slashCAM
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Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von slashCAM »


Autokinos sind im Wiederkommen, doch einer aktuellen Umfrage zufolge würden deutsche Kinogänger auch wieder ins normale Kino gehen, wenn sie dürften - 93% der 865 Befrag...
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Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst



7River
Beiträge: 3749

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von 7River »

Also Sicherheitsabstand, Desinfektionsmittel und begrenzte Zuschauer machen Sinn. Bei den Maßnahmen würde ich wieder ins Kino gehen.
„Wissen Sie, Ryback, aussehen tut's köstlich. Aber riechen tut's wie Schweinefraß. Ich hab' Ihren Scheiß lang genug geduldet. Nur weil der Captain die Art liebt, wie Sie kochen. Aber dieses eine Mal ist er nicht hier und wird Ihnen nicht helfen können.“



Hayos
Beiträge: 298

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von Hayos »

Na da ich bin mal gespannt...Aber mal so als Gegenthese: Ich hab' hier beim Fahrradfahren durch die Dörfer in letzter Zeit mehrfach(!) große Pappverpackungen von großen 4K-Fernsehern erspähen können.

Könnte mir vorstellen, dass einige nach Corona keinen Bock mehr haben in die Stadt zu fahren, wenn man zu Hause günstiger und ohne großen Aufwand gucken kann. Universal will ja nach dem Erfolg von "Trolls - Worldtour" auch nach Corona ausgewählte Filme parallel zum Kino Release online anbieten. Gerade für Familien selbst bei 15 Euro Leihgebühr (soviel kostete "Trolls") auch finanziell ein sehr lohnenswert. Und Kindern ist es egal, wo sie ihren Film gucken. Hab' noch nie ein Kind gehört: "Och nö, den will ich im Kino 8K gucken!" ;)



godehart
Beiträge: 184

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von godehart »

Als Gesellschaft sollten wir uns langsam Gedanken machen, ob wir das Kino als Kulturform weiter erhalten wollen. Wenn wir es dem Markt überlassen, dann kann es sein das wir bald keine Kinos mehr haben.



hexeric
Beiträge: 266

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von hexeric »

godehart hat geschrieben: So 03 Mai, 2020 14:35 Als Gesellschaft sollten wir uns langsam Gedanken machen, ob wir das Kino als Kulturform weiter erhalten wollen. Wenn wir es dem Markt überlassen, dann kann es sein das wir bald keine Kinos mehr haben.
amen. aber kino bringt immer noch am meisten geld, so viel zum "markt"



hexeric
Beiträge: 266

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von hexeric »

Hayos hat geschrieben: So 03 Mai, 2020 13:56 Na da ich bin mal gespannt...Aber mal so als Gegenthese: Ich hab' hier beim Fahrradfahren durch die Dörfer in letzter Zeit mehrfach(!) große Pappverpackungen von großen 4K-Fernsehern erspähen können.

Könnte mir vorstellen, dass einige nach Corona keinen Bock mehr haben in die Stadt zu fahren, wenn man zu Hause günstiger und ohne großen Aufwand gucken kann. Universal will ja nach dem Erfolg von "Trolls - Worldtour" auch nach Corona ausgewählte Filme parallel zum Kino Release online anbieten. Gerade für Familien selbst bei 15 Euro Leihgebühr (soviel kostete "Trolls") auch finanziell ein sehr lohnenswert. Und Kindern ist es egal, wo sie ihren Film gucken. Hab' noch nie ein Kind gehört: "Och nö, den will ich im Kino 8K gucken!" ;)
kino wird dann eher was für die eltern als date und entspannung. aber mal ehrlich: wer sich den film um 15€ leiht, darf sich nicht über "teure" kinotickets beschweren. fast zu 100% geht der erlös an den lizenzgeber, nicht das kino – das lebt von essen&trinken und werbung. das gefühl kino lässt sich schwer zuhause ersetzen, als gesellschaft begeben wir uns aber dort hin, was "wall-e" umschreibt: übergewichtige, immobile säcke, die ihr ganzes leben in einem hitech fliege-sessel verbringen



Hayos
Beiträge: 298

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von Hayos »

@Hexeric:

Man bezahlt aber 15€ für die ganze Familie - das ist doch ein fairer Preis. Und gibt es die Magie des Kinos überhaupt noch? Ich bin zwei Jahrzehnte wöchentlicher Sneak-Gänger gewesen, habe aber vor 3 Jahren abgebrochen, als auch in der Sneak das Verhalten meiner Mitzuschauer immer asozialer wurde. Quatschen, ständig Smartphone checken, in die Rücklehne treten - und bei Ermahnungen kein Verständnis zeigen. Dann über eine halbe Stunde vorher Werbung, weiter steigende Preise, etc pp.

Kurz gesagt: Für mich persönlich ist das Kino (als Institution) schon lange tot. Und ich bin sehr glücklich mit meinem Beamer und großer Leinwand, wo ich als Pixel-Peeper alles so einstellen kann, wie ich das will. Dann werden Freunde eingeladen und gut ist.

P.S. und ich bin eher stark untergewichtig ;)



iasi
Beiträge: 24486

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von iasi »

hexeric hat geschrieben: So 03 Mai, 2020 15:53
godehart hat geschrieben: So 03 Mai, 2020 14:35 Als Gesellschaft sollten wir uns langsam Gedanken machen, ob wir das Kino als Kulturform weiter erhalten wollen. Wenn wir es dem Markt überlassen, dann kann es sein das wir bald keine Kinos mehr haben.
amen. aber kino bringt immer noch am meisten geld, so viel zum "markt"
Wer sagt das denn?

