Ulf Genzel und Caroline Brückner von contagi MEDIA + IT über Chancen und Möglichkeiten, dem Fachkräftemangel in der Branche zu begegnen.
Mit rund 60 Mitarbeitenden in Deutschland, der Schweiz und in China hilft das Personalberatungsunternehmen contagi vielen Kunden auch in der Broadcast- und Medienbranche, Fachkräfte zu finden.
Re: Fachkräftemangel im Broadcast-Bereich
Verfasst: Mi 14 Sep, 2022 15:22
von berlin123
Merkt ihr etwas von diesem Fachkräftemangel?
Filmen und Schneiden trägt zwar zu meinem Einkommen bei, habe aber mit der eigentlichen Film/TV/Video Branche keinen Kontakt und daher keinen Einblick von der Auftragslage.
Wirkt sich dieser Fachkräftmangel auch auf die Verdienstmöglichkeiten aus in dem Sinn dass Gehälter und Honorare steigen?
Re: Fachkräftemangel im Broadcast-Bereich
Verfasst: Mi 14 Sep, 2022 16:37
von Jalue
berlin123 hat geschrieben: ↑Mi 14 Sep, 2022 15:22
Merkt ihr etwas von diesem Fachkräftemangel?
Wirkt sich dieser Fachkräftmangel auch auf die Verdienstmöglichkeiten aus in dem Sinn dass Gehälter und Honorare steigen?
Ja, es ist nicht mehr ganz so unterirdisch wie 2010 ff., auch die Honorare sind wieder verhandelbar(rer).Andererseits ist auch rationalisiert und verdichtet worden, was geht, zumindest im Online-/Broadcast-Bereich. Festangestellte werden -auch wegen des Personalmangels- oft ausgequetscht wie die Zitronen, für Freie ist die Situation hingegen derzeit noch ganz gut. Das "Noch" wegen der möglicherweise bevorstehenden Rezession.
Re: Fachkräftemangel im Broadcast-Bereich
Verfasst: Mi 14 Sep, 2022 16:54
von Bluboy
Leute so um die 30 mit 20 jahriger Berufserfahrung werden immer gesucht
Re: Fachkräftemangel im Broadcast-Bereich
Verfasst: Mi 14 Sep, 2022 17:08
von Darth Schneider
@Bluboy
Sollte schon hinhauen in naher Zukunft, das mit der 20 jährigen Berufserfahrung.
So viel wie die 10 jährigen heute schon alle Medien gleichzeitig konsumieren, möglichst mindestens auf einem 800€ iPhone….
Mit 30 sind das alle ausgebrühte Medien Profis, zumindest im Kopf..;)))
Gruss Boris
Re: Fachkräftemangel im Broadcast-Bereich
Verfasst: Do 15 Sep, 2022 09:06
von robbie
Natürlich - gleiches Thema wie bei Ärzten und Co...
Was ich merke, gerade bei jungen Kolleginnen und Kollegen, die sich zwar als "Alleskönner" präsentieren, aber nicht die leiseste Ahnung der Grundlagen haben. Auspegeln nach R128? Was ist das? Weißabgleich? Geht eh im Grading. Waveform-Monitor und Vectorscope? Oh- schöne Effekte, was ist das?
Gerade dieses Wissen, das vor Jahren noch "standard" war, ist jetzt am Weg verloren zu gehen. Bald sind wir wieder zurück an dem Punkt, wo der Bildtechniker mit dem weißen Laborkittel vor seinen Messgeräten sitzt und 1000€ am Tag bekommt.
Und gerade dieses fehlende Wissen und die nötigen Routinen lassen viele "Pop-Up-Produktionen" genau so aussehen. Und ich freue mich fast täglich neuer Kunden, weil sie dann ihre Bilder im Livestream doch scharf, mit der selben Farbe und einer ausgewogenen Belichtung sehen wollen.
Re: Fachkräftemangel im Broadcast-Bereich
Verfasst: Do 15 Sep, 2022 09:33
von Frank Glencairn
Ja, hatte erst letzte Woche nen TV Spot hier, weil die Agentur inhouse nicht in der Lage war den so abzuliefern, daß sie durch die QC des Senders kommt. Nachdem er 3 mal zurückgewiesen wurde, ist er dann bei mir gelandet.
