Test Sony RX100 V - 4K Kompaktkamera mit Extras und Kompromissen

Sony RX100 V - 4K Kompaktkamera mit Extras und Kompromissen

Auch die fünfte RX100 von Sony kann wieder erstaunliche 4K-Fähigkeiten in einem ultrakompakten Gehäuse vorweisen. Ein wenig Neues trifft dabei auf altbekannte Kompromisse...

// 11:42 Mo, 2. Jan 2017von

Mit der RX100 ist Sony einen beispielloser Überraschungs-Erfolg geglückt, der unter anderem der restlichen Branche gezeigt hat, dass Kompaktkameras durchaus neben Smartphones bestehen können, solange sich die Feature Ausstattung nur weit genug abhebt. Und dieser Erfolg des ersten Modells sorgte daraufhin dafür, dass aus der RX100 eine ganze Modellserie aus mittlerweile 5 Modellen wurde, die allesamt noch im Handel vertreten sind. Jedes natürlich teurer als sein Vorgänger. Die fünfte Version hatten wir nun für einen Test bei uns.





Die Rahmendaten für Videografen

Ein 20 MP 1-Zoll-Sensor bietet eine XAVC S Aufnahmemöglichkeit in 4K 4:2:0 bis zu 100 Mbit bei 8 Bit Aufzeichnungsdichte. Allerdings nur für maximal 5 Minuten, was Sony auf die Hitzeentwicklung im kompakten Gehäuse schiebt.



Die RX100V von Sony
Die RX100V von Sony


Das Zoomobjektiv entspricht im Kleinbildformat ungefähr 26-76 mm Brennweite, bei einer Anfangsblende von 1,8 die bei 2,8 im Tele endet.



Die RX100 V fällt dabei schon bei leichtem Einzoomen auf die F2.8 zurück, weshalb ihr Lichtstärke-Vorteil wirklich nur im absoluten Weitwinkel zum tragen kommt. Bei realen 8,8mm im Weitwinkel taugt der Weitwinkel trotz digitaler Korrektur kaum für Personen-Aufnahmen, weil die räumliche Verzerrung hier doch schon sehr unnatürlich wirkt. Dies ist jedoch kein Sony-spezifisches Problem.



Der Objektiv-Ring kann diverse Funktionen übernehmen und unter anderem auch als Zoom- oder Fokusring fungieren. Der Motorzoom kann auch über einen Zoomhebel um den Fotoauslöser gesteuert werden, reagierte bei uns jedoch einen Tick zu hackelig.



Die RX100 V macht einen sehr soliden Eindruck, muss aber aufgrund der Miniaturisierung auf einiges verzichten: So gibt es weder einen Kopfhörer, noch einen Mikrofonanschluss und auch zusätzliche, frei belegbare Tasten sind Mangelware.





Bedienung und Menüs

Bei der Bedienung hat sich wenig verändert. Das Menü bietet weiterhin eine Fülle von bemerkenswerten Funktionen, die jedoch sehr unstrukturiert bis unlogisch in zahlreichen Untermenüs untergebracht wurden. Sony will ja bei seinen Alpha Kameras mit einer neuen Menü-Struktur bald alles besser machen, jedoch bleibt der bei RX100 noch alles wie gehabt.



Ein schönes Beispiel für die unglaubliche Funktionsfülle sind die Picture-Profile (die Menüeindeutschung “Fotoprofil” sollte Filmer nicht abhalten, sie dennoch zu benutzen). Sie erlauben die Einstellung von Schwarzpegel, Gammafunktion, Schwarz-Gamma, Knie, Farbmodus, Sättigung, Farbphase, Farbtiefe und Detail. Und viele dieser Punkte erlauben weitere Subeinstellungen. Die Details, also die Nachschärfung bzw. die Contour kann neben ihrer eigentlichen Intensität über V/H-Balance, B/W-Balance, Limit, Crispning sowie Spitzlichtdetails eingestellt werden.



Die Gamut kann zwischen Movie, Still, Cinema, Pro, s/w, ITU709,oder S-Gamut gewählt werden. Bis auf die zwei letzten Optionen bleibt der Anwender erst einmal im Dunkeln, welche Bereiche hiermit vom Sensor letztendlich abgedeckt werden.