Den Studios bleibt nur 50% der Kinokartenerlöse - in China sogar nur 25%. Zudem kostet auch die Distripution - wenn ein Studio eh schon ein Streamingprotal betreibt, spart es auch diese Kosten.

Einzig das gemeinsame Erlebnis wird die Leute auch weiterhin ins Kino treiben.
http://www.robots-and-dragons.de/node/22476
Letztes Video: Die Stimmung im Kino war wohl gut.



Drushba
Beiträge: 2513

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von Drushba »

Also ich bin aus zweierlei Gründen froh, wenn die Distribution aus den Kinos genommen wird und über Internet stattfindet. Zum einen reden seit Jahren irgendwelche Leute immer lauter und länger während den sensibelsten oder spannendsten Momenten. Das Thema hatten wir zwar schonmal in einem anderen Thread, aber es hat sich ja nichts geändert seither. Das reisst mich immer raus und ärgert mich ziemlich. Sehr oft plappernde Senioren übrigens, die zuvor wohl 40 Jahre lang nicht mehr im Kino waren und vergessen haben, während der Vorführung anstandshalber die Klappe zu halten. Ich leg mich dann meist nach einer Weile des genervten Abwartens mit denen an und der Film ist mir verdorben. Und ich finde, es wird von Jahr zu Jahr schlimmer.

Zum anderen aber halte ich die Kurzform des 100-Minüters für ziemlich überholt. Es muß nicht unbedingt eine Serie mit 9 Seasons sein, aber für viele Geschichten würden sich auch Mehrteiler oder eben mehrstündige Langversionen anbieten, wo ich mir selbst einteile, wann ich wieviel schaue. Mehr Zeit bedeutet mehr Möglichkeiten zur Figurenentwicklung, mehr Handlung, mehr Tiefe.

Kino ist hierzulande leider zum beengenden Flaschenhals geworden, weil die Förderungen immer noch die Kinoauswertung zwingend als Kriterium vorschreiben. Aber Kinoauswertung bedeutet bei europäischen Filmen in aller Regel maximal 100 Minuten! In der Literatur wäre das gerade mal eine Kurzgeschichte. Ohne Kino gäbe es nicht diesen Zwang zur Drehbuchverstümmelung. Bin früher gerne ins Kino gegangen, aber das massenhafte Geschwatze im Saal und die Förderbürokratie lassen mich inzwischen hoffen, dass diese museale Form der Filmrezeption bald der Vergangenheit angehört. :)
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



roki100
Beiträge: 15316

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von roki100 »

also ich vermisse Kino garnicht. Auch wenn das normale leben zurückkehrt werde ich Kino garnicht vermissen.
Mir reicht Sky, Netflix... völlig aus.
"Deine Zeit ist begrenzt. Verschwende sie nicht damit, das Leben eines Anderen zu leben"
(Steve Jobs)



Bluboy
Beiträge: 4410

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von Bluboy »

Ich veemisse Kino nur in dem Sinn, dass sich das Stadtrbild verändert



moowy_mäkka
Beiträge: 57

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von moowy_mäkka »

Zunächst einmal schließe ich mich den Beschwerden der Vorredner an, dass
es im Kino immer wieder Personen gibt, die ihre Mitmenschen nicht respektieren:
Dazwischenreden, Nahrungsmittelverpackungsknistern, hochgesteckte Frisuren
oder (seit ca. einem Jahrzent) die extrem wichtige Benutzung des Handys mit dem
extrem hellen Bildschirm, der von der Bild-/Projektionswand ablenkt - und das
alles muss man ertragen während der Film läuft.

Nun zum Thema.
Vor dem Kino gab es Opern- und Theaterhäuser. Beides gibt es immer noch, aber
entweder werden diese Einrichtungen vom Staat gestützt oder sie sprechen nur
einen sehr geringen Kundenkreis an oder es trifft beides zu. Es sieht so aus,
als ob nun auch die Kinos das gleiche erwartet, was mit Opern- und Theaterhäusern
geschehen ist.

Es wird weiterhin Kinos geben, diese werden aber vermutlich nur in einer deutlich
verringerten Menge existieren, auf staatliche Hilfe angewiesen sein und wegen der
deutschen Filmförderung größtenteils (oder ausschließlich) deutsche Filme zeigen
bzw. sich auf "Spezialitäten" konzentrieren (wie die berliner Kinos "Zeughaus"
und "Arsenal").

Sollte es tatsächlich soweit kommen, dann würde die Anzahl der Kinobesucher stark
sinken. Man könnte dann mehr Menschen in die Kinos locken, indem man eine Marktlücke
nutzt, die bisher weder von VoD-Diensten, TV-Sendern noch DVD-/BD-Anbietern
geschlossen wurde. Dazu müsste den körperlich behinderten Menschen mehr Möglichkeiten
gegeben werden: das Zurverfügungstellen von Stellflächen für Rollstuhlfahrer in der
Mitte des Saals (anstatt ganz außen), Audiodeskription für Sehbehinderte, Untertitel
und diverse Höranlagen (induktiv, infrarot, FM-Funk, WLAN) für schwerhörige Personen.
In den Kinos sieht man sehr selten körperlich behinderte Menschen. Ein sozialer Staat
sollte körperlich behinderten Menschen mehr Möglichkeiten geben (nicht nur im Kino).

