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Ton im Spielfilm

Verfasst: Mo 19 Sep, 2011 11:05
von Saftsack
Hallo leute wolln in nächster zeit unseren ersten kurzfilm drehen... mit kamera technik und co kennen wir uns relativ gut aus... nur mit dem ton harperts :D wir haben bis jetz nur musikvideos gedreht in denen man dementsprechend keinen echtzeit ton brauchte...

nun zur frage: wie läuft das in nem vernünpftigen spielfilm... es is ja so das man eigentlich alles noch einmal nachsyncronisiert auch bei deutschen produktionen richtig? aber kann man mit einem mikrofon und dem originalton auch gute ergebnisse erzielen??? wenn ja welchen (kostengünstige und trotzdem leistungsfähige) mikro könnt ihr uns empfehlen und wodrauf muss bei der benutzung geachtet werden???

danke schonmal gruß

Re: Ton im Spielfilm

Verfasst: Mo 19 Sep, 2011 12:09
von Predator
Saftsack hat geschrieben: nun zur frage: wie läuft das in nem vernünpftigen spielfilm... es is ja so das man eigentlich alles noch einmal nachsyncronisiert auch bei deutschen produktionen richtig?
Nein, um Gottes Willen!^^
Erzähl mal einem Top Schauspieler, er soll die hochemotionale Nervenzuammenbruchsezene nochmal geschwind im Studio nachsprechen...

Das ist meißtens der ganz normale Ton vom Set, nur wenn jetzt z.B. Windmaschinen zum Einsatz kommen, oder die Schauspieler von ganz weit weg in einer weitwinkligen Szene auf die Kamera zukommen (Anfanf von der Stadtneurotiker fällt mir da grad ein) wird nachvertont. Ich glaub das nennt man dann ADR.

Merke: Nur Dialoge werden direkt am Set aufgenommen. Keine Geräusche, denn die würden ja in einer Synchronfassung dann mit den Bach runtergehen. Aber auch so klingt es einfach deutlich besser, wenn Umgegbungsgeräusche kontrolliert später eingesetzt werden.

Re: Ton im Spielfilm

Verfasst: Mo 19 Sep, 2011 12:10
von HT
Saftsack hat geschrieben: aber kann man mit einem mikrofon und dem originalton auch gute ergebnisse erzielen???
Ja.
Saftsack hat geschrieben: wenn ja welchen (kostengünstige und trotzdem leistungsfähige) mikro könnt ihr uns empfehlen und wodrauf muss bei der benutzung geachtet werden???
Da ich mir selbst grad ein Tonset zusammengestellt habe:
Beim Film wird meist geangelt, da Ansteckmikros, in einer Szenischen Produktion doch eher stören :-). Ein Set könnte so aussehen:

Mikro: für Sprache im Film empfihelt sich als Charakteristik Superniere bis Keule, z.B. Rode NTG 2*, Beyerdynamic MC 86 (etwa 170€-300€, sollte eher als untere Grenze für vernünftigen Ton bedacht werden)
Mikrofonspinne: Halterung die Mikrofon elastisch hält und somit verhindert dass Schwingungen auf das Mikrofon übertragen werden. (günstige ab 15 €)

Angel: Langer Stab an dem das Mikro hängt. (ab 50 €)

Aufzeichung: Entweder direkt an die Kamera, oder per externen Rekorder (z.B. von Zoom oder Tascam) aufzeichnen.

Optional: mobiler Mischer zum Regeln der Lautsärke, meist mit eingebauten Limiter und/oder Kompressor. Nicht ganz günstig.

*(bei Anschluss an XLR mit Phantomspeisung geht auch das NTG 1)

Re: Ton im Spielfilm

Verfasst: Mo 19 Sep, 2011 12:14
von Predator
Beim Mikro ist halt noch in Innen- und Außenaufnahmen zu unterscheiden. Für Außenaufnahmen nimmt man wie HT geschrieben hat ein Shotgun Mikrofon wie ein Rode NTG. In Innenräumen hallt bei so einem Mikro aber der Ton ziemlich. Da nimmt man ein normales Nierenmikro. Ich benutz dafür das Rode NT3.

Hier als Beispiel bei 0:25. Das müsste ein Schoeps Nierenmikro sein.


Der Punkt warum ich das Thema forciere ist, dass ein hallender, und damit billig klingender Ton die komplette Atmo zerstört. Da kannst nix mehr machen, egal wie gut der Rest ist.

Ich hab das selbst getestet, mit meinem Sennheiser 416. Geht innen garnicht!