Re: Fachkräftemangel im Broadcast-Bereich
Verfasst: Do 15 Sep, 2022 09:54
von Jalue
Ist den jungen Leuten gar nicht mal anzulasten, wegen der angespannten Personallage legen die einfach mal "Blitzkarrieren" hin, von denen "wir" damals nur träumen konnten. Ohne Umweg über Volos oder Assistenzen werden sie schon kurz nach der Ausbildung "Kameramann" oder "Redakteur" - wenn auch oft kümmerlich entlohnt.
Ein weiterer Aspekt ist, dass viele "alte Hasen" fast zeitgleich das Handtuch geschmissen haben. Erster Grund war der Jugendwahn, der noch bis vor Kurzem grassierte, da warst du schon als Ü30 in den Augen vieler HR-Fuzzis präsenil. Honorardumping, Arbeitsverdichtung und zuletzt Corona haben weitere Kollegen dazu bewogen, sich weniger stressigen und oft besser entlohnten Tätigkeiten zuzuwenden.
Kenne allein aus meinem Umfeld mehrere Beispiele und tja, die fehlen halt jetzt als Korrektiv.
Re: Fachkräftemangel im Broadcast-Bereich
Verfasst: Do 15 Sep, 2022 10:07
von Bluboy
Kein Wunder, in einem Land in den Mindestlohn Standard ist.
Es grünt so Grün....
Re: Fachkräftemangel im Broadcast-Bereich
Verfasst: Do 15 Sep, 2022 10:12
von filmmin
Also ich habe Einblicke in fast alle Bereiche und kann sagen, es fehlen viele Leute.
Beim Film findet man zeitweise keine Maske mehr, Art Department, Aufnahmeleitung und auch Beleuchter fehlen. Es gab Anrufe aus Berlin (wo ja kein Mangel sein sollte) oder München, weil man einfach keine Lichtleute für einen Werbefilm mehr bekommt.
Die Tendenz zur Überbezahlung ist da, Tarfigage +10/20 % oder doch mal ne Wochen-Gage für eine 4 Tage Woche oder alle Zuschläge werden dann auch freiwillig übernommen, kostenfreie Wohnungen, Hotelzimmer etc. gestellt. Die großen Streaming-Anbieter und Hollywood graben hier einfach gerne mal alle guten Leute vom Markt ab.
Kameraleute und Regisseure gibt es tendenziell Zuviele und es werden immer mehr...
Im Industrie und Imagebereich haben gerade alle mehr als gut zu tun, wir hatten im Juli eine riesige Flaute und jetzt wissen wir nicht mehr wohin mit den Aufträgen, es werden jede Woche mehr und wir sind bis zum Jahresende durchfinanziert (7 Leute im Betrieb), selbiges wird von mehreren Partnern auch so bestätigt.
Der TV Markt ist am A**** - seit Corona will das kaum einer mehr machen, die Preise sind zum Glück angestiegen, aber viele suchen immer noch nach dem EB-Kameramann für 350 € und dem Assistenten für 230 €. Mittlerweile kann man aber auch 450 € für Kamera und 350 € für den Assistenten bekommen + Zulagen und Reisetage eher mit 75% Ansätzen (50 % macht bei den Gagen ja überhaupt keinen Spaß).
Für öffentliche Rechtliche bekommt man Teilweise auch schon Teamgagen von 1200-1400 € durch.
Ich glaube im allgemeinen wird man zukünftig Kunden die Preise diktieren können und die bekommen entweder den billigen Jakob oder zahlen vernünftig.
Re: Fachkräftemangel im Broadcast-Bereich
Verfasst: Do 15 Sep, 2022 12:26
von Jalue
An welchem Standort? Hier in Berlin musst du mit deutlich weniger rechnen.
EB-Kamera oder Studio so ab 300 (mit eigenem Equipment natürlich mehr).
Teampreise teilweise immer noch bei ca. 800 Euro.