Trotz meiner Beschwerde am Textanfang, würde ich lieber ins Kino gehen, mir die
Werbung anschauen und die zeitweiligen Fürze anderer Zuschauer im Nachbarsessel
aushalten, anstatt mich an ein VoD-Abonnement zu binden.



iasi
Beiträge: 24486

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von iasi »

Es gibt Menschen, die wollen das gemeinsame Erlebnis.
Sie wollen die Atmosphäre eines verdunkelten Kinosaals.
...

Hier nochmal der Link - das letzte Video verdeutlicht, was ich meine:
http://www.robots-and-dragons.de/node/22476

Es gibt CDs und dennoch gehen die Leute auf Konzerte - warum wohl ...

Streaming mag ja nett sein, aber
1. ist die Auswahl eher doch sehr beschränkt
2. sind Ton- und Bildqualität nicht so überwältigend, wie die Streamingdienste es einem einzureden versuchen.

Auch ist die Soundbar in vielen Haushalten - ganz zu schweigen von den TV-Tröten - wohl nicht mit einer Sooundanlage in einem Kino vergleichbar.



cantsin
Beiträge: 14305

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von cantsin »

Meine ketzerische Meinung: Seitdem bei mir ein OLED-TV steht, möchte nicht mehr ins Kino zurück. Die Verleiher können IMHO lieber heute als morgen auf Streaming-Premieren umschalten, und ich würde den gleichen Preis dafür bezahlen wie für eine Kinokarte. Schließe mich daher dem Vorposter an, dass Kino als kommerzielles Unternehmen keine Zukunft hat und eine subventionierte Kulturerbe-Veranstaltung wird wie Stadttheater.

Wenn man gemeinsam Filme sehen will, geht das (abgesehen von Hausbesuchen) - wie ich in diesen Zeiten feststelle - auch ganz prima mit Mitteln wie "Netflix Party" (jetzt noch eine Browser-Erweiterung, wird in der Zukunft sicher ein Standardfeature von Streamingdiensten). Finde das deutlich angenehmer als im Kino zwischen den Popcornessern zu sitzen.

Die Corona-Krise ist da nur Brandbeschleuniger einer sowieso laufenden Entwicklung, die ebenso auch die meisten Ladengeschäfte zu einem Ding der Vergangenheit machen wird.
iasi hat geschrieben: Di 05 Mai, 2020 16:49 Es gibt CDs und dennoch gehen die Leute auf Konzerte - warum wohl ...
Der Vergleich hinkt völlig, weil es beim Kino nur ums Abspielen derselben Konserve in zwei verschiedenen Umgebungen geht - wenn dann schon, wäre das Äquivalent Film versus Theater. Und da ist das Urteil der Geschichte ja schon lange gesprochen.

Und eigentlich hat auch die Filmindustrie den Trend erkannt, indem fast nur noch Superhelden-CGI-Franchise-Spektakel als große Kinofilme produziert werden. Meine Prognose: Es bleiben ein paar subventionierte Programmkinos übrig und pro Stadt vielleicht ein Multiplex für Krawall-Blockbuster, in das fast nur noch Teenager gehen werden, die sich die volle Bild-, Sound- und Popcorn-/Nacho-Ladung geben wollen, der Rest stirbt aus.
Zuletzt geändert von cantsin am Di 05 Mai, 2020 16:57, insgesamt 1-mal geändert.



iasi
Beiträge: 24486

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von iasi »

Ja - und natürlich kann man zuhause in der tollen (und teuren) Küche auch sehr gutes Essen zubereiten. Dennoch gehen die Leute in Restaurants.



cantsin
Beiträge: 14305

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von cantsin »

iasi hat geschrieben: Di 05 Mai, 2020 16:56 Ja - und natürlich kann man zuhause in der tollen (und teuren) Küche auch sehr gutes Essen zubereiten. Dennoch gehen die Leute in Restaurants.
Wieder hinkt Dein Vergleich. Wenn, dann müsstest Du Selberkochen vs. Restaurant vergleichen mit selbstgedrehtes Video vs. Kino. Der passende Vergleich wären Restaurants vs. Food-Delivery. Und auch da fallen gerade die Würfel, und zwar ziemlich eindeutig:

_DSF7359-1.jpg
(Hab das Foto vorgestern geschossen.)
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.



iasi
Beiträge: 24486

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von iasi »

cantsin hat geschrieben: Di 05 Mai, 2020 16:51
iasi hat geschrieben: Di 05 Mai, 2020 16:49 Es gibt CDs und dennoch gehen die Leute auf Konzerte - warum wohl ...
Der Vergleich hinkt völlig, weil es beim Kino nur ums Abspielen derselben Konserve in zwei verschiedenen Umgebungen geht - wenn dann schon, wäre das Äquivalent Film versus Theater. Und da ist das Urteil der Geschichte ja schon lange gesprochen.

Und eigentlich hat auch die Filmindustrie den Trend erkannt, indem fast nur noch Superhelden-CGI-Franchise-Spektakel als große Kinofilme produziert werden. Meine Prognose: Es bleiben ein paar subventionierte Programmkinos übrig und pro Stadt vielleicht ein Multiplex für Krawall-Blockbuster, in das fast nur noch Teenager gehen werden, die sich die volle Bild-, Sound- und Popcorn-/Nacho-Ladung geben wollen, der Rest stirbt aus.
Den Event-Charakter hat auch ein Film im Kino.

