iasi hat geschrieben: ↑Di 04 Jun, 2024 21:16
Nun stellt dir aber die Nahaufnahme mit normaler oder längerer Brennweite vor, die diese Burg im Hintergrund zeigt.
Vermittelt einen völlig anderen Eindruck. Wenn dieser gewünscht ist, ist dagegen überhaupt nichts einzuwenden. Ich denke die Totale hat i.d.R. ihren Sinn, meist anfangs gezeigt um sich räumlich zu orientieren und Möglichkeit zum Betrachten geben.
iasi hat geschrieben: ↑Di 04 Jun, 2024 21:16
Oder die Nahaufnahme im simplen Schnitt kombiniert mit einer Aufnahme dieser Burg.
Das sind Notlösungen und diese Not wird beim Zuschauer auch (zumindest unterschwellig) als solche erkannt.
Natürlich kannst du deine nahen Einstellungen auch untersichtig gegen den Himmel machen, dann brauchste nicht mal in die Nähe der Burg zu fahren, sondern suchst dir ein Stockfootage davon raus.
Kann man machen, wenn man das gerne so haben will. Das wäre auch nicht „falsch“. Wirkt aber billig und der Zuschauer fühlt sich veräppelt.
iasi hat geschrieben: ↑Di 04 Jun, 2024 21:16
Natürlich leuchtest du nicht die Burg aus. Kannst dich voll und ganz auf die Person konzentrieren. Dabei ist selbst eine Halbtotale der Person nicht sehr aufwendig, da du mit den Leuchtmitteln nah heran kannst.
Du stimmst also die Ausleuchtung der Person auf die Burg ab.
Also ne Burg leuchtest du eh nie aus. Man konzentriert sich immer erstmal an den Personen.
Die von dir vorher genannte Wiese auch nicht, es sei denn, du hast ein z.B. ein Pärchen bei untergehender Sonne, Schießt ne Halbtotale, dann Zweier, und beim Schuss und Gegenschuss verschwindet die Sonne hinterm Wald (weil man ungeplante Wartezeit durch ein paar Typen die im Hintergrund grillen wollten, oder was auch immer). Dann kommst du nicht drumrum, die Sonne zu ersetzen, sowohl im Gesicht, als auch auf der Wiese (denn da fehlt es ja auch).
Oder was würdest du dann tun? Am nächsten Tag nochmal kommen für die 2 Einstellungen? Oder einfach ISO hoch und gut ist? Die fehlende Sonnenkante bastelst du dir dann in der Post? Ach komm…
In einer Totalen mit Personen, kann man meist übrigens getrost auf Personenlicht verzichten, denn man sieht davon einfach sehr wenig.
Wenn sie eine Kante der Sonne haben (echte Sonne, Reflektor, oder bei Wolke um Sonnenanschluss zu gewährleisten ein simpler, harter Scheinwerfer ohne viel Zubehör) reicht das völlig. Da kann man sich dann tatsächlich besser in der Post bedienen und Personen und Burg entsprechend hervorheben.
Das Personenlicht wird i.d.R. feiner, je enger die Einstellung wird. Deshalb arbeitet man i.d.R. von Totale zu Nahe. Anfangs braucht man nur wenig Aufwand und kann während des Drehs das benötigte Equipment für die nächst closere Einstellung schon vorbereiten, im Hintergrund, das hält niemanden auf. Ne gute Lichtruppe arbeitet parallel zum Dreh und hat das Equipment für die nächste Einstellung schon parat.
Bei der abschließenden Closen kann man das Licht dann sehr gezielt so manipulieren, dass es a) zur Umgebung passt und b) die beste Wirkung erzielt, je nachdem, was man erreichen will. (Dass ich das überhaupt so ausformulieren muss sagt mir, dass du eine völlig falsche Vorstellung von Licht setzen hast.)
Wenn du „nur Nahe“ drehen willst, hast du doch den gleichen Aufwand, falls du nicht auch auf schönes/passendes Personenlicht verzichten willst.
Bei Tag/draußen hat man je nach Tageszeit/Wetterlage/Blickrichtung das „optimale“ natürliche Licht meist nur in einem kleinen Zeitfenster, deshalb gibts ja die Lichtabteilung, die das entsprechend „anpassen“.
