Das Sortieren

Nach der Sichtung folgt in der Regel die Sortierung der Clips. Hierfür stellen die Programme in der Regel verschiedene Tools zur Verfügung, jedoch ist das sortieren in Ordnern, bzw. "Bins" fast überall eine Standard-Option. Diesen Bins gibt man in der Regel (mindestens) eine Bezeichung, was erst einmal unverdächtig harmlos klingt. Doch auch hier kann eine Bezeichnung natürlich schon im Vorfeld darüber entscheiden, ob man sie später in einem Kontext für passend hält oder nicht. Besonders problematisch ist dies, wenn jemand anders als der Cutter selbst die Sortierung übernommen hat, um den Cutter zu entlasten.



Doch auch wenn es als eine anstrengende, langweilige Arbeit wahrgenommen wird: Der Cutter sollte das gesamte Material gut kennen. Nur durch das Sortieren kann er es selber gut kennenlernen. Und nur er kann bei der Kategorisierung in Bins seinen eigenen Gepflogenheiten folgen.



Viele Cutter sortieren die einzelnen Takes in zugewiesene Ordner, die nach virtuellen Szenen benannt sind. Üblich sind manchmal auch kleine Subprojekte für jede einzelne Szene, bei denen jede Kamera einen Track in der Szene bekommt und man später durch Umschalten zwischen den Tracks verschiedene Versionen ausprobieren kann. Dies führt jedoch schon zu sehr individuellen Sortiertechniken, die nicht Thema dieses Artikels sein sollen.



Ein viel gelesener grundsätzlicher Ratschlag zum Sortieren soll hier jedoch noch genannt werden: Es ist in der Regel immer hilfreich, sein Material so zu sortieren, dass man die Unterschiede (also z.B. unterschiedliche Takes) in einem direkten Vergleich beurteilen kann. Also wenn man drei Kameras hat, eben nicht einen Ordner für jede Kamera, sondern für den Take eines Dialogs alle Versionen dieses Dialogs in einem Bin. Macht irgendwie Sinn, oder? Man kann sich einen Bin auch so vorstellen, dass jede Schnittfolge, die aus dem Bin herauskommt auf Entscheidungen beruht. Und das gesamte Material, das für diese Entscheidungen nötig ist, muss aus diesem Bin stammen und sollte nicht aus anderen Bins zusammengesucht werden müssen.



Die Philosophie des Editings - Typische Schritte des Filmschnitts : editing1




Das Erinnern

Vielen Editoren wird ein bemerkenswertes Gedächtnis nachgesagt. Sie wissen scheinbar auswendig, wo die Szene mit dem zitternden Nasenflügel liegt und können diese in sekundenschnelle auf den Vorschaumonitor zaubern. Tatsächlich ist dies aber vielmehr ein sich fast automatisch einstellender Effekt, wenn man oft mit viel Material arbeitet und gelernt hat, instinktiv den Überblick zu behalten. Wer schon einen halben Tag an einer Szene gebastelt hat, kennt fast jedes Detail des verfügbaren Materials und ist entsprechend schnell beim Auffinden bestimmter Szenen, sobald sich der Regisseur dazu setzt.



Meist liegt dieses Wissen auch in einem sehr speziellen Kontext bei der Arbeit an einer Szene vor und geht natürlich genauso schnell wieder verloren, wenn man im Projekt weiter voranschreitet. Lernen kann man dieses Erinnern nicht, jedoch gilt es als hilfreich, bei einer Szene erst einmal planlos zu starten und spielerisch Kombinationen auszuprobieren. In der Regel entstehen durch dieses Herumspielen dann erste Ideen, welche Clip-Kombinationen funktionieren könnten. Hierbei lernt man fast automatisch das Material für eine Szene intensiv kennen. Und hat damit auch mögliche Optionen immer schnell parat.



Die Philosophie des Editings - Typische Schritte des Filmschnitts : editing2


Das führt uns zu einer grundsätzlichen Arbeitsweise, die viele Cutter unbewusst nutzen und die tatsächlich gegenüber der klassischen Schnitttheorie oft verwendung findet: "Einfach loslegen": So muss man nicht alle Clip-Versionen kennen, um eine Schnittkombination einer Szene auszuprobieren. Ein erstes Rohgerüst kann meist besser durch viele Modifikationen über die Zeit reifen. Und natürlich vielleicht auch nochmal komplett verworfen werden. Auf jeden Fall hört man öfter, dass in der Schnitt-Praxis das Sichten und das Lernen des Materials nicht vom eigentlichen Schneiden getrennt werden. Es sind oftmals nicht wie im Lehrbuch getrennte Vorgänge, die sukzessiv ausgeführt werden, sondern Schneiden und Sichten geht oftmals Hand in Hand. Besonders, weil Schnittprogramme ja mittlerweile zahlreiche Tools zur Organisation des Rohmaterials bereithalten. So kann man schon während der Sichtung immer mal schnell eine Schnittfolge ausprobieren.



Auch zu diesem Punkt bemerken selbstreflektivere Cutter, dass man das Rohmaterial noch einmal mit komplett anderen Augen betrachtet, sobald einmal der Rohschnitt einer Szene steht.







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