Die Filmindustrie produziert das, was die Leute sehen wollen und daher auch sehr viel Geld einbringt.

Und es gibt auch heute noch die besondern und herausragenden Filme, die erfolgreich in Kinos laufen.
Die großen TV-Geräte stehen schon lange in den Wohnzimmern und auch Netflix gibt es schon lange. Aber dennoch spielen Filme so viel Geld ein, wie Netflix selbst mit seinen Hits nicht verdienen kann:
https://www.boxofficemojo.com/year/worl ... av_hm_shrt

schau dir mal 2019 an:
https://www.boxofficemojo.com/year/world/2019/



iasi
Beiträge: 24486

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von iasi »

cantsin hat geschrieben: Di 05 Mai, 2020 17:00
iasi hat geschrieben: Di 05 Mai, 2020 16:56 Ja - und natürlich kann man zuhause in der tollen (und teuren) Küche auch sehr gutes Essen zubereiten. Dennoch gehen die Leute in Restaurants.
Wieder hinkt Dein Vergleich. Wenn, dann müsstest Du Selberkochen vs. Restaurant vergleichen mit selbstgedrehtes Video vs. Kino. Der passende Vergleich wären Restaurants vs. Food-Delivery. Und auch da fallen gerade die Würfel, und zwar ziemlich eindeutig:


_DSF7359-1.jpg

(Hab das Foto vorgestern geschossen.)
Das Foto sagt jetzt nicht so sehr viel aus, angesichts geschlossener Restaurants.

Aber auch wenn wir deinen Vergleich nehmen: Ohne Reservierung war vor der C-Krise oft kein Platz in einem Restaurant zu bekommen.
Und daran wird sich auch nichts ändern, wenn die Krise überstanden ist.



cantsin
Beiträge: 14305

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von cantsin »

iasi hat geschrieben: Di 05 Mai, 2020 17:11 Aber auch wenn wir deinen Vergleich nehmen: Ohne Reservierung war vor der C-Krise oft kein Platz in einem Restaurant zu bekommen.
Und daran wird sich auch nichts ändern, wenn die Krise überstanden ist.
Wir kriegen mindestens noch den Rest dieses Jahres, vielleicht sogar noch Jahre lang "social distancing"-Regeln. Dann werden sich eine ganze Reihe Effekte einstellen und miteinander kombinieren:

- Kinos, Restaurants, Läden etc. werden, wenn sie in der Zwischenzeit nicht schon pleite gegangen sind, nicht mehr profitabel operieren können, weil ihr Geschäftsmodell auf Mindestumsätzen beruht, die einen hohen Durchsatz zahlender Kunden erfordert. Sonst sind Mieten, Betriebs- und Personalkosten nicht mehr tragbar. Wenn nur jeder vierte Kinosessel besetzt werden darf, trägt sich der ganze Laden nicht mehr - oder man muss aus den Kino Luxus-Kinos machen und die Kartenpreise vervierfachen. Das wird sich nur für wenige Kinos rechnen.

- Durch die lange Periode entstehen neue Gewohnheiten. Viele von denen, die sich jetzt an Streaming statt Kino, Delivery statt Restaurant, Online-Shopping statt Läden gewöhnt haben, werden nicht mehr zurückkehren. Selbst wenn das nur eine Minderheit sein sollte, wäre der entsprechende Umsatzverlust existenzbedrohend genug für die verbliebenen Kinos, Restaurants, Läden. Schon jetzt ist auffällig, dass die ehemaligen Online-Snobs und -Verächter verstummt sind und selbst die Feuilletons neuerdings Streaming-Tipps veröffentlichen. Man sieht auch in diesen Zeiten, dass die Online-Infrastruktur erstaunlich gut funktioniert.

- Auf der Nachfrageseite: Große Teile der Bevölkerung sind arbeitslos, in ihrer Existenz als Unternehmer vernichtet etc. - was mit jedem Monat schlimmer wird. Millionen Leute werden ihre Ausgaben radikal kürzen müssen, oder tun das jetzt schon. Kinokarten, Restaurantessen und Kaufen in Läden werden die ersten Dinge sein, auf die man zugunsten preiswerterer Alternativen verzichtet.

- Auf der Anbieterseite: Die Anbieter müssen durch den Wegbruch der Kundschaft umgekehrt ihre Kosten senken. Einige Programmkinos und Festivals haben schon jetzt auf Streaming umgestellt und werden in der Zukunft vielleicht nur noch kleine Büros von ein paar Mitarbeitern sein, die Streamingprogramme zusammenstellen. Restaurants werden ihre teuren Immobilien aufgeben und in Industriegebieten als Garküchen für Delivery-Dienste weitermachen. Läden werden pleitegehen oder sich als spezialisierte Onlinehändler neuerfinden. (In einem Segment, dass ich durch Freunde gut kenne, ist das bereits so: die meisten Plattenläden sind heutzutage nur noch soziale Dekoration, und der eigentliche Umsatz wird über Onlineverkäufe via die Website Discogs gemacht. Gleiches gilt für Antiquariate - via ZVAB - und auch viele Fotohändler.)



