Frage von Benutzername:https://www.youtube.com/watch?v=bb6jdPmCXEM
Antwort von Darth Schneider:
Also nach meinem Geschmack hat der Fincher schon einiges mehr auf dem Kasten als Tarantino, und das hat wahrscheinlich nicht nur mit der Bildsprache zu tun..;)
Was Nolan betrifft, seine Filme sind zwar spannend, aber mir waren seine Arbeiten schon immer zu unterkühlt und zu selbstverliebt um sie sehr gut zu finden.
Ausserdem Seven und Fightclub sind für mich zwei besten Filme überhaupt, weder Tarantino noch Nolan haben sooo geniale Streifen bis jetzt überhaupt gemacht. Von dem her ist so ein Vergleich eher schwierig...finde ich.
Gruss Boris
Antwort von Axel:
Fincher sieht Film tatsächlich als komplexe Sprache und wendet sie ausgesprochen streng an. Nolan und Tarantino sind vom Umgang mit Schauspielern, Kadrage und Schnitt her eher schlampige Effekthascher. Selbstbeobachtung: es macht in Bezug auf die Erzählinhalte trotzdem kaum einen Unterschied.
Ist es nicht so?
Die Haltung Finchers ist auch nicht völlig unproblematisch. Denn diese erwähnte Strenge ist in seinen Filmen spürbar. Wie ein allzu perfekter Plan, der keine Lücken aufweist und den Zuschauer, mich, keinen Augen-Blick (Murch) vergessen lässt, dass ich Zuschauer bin.
Deswegen sehe ich Finchers beste Filme eher als Meisterstücke und nicht so sehr als großes Kino. Gone Girl musste ich gleich mehrmals gucken, um die Perfektion zu bewundern. Ich dachte nun, okay, ich bin auch verdorben durch zuviel Filmtheorie. Ich gucke den Film mal mit Freunden, die reine Unterhaltungskonsumenten sind, was Kino betrifft. Sie aber sahen den Film als einen
guten Thriller unter vielen.
Außerdem, obwohl ich mich gerade als durch zuviel Theorie verdorben bezeichnete, wurde ich deswegen von dieser Kunstform besessen, weil ich immer schon sehr heftig emotional darauf reagierte. Ich
will, dass der Film mich mitreißt und nicht anerkennend nickend zurücklässt.
Antwort von Benutzername:
der zuschauer achtet da eh nicht drauf, wer wie inszeniert. interessant finde ich die verschiedenen inszenierungsmöglichkeiten für die fachleute, also für euch.
Antwort von mediadesign:
Axel hat geschrieben:
Denn diese erwähnte Strenge ist in seinen Filmen spürbar. Wie ein allzu perfekter Plan, der keine Lücken aufweist und den Zuschauer, mich, keinen Augen-Blick (Murch) vergessen lässt, dass ich Zuschauer bin.
Ja stimmt und wem ich diese Aussage auch zuschreiben würde ist Stanley Kubrick.
Antwort von Axel:
mediadesign hat geschrieben:
Axel hat geschrieben:
Denn diese erwähnte Strenge ist in seinen Filmen spürbar. Wie ein allzu perfekter Plan, der keine Lücken aufweist und den Zuschauer, mich, keinen Augen-Blick (Murch) vergessen lässt, dass ich Zuschauer bin.
Ja stimmt und wem ich diese Aussage auch zuschreiben würde ist Stanley Kubrick.
Aus einer anderen Haltung heraus aber. Kubrick verfremdete sehr stark, und das auf eine prahlerische Art. Seht her, das ist das Werk eines einsamen Schöpfers, der euch in allen Belangen weit voraus ist! Kubrick war kein Handwerker, er hatte den Eigenanspruch eines Künstlers vom Range eines Leornardo oder Michelangolos. Wie diese nahm er auf unzählige handwerkliche Ungenauigkeiten keine große Rücksicht, der große Wurf, die Vision, waren ihm wichtiger. Er wollte "in Erstaunen versetzen" (Cocteau oder so). Deshalb versuchte er, jeden Film anders anzugehen. Er wollte, dass man nicht schon von vornherein sagen würde: "Ah ja, ein typischer Kubrick!" Dazu schrieb er oder editierte er zahllose Drehbuchversionen, trial & error, nahm diese aber beim Dreh selbst nur als minderwertige Vorlage. Er wiederholte Takes bis zum Abwinken. Und beim Schnitt behandelte er alles als "found footage", d.h. stellte das gesamte Konzept zum zweiten Mal in Frage. Sehr ähnlich wie Leornardo mit seinem bekanntesten Werk, der Mona Lisa, verfuhr, an der er praktisch zeitlebens weitermalte, wie moderne Scans der vielen Malschichten beweisen.
Fincher hat einen sehr eigenen Stil, der von Film zu Film kaum variiert. Wenn du von weitem einen "Still Store" (Resolve) von irgend einem, vor allem neuerem, Fincher-Film siehst, sind das gelb-orange Grades. Auch Kamera und Schauspielführung sind eigentlich immer gleich. Je neuer die Filme sind, umso weniger Effekthascherei und "grip"-Mätzchen finden statt. Er ist handwerklich nahezu perfekt, aber er selbst tritt hinter seinem Werk zurück.
Antwort von Funless:
Ich hab' mir das Erklärbärvideo da oben nicht angeschaut, sondern schreibe jetzt nur aufgrund der posts hier und ja, einen Fincher erkennt man an seinen Filmen, sein visuell malerischer Stil mit dem Hang, bzw. der Intention zur handwerklicher Perfektion. Doch ist das aus meiner Sicht auch nicht besonders überraschend wenn man sich Finchers Background anschaut, inszenierte er doch ursprünglich Videoclips. Auf einer Länge von 3,5 - 4,5 Minuten musste der visuell höchstmögliche Value realisiert werden und darin hatte er seine Arbeitsweise aus meiner Sicht bereits perfektioniert. Einen ähnlichen Background haben bspw. auch Ridley Scott und Zack Synder und ich persönlich finde, dass sich die Filme von Fincher, Scott und Synder im
Grundgerüst des visuellen Aufbaus doch recht ähnlich sind.
Tarantino und Nolan sind eher die Autorenfilmer (wobei ich nicht mal weiß ob diese Bezeichnung die korrekte ist), also damit meine ich, dass deren Prämisse Bild
folgt Story ist, während bei Fincher (und auch Scott sowie Synder) eher die Prämisse Bild
trägt Story gilt.
Welche Prämisse ist also die bessere? Aus meiner Sicht kann man das nicht mit "besser" oder "schlechter" bewerten und letztendlich verhält es sich bei mir tatsächlich ähnlich wie bei Axel, der Film muss mich mitreißen, ich darf und sollte den Film nicht bereits vergessen haben während noch die Credits laufen und ob der Film dies aufgrund seiner visuellen Genialität, aufgrund seiner tollen Story oder (im besten Fall) aufgrund einer Mischung von beidem bei mir hinbekommt, ist mir schnurz. Hauptsache er bekommt es hin, mehr will ich nicht.