Vom Sommerloch ist bei RED wohl nichts zu spüren, ganz im Gegenteil. In den nächsten Wochen dürfte bei dem amerikanischen Kamera-Hersteller wohl kaum Ruhe einkehren. Los ging es vor ein paar Wochen mit dem "Druckertinten-Vorwurf", RED verkaufe billige Standard-Komponenten von der Stange mit einem mehr als stattlichen Aufpreis.
Dann meldete sich Andrew Reid von EOSHD vor ein paar Tagen zu Wort und berichtete, dass RED ihn vor Jahren unter Androhung einer Strafzahlung von 70.000 Dollar dazu drängte, eine Art journalistischen Maulkorb zu unterzeichnen.
Und im Eifer dieser Diskussion tauchte bei Personal View nun ein Dokument auf, das belegt, dass Apple im Mai diesen Jahres beim US-Patentamt einen sehr ausführlichen Antrag eingereicht hat, die berüchtigten RED-RAW-Patente für nichtig zu erklären. Sei es aus Trivialität oder wegen Prior Art.
Die betreffenden RED Patente sind schon seit längerem äußerst umstritten und halten gerüchteweise viele Kamerahersteller davon ab, komprimierte RAW Codecs für Bewegtbilder zu implementieren. Denn dafür fordert RED bis dato entsprechende Lizenzgebühren ein.
Jeromy Young von Atomos erklärte beispielsweise zur letzten NAB offen, dass sie nun Lizenzgebühren an RED zahlen, während Blackmagic durch teilweises Debayering in der Kamera bei BRAW ziemlich offensichtlich versucht, um diese Lizenzzahlungen herum zu kommen.
Doch warum geht nun gerade Apple diesen juristischen Schritt? Der Grund dürfte in ProRES RAW zu finden sein. Apple würde dieses hauseigene Format sicher gerne in mehr Kameras sehen, jedoch dürften wenige Hersteller Lust haben, dafür viel Geld an RED zu überweisen.
Dass dies die Freundschaft zwischen RED und Apple weiter belasten dürfte ist fast offensichtlich. So ist mittlerweile das exklusive RED Raven Set wieder aus dem Apple Store verschwunden. Und erst im Januar forderte RED öffentlich von Apple einen fairen Umgang mit Nvidia ein.
Nicht unrelevant: RED hat gegenüber Apple fast keine Gegendruckmittel in der Hand, da Apple selber keine Kameras herstellt, die REDs Patente verletzen könnten. Daher beschränkt sich das juristische Risiko für Apple auf das Honorar für ein paar Anwälte und den Gutachter, der den Antrag formuliert hat. Für RED steht dagegen ein sehr relevanter Baustein des eigenen Geschäftsmodells auf dem Spiel.