Neuer Rechner, neues Glück. Nachdem unser alter Pentium 4 Extreme Edition langsam in die Jahre gekommen ist, und mit seinen zwei echten und zwei virtuellen HT-Kernen viele Programme (und Leser) nicht wirklich etwas anfangen konnten, freuten wir uns nun darauf einen echten 4 Kern-Rechner zusammenstellen zu können. Um möglichst viele Prozessorkombinationen zu simulieren haben wir denn einen Intel QX6700 erhalten, der mit einem frei wählbaren Multiplikator auch erschwinglichere Prozessoren emulieren kann. (z.b. auch den Q6600, der mit 2, 4 Ghz für ca. 240 Euro wohl gerade als der optimale Preis/Leistungs-Prozessor für Videojunkies gesehen werden kann). Andererseits lässt sich unser QX6700 auch als 3 GHz-Modell betreiben, was uns bis nächstes Jahr weitere Updates zum Benchmarken ersparen sollte.
Unterfordert
Beim Zusammenbauen unserer Komponenten gab es jedoch erstaunlich viele Stolpersteine. Ein Problem, das uns zwei Tage lang beschäftigte, lies den Rechner erst gar nicht starten. Der Grund: Unser Enermax EG651AX mit 550W Leistung kann nicht mit unserem Prozessor zusammenarbeiten. Richtig gehört. Wir wollten es auch nicht glauben, aber die neuen Intel Core 2 Duos ziehen beim Booten so wenig Strom, dass sich manche Netzteile wegen Unterspannung aus Sicherheit abschalten. Man kann dies teilweise umgehen, indem man viele zusätzliche Laufwerke und sonstige Stromfresser in das System baut. Beim Standby-Modus kann es jedoch dennoch sein, dass das System dennoch nicht wieder hochkommt. Und auch beim normalen Start braucht es gelegentlich ziemlich viele Anläufe. Wer das nicht glauben will, findet hier mittlerweile eine offizielle Betätigung des Phänomens.
Mit neuem Netzteil kam schließlich leben in die Bude unseres Systems, jedoch währte die Freude nicht lange, irgendwie kam es schon im BIOS zu ständigen Abstürzen. Der Grund war nun, dass unser MDT Ram mit Speichertimings von 12-4-4-4 nicht mit unserem neuen Intel-Board DP35DP zurechtkam. Da das Bios jedoch keine Dowgrading der Timings zulässt, mussten wir noch zusätzliche Module mit 15-5-5-5 nachstecken, die dann das Gesamttiming im positiven Sinn runterzogen. Nachdem das Intel-Board jedoch eigentlich nicht für den QX6700 spezifiziert ist, und darum auch der Multiplier nicht frei wählbar war, tauschten wir es schließlich gegen das Gigabyte GA-965P-DS3. In diesem Board liefen auch die MDT-Rams ohne Hilfsbremse stabil.
AHCI- wasn das?
Das machte uns den Weg frei für die Lösung des nächsten Problems. Wir wollten zum Testen ein frisches ein Dual-Boot-System aus Windows XP und Vista auf die angeschlossene SATA-Platte spielen. Um Performance zu gewinnen, wollten wir unser System hierfür unbedingt im AHCI-Modus (Advanced Host Controller Interface) installieren. Denn nur in diesem Modus lassen sich alle Festplatten-SATA2 Features wie NCQ nutzen. Die wenigsten Anwender wissen das, und installieren Ihr System im IDE-Kompatibilitätsmodus, wodurch man deutlich Leistung verschenkt (besonders beim Videoschnitt mit mehreren Spuren kann NCQ wirklich zusätzliche Leitung bringen). Allerdings ist die AHCI-Installation und Konfiguration alles andere als trivial. Wir hatten mit praktisch allen Problemen dieses englischen Wikipedia-Eintrags zu kämpfen.
