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Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Do 12 Nov, 2009 21:42
von Blackeagle123
Hallo,
ich frage mich, wie man ein Auto auf einem Parkplatz bei Nacht ausleuchtet. ES SOLL EINE KALTE NACHT SEIN!
Kunstlicht oder Tageslicht:
Mondlicht hat 4100K - das ist von der Farbtemparatur näher am Kunstlicht als am Tageslicht. Aber eine Nacht wird doch meistens blau ausgeleuchtet, oder?
Ich hätte am ehesten den Menschen im Auto mit einer Kinoflow aufgehellt, ein SPitzlicht mit einer Tageslichtleuchte gesetzt, im Hintergrund den Parkplatz mit einem 5kW Spot und Diffusor aufgehellt, auf einem Stativ ganz hoch gefahren. Und dann vor den Scheinwerfer viele Blätter, die dann im Schatten sind. Vor den großen 5kW Spot würde ich dann noch einen Blau-Filter machen.
Also wäre meine Nacht blau mit Tageslicht kombiniert ;-)
Oder soll ich im Vordergrund Kunstlicht einsetzen und das mit blau kombinieren?
Was würdet ihr machen?
Viele Grüße!
Constantin
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Do 12 Nov, 2009 21:43
von Blackeagle123
Die Sache ist auch die: Kunstlicht kann ich kostenlos mieten, Tageslicht kostet mich etwas.
Kann man auch schön mit Kunstlicht ausleuchten? Ist ein Blaufilter vor Kunstlicht setzen sinnvoll??
Viele Grüße!
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Do 12 Nov, 2009 21:51
von B.DeKid
Also die Nacht ist nur in Hollywood "Blau" weil die bei "Licht " drehen und später alles in der PostProduction runter drehen .
Ich würd da nicht mit Folien arbeiten.
MfG
B.DeKid
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Do 12 Nov, 2009 22:02
von MarcBallhaus
Also wenn die Nacht eines nicht ist, dann diffus und flächig. Nachstimmung bestimmt sich durch folgende Faktoren:
- Hohe Kontraste
- Dominierende Farbe ist schwarz, also spotig leuchten, keine Kinoflo!
- Haut, Personen, Gegenstände sind unter 50%, das bekommst du einerseits durch spotiges leuchten, andererseits durch niedriges Gamma.
Den größten Fehler den du machen kannst, ist zu dunkel drehen. Es gibt keinen Grund dafür. Lieber 20-30% zu hell und kaum schwarz als umgekehrt. Ziehst du das Signal dann nachher per Gamma runter, hast du eine ultrasaubere Nacht ohne Rauschen.
MB
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Do 12 Nov, 2009 23:06
von Blackeagle123
Hey,
vielen Dank schonmal für die Antworten.
Dann ohne Diffusor. :) Das machen wir dann in der Postpro. Ist es dann in Ordnung nur mit Kunstlicht zu arbeiten?
Ich hätte dann eine neue Idee:
Ich leuchte von oben in das Auto, so, dass es aussieht, als würde es unter einer Straßenlaterne stehen. Das Auto stellen wir ca. 3 Meter von einer echten Laterne entfernt. Eventuell sieht man den Spot von der Laterne auch auf dem Boden, das wäre schön. Ansonsten simuliere ich den Spot der Laterne auf dem Boden mit einem Scheinwerfer.
Dann leuchten wir im Hintergrund nur mit ein wenig Licht Details aus, z.B. das Mondlicht, welches in den Baum fällt. Das Mondlicht soll kälter sein als das Straßenlaternen-Licht. Deswegen benutze ich dafür blaue Farbfolie.
Auf das Spitzlicht verzichte ich, weil der Hintergrund ja sehr dunkel ist.
Reicht das Licht von oben nicht aus als Aufheller, benutze ich einen kleinen Reflektor, der das Licht auf das Gesicht lenkt, oder einen Spot, der von vorne schräg das Gesicht aufhellt (dann aber wirklich nur ganz, ganz wenig!).
Da es eine "kalte", "blaue" Nacht sein soll, mache ich den Weißabgleich am Set so, dass die Farben sehr kalt rüberkommen.
Was haltet ihr davon?
Viele Grüße!