Drushba
Beiträge: 2513

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von Drushba »

iasi hat geschrieben: Di 05 Mai, 2020 17:05

Die Filmindustrie produziert das, was die Leute sehen wollen und daher auch sehr viel Geld einbringt.
Nein.

Das sag ich nach 15 Jahren Produktionserfahrung und auch Mitwirkung an High-Budget-Filmen. "Die Filmindustrie" produziert lediglich das, wovor die wenigsten der Verantwortlichen Angst haben, Ausnahmen bestätigen die Regeln. In den USA sind es die studio executives, die bei Wagnissen aller Art Angst vorm Flop und ihrem logisch folgenden Rausschmiss haben. In Deutschland betrifft das zuallererst die Redakteure, die ihr kleinkariertes Bedenkenträgertum auf Produzenten, Drehbuchautoren und Fördergremien ausstrahlen. Es ist die durch dieses System antrainierte Selbstzensur in den Köpfen, die dann bei den Kreativen jegliche Genialität und Originalität im Keim erstickt.

Ändern würde das eine automatische Filmförderung, welche die Entwicklungskosten fürs Drehbuch und die Hälfte der Produktionskosten übernimmt, so daß die Produzenten den Rest durch Verkäufe und Referenzförderung wieder reinholen müssen - dann würde endlich fürs Publikum produziert und Drehbücher würden so lange entwickelt, bis sie gut sind. Wer langweilt oder es sonstwie nicht packt, wird in diesem Modell vom Markt bereinigt. Produzenten "haften" dann für ihre Filme, sind also endlich in der Alleinverantwortung und nicht mehr die depperten TV-Redakteure, die derzeit von den Förderungen noch zwingend als Finanzierungspartner vorgeschrieben sind. Ein klasse Konzept ohne Sender und Fördergremien.

Dieses Konzept kam in etlichen Varianten seither schon vor 20 Jahren auf, aber es konnte sich nie durchsetzen. Warum wohl?

Einziger Ausweg sind Netflix und Co. Und das ist auch gut so.
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



dienstag_01
Beiträge: 13475

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von dienstag_01 »

Alle Filme, die uns jemals berührt/aufgerüttelt/begeistert haben, sind in dieser Welt der falschen Förderung und der angstvoll fehlentscheidenden Verantwortlichen entstanden.
Ob trotzdem oder gerade dadurch herausgefordert, weiß ich nicht.
Kann man mal drüber nachdenken ;)



cantsin
Beiträge: 14305

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von cantsin »

dienstag_01 hat geschrieben: Di 05 Mai, 2020 23:30 Alle Filme, die uns jemals berührt/aufgerüttelt/begeistert haben, sind in dieser Welt der falschen Förderung und der angstvoll fehlentscheidenden Verantwortlichen entstanden.
Naja, ich sehe da sowohl im deutschen Förderungskino, als auch im amerikanischen Studiosystem einen klaren Niedergang - da bin ich bei Drushba. Man vergleiche nur mal den Neuen Deutschen Film der 60er und 70er Jahre mit der Tristesse heute (z.B. kamen 1978/79 die "Blechtrommel", "Die Ehe der Maria Braun", "Nosferatu" und "Das Boot" heraus) oder Hollywood im Jahr 1994 ("Pulp Fiction", "Forrest Gump", "The Hudsucker Proxy", "Crooklyn", "Little Buddha", "Speed", "Natural Born Killers", "The Shawshank Redemption", "Death and the Maiden") mit Hollywood im Jahr 2019...

Allerdings sind in anderen Filmländern die Strukturen auch nicht besser, und trotzdem blüht da die Filmkultur auf wie z.B. in Südkorea, Taiwan und neuerdings sogar in Nigeria...



Jörg
Beiträge: 10349

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von Jörg »

Man vergleiche nur mal den Neuen Deutschen Film der 60er und 70er
Jahre mit der Tristesse heute
das ist der traurige Grund, warum mich nur noch sehr selten ein Beitrag ins Kino lockt.
ich hab früher im Kino gewohnt...



dienstag_01
Beiträge: 13475

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von dienstag_01 »

cantsin hat geschrieben: Di 05 Mai, 2020 23:59
dienstag_01 hat geschrieben: Di 05 Mai, 2020 23:30 Alle Filme, die uns jemals berührt/aufgerüttelt/begeistert haben, sind in dieser Welt der falschen Förderung und der angstvoll fehlentscheidenden Verantwortlichen entstanden.
Naja, ich sehe da sowohl im deutschen Förderungskino, als auch im amerikanischen Studiosystem einen klaren Niedergang - da bin ich bei Drushba. Man vergleiche nur mal den Neuen Deutschen Film der 60er und 70er Jahre mit der Tristesse heute (z.B. kamen 1978/79 die "Blechtrommel", "Die Ehe der Maria Braun", "Nosferatu" und "Das Boot" heraus) oder Hollywood im Jahr 1994 ("Pulp Fiction", "Forrest Gump", "The Hudsucker Proxy", "Crooklyn", "Little Buddha", "Speed", "Natural Born Killers", "The Shawshank Redemption", "Death and the Maiden") mit Hollywood im Jahr 2019...

