ich sprech hier hauptsächlich von kollegen, die beruflich in diesem feld tätig sind, die ich z.t. noch aus der zeit kenne, wo ich noch gemeinsam mit ihnen hinter der kamera gestanden bin. der grund dafür ist gar nicht so sehr die tatsache, dass ich nicht einsehen würde, dass man sich an manche programme einfach gewöhnt, und damit dann wirklich flott arbeit, oder das photoshop/lightroom/bridge nicht ganz gut ihre dienste erfüllen würden, -- nein! -- was mich viel mehr irritiert, ist die tatsache, wie wenige der dort verfügbaren möglichkeiten die leute tatsächlich nutzen! das bisserl photoshop, das tatsächlich praktisch genutzt wird, kann man in 99% der fälle auch mit dem popeligen gimp umsetzen -- ja, in wahrheit sogar deutlich mehr.

allerdings gibt's am gimp selbst leider wirklich nicht viel schönzureden. da ist der wind definitv schon lange aus den segeln! es ist einfach eine katastrophe, dass man für die dortige deep-color-unterstützung schon seit jahren irgendwelche entwicklerversion verwenden muss und die offizielle release wenigstens in dieser hinsicht tatsächlich unzumutbar veraltet wirkt. dafür tut sich bei krita ganz offensichtlich in den letzten jahren einiges -- auch wenn ich diseses programm nicht so gerne benutze. wie cantsin nutze ich allerdings vorwiegend darktable, wenn es tatsächlich um das ausarbeiten eigener fotos geht.

gerade bei gimp war das ja ursprünglich wirklich alles ganz anders. damals war es gewissermaßen das aushängeschild der freien szene -- ein programm, in dem wirklich innovative wege beschritten wurden bzw. neues von grund auf anders gemacht werden sollte. kaum jemand erinnert sich heute mehr daran, wie linux damals ausgesehen hat. die einzige einigermaßen vernünftige widget-library, die es gab, war motif, und davon gab es keine open source version. man musste es sich kaufen, um dann damit diverse programme mit grafischen oberflächen überhaupt erst mühselig für das eigene system kompilieren zu können. um gimp realisieren zu können und in benutzerfreundlicher weise zugänglich zu machen, musste also tatsächlich im vorfeld auch ein ersatz für diesen mangel von grund auf neu entwickelt werden: GTK. das dieser umweg derart viel aufwand bedeuten sollte, dass sich gimp dagegen fast wie eine lächerliche demo-applikation ausnimmt und am rande halt auch Gnome entstehen sollte, hat damals wohl niemand vorhersehen können. mittlerweile ist natürlich auch GTK nicht mehr ganz der letzte schrei und QT in viellerlei hinsicht wichtiger. beide repräsentieren aber trotzdem ziemlich gut, worum es bei linux immer hauptsächlich ging: wirklich gute basisinfrastruktur und elementare werkzeuge bereitzustellen.

wenn es heute programme gibt, die tatsächlich auf mehreren plattformen vernünftig zu nutzen sind -- wie gesagt: nuke halte ich diesbezüglich für ausgesprochen vorbildlich -- ist das definitiv nicht den beiden großen platzhirschen unter den betriebssystemen zu verdanken. dass die meisten kommerziellen softwarehersteller sich zwar weiterhin liebend gerne all diesen errungenschaften aus den linux-umfeld bedienen, und es im high-end- od. server-umfeld auch fast selbstverständlich selbst zu nutzen pflegen, hat nur leider nichts daran geändert, dass sie auch weiterhin nicht das geringste an die dortige benutzergemeinschaft zurückgeben bereit sind. das ist leider eine wirkliche katastrophe, sonst könnte die situation mittlerweile deutlich entspannter aussehen.
cantsin hat geschrieben:Der wirkliche Nachteil von Linux ist - neben fehlender professioneller Video- und Grafikbearbeitungssoftware - die schlechte Unterstützung von GPU-Hardware sowohl auf Open Source-Treiber-Ebene, als auch auf Anwendungsebene. In dieser Hinsicht ist das Betriebssystem nicht mehr zeitgemäß.
einerseits stimmt das nicht so ganz, weil du auch im bezug auf GPUs, wenn es um wirklich anspruchsvolle sachen geht (GPU-cluster, HPC), wieder jede menge software findest, die praktisch nur unter linux zur verfügung steht bzw. für derartige herausforderungen in der praxis ohnehin kaum ein anders betriebsssytem genutzt wird.