Neben S-Log 2 verstecken sich in der Kamera auch Sonys Hypergamma-Kurven (Cine1 und Cine2), die man bis vor kurzem nur in Profikameras vorfinden konnte. Diese bilden die Sensordaten über 11 Blendenstufen genau definiert ab und passen zum 1-Zoll Sensor der RX100 sogar noch besser als S-Log 2.



Da Cine2 jedoch definiert ab 100 IRE das Signal beschneidet, darf man sich besonders über Cine1 freuen. Laut Sony-Anleitung sollte man zum Zusammenspiel die Cinema-Gamut wählen, die jedoch nicht näher spezifiziert ist: Als Auskunft findet sich nur “Suitable colors when[Gamma] is set to[Cine1]”.





Wir erwähnen dies unter anderem noch einmal, weil die ISO in S-Log 2 nur minimal auf ISO1600 eingestellt werden kann, während sie bei Cine 1 schon bei ISO 200 losgeht. Besonders in der starken Sonne reicht manchmal der ND-Filter nicht für eine korrekte S-Log2 Belichtung. Hinzu kommt, dass man das Cine1-Profil in der Regel auch ohne LUT nach Gefühl farbkorrigieren kann, da ihre Verteilung nicht so stark vom normalen REC709 abweicht. Dafür kann in der Display-Vorschau eine echte S-Log2-LUT Korrektur aktiviert werden.



Sehr gut gefällt uns das integrierte Histogramm sowie die frei einstellbaren Zebra-Profile. Auch die frei einstellbare Geschwindigkeit des Autofokus ist praktisch. Zusammen mit der Gesichter-Verfolgung lassen sich hier sehr weiche Fokus-Verfolgungen erzielen. Subjektiv kommt uns der Autofokus gegenüber dem letztem Modell verbessert vor.



Beim manuellen Fokus störte uns dagegen auch wieder, dass selbst in der vergrößerten Lupen-Ansicht die Schärfe nicht hundertprozentig exakt beurteilt werden kann. Denn die Vergrößerung zeigt hierfür schlichtweg nicht genügend Pixel.



Sony RX100 V - 4K Kompaktkamera mit Extras und Kompromissen : cam display




Bildstabilisation, Ausstattung und Akku

Der Bildstabilisator lässt sich einzig in FullHD-Aufzeichnung mit allen Finessen (Aktiv sowie Intelligent Aktiv) nutzen. In 4K stehen dagegen nur die optische Komponenten zur Verfügung, deren Korrektur deutlich schwächer eingreift.



Die Akkulaufzeit fällt bei der RX100 besonders ins Gewicht. Meistens ist schon nach 40-50 Minuten ein Nachladen oder ein Ersatzakku fällig. Auffällig war bei uns auch die Akkustandsanzeige, die relativ lange einen sehr vollen Akku bescheinigt, um dann ab der Hälfte vergleichsweise rasant gegen Null zu fallen. Da keine externe Lademöglichkeit mitgeliefert wird, muss ohne weiteres Zubehör immer wieder die Kamera als Ladegerät herhalten.



Sony RX100 V - 4K Kompaktkamera mit Extras und Kompromissen : cam sucher


Der Sucher ist einerseits bei einem derart kompakten Gehäuse bewundernswert, aber die Vorschau wirkt sehr ruckelig. Dazu muss der Sucher recht pfrimelig “über Eck” ausgefahren werden und der Dioptrienausgleich ist nicht optimal gelöst. Das Display ist kein Touchdisplay, was der RX100 jedoch bei der Bedienung gut stehen würde.



Sehr begrüßenswert ist dagegen der integrierte ND-Filter, der bei dieser Gehäusegröße ebenfalls nicht trivial zu implementieren sein dürfte.






5,5K RAW Aufzeichnung mit 24 fps?

