Ist (analoges) Kino nicht HDR?
Je nach Definition höchstens ein bisschen. Eine typische Filmprojektion hat eine deutlich geringere Helligkeit als HDR-Displays und erreicht im Kino allerhöchstens 100 Nits (meistens sogar eher nur 50 Nits). Im Kino sorgt also vor allem die extrem dunkel gehaltene Umgebung für die wahrgenommene Dynamik, die über den Daumen gepeilt um die 9 Blendenstufen liegt.
Diese ist somit weitaus geringer als eine gute HDR-Wiedergabe. Mittlerweile gibt es jedoch Bestrebungen (u.a. von Dolby) im Kino über hellere Projektionen für mehr Dynamik und damit letztlich auch für HDR zu sorgen.
Wie tief können Schatten gehen?
Betrachtet man die Bereiche in denen sich die HDR-Formate von SDR unterscheiden, so sieht man, dass durch die Erweiterung der Lichter durchschnittlich 3 Blendenstufen hinzugewonnen werden, während die Schatten sich ungefähr um sechs Blendenstufen nach unten erweitern. HDR spielt sich also tatsächlich viel mehr in den Schatten, als in den Lichtern ab. Das macht einerseits Sinn, da man ab einer gewissen Helligkeit schlichtweg geblendet wird, jedoch gibt es nach unten hin andere, nicht minder gewichtige Probleme.
Dabei geht es in erster Linie um die Umgebung des Displays oder der Leinwand. Nur bei absoluter Dunkelheit lassen sich die zusätzlichen sieben Blendenstufen nach unten auch noch vom menschlichen Auge differenzieren. Schon weiß gestrichene Wände im Wohnzimmer reflektieren jedoch die Ausgabe des Displays derart stark, dass die tiefsten Schwarzwerte nicht mehr aufgrund des Streulichts unterschieden werden können. Hat man dann noch eine gedimmte Beleuchtung, reduziert man damit den realen Zusatznutzen von HDR in den Schatten deutlich.
Was ist eine EOTF?
Wie man an dieser Stelle schon ahnen kann, sollte die HDR-Ausgabe aus vielen Gründen möglichst genormt erfolgen. Schließlich ist es im Interesse aller Beteiligten, dass das wahrgenommene Bild in möglichst vielen Umgebungen und auf möglichst vielen Geräten möglichst gleich aussieht. Dies sollte ursprünglich eine EOTF gewährleisten. Unter einer EOTF (Electro-Optical Transfer Function) versteht man eine Übertragungsfunktion, die exakt beschreibt, wie das digitale HDR-Signal in ein sichtbares Bild umzuwandeln ist.
Sie soll die künstlerische Intention des Originalvideos bewahren und im besten Fall das Video so darstellen, wie es im Studio auf dem Mastering-Monitor aussah. Dies kann in den meisten Fällen natürlich nur eine Annäherung sein, jedoch könnte mit einer EOTF jeder Hersteller die Abweichungen seines Displays in gewissen Schranken neutralisieren bzw. umschiffen.
Doch leider ist es ein weiteres Mal im Vorfeld der HDR-Einführung nicht gelungen, hier einen verbindlichen Standard zu etablieren. Stattdessen haben wir mittlerweile mindestens drei gewichtige Vertreter: