Aufgrund von Rushs obiger Frage möchte ich an dieser Stelle mal aus dem Nähkästchen plaudern (Achtung es folgt ein langer Text):
Ich habe hier im Forum ja schon das eine oder andere Mal angerissen, dass ich viele Jahre lang als Produktmanager für einen Enterprise Softwarehersteller gearbeitet habe der auf
MDM und
MAM Lösungen spezialisiert ist.
Seit ungefähr 2011/2012 hat im Enterprise Bereich ein Umdenken begonnen in dem unter dem Begriff „mobiles Arbeiten“ das Notebook vom Tablet immer mehr verdrängt wird. Ich habe an Projekten mitgearbeitet in denen die Mitarbeiter ein iPad anstelle eines Notebooks bekommen sollen mit denen sie von unterwegs aus arbeiten. Dabei rede ich nicht von Mitteständischen Betrieben mit 150/200 Mitarbeitern, sondern von Konzernen mit tausenden Mitarbeitern. Auch wenn ich mittlerweile woanders arbeite unterliege ich weiterhin verschiedenen NDAs, also möge man mir bitte nachsehen wenn ich bei den nachfolgenden Beispielen keine expliziten Unternehmensnamen nenne.
Es gibt verschiedene Anwendungsfälle bei denen ein iPad für die IT Ausrüstung einen Mehrwert darstellt.
Bspw. war ich bei einem Projekt eines sehr großen Klinikums in Niedersachsen beteiligt bei dem die sog. „Digitale Patientenakte“ eingeführt werden soll. Genauer, soll es keine klassischen Patientenakten mehr geben welches in ausgedruckter Aktenform jedem Klinikpatienten zugeteilt ist. Jeder Arzt, jede Krankenschwester, Stationsleitung, etc. haben iPads mit dem sie auf die Patientendaten zugreifen und natürlich jedwede Ergänzungen eintragen können, hierfür wurden spezielle Apps entwickelt. Das Projekt dieser renommierten Klinik ist zudem ein Pilotprojekt welches bei erfolgreicher Durchführung auf alle Kliniken in Niedersachsen erweitert werden soll. Volumen: ca. 3.000 iPads.
Bei einem anderen Projekt bei einer sehr bekannten Airline in der Golfregion in der ich ebenfalls beteiligt war, war das Ziel zum einen die Piloten mit iPads auszustatten um damit die Flight Books zu ersetzen und zum anderen, dass iPads als digitale Akte für Flugabfertigungen benutzt werden soll. Volumen: 12.000 iPads.
Als drittes Beispiel möchte ich ein Projekt bei einem Pflegedienst in Österreich anbringen in denen das mobile Pflegepersonal sowohl mit iPads, als auch mit Android Smartphones ausgestattet werden um auch hier als digitale Akte zu fungieren. Volumen: 500 iPads und ebensoviele Samsung Galaxy Smartphones.
Last but not least war ich beim Projekt beim größten Telekommunikationsprovider eines Landes im nahen Osten beteiligt wo in allen Stores dieses Providers (1.600 Läden) die Mitarbeiter mit iPads ausgestattet wurden um damit die Verträge etc. zu bearbeiten. Mindestens zwei iPads pro Store ergab ein Volumen von 3.200 iPads.
Wie gesagt sind das nur einige Beispiele und es kann postuliert werden, dass iPhones und iPads im Enterprise Umfeld bereits einen erheblichen Anteil eingenommen haben (während der Android Anteil verschwindend gering ist, die Begründung folgt weiter unten). Also weshalb iPhones und iPads? Auch wenn Apple damals weder beim iPhone noch beim iPad den Enterprise Bereich im Sinn hatte (sie waren als reines Konsumerprodukt konzipiert) kam es dazu, dass (zuerst in den USA) sich immer mehr und mehr CEOs an ihre IT Abteilung herangetreten sind mit der Aufforderung ihr privat genutztes fancy iPhone anstelle des klobigen BlackBerrys für den Unternehmens-E-Mail Versand/Empfang fit zu machen. Innerhalb von lediglich ein paar Jahren wurde der BlackBerry in den Chefetagen als State of The Art E-Mail Device vom iPhone verdrängt (der Ursprung der Bezeichnung
Bring your own device - BYOD). BlackBerry läuft mittlerweile als Unternehmen unter „ferner liefen“.
Apple erkannte in der Tat den Trend eigentlich sogar recht spät und erst mit dem dem Release von iOS 7 implementierte Apple grundlegende und weitreichende MDM Features und eröffnete Third Party Lösungen Tür und Tor zur kompletten und (ganz wichtig)
sicheren Verwaltung von iPhones und iPads im Enterprise Einsatz (bspw. mit dem „Kiosk Modus“). Und ab da gab es eigentlich auch kein halten mehr. Bspw. ist mittlerweile in jeder zehnten Citrix Umgebung weltweit deren Lösung XenMobile im Einsatz.
Android Geräte sind i.d.R. zwar günstiger jedoch konnten sie sich nicht so sehr durchsetzen weil schlicht und ergreifend die ganzen zusätzlichen Oberflächen der Hersteller wie Samsung, LG, Huawei und wie sie alle heißen, das Verwalten dieser Geräte im erheblichen Maße erschwert, zudem kommt die unzureichende OS Updatesicherheit hinzu. Bei iOS hingegen ist neben der unkomplizierten sicheren Verwaltung die OS Updatesicherheit für mehrere Jahre gegeben was bei Unternehmen die solche Geräte produktiv nutzen zu einem frühen
ROI führt.
Auch wenn man beim umgucken im Starbucks, am Flughafen, in Hotellobbys vielleicht gefühlt mehr Leute in Notebooks, als in Tablets tippen sieht ist es in der Tat so, dass mit iPhones und iPads schon in einem erheblicheren Maße produktiv gearbeitet wird als man sich eigentlich vorstellen vermag.
Das iPad Pro passt hier wie die Faust aufs Auge und ist aus meiner Sicht auch eine konsequente wie logische Weiterentwicklung des von mir oben beschriebenen Trends.
Ich hoffe ich konnte etwas Licht in Rushs Frage bringen.