Die RX100 hat vor allem auch noch einige nette Spezialfunktionen an Bord, die in dieser Preisklasse grundsätzlich einzigartig sind. Dies wäre einmal die Möglichkeit mit bis zu 24 Bildern pro Sekunde Einzelbildsequenzen aufzuzeichnen. Die Einzelbilder können dabei sowohl JPEG sein, die je nach Qualität auch über 10 MB/Einzelbild werden können. Aber auch RAW-Sequenzen sind möglich. Wohlgemerkt beides mit einer Auflösung bis zu 5472 x 3080 Pixel. Auf dem Papier hat man es somit hier mit einer waschechten 5,5K-RAW-Kamera zu tun.



Die RAW-Dateien als Bildsequenzen in ein Schnittprogramm zu ziehen dürfte allerdings meistens am proprietären Sony RAW-Format scheitern, das sich -nebenbei erwähnt- sogar 20 MB für ein 5,5K-Bild gönnt. Dem echten Filmeinsatz steht dazu noch ein Puffer-Limit von ca. 180 Bildern im JPEG-Modus entgegen, was maximal 7,5 Sekunden Film am Stück erlaubt. Hier einmal die von uns ermittelten Puffer-Größen im Detail:



182 Bilder/s in JPEG Low (ca. 4MB/Pro Bild)


164 Bilder/s in JPEG Hi (ca. 10 MB/Bild)


74 Bilder/s in RAW (ca. 20 MB/Bild)



Seltsam fällt dabei auf, dass anscheinend bei geringer JPEG-Qualität der Puffer gar nicht komplett genutzt wird. Denn wenn man die anderen Pufferzahlen hochrechnet, sollten in JPEG bei geringer Qualität sogar über 400 Frames möglich sein, womit man schon auf bemerkenswerte 17 Sekunden Aufnahmezeit käme. Eine schnelle Karte nutzt dabei nur indirekt beim anschließenden Wegschreiben der Daten, denn der Puffer wird offensichtlich nicht als Ringpuffer genutzt, sondern nur einmal befüllt und anschließend weggeschrieben. Die von uns benutzte Toshiba EXCERIA PRO beherrscht auf dem Papier sogar Datenraten von 260 MB/s, konnte die Burst-Aufnahmezeiten der RX100V jedoch nicht verlängern.



Weiters fällt auf, dass manchmal einzelne Frames ausgelassen werden und die 24fps nicht ganz konstant erscheinen. D.h. die Bildwiedergabe auf der Timeline “leiert” gelegentlich leicht. Kurz gesagt: Es gibt immer noch keine 1 Zoll-RED von Sony für 1200 Euro, dennoch deutet die RX100 V an, was prinzipiell heute schon technisch möglich wäre.





Slow Motion

Die zweite technische Besonderheit der RX100 MkV liegt in den gebotenen Slow Motion Funktionen bei der HD-Aufzeichnung. Hier werden im Menü Frameraten bis zu 1000 fps angeboten. Ein kurzer Check mit unserem Schärfechart hat ergeben, dass tatsächlich bis 100fps (im PAL-Modus, 120 fps in NTSC) die HD-Qualität ohne sichtbare Skalierungs-Artefakte wie Lineskipping oder Binning erhalten bleibt. Ab 250 fps lässt die Bildqualität dann durch das Lineskipping des Sensors deutlich nach. (240/250 Bildern pro Sekunde = 1824 x 1026 Pixel, 480/500 fps basiert auf 1676 x 566 Pixeln und bei 960/1000 fps sind es immerhin noch 1136 x 384 Pixel.). Die folgenden Testbilder zeigen nur die HD-Auflösung der Kamera bei entsprechenden Frameraten:



Sony RX100 V - 4K Kompaktkamera mit Extras und Kompromissen : 250fps HD


Bei 500 FPS gehen noch mehr Linien beim Auslesen verloren:



Sony RX100 V - 4K Kompaktkamera mit Extras und Kompromissen : 500fps hd


und bei 1000 fps wird dazu das Sensorfenster noch einmal weiter gecroppt, was uns diese Aufnahme bescherte:



Sony RX100 V - 4K Kompaktkamera mit Extras und Kompromissen : 1000fps hd


Die Slow Motion Aufzeichnung erfolgt dabei wie die 5,5K Foto-Burst Aufzeichnung nicht kontinuierlich, sondern ausschließlich über den internen Speicher-Puffer. Bei beiden “Features” muss man übrigens nach der Aufnahme meistens eine gehörige Zeit warten, bis die Datenberge anschließend auf die SD-Karte kopiert sind. Erst danach steht die Kamera wieder für weitere Aufnahmen zur Verfügung.







