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Der Zug

Verfasst: Mo 27 Aug, 2007 23:14
von BananaDragon
So. Es ist fertig - mein erstes "Filmprojekt".

Im Vorfeld möchte ich noch etwas erläutern.

Vor einigen Wochen habe ich hier den Tipp bekommen (unter anderem von Axel - danke dafür), dass es eine gute Idee ist ganz alltägliche Situationen filmisch umzusetzen und sich dabei extrem kurz zu halten um ein Gefühl dafür zu bekommen vor welche Probleme und den damit verbundenen Lösungswegen man gestellt wird.

Also habe ich mir eine solche Alltagssituation vorgenommen: Jemand hetzt zum Bahnhof um einen Zug zu erwischen.

Zur Technik: Gedreht wurde das ganze mit einer Sony DCR-HC30E und einem Bilora Stativ. Ich hatte weder Soundequipment noch einen Lichtkoffer. Da ich Ende September endlich meine XH-A1 bekomme, hab ich davon abgesehen nochmal in diese alte Kamera zu investieren und lieber ein paar Euro mehr in die Ausstattung der Canon zu stecken. Meine Ausrüstung war also sehr spartanisch. Daher bitte ich auch den niedrigen technischen Standard zu entschuldigen.

Bei diesem, meinem ersten Projekt ging es mir ausschließlich darum erste Erfahrungen mit der filmischen Umsetzung von Situationen zu sammeln.

Eine kleine Sach enoch zum Abschluss: Sicherlich werdne euch die Schweissflecken auffallen die sich, im Vergleich zu der Zeit die vergeht, zu schnell udn zu extrem entwickeln. Leider hab ich dieses Problem ers tim Nachhinein realisiert. Allerdings war es mir zuviel Aufwand für ein solches "Tryout" eine komplexe Überarbeitung mit After Effects vorzunehmen.

So. Genug geredet. Hier ist der Film. Ich bitte um ehrliche und konstruktive Kritik.


Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 00:47
von DWUA
Schau Dir doch mal genau an, wie "Lola rennt" !
Die Kamera, die Schnitte.
Dein Kurzfilm ist zu kurz und wenn man denkt, jetzt geht es
vielleicht mal los, ist er leider auch schon wieder aus.

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 01:17
von PowerMac
Was soll man sagen? Du sagst selbst, es ist eine Filmübung. Ich finde, das gilt nicht. So versuchst du dich aus der Kritik zu nehmen. Das Ding hat fast keine Handlung: Junge rennt durch die Stadt und verpasst Zug. Das ist natürlich furchtbar uninteressant und langweilig. Es passiert 1.42 Minuten lang nichts. Die Pointe nimmst du durch den Titel "Der Zug" vorweg, jeder weiß, was passieren wird. Das ist schlecht und fördert kaum die Motivation des Zuschauers. Die Bilder sind teilweise mies, teils akzeptabel. Die Schnitte springen zu stark und haben keine filmische Berechtigung, weil sie selten etwas Neues zeigen. Sie zeigen allenfalls eine leicht veränderte Einstellung irgendwo in der Stadt, in der aber nichts passiert, als ein Junge durchs Bild läuft. Das ist aber nicht spannend. Der Zuschauer will etwas Neues sehen, er will gespannt sein, er wartet auf Action. Denn das ist klar ein Actionfilm. Hier geht es nicht um feinsinnige Charakterzeichnung und Liebe. Hier geht es um sture Handlung. Das ist in einem großen Film tödlich, hier okay, weil es ja nur eine "Übung" sein soll.

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 08:37
von Axel
Für meinen Geschmack zu viele Totalen, in die der Darsteller dann - konservativ von rechts nach links - hineinläuft. Du hast dann z.B. ein paar süße Büsche, schwenkst hoch, und er rennt ins Bild, du verfolgst ihn ganz entspannt mit einem Schwenk. Das Ganze wäre dynamischer durch mehr wechselnde Einstellungen. Vor allem Nahaufnahmen, die zeigen, wer der Typ ist und ihn ein wenig darstellen lassen.
In der Literatur gibt es die Erzähltechnik stream of consciousness, bei der man "live" in die Gedanken und Gefühle einer Person eingeklinkt wird. Aktuelles Geschehen mischt sich mit den Reaktionen der Figur, mit Assoziationen. Alles ist subjektiv gefärbt. Man verwendet die Technik, um einem oberflächlichen Geschehen ("Action") Tiefe und Spannung zu verleihen.
Ich hätte nicht gedacht, dass du so eine Fingerübung gleich online stellst, aber umso besser. Sieh nicht zurück, mach die nächste. Ein 2-Minüter jede Woche. Ist es so schlimm, dass es hier keinen vom Hocker reißt? Besser, als wenn dies einem deiner Herzblut-Projekte passiert. Die bedanken sich schonmal aufrichtig bei dir, dass du dir die Mühe machst.

