Test Metabones Speed Booster NEX E-Mount  auf Canon EF

Metabones Speed Booster NEX E-Mount auf Canon EF

Wie hatten für eine Stunde den Metabones Speed Booster zu Gast in unserer Redaktion und konnten herausfinden, ob der versprochene Lichtzuwachs tatsächlich vorhanden oder nur eine Zahlenspielerei ist.

// 14:24 Do, 24. Jan 2013von

Seit ein paar Tagen ist er in aller Munde, so auch bei uns: Der Speed Booster von Metabones verkleinert über eine im Adapter integrierte Optik den Bildkreis des aufgeschraubten Objektives, was sich in einer Verkürzung der effektiven Brennweite und in einer Verbesserung der Lichtstärke äußert. Das Prinzip kennt man seit längerem aus der Astro-Fotografie und spannenderweise ist uns hierzu auch noch ein Olympus-Patent vom 2010 untergekommen, welches ziemlich genau den Speed Booster beschreibt.



Es ist allerdings fraglich, ob Olympus mit diesem Patent Ansprüche gegen Metabones erheben kann, weil es schon frühere Patentschriften und auch entsprechende Geräte gab. Unter dem Begriff Optical / Focal Reducer findet man entsprechende Informationen im Netz, die deutlich auf Prior Art hinweisen: Es handelt es sich im Prinzip um einen umgekehrten Telekonverter. Allerdings nutzt der Speed Booster die freie Fläche (welche aus dem längeren Auflagenmaß von Vollformatkameras resultiert) in welcher bei normalen DSLRs der Spiegel hausiert. Das ist bis dato wirklich neu.





Funktionsweise

Setzt man den Speed Booster Adapter vor einen APS-C Sensor, so verhält sich ein sehr günstiges 50mm f1.8 Vollformat Objektiv daran optisch wie ein über 1.000 Euro teures 35mm f1.2. Es gewinnt also eine Blendenstufe an Lichtstärke und ca. ein Drittel an Brennweite. Der hierfür verkleinerte Bildkreis deckt immer noch APS-C voll ab. Ganz einfach gesprochen: Das 50mm f1.8 sieht jetzt an einer APS-C Optik praktisch genauso aus wie es ohne Speedbooster an einer FullFrame-Kamera aussehen würde. Dabei wird es auch noch heller. Apropos Helligkeit:



Online gibt es bereits zwei sehr erhellende Tests:



Einen von EOSHD/Andrew Reid, der uns auch für unseren Test den Adapter zur Verfügung stellte.



Und dann noch einen von Lensrentals/Roger Cicala der etwas kritischer an den Adapter heranging.



Beide kommen im Grunde zu einem sehr positiven Fazit, besonders, was den Einsatz im Videobereich angeht. Beide "Tests" haben jedoch damit zu kämpfen, dass hier auch immer zwei verschiedene Kameras/Sensoren benutzt werden, weshalb man die ISO-/Blenden Settings nicht direkt vergleichen kann.





Unser Kurz-Test

Für unseren Artikel wollten wir daher zu einem Test-Aufbau zu kommen, der möglichst viele Parameter unverändert lässt (sozusagen ceteris paribus). Dafür kam uns eine Idee: Wir forderten eine Sony NEX VG900 an, welche ihren Vollformat-Sensor auch in APS-C auslesen kann. Damit könnten wir doch testen, ob der angebliche Lichtgewinn von einer Blendenstufe tatsächlich stattfindet, oder nur eine mathematische Zahlenspielerei ist, die auf der Größe von Objektiv-Ein- und Ausgang beruht. Hier also unsere Testbilder:



Als erstes das Walimex 35mm 1.4 mit 1/50s und 30dB Gain an dem FullFrame-Sensor in unserem 12 Lux-Test:





12 Lux - Walimex 35mm f1.4 mit 1/50s und 30dB Gain an dem FullFrame-Sensor



Und nun das Wunder: Tatsächlich wird das Bild deutlich heller, wenn man bei ansonsten gleichen Parametern den Metabones Speed Booster anschließt und den Sensor auf APS-C umschaltet:




12 Lux - Walimex 35mm f1.4 mit 1/50s und 30dB Gain an APS-C-Sensor mit dem Speed Booster




Bevor nun alle aufschreien, dass die Bilder so unscharf sind: Mit dem 35mm/1.4 ist der DOF-Bereich im unserem Testaufbau extrem klein und der exakte Fokus ist hier bei manueller Steuerung im Dunkeln nicht leicht zu finden (u.a. auch weil das Peaking der VG900 nicht sonderlich hilfreich war.) Wir haben versucht die Schärfe auf die rechten Haare neben dem Auge des Kopfes zu legen. Uns ging es bei diesem Testaufbau jedoch in erster Linie darum festzustellen, ob der Lichtgewinn von einer ca. einer Blendenstufe tatsächlich stattfindet, und das tut er!



Hinzu kommt, dass die VG900 in APS-C-Modus beim Sensor-Auslesen deutlich sichtbare Aliasing-Artefakte an den Kanten zeigt, was die Vergleichbarkeit der beiden Aufnahmen weiter verringert.





Nicht zuletzt ist uns aufgefallen, dass Vergleichsaufnahmen extrem schwer zu realisieren sind, da sich durch die Änderung der Blende und leichte Veränderung des Bildauschnittes die Schärfebenen mit einem manuellen Objektiv kaum konstant zu halten sind. Mit mehr Zeit wären hier sicherlich noch detaillierte Testaussagen möglich gewesen, jedoch hatten wir den Adapter nur für eine Stunde und haben diese Probleme erst bei der Auswertung unserer Ergebnisse gesehen. Hier einmal ein 100 Prozent-Auschnitt aus zwei Testbildern.



Metabones Speed Booster NEX E-Mount  auf Canon EF : fotovergleich


Was man auf jeden Fall klar sieht: Der Sensor erzeugt dank der höheren Lichtstärke durch den Speed Booster ein viel klareres Bild mit viel weniger Rauschen und Artefakten.



Ebenfalls ist uns aufgefallen, dass sich je nach Objektiv leichte bis kaum wahrnehmbare Bildrand-Fehler durch den Konverter addieren, die jedoch in der Regel nur bei sehr genauer Bildanalyse von Standbildern im Direktvergleich auffallen, bei Bewegtbild jedoch praktisch gar nicht.






Fazit

Nach unserem kurzen Hands-On mit dem Adapter bleibt unsere Euphorie gegenüber dem Speed Booster grundsätzlich erhalten. Diese kleine Wunderbox wertet jedes Objektiv hinsichtlich seiner Lichtstärke und seines Weitwinkelverhaltens auf. Und auch für den Kamerasensor macht eine zusätzliche Blendenstufe gerade bei wenig Licht einen großen Qualitätssprung aus.


Nachteile sehen wir nicht, bis darauf, dass bei voll geöffneter Blende die meisten manuellen Objektive nur noch mit einer echten FullHD-Vorschau überhaupt in den Griff zu bekommen sind. Eine verringerte Schärfe oder bemerkenswerte Verzeichnungen sowie Aberrationen sind uns nicht aufgefallen, wobei diese natürlich immer vom verwendeten Objektiv abhängig sind. Leider fehlte uns auch die Zeit für abgeblendete Testreihen. Wir werden den Speed Booster sicherlich in naher Zukunft noch einmal länger leihen können und auch unter diesem Aspekt prüfen. Unser erster Eindruck legte auf jeden Fall noch keine gravierenden Mängel an den Tag.


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