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 00:34
von MarcBallhaus
Schon viel besser.
Eine Spitze im Auto würde ich nicht machen, wird künstlich geleuchtet aussehen, lieber eine fette Kante ohne Logik, scheiss drauf, hauptsache sieht gut aus. Solltest du einen Dialog im Auto haben, leuchte ihn für die beiden Schussrichtungen eiskalt um und verzichte auf eine seitliche 2er, nur POV von der Seite, so dass die hellere Seite immer von der Kamera abgewandt ist. Lichtlogik gibts nur bei uns Filmfuzzis, nicht beim Zuschauer.
Weissabgleich am Set ist überbewertet, sieh zu dass du jemand im Finish/Color Grading hast der weiss was er tut.
MB
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 01:06
von Axel
Mondlicht mag 4100 Kelvin haben. Wahrgenommen werden vom Mond bestrahlte Objekte aber überwiegend von blau-empfindlichen Zellen, daher rührt der Blaufilter des Day-for-night (das wären im Vergleich zu 3200K eher 10000K). Ich halte ihn meistens für zumindest übertrieben. Es ist eher ein Stil, der Nacht repräsentiert. Erlaubt ist, was der Betrachter versteht. Schöner ist eine weitgehende Entsättigung. Absolute Schärfentiefe ist zwar nicht realistisch (die Pupillen sind ganz offen), aber was heißt das schon, realistisch? Realistisch ist, dann, wenn man ohnehin kaum Details unterscheiden kann, sich einen Überblick zu verschaffen: Tiefenscharfe Totalen, wenig Sättigung, eher kühle Farben.
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 10:09
von Blackeagle123
Vielen Dank Marc Ballhaus, die Antwort hat mir sehr viel weiter geholfen.
Ich werde schauen, dass das Gesicht von vorne gerade so viel Aufhellung bekommt, wie nötig ist. In der Totalen muss ich schauen, wo ich den Scheinwerfer hinpacken kann, da das Licht von oben (Straßenlaterne) ins Auto fällt.
In der Näheren werde ich sein Gesicht dann besser ausleuchten können, wie Du geschrieben hast.
Allerdings werde ich das mit warmem Licht machen, wegen der Straßenlaterne...
Viele Grüße,
Constantin
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 10:31
von Schleichmichel
Mal im Bezug auf dunklen Hintergrund bei Nacht. Wir hatten mal Nachts günstigerweise einen Sportplatz hinter einer Häuserreihe. Am späten Abend gingen da die Lichter an und der Himmel ward hell. Sehr schön, dadurch konnten wir die Chimera-Laterne im Wagen lassen. Wir mussten nur die Leute freundlich darum bitten, das Licht noch etwas länger anzulassen...
Wenn nun kein Sportplatz in der Nähe ist, dann helfen ggf. Bogenlampen aus (also
diese hier...nicht
diese). Mancherorts kann man solche Dinger leihen, etwa bei der Polizei, THW oder Feuerwehr. Vielleicht helfen die auch mit einem Generator aus.
Dann kannst Du von dem Auto auch gleich die mit Wassertröpfchen benetzte Rückscheibe mit einem kleinen, kühlen Licht soweit aufhellen, dass sich die Spitze erübrigt und die Köpfe sich klar vom Hintergrund abtrennen (bei frontaler Aufnahme, ansonsten halt ne leichte Kante, wie Marc schon angemerkt hat).
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 11:27
von Blackeagle123
Hey,
vielen Dank, das klingt auch richtig gut und die Idee mit den Wassertropfen ist sowieso genial! :-)
Dann wäre meine Spitze "bläulich", während die Aufhellung von vorne sehr warm ist. Auch draußen wäre alles bläulich gehalten.
Das heißt, ich hätte Mischlicht im Wagen, was aber dort sehr schön aussehen kann, weil die kalte Spitze von draußen durchaus Sinn macht. Während das warme Licht von vorne einen Kontrast bedeutet ;-)
Und das würde genau zur Aussage der Szene passen.
Könnt ihr Euch das auch schön vorstellen, oder empfindet man es als störend eine bläuliche Spitze zu haben?