aber auf der ebene der normalsterblichen schaut es natürlich ein bisserl anders aus. das hauptproblem ist da aber nvidia selbst bzw. deren völlig unkooperative haltung, die es unabhängigen entwicklern nicht unbedingt leicht macht, hier irgendwelche freiheiten zu eröffnen.

das ergebnis ist tatsächlich mehr als unbefriedigend. es ist wirklich ein krampf, mit wie viel GPU-bezogen gravierenden bugs man sich ständig herumschlagen muss. beim videobearbeiten sticht einem das u.u. noch gar nicht so sehr ins auge, weil man dort ja gewöhnlich nur mit fertigen programmen arbeitet und viele fallstricke bereits im vorfeld von den betreffenden applikationsentwicklern aus dem weg geräumt wurden. nachdem ich in letzter zeit aber relativ viel mit div. deep learning tools zu tun hatte, habe ich da wieder meine blauen wunder erleben dürfen. so toll GPUs natürlich sind, so fürchterlich können sie mit all ihren unverzeihlichen bugs auch nerven!

es ist jedenfalls kein wunder, wenn die entsprechende hardwarebeschleunigung in vielen linux-anwendungen ganz bewusst defaultmäßig abgeschalten sind, weil es oft einfach wirklich fast unmöglich ist, all die damit verbundnen probleme in den griff zu bekommen.

allerdings will ich damit auch nichts beschönigen. ich würde mir manchmal auch wünschen wenn freie programme diebezüglich vorbildlicher programmiert wären.

weil ja in letzter zeit öfter techniken, die eigentlich aus der bildverarbeitung kommen, auch im ml umfeld plötzlich auftauchen (tensor comprehensions, TVM), da es dabei tlw. um ganz ähnliche problemstellungen bzgl. der optimierten umsetzung geht, ist mir erst wieder bewusst worden, um wie viel weiter wir da eigentlich schon sein könnten.

die gerade genannten beispiele stützen sich beide auf Halide eine domain spezifische programmiersprachenerweiterung, die unglaublich effiziente code-optimierung sowohl auf der CPU, wie auch auf GPUs, deutlich einfacher umsetzbar macht. das ist mittlerweile eigentlich nichts neues und eben auch wieder nur eines dieser tollen werkzeuge, dass direkt aus der akademischen forschung kommt, nicht von irgendeinem namhaften hersteller. spannend an jenen dingen, die halide zu optimieren hilft, ist aber vor allem auch, dass es aufzeigt bzwm besser zu verstehen hilft, warum einfachere formen der GPU-beschleunigung oft nicht wirklich überzeugen. gerade in hoch in fragmentierten systemen -- also mit piplines, die sich auf unmengen an kommunizierende plugins und externe libraries stützen, um uns maximale flexibilität einzuräumen -- lässt der damit verbundene geschwindigkeitsgewinn oft stark zu wünschen über. eine optimierte compilierung des datenflusses würde hier oft deutlich mehr sinn machen, um die ganzen vorzüge der berechnung auf der GPU nicht wieder durch I/O und memory transfers zu schmälern. das sind ganz grundsätzliche fragen, auf die du leider momentan in den verfügbaren open source linux video lösungen tatsächlich keine antwort finden wirst, sondern höchstens bei irgendwelchen darauf spezialisierten herstellern, die ihr diesbezügliches know-how aus guten gründen nicht zu teilen gedenken.



Frank Glencairn
Beiträge: 23055

Re: Videobearbeitung unter Linux 2018

Beitrag von Frank Glencairn »

mash_gh4 hat geschrieben: Di 27 Feb, 2018 20:26

am einschneidensten ist wohl der umstand, dass man mit dem resolve unter linux ohne decklink-karte schlicht und einfach keinen sound raus bekommt! die systemtypischen audio schnittstellen ...

leider ist diese audio-beschränkung -- die ohnehin sehr stark daran erinnert, wie trotzig sich BMD ja auch auf den anderen betriebssystemen dagegen sträubt, den benutzern eine vernünftige vollbildvorschau über computerübliche fix vorhandene ausgabeschnittstellen anzubieten, ...

die liste dieser unterschiede und einschränkungen ist aber in wahrheit leider noch deutlich länger. das hat vor allem auch darin seinen grund, dass bug reports und user feedback betreffend der verwendung von resolve unter linux praktisch überhaupt kein gehör findet. man braucht sich dazu nur anschauen, wie selten sich das das suchwort "linux" in den changelogs aller jener neunen resolve releases seit der offiziellen freigabe unter linux finden. ...

Resolve kommt ja ursprünglich von Linux/Unix und wurde ja erst auf Win/Mac portiert, nachdem BM den Laden gekauft hatte.