Allerdings sind in anderen Filmländern die Strukturen auch nicht besser, und trotzdem blüht da die Filmkultur auf wie z.B. in Südkorea, Taiwan und neuerdings sogar in Nigeria...
Sowas in diese Richtung meine ich, es liegt nicht allein an den - verschiedenen - Systemen, dass hier - angeblich - nichts rauskommt.
Angeblich sage ich, weil auch nicht alles wahrgenommen wird.

Edit: Ich denke, wir stehen demnächst sowieso vor anderen Herausforderungen.



Drushba
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Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von Drushba »

dienstag_01 hat geschrieben: Di 05 Mai, 2020 23:30 Alle Filme, die uns jemals berührt/aufgerüttelt/begeistert haben, sind in dieser Welt der falschen Förderung und der angstvoll fehlentscheidenden Verantwortlichen entstanden.
Ob trotzdem oder gerade dadurch herausgefordert, weiß ich nicht.
Kann man mal drüber nachdenken ;)
Nö. Bei genauem Hinsehen war es früher niemals so bevormundend und ängstlich wie heute, weder hier noch on Hollywood. Wie Cantsin schon ausführte, sind die wirklich guten deutschen Filme zu anderen Zeiten (und anderen Vorraussetzungen) entstanden. Ab Ende der Achtziger und mit Beginn der Neunziger kam da kaum noch was - vor allem gemessen an der steigenden Zahl der Produktionen - was einhergeht mit einer bevormundenden Länder- und Redakteurs-Filmförderung, die in dieser extremen Form seit Ende der Neunziger besteht. Einzig, wenn sich Redakteure mal wirklich rausgehalten haben, kam was bei rum, so wie bei Tom Tykwer etwa, dessen fertiges Drehbuch zu "Lola rennt" ohne Änderungen durchgewinkt wurde. Das gibt es heute kaum mehr und ist eine der Anekdoten, die sich Produzenten immer wieder staunend erzählen.)) Es gehört hierzulande zum guten Ton, dass Redakteure ihre verschlimmbessernden Ergüsse im Drehbuch enthalten sehen wollen, bevor sie grünes Licht geben. Autoren und Produzenten wissen das bzw. wissen genau wer wo sitzt und entwickeln schon im Vorfeld den Redakteursvorlieben entsprechend.

Ganz anders ist der Kinosektor in Frankreich. Dort sind die TV-Redaktionen strukturell entmachtet, dürfen auch in keinen Gremien sitzen, stattdessen sitzen Regisseure, Produzenten und Autoren in den Vergaberunden. Filmemacher eben. In Frankreich gibt es im Ergebnis nach wie vor immer wieder überraschend gute Produktionen, sowohl im Arthouse- wie auch im Unterhaltungsbereich. Das französische Beispiel ist nahe dran an der "automatischen Filmförderung" (es gibt zudem einen ganzen Flickenteppich an Finanzierungsbausteinen, die mensch als Produzent sich nur abholen muss) und zeigt deutlich, wie Filmförderung auch anders geht.

Sämtliche in die französische Richtung tendierenden Reformversuche, welche Produzenten in der Alleinverantwortung sehen wollen, werden und wurden von den Sendern hierzulande seit über zwanzig Jahren abgewürgt, da diese sich ihre Macht nicht beschneiden lassen wollen, um weiter talentfrei und bei vollem Pensionsanspruch den caesarschen Daumen über Filme heben und senken zu können.

Fazit: Hier wird das nix, deswegen Netflix.)
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



dienstag_01
Beiträge: 13475

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von dienstag_01 »

Drushba hat geschrieben: Mi 06 Mai, 2020 00:29
dienstag_01 hat geschrieben: Di 05 Mai, 2020 23:30 Alle Filme, die uns jemals berührt/aufgerüttelt/begeistert haben, sind in dieser Welt der falschen Förderung und der angstvoll fehlentscheidenden Verantwortlichen entstanden.
Ob trotzdem oder gerade dadurch herausgefordert, weiß ich nicht.
Kann man mal drüber nachdenken ;)
Nö. Bei genauem Hinsehen war es früher niemals so bevormundend und ängstlich wie heute, weder hier noch on Hollywood. Wie Cantsin schon ausführte, sind die wirklich guten deutschen Filme zu anderen Zeiten (und anderen Vorraussetzungen) entstanden. Ab Ende der Achtziger und mit Beginn der Neunziger kam da kaum noch was - vor allem gemessen an der steigenden Zahl der Produktionen - was einhergeht mit einer bevormundenden Länder- und Redakteurs-Filmförderung, die in dieser extremen Form seit Ende der Neunziger besteht. Einzig, wenn sich Redakteure mal wirklich rausgehalten haben, kam was bei rum, so wie bei Tom Tykwer etwa, dessen fertiges Drehbuch zu "Lola rennt" ohne Änderungen durchgewinkt wurde. Das gibt es heute kaum mehr und ist eine der Anekdoten, die sich Produzenten immer wieder staunend erzählen.)) Es gehört hierzulande zum guten Ton, dass Redakteure ihre verschlimmbessernden Ergüsse im Drehbuch enthalten sehen wollen, bevor sie grünes Licht geben. Autoren und Produzenten wissen das bzw. wissen genau wer wo sitzt und entwickeln schon im Vorfeld den Redakteursvorlieben entsprechend.

