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Test : "Hey!" – Woher kommt das liebe Geld ?

von Do, 3.Juli 2003 | 2 Seiten | diesen Artikel auf einer Seite lesen

 2. Woche



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Einen Spielfilm zu kalkulieren ist normalerweise gar nicht so einfach. Am Anfang steht das sorgfältige Studium des Drehbuchs, aus dem dann ein Drehplan entwickelt werden muss. Daraus kann man einen Kostenrahmen ableiten. Es gibt unglaublich viele Kostenpositionen, die man nicht bedacht hat. Und später folgen Budgetverhandlungen mit Fernsehsendern, in denen viele wichtige Positionen wieder gestrichen werden. Große Produktionsfirmen setzen professionelle Software ein, um Kosten und Ablauf ihrer Produktion im Griff zu behalten. Weit verbreitet ist das Programm von Sesam. Oft ist es die Kunst eines Produktionsleiters, an einigen Stellen Spielräume einzubauen, die die andere Seite dann hoffentlich übersieht. Es gibt Regisseure, die halten sich grundsätzlich nicht an die Budgets. Das gibt Ärger, und es sind schon Produzenten daran zu Grunde gegangen.

Nun, bei unserem Projekt „Hey!“ ist alles etwas einfacher. Wir müssen uns selbst nichts vormachen. Aber ein Budget brauchen wir trotzdem, schon damit die Kosten nicht aus dem Ruder laufen. Wir sind zweigleisig verfahren. In der einen Kalkulation sind alle Posten aufaddiert, die üblicherweise bei einer Filmproduktion anfallen. Das sind die Gagen für die Beteiligten vom Drehbuch bis zum Tonmeister. Es sind die Reisekosten, Fahrzeugmieten, Mieten für die Locations, die Mieten für Geräte, der Aufwand für die Nachbearbeitung, Versicherungen, und die Handlungskosten, in denen der Unterhalt des Produktionsbüros und viele kleinere Posten zusammengefasst sind. Wir setzen nicht Sesam ein , sondern haben uns mit Microsoft Excel ein eigenes kleines Programm gestrickt. Es ist schlicht und einfach, weil nicht die vielen Positionen einer großen Spielfilmproduktion berücksichtigt werden müssen. Alles in allem kommen wir für unser Projekt auf eine Summe von 150.000 €. Ein absolutes Low-Budget-Vorhaben!

Wir sind Optimisten, und deshalb rechnen wir damit, dass diese Summe nach Fertigstellung des Films in unsere Kasse fließen wird. Wie aber den Film erst einmal produzieren? Fast drei Viertel der Summe ist für Gagen vorgesehen. Alle Beteiligten waren einverstanden, vorerst darauf zu verzichten. Das ist praktisch unser Eigenkapital. Die Mieten für Kameraausrüstung und Schnittplatz schlagen mit ungefähr 10.000 € zu Buch. Wir setzen eigene Geräte ein und hoffen auf einen späteren Rückfluss. Rund 700 € sind für das Bandmaterial vorgesehen. Wir haben die Tapes bei Ebay-Auktionen ersteigert und damit die Kosten halbiert. Bleibt noch der große Posten Reisekosten. Das Geld dafür nehmen wir aus dem Ersparten.

Ich wollte in dieser Woche noch einige Worte über die Besetzung von „Hey!“ verlieren. Unsere Drehbuchautorin Cornelia Bernoulli ist selbst eine Schauspielerin mit einem Abschluss der Folkwang-Hochschule in Essen. Die andere Hauptrolle spielt Katharina Schütz, ebenfalls eine Abgängerin der Folkwang-Hochschule. Die beiden kennen sich also schon lange. Außerdem wurde Peter Holliger verpflichtet, der in Wien das Max-Reinhardt-Seminar absolviert und die Akademie für Musik und darstellende Kunst besucht hat. Eine hochprofessionelle Besetzung also. Alle anderen Rollen werden von Protagonisten „aus dem richtigen Leben“ gespielt, ganz gemäß dem Versuch, dokumentarische Elemente in diesen Spielfilm einzubringen.

Cornelia hat sich, Katharina und Peter die Rollen gewissermaßen auf den Leib geschrieben. Sie geht ein auf die Eigenheiten der Mitspieler. Sie müssen ja die Texte spontan im Dialog mit ihrem Gegenüber vor laufender Kamera entwickeln. Aber: Es sind improvisierte, gespielte Rollen, die Schauspieler spielen sich nicht selbst. Am Mittwoch waren wir in Düsseldorf bei einer Theaterpremiere. Helmuth Fuschl und Paul Haizmann haben die Komödie übernommen und dort die erste Inszenierung der neuen Ära herausgebracht. Bei der anschließenden Premierenfeier haben uns viele Theater- und Filmleute ermuntert, unser Projekt fortzusetzen. Zugleich klang aber auch die Sorge durch, ob so etwas wohl ohne Etat zu stemmen sei. Wir sind optimistisch und glauben daran. Das Stück von Stefan Vögel heißt übrigens „Eine gute Partie“. Die könnten wir jetzt auch gut brauchen...


1.Woche: "Hey!" - so fing alles an



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