Sennheiser CinemaConnect: Inklusive Audiodeskription für das Smartphone im Kino und mehr ..

// 08:54 Sa, 24. Mai 2014von

Wir hatten Gelegenheit zu einem frühen Hands-On des neuen CinemaConnect System von Sennheiser im traditionsreichen Abaton Programmkino in Hamburg. CinemaConnect stellt ein neuartiges streamingbasiertes System für die inklusive Hörunterstützung und Audiodeskription für Menschen mit Seh- und Hörbeeinträchtigungen dar.


Ein Thema was leider kaum in der alltäglichen Berichterstattung vertreten ist - was nichtsdestotrotz gesellschaftlich relevant ist und zudem auch noch das Potential hat, mehr Kinobesucher in die darbenden Kinos zu locken.



Unsere Augen und Ohren funktionieren zwar glücklicher Weise noch einigermaßen aber die Gruppe derer, die auf Unterstützung angewiesen wird, wächst durch den demografischen Wandel stetig – nicht zu vergessen diejenigen, die mit Sehbeeinträchtigung oder Hörbeeinträchtigung altersunabhängig zurecht kommen müssen.



Laut von Sennheiser in Auftrag gegebener Studie verzichten in Europa knapp 32 Prozent der Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung häufig auf den Besuch von kulturellen Veranstaltungen. Allein in Deutschland gibt es 5,7 Millionen Menschen mit Hörbeeinträchtigung - davon sind 47 Prozent unter 60 Jahre alt.



Das magische Wort in diesem Zusammenhang lautet „Inklusion“ und lässt sich am besten im Unterschied zur „Integration“ beschreiben:



Zitat Wikipedia:



„Integration gehe von einer vorgegebenen Gesellschaft aus, in die integriert werden kann und soll. Inklusion dagegen erfordere vorab, dass gesellschaftliche Verhältnisse, die exkludieren, überwunden werden.“





Während bei der Integration die Gruppe der Hör- und Sehbeeinträchtigten nach außen stark sichtbar und getrennt von der Techniknutzung der Anderen mit Hilfsmitteln für die Teilhabe an der Majoritätsnorm ausgestattet wird, erfolgt bei der Inklusion die parallele Nutzung des Angebots durch alle. Ein Beispiel hierfür sind Internetseiten, deren Aufbau speziell für die Sprachsysteme von Blinden gegliedert sind, die einem sehenden Nutzer jedoch gar nicht als bewußter strukturiert auffallen.



Die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen ist seit Jahren ein wichtiges gesellschaftliches Thema – trotzdem sind rund 12 Prozent der Betroffenen bei der Befragung durch Sennheiser der Meinung, dass ihnen bei Opern-, Theater- oder Kinobesuchen nicht genügend Hilfe zur Verfügung gestellt wird.



In diesem Zusammenhang interessant ist auch die neue Förderrichtlinie für die Filmförderung in Deutschland nach der alle mit öffentlichen Geldern geförderten Filme jetzt u.a. AD-Tracks (Audiodeskriptions-Spuren) zur Verfügung stellen müssen. Kinobetreiber können sich die Datei mit den AD-Tracks zur DCP unkompliziert zusätzlich herunterladen und während der Projektion zur Verfügung stellen.



Hier setzt das CinemaConnect System von Sennheiser ein: Der AD-Track oder eine Hörunterstützungsspur werden via Streaming Server und WLAN-Router in einem dezidiertes geschlossenes Netzwerk im Kinosaal bereitgestellt und können via Smartphone App für iOS und Android abgegriffen werden. Dem Trend „Bring your own Device“ folgend, nutzt der hierauf zugreifende Kinobesucher sein eigenes Smartphone und seine eigenen Kopfhörer. Das bedeutet für die Kinobetreiber, dass die Bereitstellung von Kopfhörer/Sendereinheiten pro Besucher komplett entfällt und damit auch Wartung, Aufladung und Säuberung der Geräte nach Gebrauch.



Andere Länder – andere Sitten: In Schweden evaluiert das SFI (Svenska Filminstitutet) entsprechende Unterstützungssysteme hier ein Bericht vom letzten Jahr und spricht dann eine Empfehlung aus, der dann für gewöhnlich die meisten Kinos in Schweden / Skandinavien folgen.



In Deutschland dürfte wohl nicht so normativ vorgegangen werden. Hier könnte es auch zur Verbreitung unterschiedlicher Systeme kommen - wobei die Nutzung diverser Systeme nicht unbedingt ein Nachteil für den Anwender sein muss, sofern die Qualität stimmt. Pro System eine downloadbare Smartphone App dürfte kaum ein Problem darstellen: Denn der Königsweg in dieser Systemklasse scheint auf jeden Fall über die Smartphones zu führen. Die Installation dieser Unterstützungssysteme soll in Deutschland mit 50% öffentlicher Gelder für die Kinos bezuschusst werden.



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Wir haben das Sennheiser CinemaConnect System (noch Betastadium 0.3) auf iPods im Abaton Kino in Hamburg ausprobieren können. Zu einem mehr-minütigen Filmausschnitt wurden zwei gestreamte Audiokanäle über die CinemaConnect App auf dem iPod angeboten: Einmal eine Audiodeskriptionspur und zum anderen eine Hörunterstützung. Die Audiodeskriptionsspur funktionierte hervorragend - bei der Hörunterstützung war hingegen ein leichte Latenz spürbar. Sennheiser gab an, dass man an der Latenzzeit des Systems noch arbeite und stellte für das fertige Produkt eine minimale Latenz in Aussicht.



Auch die technische Umsetzung der App empfanden wir als gelungen und anwenderkonform funktional einfach strukturiert. Qualitativ dürfte Sennheiser mit CinemaConnect auf gewohnt hohem Niveau liegen.



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Die entscheidende Frage für die Verbreitung des Systems wird damit der Preis werden. Hier hält sich Sennheiser noch bedeckt. Mit der finalen Version wird für Herbst 2014 gerechnet.




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