Ich denke, ich muss es mal ausprobieren wenn die Scheinwerfer da sind... Gedreht wird im Dezember, dann kann ich auch gerne mal ein Bild hochladen, wie es geworden ist.
Viele Grüße!
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 11:52
von Schleichmichel
Könnt ihr Euch das auch schön vorstellen, oder empfindet man es als störend eine bläuliche Spitze zu haben?
Nö, wieso?
(okay, es ist keine wirkliche Spitze)
Mach den Farbtemperaturunterschied nicht zu groß. Hier erkennt man auch, dass durch den Simultankontrast die Wirkung verstärkt wird.
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 12:51
von Pianist
Schleichmichel hat geschrieben:Mach den Farbtemperaturunterschied nicht zu groß. Hier erkennt man auch, dass durch den Simultankontrast die Wirkung verstärkt wird.
Ehrlich gesagt - für mich verstärkt da was ganz anderes die Wirkung...
Matthias
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 12:59
von Axel
Jedes Bild aus diesem Film ist pure Magie. Es wird nie gelingen, die Wirkung auf ein Ausleuchtungsschema herunterzubrechen oder auf irgendeine Kadrage-Regel. Das wäre, als würde die Beherrschung der
Sfumato - Technik (das Aufbringen von Ölfarbe in mehreren, teilweise transparenten Farbschichten) einen in die Lage versetzen, ein Meisterwerk zu malen.
Obwohl absolute Tiefenschärfe herrscht, wirken die kühleren Bildpartien (die eher nach Magenta kippen - warum? -, anstatt nach Cyan, wie dies in der immergleichen Farbkorrektur moderner Kinofilme usus ist) immer einen Tick schärfer und auch detailverliebter (man glaubt an Millionen Fensterlichter zwischen den Jalousien: Große New Yorker Nacht!): Was in der Dunkelheit, im Hintergrund liegt, bleibt auffällig unbeachtet, aber es existiert, und seine Größe - und räumliche Tiefe - ist kaum zu ermessen. Aber jetzt fange
ich an, zu analysieren. Wenn man bei E
yesWideShut einmal damit anfängt und ein Bild zu Tode analysiert, kann man beim nächsten Blick darauf von vorne anfangen. Kein gutes Beispiel, um jemandem zu sagen: Mach´s doch einfach so ...
EDIT: Hat mir mal wieder Appetit gemacht, den Film nochmal zu sehen. Wer ihn als leicht wirres, überlanges Beziehungsdrama gesehen hat, wer glaubt, dass die Film-Farben "schick" sind, der begebe sich mal auf folgende paranoide
Link-Tour.
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 16:52
von MarcBallhaus
"Eyes wide shut" ist ein alter Schinken und sollte mit Sicherheit nicht als Referenz für eine moderne Aufnahme herhalten. Klassisch leuchten ist immer ok, aber eine bunte Modeerscheinung von vor 10 Jahren aufgreifen ist mit Sicherheit ein Griff ins Klo.
Sorry, aber so wie in dem gezeigten Frame würde heute kein Mensch mehr leuchten der ein bisschen Gefühl für Zeitgeist hat, ich finde es einfach nur altbacken.
-----------
Blau/Grün in der Nacht wird übrigens nur deshalb oft gemacht, um eine Farbe beizubehalten, denn eigentlich ist die Nacht schwarz/weiss, denn die Sättigung nimmt stark ab. Das ist m. E. auch der Grund warum seit einigen Jahren alles Matrixmäßig blaugrün ist, denn damit kann man einen durchgehenden Look behalten, obgleich ständig zwischen Tag, Nacht, Innen, Aussen gewechselt wird. Das geht mit keiner anderen Farbe. Es hat m. E. also durchaus seinen Sinn und ist nicht einfach nur irgendein Trend der gerade hip ist.
