dienstag_01 hat geschrieben: ↑Sa 18 Jan, 2025 13:38
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das was mit den Kontakten zu tun hat. Manuell ist manuell, wozu gibt es sonst diese Assistenten.
Bisher gibt es bei allen Spiegelloskameras und Objektiven ohne elektronischen Kontakten die folgenden Einschränkungen: (a) keine Übermittlung von EXIF-Daten, wodurch die Kamera auch nicht weiss, welche Blende und welche Brennweite vorliegt (weshalb sich z.B. ein vorhandener IBIS nicht automatisch auf die Brennweite optimieren kann), (b) keine Koppelung des Fokusrings, weshalb man Fokushilfen wie z.B. elektronische Lupe nur händisch am Kamerabody aktivieren kann.
Es gibt z.B. von Voigtländer vollmanuelle Objektive (wie das 27mm/f2 für Fuji X) mit elektronischer Koppelung. Dann kannst Du die Kamera so konfigurieren, dass z.B. Fokuspeaking und Fokuslupe automatisch anspringen, sobald Du am Fokusring des Objektiv drehst.
Die Lösung von Nikon ist aber noch eleganter. Du hast eine focus confirmation box, die von gelb auf grün geht, wenn das Motiv innerhalb der Box scharfgestellt ist, auch bei nicht-gekoppelten Objektiven. Darüber hinaus lässt sich diese Box an subject tracking koppeln, sie wandert also mit einem getrackten Motiv auf dem Display mit, auch ohne jeglichen AF. Du kannst also z.B. als Strassenfotograf ein vollmanuelles Objektiv vor die Kamera schrauben, prinzipiell mit zone focussing arbeiten, und zusätzlich vorm Auslösen den Gegenstand oder die Person, die Du scharf im Bild haben willst, auf dem Display antippen, tracken lassen und dann manuell die Schärfe justieren, bis die Fokusbox grün wird.
Oder Du lässt die focus confirmation box, wie bei einer Messsucherkamera (bzw. einer Leica M), einfach in der Mitte des Bilds. Es entfällt dann jedes manuelles Aktivieren der Fokushilfe, und Du kannst ohne Ein- und Ausschalten einer Fokuslupe sicher manuell scharfstellen.
Wenn man noch berücksichtigt, dass bei klassischen Messsucherkameras - inkl. den heutigen digitalen Leica Ms - sowohl die Kamera, als auch die Objektive regelmässig gewartet bzw. mechanisch nachjustiert werden müssen, damit die Messsucher-Fokushilfe noch stimmt, dann ist der Ansatz von Nikon deutlich moderner und vor allem präziser (ohne die mechanischen Toleranzen) und macht damit das klassische Messsucherverfahren weitgehend obsolet. - Weitgehend, weil man bei klassischen Messsucherkameras immer noch den Vorteil hat, im optischen Sucher nicht nur den gewählten Bildausschnitt zu sehen, sondern auch darüber hinaus (= jenseits der frame lines), was mit einer Spiegelloskameras nur mit Sensorcrop und dem damit verbundenen Auflösungsverlust und höherem Bildrauschen geht.
Wir sind jetzt also in der leicht absurden Situation, dass seit der Nikon Zf auch viele klassische Leica-Fotografen der Meinung sind, dass Nikon das bessere Spiegellos-System für adaptierte Leica M-Objektive ist (trotz des nicht 100% für solche Objektive optimierten Sensorstacks) als Leica SL. Was eben nicht (nur) am Retro-Design der Zf liegt.