Aus dem Messlabor

Beim 4K-Schärfetest kann die Sony RX100 auch in der fünften Version wieder glänzen. Durch das 5K-Downscaling der gesamten Sensorfläche entsteht eine nahezu perfekter Schärfe-Abbildung unseres Charts. In den Standardprofilen wird das Bild allerdings auch von starker Nachschärfung begleitet. Diese lässt sich jedoch zurückdrehen, was im S-Log-2 Profil schon automatisch der Fall ist:



Die RX100 V (S-Log2) im slashCAM 4K-Schärfetest
Die RX100 V (S-Log2) im slashCAM 4K-Schärfetest



Low Light



Diesmal wollten wir der Kamera nicht die optimalen Parameter entlocken, sondern einmal sehen, wie sie unter typischen Einschränkungen agiert. So erzwingt manches Motiv (wie auch unser Testkasten) einen gewissen Abstand bzw. leichtes Einzoomen und in diesem Fall findet man sich schnell bei der RX100 Mk5 bei Blende 2.8 wieder. Daher haben wir diesmal das Low-Light Bild mit ISO6400, 1/25 und F2.8 in S-Log erstellt:



Die Sony RX100 V bei 12 Lux, 1/25s Blende 2,8 und ISO6400 (Slog 2).
Die Sony RX100 V bei 12 Lux, 1/25s Blende 2,8 und ISO6400 (Slog 2).


Wie man sieht, rauscht der Sony 1 Zoll Sensor in diesem ISO Bereich bei S-Log2 Aufzeichnung schon sehr deutlich. Kleinere ISO-Einstellungen bekommt man bei wenig Licht bei diesem Motiv allerdings nur im extremen Weitwinkel hin.



1200LUX



Und auch bei viel Licht (1200 LUX), wollten wir diesmal etwas pragmatischer herangehen. Denn gerade, wenn man Log filmt, wird man draußen den integrierten ND-Filter fast obligatorisch eingeschaltet lassen, da die ISO-Einstellung ja in S-Log2 nicht unter 1600 fallen kann. Und darum unser Testbild diesmal mit dem integrierten ND-Filter:



Die Sony RX100 Mk5 bei 1200 Lux, 1/50s Blende 5,6 und ISO1600 plus ND-Filter (S-Log 2).
Die Sony RX100 Mk5 bei 1200 Lux, 1/50s Blende 5,6 und ISO1600 plus ND-Filter (S-Log 2).


Vielleicht einen Tick unterbelichtet, was in der Korrektur dann eine schön körnig-analoge Anmutung ergibt:



Sony RX100 V - 4K Kompaktkamera mit Extras und Kompromissen : 1200LUX korrigiert


Dieser körnige Cinelook erscheint uns mittlerweile fast typisch für viele S-Log2-Aufnahmen mit der RX100 im Netz. Uns gefällt so ein analoger Look auch sehr gut, jedoch bleibt dies sicherlich Geschmackssache.






Fazit

Hat Sony den Bogen jetzt überspannt? Die Verbesserungen gegenüber dem letzten Modell sind für Filmer relativ klein, zumal das 5 Minuten Aufnahmelimit geblieben ist. Der Aufpreis ist jedoch ein weiteres Mal deutlich ausgefallen. Dennoch lassen sich ein weiteres mal mit der neuen RX100 V bildtechnisch imposante Ergebnisse erzielen, die man spontan auch einem MicroFourThirds Sensor oder sogar einem APS-C Modell zutrauen könnte. Wer eine kleine kompakte Kamera für gute 4K-Aufnahmen sucht, darf die RX100 also ein weiteres mal auf jeden Fall in die engere Wahl ziehen. Wer auf Slow-Motion, Sucher sowie genormte 8 Bit Log-Aufzeichnung verzichten kann, findet jedoch in der LX100 von Panasonic eine deutlich preiswertere Alternative, die aber auch wieder etwas größer ausfällt. Kaum verwunderlich: Extrem kompakt war noch selten besonders günstig zu haben.


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