Re: Ton im Spielfilm

Verfasst: Mo 19 Sep, 2011 12:21
von Alikali
es is ja so das man eigentlich alles noch einmal nachsyncronisiert auch bei deutschen produktionen richtig?
Falsch! Völliger bulshit.

Mieser Ton ist fast das schlimmste, was du einem Film antun kannst.
(Nur ein mieses Drehbuch ist schlimmer!)

Neben einem anständigen Mikrofon braucht man da noch einen Tonmischer, bzw. was zum angeln, und was zum aussteuern (und jemand, der das kann! Also keinen Vollhonk mit Digiknipse!) und dann muß das ganze auch noch synchron angelegt werden.

Tipp: http://www.movie-college.de/filmschule/ton/index.htm

Re: Ton im Spielfilm

Verfasst: Mo 19 Sep, 2011 17:14
von HT
Predator hat geschrieben:Beim Mikro ist halt noch in Innen- und Außenaufnahmen zu unterscheiden. Für Außenaufnahmen nimmt man wie HT geschrieben hat ein Shotgun Mikrofon wie ein Rode NTG. In Innenräumen hallt bei so einem Mikro aber der Ton ziemlich. Da nimmt man ein normales Nierenmikro. Ich benutz dafür das Rode NT3.
Und wieso soll bei einer Niere der Ton weniger hallen?

Re: Ton im Spielfilm

Verfasst: Mo 19 Sep, 2011 19:35
von Predator
Guck dir mal die charakteristik von nem Superrichtmikro an.

Die geht zwar zu 90% nach vorne, aber leider zu 10 % auch schmal gerichtet nach hinten. Da kommt dann der Deckenhall wieder zurück.

Normale Niere nimmt natürlich auch nach hinten noch was auf, doch durch den sehr begrenzten Raum, in dem überhaupt was aufgefangen wird, ist das sehr wenig.

Fakt ist: Bei professionellen Filmproduktionen wirst du kein Shotgun mic finden bei Innenaufnahmen (Siehe B rolls und making-ofs von Hollywoodfilmen). Da gibs auch Mio. Threads zu bei dvinfo.net, wo ich mich damals ursprünglich mit dem Thema beschftigt habe. Einfach mal selbst nach "Shotgun mic indoors" oder so googeln.

Ich hab das wie gesagt schon selbst getestet, weil ichs net wahrhaben wollte. Hab nämlich von meinem Vater n tolles Sennheisser Shotgun mit Windkorb und toter Katze bekommen, aber es klingt alles wie ne Kathedrale in Innenräumen.

Soweit ich weiss, wird bei dicken Filmproduktionen meist dieses Mikro für Innenräume eingesetzt:

http://www.thomann.de/de/schoeps_schoep ... 41_set.htm

Re: Ton im Spielfilm

Verfasst: Mo 19 Sep, 2011 20:04
von Natalie
Es gibt nichts besseres als einen gesunden Raumanteil, Closed Miking wird bei Musik benutzt oder dann wenn etwas unnatürlich wirken darf. Liegt einfach daran , daß man einen gesehenen Raum nur schwer akkustisch immitieren kann. Unser Gehirn hat sich einfach zu viele dieser Höreindrücke zu optischen Eindrücken gespeichert. Andersrum können wir nur vom Hören die Größe und Beschaffenheit eines Raumes nachbilden, passen die Eindrücke nicht, auch wenn der Raumanteileinfach zu leise ist, dann wirkt etwas unnatürlich, geht aufs Gemüt... Das funktioniert dann besser in fiktiven Räumen , zb den Hall einer Betonhütte auf eine Tropsteinhöle legen würde eher gehen, weil das keiner so genau unbewusst vergleichen kann...

Re: Ton im Spielfilm

Verfasst: Mo 19 Sep, 2011 21:35
von HT
Predator hat geschrieben:Guck dir mal die charakteristik von nem Superrichtmikro an.

Die geht zwar zu 90% nach vorne, aber leider zu 10 % auch schmal gerichtet nach hinten. Da kommt dann der Deckenhall wieder zurück.

Normale Niere nimmt natürlich auch nach hinten noch was auf, doch durch den sehr begrenzten Raum, in dem überhaupt was aufgefangen wird, ist das sehr wenig.
Sorry versteh ich nicht. Eine Superniere ist nur eine Niere mit seitlicher Begrenzung.
Soweit ich weiss, wird bei dicken Filmproduktionen meist dieses Mikro für Innenräume eingesetzt:

http://www.thomann.de/de/schoeps_schoep ... 41_set.htm
Erstmal Mikrofon ist nicht gleich Charakteristik. Die Chrarakteristik wird auch die Kapsel bestimmt. Das verlinkte Angebot wird zum Beispiel mit einer Supernieren Kapsel ausgeliefert.