MB
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 17:07
von Axel
Eine wirklich altbackene Ausleuchtung, wie sie in klassischen Hollywoodfilmen zu finden ist, ist meistens daran zu erkennen, wie wenig plausibel sie ist. Offensichtlich in der Mittagsonne gedrehte und nur leicht unterbelichtete und ins Bläuliche gefilterte Bilder verfehlen trotzdem nicht ihre Wirkung. Früher wie heute versteht der Zuschauer: Aha, Nacht, und lässt sich auf die Szene ein. Heute ist der Look frischer, aber lediglich in Abgrenzung zu dem kruden Day-for-night der alten Schule. In Wirklichkeit könnten die wenigsten modernen Filme eine bestimmte Ausleuchtung inhaltlich und dramaturgisch begründen. Es gibt professionelle Borniertheit wie eh und je, und eine Farbgebung, die über mehrere Szenen hilft, "einen durchgehenden Look (zu) behalten", empfinde ich als willkürlich und damit als unkreativen Pfusch.
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 17:16
von MarcBallhaus
Axel hat geschrieben:Eine wirklich altbackene Ausleuchtung, wie sie in klassischen Hollywoodfilmen zu finden ist, ist meistens daran zu erkennen, wie wenig plausibel sie ist.
Stimmt nicht im geringsten. Heutige Filme, insbesonderen in Nacht-Szenen sind nicht ansatzweise plausibel. Grundsätzlich fast immer wenn Dialoge bei Nacht im Auto stattfinden sind diese so geleuchtet, wie von mir beschrieben, komplett unlogisch und behauptet. Gehst du nie ins Kino?
Axel hat geschrieben:Es gibt professionelle Borniertheit wie eh und je, und eine Farbgebung, die über mehrere Szenen hilft, "einen durchgehenden Look (zu) behalten", empfinde ich als willkürlich und damit als unkreativen Pfusch.
Ein durchgehender Look ist unkreativer Pfusch? ;) Oh weh, Axel, ... ich bitte dich. Was du von dir gibst klingt sehr kleinkariert und ewiggestrig.
Kunst ist übrigens immer willkürlich.
MB
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 18:43
von Blackeagle123
Hey,
vielen Dank für die vielen Antworten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die Nacht mal so ausleuchte, wie ich es beschrieben hab.
Mir persönlich sind die Stilmittel in Eyes Wide Shut alle zu deutlich, dass selbst die "dümmsten" Zuschauer kapieren, was Sache ist. Das fängt bei dem blinkenden Tannenbaum (und Fenstern) an und hört bei der Lichtsetzung auf. Dieser Kontrast (blau-rot), der in dem Film aufgebaut wurde (und den inneren Konflikt des Hauptdarstellers zeigt) gefällt mir für meine Auto-Szene gar nicht (auch wenn es im Look und in Story zu dem Film gut passt!). Meine Nacht soll da nicht einen solchen Kontrast haben. Der Vordergrund auf dem Bild ist okay (und damit meine ich die Farben!!), der Hintergrund ist mir allerdings viel zu unrealistisch blau.
Frisch soll es auf jeden Fall aussehen und nicht zu "altbacken", und eine gewisse Logik soll auch da sein, daher die Idee mit der "künstlichen" Straßenlaterne und dem damit verbundenen Kontrast warm-kalt (damit meine ich nicht dieses krasse rot-blau)...
DAHER kann ich natürlich auch keinen DFN (day for night)-Shot machen, da man im Hintergrund Straßenlaternen und u.U. sogar in Häusern Licht sieht.
Im Wald wäre das wieder was anderes, aber da steht unser Auto ja nicht! Allgemein mag ich DFN sowieso nicht und die Ausleuchtung die in diese Richtung geht auch nicht. ;-)
Viele Grüße!
Constantin
PS: Ich war bei einem Film dabei, wo großflächig ein weiches Licht gemacht wurde, es wurde Vollmond erzählt. Dafür wurden zwei große Ballons in die Luft gelassen. Das Bild war unheimlich schön, man hat Details erkannt und auch Straßenlaternen gesehen. (Es hatte was von der Atmosphäre eines HDRI.) Natürlich sieht das dann auch nach "day for night" aus, aber es war die einzige Möglichkeit, zu erzählen, was in der Totalen passiert. So schön es auch aussah, es passt bei meinem Auto auf gar keinen Fall.
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 18:46
von Axel
Hoppla, da fühlt sich jemand auf den Schlips getreten, als hätte ich einen Ehrenkodex deines Standes verletzt, dabei liegt mir nichts ferner.