Sie fangen auch schon wieder mit Sparen an, oft werden nur noch Reporter und Kameramann rausgeschickt.
Dass es an Maske und AL's fehlt, kann ich bestätigen, auch Tonassis sind z.T. schwer zu bekommen.
Re: Fachkräftemangel im Broadcast-Bereich
Verfasst: Do 15 Sep, 2022 12:42
von pillepalle
filmmin hat geschrieben: ↑Do 15 Sep, 2022 10:12
Der TV Markt ist am A**** - seit Corona will das kaum einer mehr machen, die Preise sind zum Glück angestiegen, aber viele suchen immer noch nach dem EB-Kameramann für 350 € und dem Assistenten für 230 €. Mittlerweile kann man aber auch 450 € für Kamera und 350 € für den Assistenten bekommen + Zulagen und Reisetage eher mit 75% Ansätzen (50 % macht bei den Gagen ja überhaupt keinen Spaß).
Für öffentliche Rechtliche bekommt man Teilweise auch schon Teamgagen von 1200-1400 € durch.
Wer mit Bananen zahlt... Wie will man denn Qualitikation erwarten, wenn man den Leuten solche Hungerlöhne zahlt? Ihr redet doch hier von Freien, die nicht jeden Tag gebucht werden. Mag sein dass der TV-Markt da speziell ist, aber sich dann zu wundern warum man niemanden findet ist schon ein wenig merkwürdig.
VG
Re: Fachkräftemangel im Broadcast-Bereich
Verfasst: Do 15 Sep, 2022 17:36
von Bluboy
War nicht unlängst zu lesen, dass beim RBB und NDR gute Löhne bezahlt werden ?
Re: Fachkräftemangel im Broadcast-Bereich
Verfasst: Do 15 Sep, 2022 17:39
von pillepalle
Bluboy hat geschrieben: ↑Do 15 Sep, 2022 17:36
War nicht unlängst zu lesen, dass beim RBB und NDR gute Löhne bezahlt werden ?
Vermutlich bei den Angestellten/festen Mitarbeitern.
VG
Re: Fachkräftemangel im Broadcast-Bereich
Verfasst: Do 15 Sep, 2022 20:57
von filmmin
An welchem Standort? Hier in Berlin musst du mit deutlich weniger rechnen.
EB-Kamera oder Studio so ab 300 (mit eigenem Equipment natürlich mehr).
Teampreise teilweise immer noch bei ca. 800 Euro.
Sie fangen auch schon wieder mit Sparen an, oft werden nur noch Reporter und Kameramann rausgeschickt.
Dass es an Maske und AL's fehlt, kann ich bestätigen, auch Tonassis sind z.T. schwer zu bekommen.
Region NRW
Also ich habe im letzten Jahr zwei Reportagen für die ARD bezahlt und die Berliner Produktionsfirma hat keine Leute mehr in Berlin gehabt, Tagespreis waren 1100,00 € für zwei Leute mit FS7, Basic-Ton und zwei LEDs. Auf 10 Stunden ab Haustür bis Haustür und inkl. 1 Std. Pause.
Ton-Assis gibt es kaum noch, da gibt es mittlerweile auch 350-450 € für oder 400-500 € inkl. Equipment.
Im Image- und Industriebereich haben wir ganz andere Gagen da sind wir eher zwischen 500 - 1000 € + Technik und bei Werbung geht zumindest für Kamera auch einiges mehr.
Wer mit Bananen zahlt... Wie will man denn Qualitikation erwarten, wenn man den Leuten solche Hungerlöhne zahlt? Ihr redet doch hier von Freien, die nicht jeden Tag gebucht werden. Mag sein dass der TV-Markt da speziell ist, aber sich dann zu wundern warum man niemanden findet ist schon ein wenig merkwürdig.
Sind halt immer noch viele auf dem Markt, die keine kaufmännischen Ambitionen haben oder Firmen die ihre Mitarbeiter auf's maximum ausbluten... Kenne genug EX-Mediengestalter-Azubis, die durch den TV Markt den ein oder anderen knacks bekommen haben.