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 09:01
von BananaDragon
OK. Soweit vielen Dank für eure Kritik. Es ist gut mal was anderes zu hören als nur das familiäre oder freundschaftliche "das ist gut".

Also ich fasse mal zusammen: Die Schnitte waren zum Teil "unberechtigt", da nichts neues gezeigt wurde. OK, hier werd ich noch ein bisschen ausprobieren müssen, was wirklich "neu" ist.

Weniger totale, d.h. mehr wechselnde Einstellungen. Und dazu subjektive Eindrücke, des/der Darsteller einfließen lassen.

PowerMac, nein natürlich wollte ich mich damit nicht aus der Kritik nehmen. Im Gegenteil - ich freue mich über die Kritik.

Axel, natürlich ist es nicht schlimm, dass das Projekt hier keinen vom Hocker reisst. Damit habe ich auch nicht gerechnet. Im Grund genommen hab eich genau die Reaktionen bekommen, die ich erwartet habe.

Also denn...danke für eure Anregungen

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 10:00
von robbie
Die Jungs haben eigentlich schon alles gesagt.

Denk immer an den Spruch: "Nahaufnahmen sind das Salz in der Suppe.."
und vielleicht mal experimentiern mit Sachen wie "Froschperspektive" oder auch ruhig mal die Kamera in die Hand nehmen für kleine "Fahrten"...
Und weniger Schwenken... bzw motivierter Schwenken. Ein Schwenk ins Nichts ist nichts. ;)... Ansonsten...
Ich würde mich freuen in einer Woche Version 2.0 von "Der Zug" sehen zu können ;)

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 10:43
von Gast
oder: er lernt auf dem bahnhof eine frau kennen, die ebenfalls den zug verpasst hat. das könnte ein besseres ende sein als bisher...

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 12:00
von Gast
oder: Er ist der Zugführer :-)

Ich fand im übrigen jede gezeigte Einstellung zu lang. Es dauert immer eine gefühlte Ewigkeit, bis die Person zu sehen ist bzw. bis der nächste Schnitt kommt. z.B. rel. am Anfang, wie er am Zaun vorbeiläuft. Da solltest Du viiiel früher wieder raus gehen.

Aber hey, ich finds cool was Du gemacht hast. So können nicht ur Du sonern auch ne Menge anderer Leute was lernen. Natrülich nicht soviel wie Du selbst, weil Du ja jeden gesetzten Schnitt am besten kennst :-)

nur Mut und mach weiter!

cya

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 13:07
von UlmsSkyliner
Anonymous hat geschrieben:oder: er lernt auf dem bahnhof eine frau kennen, die ebenfalls den zug verpasst hat. das könnte ein besseres ende sein als bisher...
yep
weil so hat das für mich keine wirklich handlung und aussage

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 13:19
von BananaDragon
Ne, das wär mir zu kitschig. ;)

Ne ernsthaft. Ich danke euch für eure Anregungen und werde sie versuchen umzusetzen.

Danke für eure ermutigenden Worte!

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 19:33
von jansi
Klar, auf jeden Fall Nahaunahmen, aber du musst auch nicht die ganze Strecke filmen, die der Junge rennt. Am schlimmsten fandich den Schwenk von den "niedlichen" Büschen nach oben. Der passte überhaupt nicht. Es wäre vielleicht auch besser, wenn du nicht so alzu lange Einstellungen verwendest. Die Einstellungen am Automaten fand ich gut.

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 20:06
von PowerMac
Nein, das allerschlimmste war definitiv das Treppenhaus. Wurde ja schonmal besprochen. Das filmt man nie alles. Auslassung ist das Stichwort.