MarcBallhaus hat geschrieben:Heutige Filme, insbesonderen in Nacht-Szenen sind nicht ansatzweise plausibel. Grundsätzlich fast immer wenn Dialoge bei Nacht im Auto stattfinden sind diese so geleuchtet, wie von mir beschrieben, komplett unlogisch und behauptet. Gehst du nie ins Kino?
Ich gehe fast jeden Tag ins Kino. Nicht alles, was sich logisch aus den Gegebenheiten des Sets ableiten ließe, wirkt plausibel. Bei Dialogen im Auto wäre ein Schuss/Gegenschuss eine von der Logik her zunächst naheliegende Art, die Szene aufzulösen. Sie ist aber
überhaupt nicht plausibel, weil durch den Achsensprung sich die Fahrtrichtung ständig zu ändern
scheint. Wenn ich von plausibel schreibe, meine ich plausibel
wirkendes Licht, d.h. theoretisch in dem Maße zu rechtfertigen (nicht unbedingt eingeführte Lichtquellen, Straßenlaternen, vorbei fahrende Autos, der Mond), dass der Zuschauer es schluckt. Dass es so aussieht, als könne es ohne weiteres
nicht gestellt sein. Auf diese Definition können wir uns sicher einigen. Wer darauf vertraut, dass das berühmte
dashboard light der Erwartungshaltung des Zuschauers eines realistischen und *interessanten* Auto-Dialogs entspricht, irrt. Plausibel und realistisch ist zweierlei.
MarcBallhaus hat geschrieben:Ein durchgehender Look ist unkreativer Pfusch? ;) Oh weh, Axel, ... ich bitte dich. Was du von dir gibst klingt sehr kleinkariert und ewiggestrig.
Und wenn schon.
MarcBallhaus hat geschrieben:Das ist m. E. auch der Grund warum seit einigen Jahren alles Matrixmäßig blaugrün ist, denn damit kann man einen durchgehenden Look behalten, obgleich ständig zwischen Tag, Nacht, Innen, Aussen gewechselt wird. Das geht mit keiner anderen Farbe.
Zweifellos. Die Kontinuität des visuellen Stils ist wichtig, in dem Maße, in dem sie nicht, um einen Zeitgeist-Ausdruck zu bemühen, mit dem "Feel" einer Szene kollidiert. Tatsache ist nun mal, dass Schatten nicht grün sind. In
Matrix waren sie es zu Recht, willkürlich und künstlerisch begründet. Vielen weiteren modernen Filmen wird man ihren "Zeitgeist" bald am Grünstich ablesen und sie als altbacken bezeichnen.
MarcBallhaus hat geschrieben:Kunst ist übrigens immer willkürlich.
Genau wie "plausibel" ist "willkürlich" polysemantisch. Wenn Regeln befolgt werden, weil dies einer Mode entspricht, die Befolgung aber automatisch und unreflektiert geschieht, kann man das auch willkürlich nennen. Das Ergebnis ist dann Kunst-Handwerk, wie es für Werbefilmerei okay ist.
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 18:56
von Blackeagle123
Bitte lasst so eien Grundsatzdiskussion. Jetzt wurde mein Beitrag bestimmt ganz überlesen :,-(
Aber ich will doch Tipps, wie ich die Szene gescheit ausleuchte - auch wenn ich mir da jetzt schon sehr sicher bin!
Aber ich muss noch sagen: In der "Werbefilmerei" ist das genauso wenig okay... Wenn hier von guter Werbung und nicht von irgendwelchen "Imagefilmen" sprechen: In der Werbung wird nicht selten viel mehr auf die Bilder geachtet als beim Film. ;-)
Viele Grüße!
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 19:05
von Axel
Du hast Recht, Constantin, und Marc auch. Man wird doch nochmal ein bisschen provozieren dürfen, oder sind wir hier bei Harmony TV? Was dir gefällt, das ist die beste Lösung. Kümmere dich nicht darum, was "man" macht. Versuche nicht, einen "Blockbuster-Look" zu erreichen, es sei denn du findest das super originell ...