Resolve unter Linux wird zu über 95% von Profis benutzt.
Die haben natürlich einen Techniker, der ihnen die Kisten genau nach BM Vorgaben zu einem Komplettsystem mit Panels, I/O etc. konfiguriert und wartet, und natürlich arbeiten die auch nicht mit unprofessionellen Schnittstellen für Video und Ton, weil das halt für Produktionen ab einer gewissen Klasse ein No-Go ist. Und nein die arbeiten natürlich auch nicht auf Laptops.

Die Restlichen 5% sind Linux Fans, die versuchen das Programm mit Gewalt auf ner Hardware/OS Kombination - womöglich noch auf einem total untermotoriesiertem uralt Laptop - zu betreiben, für die es nicht gedacht ist.
Das führt NATÜRLICH zu allen möglichen Problemen, über die man dann in Foren rumjammern kann.
Sapere aude - de omnibus dubitandum



Peppermintpost
Beiträge: 2535

Re: Videobearbeitung unter Linux 2018

Beitrag von Peppermintpost »

@Frank G

was du vergessen hast was ja ebenfalls oft dazu kommt ist das auf solchen Systemen dann ja auch eigendlich keine von YouTube downgelodeten grusel Codecs verarbeitet werden und das Audio die meisten in der Telecine auch null interessiert weil man wenn man Ton ünerhaupt mitlaufen lässt den final bearbeitet aus dem Tonstudio in passenden Codec drunter legt.

Das ist halt genau die Clientel die ich am Anfang auch beschrieben habe, die wollen eine dedizierte Workstation für eine einzige Anwendung die dann aber richtig Performance raus haut. Genau das bekommt man dann auch aber genau die allround fähigkeiten gehen dann entsprechend auch verlohren bzw werden eingeschränkt.
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leave the gun take the cannoli
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www.movie-grinder.com



SamD
Beiträge: 1

Re: Videobearbeitung unter Linux 2018

Beitrag von SamD »

Leider sind eure Informationen bezüglich Cinelerra etwas veraltet. Cinelerra GG 5.1 wird aktiv weiterentwickelt und beherrscht sehr wohl den EDL Export nach CMX 3600 Format. Darüber hinaus wurde es stabilisiert und es treten kaum noch Abstürze auf. Nested Assets werden unterstützt. Calf Studio Gear Plugins (LV2), ca. 51 Stück, werden unterstützt, was einem fast kompletten Tonstudio gleich kommt. Es werden nahezu fast alle gängigsten Videoformate unterstützt, von h264, h265 und webm, etc. Cinelerra beherrscht das BT2020 Farbspektrum, 8K Video-Formate, Renderfarmen, Motion Tracking (Plugin findObject), Geschwindigkeitsanpassungen des Video direkt per Speed curve, und arbeitet auch mit Proxies. Ein Screenshot- und Screencast-Werkzeug wurden integriert. Bei sämtliche Video- und Audio-Dateien kann man im Ressourcen-Fenster per einfachen Mausklick die Vorschau starten. Audiostücke werden nach dem Farbspektrum farblich markiert um die Länge eines Audiostück besser darzustellen. Durch meine Mitarbeit wurden sogar die Icons modernisiert. Als nächstes wird Cinelerra noch ein moderneres Interface verpasst. Es verfügt über 201 Videofilter und weit über 250 Audio Plugins. In Diskussion sind noch eine direkte Schnittstelle zu der Ardour Audioworkstation und Natron Compositing. Primärer Entwicklungs-Fokus ist die Verbesserung der Bedienung. Hier sind noch ein paar Baustellen offen, aber die werden sicherlich in den nächsten drei bis sechs Monaten fertig bzw. erledigt sein.

Grüße
Sam



mash_gh4
Beiträge: 4716

Re: Videobearbeitung unter Linux 2018

Beitrag von mash_gh4 »

Cinelerra GG 5.1 wird aktiv weiterentwickelt...
finde ich natürlich toll, dass du dich da engagierst, und ich drück dir auch gerne die daumen, aber ehrlich gestanden kann ich mir kaum vorstellen, wie man ein derartiges ungetüm aus längst vergangen zeiten nocheinmal wiederbeleben können sollte? da hat sich einfach mittlerweile zu viel getan bzw. an qualitätsmaßstäben und ansprüchen verschoben, als das man damit heute noch glücklich werden könnte. aber, wie gesagt, das ist nur meine ganz private einschätzung, und ich würde durchaus drüber freuen, wenn sie sich irgendwann tatsächlich als völlig unhaltbar herausstellen sollte...



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