Die meisten Probleme lassen sich umgehen, wenn man eine AHCI-Floppy bei der Installation zur Hand hat. Diese legte Intel zwar lobenswerterweise seinem Board bei, dieses besaß jedoch gar keinen Floppylaufwerk-Anschluss mehr. Umgekehrt finden sich die entsprechenden Treiber bei Gigabyte nur indirekt auf der Treiber-CD. Nämlich nur in der Form, dass sie sich auf eine Floppy spielen, aber nicht direkt von der CD benutzen lassen. Also ohne Floppy kein AHCI, selbst bei einer Vista-Installation, die damit wirbt direkt AHCI zu unterstützen.
Wer hier keinen zweiten lauffähigen Windows-Rechner mit Floppylaufwerk in der Nähe hat, um die Start-Treiber zu erstellen ist daher aufgeschmissen. Ziemlich abgehoben, da AHCI-Mainboards schon über 3 Jahre für Endkunden ausgeliefert werden. Wohl auch der Grund, weshalb die meisten PCs von der Stange ebenfalls noch im bremsenden IDE-Kompatibilitäts-Modus ausgeliefert werden.
Vistas Hausordnung
Auch diese Hürde war durch einen alten Laptop mit Floppy umschifft, woraufhin uns Vista bei der Installation aus Freude gleich den Bootsektor ruinierte. Auch alle gut gemeinte FixMBR und ähnliche Angebote der zwei MicrosoftCDs konnten uns zwar Vista wieder startklar machen, jedoch die XP-Partition nicht mehr booten. Erst Grub aus der Linux-Welt brachte wieder eine Struktur in den Master-Boot-Record. Wer ähnliche Probleme hat, findet http://www.pro-networks.org/forum/about78184.html hier eine gute Anleitung.
Nach dem Installieren (sei es Vista oder Windows XP SP2) gönnt sich der Rechner heutzutage schon eine ganze Weile (ca. 20 -35 Min) bis er seine Betriebssystem über das Internet mit allen notwendigen Patches auf den aktuellen Stand gebracht hat. Wer hier kein DSL hat, dürfte in dieser Phase der Installation sicherlich einen halben Tag warten müssen. Eine aktuelle Installation ist daher auch unter optimalen Bedingungen kaum unter einer Stunde hinzubekommen. Pro Bertriebssystem wohl gemerkt.
Adobes Nachschlag
Auch die neue Creative Suite 3 Production Premium von Adobe lässt sich dann für die Komplett-Installation nochmal ungefähr eine Stunde Zeit, schließlich wollen fast 25 GB (!!) Daten auf die heimische Festplatte kopiert werden. Spätestens hier fragt man sich, warum die kommerziellen Applikationen heutzutage so aufgebläht sein müssen. Programme wie Blender oder Paint.Net zeigen doch, dass man in einem Bruchteil (ca. ein drei bis zehntausendstel !!) dieses Speicherplatzes ebenfalls mächtige Applikationen unterbringt. Vielleicht denkt Adobe ja, dass die 25 GB irgendwie einen Kopierschutz darstellen. Da könnten sie sich doch eigentlich auch die nervige Aktivierung sparen...
Die Konsequenz
Immerhin haben wir jetzt wieder ein lauffähiges System zum Benchmarken. Allerdings blicken wir seitdem noch bewundernder auf kleine Programmpakete wie Blender, die sich ohne großen Aufwand in Nullkommanix auch direkt von einer LiveCD oder einem USB-Stick auf praktisch jeder Hardware starten lassen. Vielleicht macht so was ja doch mal Schule und wir sehen in Zukunft mal wieder kleinere Programme und Betriebssysteme. Stören würde es uns nicht, und man könnte auch öfter mal schnell sein System frisch aufsetzen. Wer sich dagegen heute für einen Umbau mit Neuinstallation seines Windows-Systems entscheidet, sollte lieber einen Tag Urlaub einplanen. Besonders wenn er noch andere Programm-Lizenzen wie Nero ö.ä sein eigen nennt. Wir wagen gar nicht daran zu denken, welcher Produktivitätsverlust hier täglich auf der Welt mit derart ausufernden Installations- und Bastelorgien flöten geht.




