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 20:07
von Gast
Ich würde einfach den titel ändern. da hat powermac schon recht. das klaut die pointe. man sollte nicht sofort wissen warum er sich so abhetzt. vllt kann man den zuschauer ja fehlleiten und ihm verschiedene möglichkeiten anbieten. (Dramaturgie is wichtig)
bei den einstellungen fühle ich mich ein wenig an den "PRIMITIVE MODE OF REPRESENTATION" erinnert, der in den frühen stummfilmzeiten aktuell war. dabei wird der bildkader immer gefüllt und dann gelleert. damit meine ich dass der darsteller immer ins bild rennt und dann wieder raus. natürlich ist beim PMR immer eine statische Kamera vorhanden, aber da hast du dich ja schon weiterentwickelt durch ein paar kleine schwenks. da haben die vorredner recht, das musst du ausbauen.
aber im grunde finde ich die idee gut. da kann man viel mit spielen. wohin läuft er? was motiviert den darsteller sich so zu beeilen. verarsch den zuschauer ein wenig, irritiere ihn.
ich bin immer noch der meinung dass eine gute story das wichtigste am film ist, und nicht die umsetzung und vor allem nicht der Filmlook, auf dem hier viele sehr viel wert legen. ich will mitfiebern, überrascht werden und mitleiden und nicht durch krasse Specialeffects an einem epileptischen anfall verrecken. Ich sag nur Transformers!

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 21:13
von BananaDragon
Das sind alles Tipps für die ich euch sehr dankbar bin. Im Nachhinein hat mir der Schwenk von den Büschen nach oben auch nicht mehr so recht gefallen, aber da war es schon zu spät. ;)

Was das Treppenhaus anbelangt: Ja klar, Ausllasungen sind ein wichtiges Stilmittel und man zeigt nie die ganze Strecke aber in diesem Fall war die Strecke ja auch gleichzeitig die Story. Hätte ich eine Einstellung im Treppenhaus, eine im Einkaufszentrum und eine am Bahnhof gemacht wär die Sache in 15 Sekunden gegessen gewesen.

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 21:33
von Gast
warum nicht.
manchmal lieber 15 gute sekunden als 150 langweilige.
gruß cj

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 22:07
von PowerMac
BananaDragon hat geschrieben:Das sind alles Tipps für die ich euch sehr dankbar bin. Im Nachhinein hat mir der Schwenk von den Büschen nach oben auch nicht mehr so recht gefallen, aber da war es schon zu spät. ;)

Was das Treppenhaus anbelangt: Ja klar, Ausllasungen sind ein wichtiges Stilmittel und man zeigt nie die ganze Strecke aber in diesem Fall war die Strecke ja auch gleichzeitig die Story. Hätte ich eine Einstellung im Treppenhaus, eine im Einkaufszentrum und eine am Bahnhof gemacht wär die Sache in 15 Sekunden gegessen gewesen.

Nein, eine Auslassung nur im Treppenhaus hätte gereicht. Der Zuschauer empfindet, ihm hättest du den ganzen Weg durchs Treppenhaus gezeigt. Wenn der Junge durch die Stadt rennt, dann ist dem Zuschauer aber unbewusst schon klar, das du nur Ausschnitte der Stadt zeigst. Das weiß er aus Erfahrung und durch die wenigen Anschwenks und die wenig zueinander passenden Häuser. Ergo: nur 1/8 des Treppenhauses nehmen.

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 22:41
von BananaDragon
Du meinst also solange die Location gleichbleibt (Treppenhaus) sollte man extrem verkürzen. Ändert sich jedoch die Ansicht auch wenn die Location an sich nicht wirklich verändert wird (andere BEREICHE der Stadt) dann kann man das ausführlicher zeigen?

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 23:31
von PowerMac
Man zeigt nur etwas länger, wenn es dem Zuschauer einen Informationsgewinn bringt- sei es nur ein Optischer. Das Treppenhaus erzählt nichts und sieht immer gleich aus (redudant). Draussen ist eher okay, mal mehr zu zeigen. Schließlich hast du ja quasi kleine Unterszenen. Mal kommt er von der Seite, dann vor dort. Mal springt über ne Wiese, mal stoppt er, dann wühlt er sich durch Menschen. Das sind ja sowas wie Unterhandlungen. Die können schon etwas bleiben, aber nur wenn sie miteinander durch (unsichtbare) Schnitte verbunden sind, und zwar so, dass sie der Zuschauer kausal miteinander verbindet. Es muss also eine Reise durch die Stadt sein, die wie aus einem Guss wirkt und trotzdem halbwegs interessant ist, weil alle Unterszenen irgendwie auch was Neues, was halbwegs Spannendes erzählen. So funktioniert ein Actionfilm.