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 19:58
von Schleichmichel
Ich weiss ja nicht, inwieweit die Szene schon Bidgestalterisch verplant ist, aber das Auto könnte ja frontal vor einer Werbetafel parken, die die Figur im Auto auch aufhellt. Auch in "Don't come knocking" von Wim Wenders ist Kameramann Franz Lustig auf die Idee gekommen, in dem in der Szene verwendeten Handy ein kleines Flächenlicht einzubauen. Zusammen mit der haarscharf abgepassten Dämmerung ergab sich ein wirklich nettes Bild (in einem ansonsten schier unerträglichen Film).
Sie/er könnte ja ein Pappnavi an der Scheibe haben, welches sie/ihn etwas Licht ins Gesicht gibt.
PS: Dass das Badezimmer einen Magentastich hat, liegt an Restlichtmengen aus dem Vorderzimmer.
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 20:15
von B.DeKid
@ Blackeagle123
Hast die Location schon ? - Denn Wagen auch ? - Hast ne Schaufensterpuppe? Nen Stativ und ne Fotokamera die Langzeit belichtung kann?
Dann mach nen paar Fotos und bau dir im Compi (in zB PS) das Licht auf wie es dir gefällt - So bekommt man (Du) ein Gefühl wie Du was ausleuchten willst
..................
Sind die Fenster bei dem Shot offen und werden im Compi spaeter eingefuegt plus gängige Reflexe und so was ?
MfG
B.DeKid
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 20:35
von Axel
Schleichmichel hat geschrieben:PS: Dass das Badezimmer einen Magentastich hat, liegt an Restlichtmengen aus dem Vorderzimmer.
Das wäre die plausible Erklärung, wobei unter Plausibilität die nicht farbkorrigierte Version eines Kunstlichtfilms gemeint wäre. In Michael Herrs Biografie steht aber ausdrücklich, dass Kubricks Farbkorrektur Wochen dauerte und eine Abnahme des so unfertigen Werks dazwischen kam (juristischer Grund: Nacktheits-Freigabe durch Cruise-Kidman), was er wie die Pest hasste.
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 20:59
von Blackeagle123
Hey,
während des Shots (Schuss-Gegenschuss) würde ich natürlich die Fenster auf machen, ansonsten nicht.
Aber der Shot im Auto ist sehr kurz. Wir filmen vor allem vor dem Auto, also eine Person steht vor dem Auto. Das habe ich aber auch eben erst im Storyboard gesehen ;-) Dafür gilt aber gleiches, wie schon geschrieben wurde! :-)
Location steht schon fest, ein Parkplatz, auf dem um die Uhrzeit ganz wenige Autos stehen und auch Laternen sind, eine Werbetafel gibt es leider nicht, die Idee finde ich richtig gut!
Viele Grüße und vielen Dank!
Constantin
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 21:25
von MarcBallhaus
Mach einfach mal. Ich glaube du gehst da mit der richtigen Einstellung ran.
MB
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 21:57
von Schleichmichel
Nur noch einmal kurz @ Axel, dann lass ichs auch...freu mich auf Bilder von dem Dreh :)
Die Kopierlichter wurden noch während des Drehs bestimmt. Es hat vermutlich trotzdem so lange gedauert, weil man das Wunschlicht nicht so, wie man es gewohnt war, einrichten konnte. Der Film wurde ja komplett unterbelichtet und dann (in einem EXTRA BAD!) langsamer entwickelt - heute würde man bei Forcierwünschen bestenfalls die Suppe heisser drehen...aber Vision1-2-3 forciert man ja nicht mehr -.
Trotz dessen, dass das Eastman-Material (noch vor Vision 1) diese Prozedur gut weggesteckt hat, spielt sich das ganze doch am unteren extrem des Belichtungsspielraumes ab. Da fallen Chargenschwankungen noch deutlicher auf, als sie das ohnehin schon manchmal tun.
Re: Eine Nacht ausleuchten
Verfasst: Fr 13 Nov, 2009 22:05
von MarcBallhaus
Axel hat geschrieben:Hoppla, da fühlt sich jemand auf den Schlips getreten,
Ich glaube ich besitze nicht mal eine Krawatte ..
Axel hat geschrieben:
Ich gehe fast jeden Tag ins Kino.
Dreh lieber selbst mal, statt jeden Tag ins Kino zu gehen! ... alter Theoretiker ;) Achssprünge sind übrigens lustig, wenn sie erkennbar gewollt sind.
MB