Ganz anders ist der Kinosektor in Frankreich. Dort sind die TV-Redaktionen strukturell entmachtet, dürfen auch in keinen Gremien sitzen, stattdessen sitzen Regisseure, Produzenten und Autoren in den Vergaberunden. Filmemacher eben. In Frankreich gibt es im Ergebnis nach wie vor immer wieder überraschend gute Produktionen, sowohl im Arthouse- wie auch im Unterhaltungsbereich. Das französische Beispiel ist nahe dran an der "automatischen Filmförderung" (es gibt zudem einen ganzen Flickenteppich an Finanzierungsbausteinen, die mensch als Produzent sich nur abholen muss) und zeigt deutlich, wie Filmförderung auch anders geht.

Sämtliche in dei französische Richtung tendierenden Reformversuche hierzulande werden und wurden von den Sendern seit zwanzig Jahren abgewürgt, da diese sich ihre Macht nicht beschneiden lassen wollen und weiter talentfrei und bei vollem Pensionsanspruch den caesarschen Daumen über Filme heben und senken können wollen.
Fazit: Hier wird das nix, deswegen Netflix.)
Ehrlich? Klar, woanders ist es immer besser.
Frankreich ist ein völlig anderes Filmland. Ich glaube, da hatte z.B. Victoria mehr Zuschauer als in seinem Heimatland Deutschland.



Drushba
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Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von Drushba »

dienstag_01 hat geschrieben: Mi 06 Mai, 2020 00:42 Frankreich ist ein völlig anderes Filmland.
Ja das ist es und zwar schon seit 1927. Damals wurde Film in Frankreich gesetzlich in den Rang der 7. Kunst erhoben und war damit schutz- und förderwürdig. Das geschah auch, um den französischen Film gegen den überstarken deutschen Film zu verteidigen. Der hatte es in Stummfilmzeiten aufgrund seiner vielen Talente leichter, sich international zu behaupten. Film hat seither in Frankreich einen anderen Stellenwert, wird in Schulen anders behandelt, wird als Kulturgut verstanden, hat mehr Zuschauer. In Frankreich kann mensch als Intellektueller eine Menge wagen, aber wer sich in Film nicht auskennt, ist raus.:)

Es ist aber gerade diese Wertschätzung für Autoren und Regisseure, aufgrund derer in Frankreich die Regelungen getroffen wurden, wonach sie selbst ungestört und frei entscheiden dürfen, was gefördert wird. Das ist eine Autonomie, die den bewährten Machern zugestanden wird. Deutschland kennt dagegen nach wie vor nur 5 Künste, vielleicht mit Ausnahme der Maschinenschrauberei als sechste. Darum denkt bei der deutschen Länderfilmförderung blöd gesprochen schon der Pförtner, dass er künstlerisch und inhaltlich mitreden darf und diese Kette des sich einmischens zieht sich bis nach oben. Aus einer geringen Wertschätzung gegenüber Film erfolgt eben eine problematische Förderstruktur ohne Autonomie und daraus im Endeffekt eben Filme, die wenig begeistern. Umgekehrt sind die besten Filme hierzulande IMHO immer dann entstanden, wenn die Förderungen weniger reglementiert oder gar nicht erst vorhanden waren.

Wir haben sicher keinen Mangel an Talenten (deutsche Kurzfilme räumen ja regelmässig Studentenoscars ab, zahlenmässig weitaus mehr als französische), nur einen Mangel an Sachverstand und Möglichkeiten. Hoffentlich wird das deshalb was mit Streaming, bevor das Interesse am deutschen Film gänzlich nachgelassen hat.
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



cantsin
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Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von cantsin »

Drushba hat geschrieben: Mi 06 Mai, 2020 00:29 Nö. Bei genauem Hinsehen war es früher niemals so bevormundend und ängstlich wie heute, weder hier noch on Hollywood. Wie Cantsin schon ausführte, sind die wirklich guten deutschen Filme zu anderen Zeiten (und anderen Vorraussetzungen) entstanden. Ab Ende der Achtziger und mit Beginn der Neunziger kam da kaum noch was - vor allem gemessen an der steigenden Zahl der Produktionen - was einhergeht mit einer bevormundenden Länder- und Redakteurs-Filmförderung, die in dieser extremen Form seit Ende der Neunziger besteht.
In meinen Augen begann der finale Abstieg und die Selbstverzwergung des deutschen Films mit dem damaligen Zuschauerhit "Männer" von Doris Dörrie (1985) und dem darauf folgenden Jahrzehnten von Katja Riemann-Til Schweiger-etc.-Beziehungskomödien. Irgendwann hatten sich auch die Förderstrukturen bei Filmförderungsanstalten sowie die ÖR-Sender auf diese Art von Filmen eingerichtet.



dienstag_01
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Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von dienstag_01 »

cantsin hat geschrieben: Mi 06 Mai, 2020 11:17
Drushba hat geschrieben: Mi 06 Mai, 2020 00:29 Nö. Bei genauem Hinsehen war es früher niemals so bevormundend und ängstlich wie heute, weder hier noch on Hollywood. Wie Cantsin schon ausführte, sind die wirklich guten deutschen Filme zu anderen Zeiten (und anderen Vorraussetzungen) entstanden. Ab Ende der Achtziger und mit Beginn der Neunziger kam da kaum noch was - vor allem gemessen an der steigenden Zahl der Produktionen - was einhergeht mit einer bevormundenden Länder- und Redakteurs-Filmförderung, die in dieser extremen Form seit Ende der Neunziger besteht.
In meinen Augen begann der finale Abstieg und die Selbstverzwergung des deutschen Films mit dem damaligen Zuschauerhit "Männer" von Doris Dörrie (1985) und dem darauf folgenden Jahrzehnten von Katja Riemann-Til Schweiger-etc.-Beziehungskomödien. Irgendwann hatten sich auch die Förderstrukturen bei Filmförderungsanstalten sowie die ÖR-Sender auf diese Art von Filmen eingerichtet.
Dummerweise aber das Publikum auch. Solltest du in deiner Rechnung nicht vergessen.



