Werbung und Musikvideos sind meist die ersten Genres, in denen mit neuen, technischen Bildmöglichkeiten und Tricks experimentiert wird, um Aufsehen zu erregen und dabei idealerweise auch ungesehen zu wirken. Der heiße Scheiss der Stunde ist nun bekanntlich die generative KI und so überrascht es nicht, wenn sich große, um ein innovationsnahes Image bemühte Brands daran versuchen.
Auf eine Art ist Vodafone nun mit einem kürzlich erschienenen Spot ein echter Meilenstein gelungen, der Clip nämlich ist komplett KI-generiert, aber dies so geschickt, dass es einem durchschnittlichen Betrachter kaum auffallen dürfte - die Bilder und gezeigten Personen wirken weitgehend echt. Zu einem großem Teil liegt dies daran, dass die Schnittfolgen sehr schnell sind - kaum ein Bild bleibt länger als 2 Sekunden stehen. In dieser Zeit, welche gerade einmal für einen Blick, ein Lächeln reicht, geben sich die virtuellen Darsteller keine allzugroße Blöße, während sie die unverbindlich gut gelaunten Personen mimen, die man aus Werbung gewöhnt ist.
Wer sich mit Video-KIs beschäftigt hat, erkennt natürlich trotzdem sehr schnell, dass diese Bilder nicht echt sind (Vodafone möchte dies auch gar nicht verheimlichen, sondern nennt es explizit "KI-Spot", "ein Experiment, was Mensch und Technologie gemeinsam erreichen können") - manches wirkt wie gemalt, anderes anatomisch ein wenig unschlüssig, alles läuft in verträumter Zeitlupe. Trotzdem ist es als Showcase dafür, was bereits möglich ist mit KI, beeindruckend. Keine deformierten Gesichter mehr wie in früheren Beispielen, nichts morpht auffällig und unerwünscht durch die Gegend.
Also kann man festhalten, dass es Ende 2024 möglich ist, durch gekonntes Prompting, sorgfältige Auswahl und professionelles Nachbearbeiten - immerhin haben laut Credits noch ca. 30 echte Menschen mitgearbeitet (produziert wurde der Clip von Lipstick Berlin), zwar nicht mit einer Kamera, jedoch am Computer (VFX / Schnitt / Composting) - ein Video mit KI zu erstellen, dessen Herkunft sich nicht sofort und zwangsläufig für alle entlarvt.
Sonderlich innovativ wirkt nun aber Vodafones Idee, mit einer Technologie, die völlig neuartige und somit schwer zu filmende Bildwelten generieren könnte, nur banale Stock-Footage für seinen Werbeclip reproduzieren zu lassen, auf uns nicht. Auch der Titel "The Rhythm of Life" klingt unfreiwillig ironisch angesichts der Tatsache, dass die ganzen Figuren im Clip ganz im Gegenteil niemals geboren wurden und auch nicht altern werden. Aber hey, Hauptsache die Konnektivität stimmt.