Re: Der Zug

Verfasst: Di 28 Aug, 2007 23:39
von Axel
Natürlich fällt jedem eine Schnittfolge ein, die das Hinunterhasten durchs Treppenhaus besser auflöst. Das ist spontan wohl meistens das, was man andauernd selbst als perfekt aufgelöste Filmhandlung zu sehen kriegt. In 20, 30 Jahren wird man das auch "PRIMITIVE MODE OF REPRESENTATION" nennen, es ist einfach ausgelutscht.
Die besten Lösungen entstehen beim Schnitt. Aber nur, wenn man die Möglichkeiten hat, mit dem Material zu spielen. Und da hast du einfach zu wenig Perspektivwechsel drin. Das einzige, was bliebe, sind Kürzungen, Straffung.

Re: Der Zug

Verfasst: Mi 29 Aug, 2007 09:07
von BananaDragon
Mir "unsichtbarer" Schnitt ist hier sicherlich ein Schnitt gemeint, den der Zuschauer nicht direkt wahrnimmt. Er merkt zwar, dass sich das Bild/die Situation ändert aber denkt nicht "ah, ein Schnitt!" Hab ich das so richtig verstanden? Denn an sich ist ja jeder Schnitt sichtbar.

Re: Der Zug

Verfasst: Mi 29 Aug, 2007 09:26
von robbie
Axel hat geschrieben:Natürlich fällt jedem eine Schnittfolge ein, die das Hinunterhasten durchs Treppenhaus besser auflöst.
Ja, das stimmt!... Was wäre denn zB mit einer Kranfahrt und man sieht ihn immer nur wenn er bei den Fenstern ist :P..

Nein, Scherz beiseite... Ich denke der Bananendrachen ist seit langem wieder mal eine kreative Bereicherung.
Wir sollten ihn jetzt mal das umsetzten lassen, was er bis jetzt gehört/gelesen hat. ^^

Re: Der Zug

Verfasst: Mi 29 Aug, 2007 09:51
von BananaDragon
robbie hat geschrieben: Nein, Scherz beiseite... Ich denke der Bananendrachen ist seit langem wieder mal eine kreative Bereicherung.
Wir sollten ihn jetzt mal das umsetzten lassen, was er bis jetzt gehört/gelesen hat. ^^
Oh! Ich denke ich kann das als Kompliment oder zumindest als Ermutigung auffassen.

Eure Tipps waren bisher wirklich hilfreich und haben mir einige neue Perspektiven aufgezeigt. Darauf habe ich wirklich gehofft.

Heute Abend werde ich nach München fliegen und bis Sonntag Abend dort bleiben. Wieso diese Gelegenheit nicht nutzen um einen kleinen Film zu drehen? Und vielleicht ein Remake von "Der Zug" ? ;)

Re: Der Zug

Verfasst: Mi 29 Aug, 2007 09:58
von Bernd E.
BananaDragon hat geschrieben:...vielleicht ein Remake von "Der Zug"
Arbeitstitel "Der Flug", aber verpass die Maschine nicht ;-)

Gruß Bernd E.

Re: Der Zug

Verfasst: Mi 29 Aug, 2007 10:31
von BananaDragon
Das wäre wahrlich nicht gut....

Re: Der Zug

Verfasst: Do 30 Aug, 2007 00:01
von DWUA
An dieser Stelle möchten wir folgendes "OT" endlich loswerden -
(natürlich verspätet) :

Verpasst haben wir, lieber Bernd E. , Deinen Übertritt ins neue
Millenium.
Wollen nur mitteilen, dass Du in bewundernswerter Weise
in 2000 (zweitausend) Beiträgen Kompetenz mit Sachlichkeit
verknüpft hast, die ihresgleichen sucht.
Bis unser Respekt, unsere Hochachtung den Main hinunter bei Dir
angekommen sind, bedanken wir uns besser bei Dir auf diesem
Wege.

Für uns bist Du in diesem Forum so etwas wie ein Fels
in der Brandung.

:))

Re: Der Zug

Verfasst: Do 30 Aug, 2007 01:08
von PowerMac
Der überaus charmante PowerMac mit 3000 irgendwas nicht zu vergessen.

Re: Der Zug

Verfasst: Di 04 Sep, 2007 09:35
von Bernd E.
DWUA hat geschrieben:An dieser Stelle möchten wir folgendes "OT" endlich loswerden...
Allmächt, des hot mi fei arch gfreit, a su a scheener Beitroch aus der olden Heimat! Do soch iech dankschee!

Gruß Bernd E.