Naja diese Ineffektivität ist nun mal die Kehrseite des ach so tollen digitalen Aufnahmezeitalters. Zu analogen Filmzeiten war man regelrecht gezwungen nicht verschwenderisch aufzunehmen, weil Film war halt nicht gerade günstig. Ein Brian De Palma oder Francis Ford Coppolla haben nicht umsonst unzählige Proben am Set machen lassen, bevor der Befehl "camera rolling" ausgerufen wurde, und es letztendlich nicht mehr als zwei oder drei Takes Bedarf bis die Szene im Kasten war.Frank Glencairn hat geschrieben: ↑Do 03 Mai, 2018 10:11 Deshalb liegt für mich, der kreative Moment in den Entscheidungen VOR der Aufnahme, und nicht im Schnitt.
Da kann man dann mit ein paar Kniffen und Taschenspielertricks vielleicht noch was retten, wenn die ursprüngliche Entscheidung schlecht war, oder was falsch gelaufen ist, aber der Ansatz, "wir haben keine richtige Idee/Vorstellung von der Szene, deshalb covern erstmal soviel wie möglich, und dann im Schnitt schauen wir mal, ob uns was einfällt", halte ich für extrem ineffektiv.
Ich kann mich noch erinnern, was sich Michael Mann bei einem Inteview zu Collateral einen Keks gefreut hatte und schwadronierte, dass es mit der Thomson Viper ja so toll wäre endlich so viele Takes machen zu können wie man für erforderlich hielt um sich die beste Szene dann beim Schnitt aussuchen zu dürfen.
Und die aktuelle Generation der Regisseure kennt nunmal nichts anderes mehr als digitale Aufzeichnung. So wird sich die o.g. Ineffektivität, bzw. das Mantra "We do it in post" über kurz oder lang als Status Quo durchsetzen.
Nachtrag: Jetzt könnte natürlich der eine oder andere slashCAM Forenbesserwisser mit Stanley Kubrick mit seinen hunderten von Takes pro Szene als Gegenbeispiel kommen. Nur war Kubrick in diesem Fall eine absolute Ausnahme, er kam von der Fotografie und arbeitete so nach der Philisophie des perfekten Bilds. Die Aufzeichnung des einen besonderen Moments wollte er in jeder einzelnen Szene realisieren.