Drushba
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Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von Drushba »

dienstag_01 hat geschrieben: Mi 06 Mai, 2020 11:23 Dummerweise aber das Publikum auch. Solltest du in deiner Rechnung nicht vergessen.
Das war auch Teil des Problems. In Frankreich wurde im Gegensatz dazu immer Kino für eine ganze Bandbreite an Publikum gemacht - von Arthouse bis Action. Dadurch konnten unterm Strich viel mehr Zuschauer generiert und gehalten werden. Und letztlich ist es auch eine Gewöhnungssache bzw. Frage des regelmässigen Angebots, ob wir Film auch als Kultur wahrnehmen können oder nur als Blödelspiegel unseres Alltags. Hollywood hätte auch nicht überleben können, wenn sie dort über Jahre nur Ben Stiller Komödien hätten produzieren können. Ein Breitbandsprektrum an Angeboten ist die beste Variante, um Kino lebendig zu halten. Die Fokussierung auf Katja-Riemann Komödien in jener Zeit zeigt auch eher den Herdentrieb der mitverantwortlichen TV-Redakteure, die einmal mit Entscheidungsmacht ausgestattet, sich nur an ihresgleichen messen wollen.
Lieber glaub ich Wissenschaftlern, die sich mal irren, als Irren, die glauben, sie seien Wissenschaftler.



cantsin
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Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von cantsin »

Wie man es auch dreht, eigentlich gibt es in Deutschland schon seit den 80ern/90ern (also eben jener Beziehungskomödien-Welle) kaum noch wirkliche Kinofilme, sondern fast nur noch Fernsehfilme mit Kinopremiere. Wenn diese Kinopremieren jetzt und in Zukunft wegfallen, ist das nur der Corona-beschleunigte Abschluss einer langen Entwicklung.



Cinealta 81
Beiträge: 491

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von Cinealta 81 »

@Drushba + @Cantsin

Untenstehend eine fundierte - aber etwas ältere - Analyse des Kinopublikums in verschiedenen Ländern, darunter explizit Frankreich (ab S. 52 unten). Räumt grundsätzlich mit einigen Mythen auf, unterlässt allerdings auch einige Fakten, die die Filmerszene - zumindest in den letzten Jahren - maßgeblich beeinflussen.

https://www.montage-av.de/pdf/192_2010/ ... blikum.pdf



dienstag_01
Beiträge: 13475

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von dienstag_01 »

In meinen Augen ist es ja nur etwas sehr naiv zu glauben, wir ändern mal kurz die Förderbedingungen und haben dann bessere Filme, ein anders Publikum und ein anderes Kino.



cantsin
Beiträge: 14305

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von cantsin »

dienstag_01 hat geschrieben: Mi 06 Mai, 2020 17:02 In meinen Augen ist es ja nur etwas sehr naiv zu glauben, wir ändern mal kurz die Förderbedingungen und haben dann bessere Filme, ein anders Publikum und ein anderes Kino.
Natürlich. Aber man sieht ja schon in anderen gesellschaftlichen Bereichen, dass nationale Masterpläne, bei denen Politik, Wirtschaft und andere Beteiligte sich auf konkrete und eingreifende Schritte zur Verbesserung der Lage einigen und an einem Strang ziehen, viel verändern können. Beispiele waren z.B. die Reform der Fußball-Nachwuchsausbildung mit Leistungszentren und neuen Trainingsmethoden im Fußball, nachdem der deutsche Fußball in den 90ern so auf den Hund gekommen war, dass die Nationalmannschaft sogar gegen die Farö-Inseln verlor. In begrenzteren Maße auch in der Wissenschaft, wo die Exzellenzinitiativen den Absturz der deutschen Universitäten verhindern konnten.

Wenn es so einen nationalen Masterplan deutsches Kino gäbe, bei dem alle Steine umgedreht würden (von Film- und Schauspiellehrplänen in Schulen über die Filmhochschulen, Universitäten, Filmförderung, private Finanzierung, ÖR, Kinematheken und kommunale Kinos) und die Systeme anderer, bezogen auf die Einwohnerzahl erfolgreicherer Länder (nicht nur Frankreich und Großbritannien, sondern z.B. auch Dänemark und Südkorea), könnte man wahrscheinlich innerhalb von zehn Jahren viel erreichen.

Stattdessen dümpelt der deutsche Film sozusagen auf Berti Vogts-Niveau.



Jörg
Beiträge: 10349

Re: Ins Kino in Coronazeiten - Sehnsucht größer als die Angst

Beitrag von Jörg »

nachdem der deutsche Fußball in den 90ern so auf den Hund gekommen war, dass die Nationalmannschaft sogar gegen die Farö-Inseln verlor.
bei aller Liebe zu den Färingern...du verwechselst das glaube ich mit Österreich.
Die haben 1990 gegen die Färinger 0.1 verloren.



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