Und „ich warte auf den richtigen Moment“, oder „ich drehe nur abends oder morgens“, ist ab einer gewissen Projektgröße immer schlechter machbar. Finde mal eine Crew, die im Sommer an Drehtagen gern morgens um 5 aufsteht, bis 11 dreht und abends von 17 bis 22 Uhr dreht und dazwischen 6h Pause bzw. 7h Ruhezeit hat. Thema Ruhezeiten, generell Arbeitszeiten inkl. Pause sind auch hier ein Thema, wenn man professionell produzieren will.
iasi hat geschrieben: ↑Di 04 Jun, 2024 21:16
Du bekommst nicht solche Aufnahmen, wenn du nur Konstanz der Lichtsituation anstrebst.
Schwach und schwammig formuliert.
Doch. Wenn die Lichtsituation die richtige ist und diese konstant gehalten werden kann. Andersrum bekommst du ein Problem, wenn das Licht nicht zum Ende der Szene ausreicht bzw. sich deutlich verändert.
iasi hat geschrieben: ↑Di 04 Jun, 2024 21:16
Natürlich wurden hier die Reiter ausgeleuchtet - aber im Zusammenspiel mit der vorhandenen Lichtsituation.
Klar, alles andere wäre unnötige Arbeit.
iasi hat geschrieben: ↑Di 04 Jun, 2024 21:16
Ich sehe es eher als schlechte Kompromisse an, wenn ich nicht die natürliche Lichtstimmung nutzen kann und stattdessen alles mit Leuchtmitteln "überdecken" muss.
Man überdeckt das natürliche Licht, wenn es nicht die gewünschte Wirkung erzielt (i.d.R. nicht gut aussieht).
Natürlich orientiert man sich dabei an der Lichtrichtung und Farbgebung des natürlichen Lichtes, sonst läuft man Gefahr, dass es „falsch“ aussieht.
Ich glaube, du unterschätzt den Job eines Oberbeleuchters völlig. Er setzt Licht und kontrolliert es in Abhängigkeit von sehr vielen Faktoren. Ganz weit oben auf dieser Liste steht „natürlich“. Oder was auch immer der Wunsch ist. Du glaubst, ein Beleuchter kommt an Set und brät den Personen einfach mal so ein Brett ins Gesicht, egal woher, egal wie hart, egal wie stark, Hauptsache hell, ne?
Wer sich mit Licht auskennt, wird sich immer an der Natur richten. Künstliches Licht heißt nicht, dass es künstlich aussieht. Wenn man es nicht beherrscht oder zu wenig Mittel hat, dann droht es tatsächlich künstlich auszusehen.
iasi hat geschrieben: ↑Di 04 Jun, 2024 21:16Paris Texas hat grandiose Bilder und auch eine Aufnahme einer Stadt nach einem Wolkenbruch - diese Aufnahme konnte niemand planen.
Improvisieren gehört immer dazu. Spricht doch nichts dagegen. Natürlich kann man auch schöne Szenen ohne künstliches Licht drehen, in denen das Licht klasse ist. Wenn alle beteiligten Departments verfügbar sind, geht das schon mal.
Aber versuch doch lieber mal diese Szene (die niemand planen kann) tatsächlich zu planen, weil sie dir wichtig ist? Merkst du was? Das geht nicht ohne Mittel. Was willst du also tun? Warten und hoffen?
Und davon rede ich. Wenn du in Deutschland eine Tag-Szene draußen drehen willst, egal bei Sonne, Wolke, Regen oder Schneefall, dann kannst du das nur in sehr seltenen Fällen planen ohne den Einsatz von Hilfsmitteln.
Wenn ich nen Film in Kalifornien drehe, dann habe ich ne ganz andere Wettersicherheit. Dort kann ich sagen, nächste Woche Mittwoch, drehen wir hier die Szene im Sonnenuntergang. In D kann es sein, dass es dann regnet, das Drehbuch will aber Sonne :(
Aber klar, du kannst dann auch à la „Seven“ beim Regen mit Sonnenschein arbeiten. Also mir hat das gefallen. Ist aber nicht nur "passiert", sondern genau so geplant:
https://screenrant.com/why-is-it-always ... ven-movie/
Bin gespannt wie du so ein Vorhaben bei gegebenen Lichtverhältnissen mit einem Reflektor und ner Akkuleuchte bewaffnet umsetzen würdest. Warten auf Regenbogenwetter?