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Re: Filmlook!? "The Hateful Eight" - 70mm Super Panavision
Verfasst: Di 05 Jan, 2016 17:47
von iasi
Frank Glencairn hat geschrieben:iasi hat geschrieben:
70mm ist für das Frameing, welches in H8 genutzt wird, nicht nötig - das zeigen genügend Filme, die in 35mm gedreht wurden.
Daß Tarantino und Richardson das halt anders als du sehen, mußt du ihnen wohl oder übel lassen.
och - dass Tarantino eigentlich nur über 70mm spricht, zeigt doch, was Haupt. und was Nebensache war. Einen Hitchcock hörst du eigentlich nur über technische Dinge reden, wenn sie für gaz bestimmte Wirkungen im Film von Bedeutung waren. Das nostalgische Gerede von QT über 70mm ist völlig losgelöst von H8 - das könnte dann auch ein ganz anderer Film sein.
H8 kommt mir vor wie diese Red-6k-Effekt-Filmchen - da kommt dann eh das Meiste aus dem Rechner und man sieht nur die Darsteller in 6k, die vor einer grünen Fläche gespielt hatten.
H8 ist eine Verschwendung von Möglichkeiten, denn QT gehört zu denen, denen keinerlei Einschränkungen auferlegt werden.
Re: Filmlook!? "The Hateful Eight" - 70mm Super Panavision
Verfasst: Mi 27 Jan, 2016 12:40
von Axel
Gerade auf nofilmschool-newsletter gesehen:
Hier sieht man übrigens auch, wie beim Einlegen in den (italienischen) Projektor kleinere Zahnkränze für 35mm Standardkopien auf denselben Rollen vorhanden sind, weil sich reine 70mm-Kinos nicht rentieren. Faszinierend auch, dass die Schaltrolle stillzustehen scheint (gleiche Aufnahmefrequenz, mit bloßem Auge wäre sie in Bewegung).
Re: Filmlook!? "The Hateful Eight" - 70mm Super Panavision
Verfasst: Mi 27 Jan, 2016 12:55
von Funless
Sehr eindrucksvoll, danke für das Video. Steigert meine Vorfreude umso mehr.
Und Morricones The Ecstasy of Gold (a.k.a. L'estasi Dell'oro) passt da ja wie die Faust auf's Auge.
Was mir jedoch in dem Video oben aufgefallen ist: Stört denn der Staub auf der Scheibe vor der Projektorlinse nicht? Also macht das keinen Einfluss auf die Qualität der Projektion? Oder ist es letztendlich Wurscht?
Re: Filmlook!? "The Hateful Eight" - 70mm Super Panavision
Verfasst: Mi 27 Jan, 2016 13:00
von rush
Funless hat geschrieben:
Was mir jedoch in dem Video oben aufgefallen ist: Stört denn der Staub auf der Scheibe vor der Projektorlinse nicht? Also macht das keinen Einfluss auf die Qualität der Projektion? Oder ist es letztendlich Wurscht?
Ist mir auch sofort ins Auge gefallen und bringt mich zur selben Frage :)
Und schön das auch mal wieder eine filmende Nikon zum Einsatz kam... mit der D810 und D750 hat Nikon endlich zwei wirklich brauchbare Videogeräte am Start.
Re: Filmlook!? "The Hateful Eight" - 70mm Super Panavision
Verfasst: Mi 27 Jan, 2016 13:11
von Axel
Rein theoretisch wäre es sicher ohne Staub im Promillebereich besser. Da das Filmmaterial aber Polyester (man sagt nur umgangssprachlich noch Zelluloid, über dessen gefährliche Eigenschaften QT ja in Basterds vergnüglich aufklärte) ist, das mit hoher Geschwindigkeit über Kunststoffrollen gejagt wird, wird Staub überall statisch angezogen. Würde eine vergleichbar dünne Staubschicht dein Filmerlebnis stören, wenn sie auf deinem TV-Gerät läge?
Schlimmer wäre bei den Victoria-Projektoren, die ich kenne (nur 35mm), dass man, um einlegen zu können, den Objektivrevolver wegklappen muss. Dieser befindet sich auf einem Scharnier, das, wie präzise es auch gearbeitet sein mag, Spiel im Bereich von bestimmt 1-2 mm hatte. Das wirkt sich auf die Schärfe aus. Leider nützt es dann nichts, nur zu Anfang scharf zu stellen, weil durch die ganzen Vibrationen alles wieder leicht verrutscht. Bei Kinoton-Projektoren (deutsch) hatte man weniger Platz für das Einlegegefummel, aber der Revolver war fest montiert.
Im Cinemeccanica-PDF zur V8 ist das Scharnier aber auch zu sehen:
Weiteres Problem bei diesem Projektor ist, dass man, um Verschleißteile zu sparen, nachjustierbare Metallteile für verschiedene Bereiche eingebaut hatte. Wie man sich leicht vorstellen kann, gibt es dann zwei Haupt-Fehlerquellen. Die erste, offensichtliche, ist die, dass der Vorführer ein so fauler Arsch ist, dass er das Nachjustieren vergisst. Die zweite, dass irgendwelche Rädchen und Schrauben sich im Knatter-Dauerbetrieb von alleine verstellen. In Vorführerforen hieß es zur Victoria oft: Legendär? Ja, legendär beschissen!
Re: Filmlook!? "The Hateful Eight" - 70mm Super Panavision
Verfasst: Mi 27 Jan, 2016 13:41
von Funless
Interessant, danke für die Infos. (Hier würde man jetzt ein "Daumen-Hoch" Emoji sehen, wenn ich wüsste wie ich so ein Gimmick dahin platzieren kann)
Re: Filmlook!? "The Hateful Eight" - 70mm Super Panavision
Verfasst: Mi 27 Jan, 2016 14:24
von Darth Schneider
Filmlook entsteht, egal ob der Steifen mit 70mm, mit einer Canon 550D oder mit einem i phone gedreht wurden durch Licht und nichts anderes als Licht, denn nur das kann der Zuschauer sehen, das Licht, und die daraus entstehenden Stimmungen. Es ist natürlich auch abhängig vom Zielmedium, welches Format geeignet ist. Fürs Kino würde ich mindestens das 35mm Format wählen ob das Digital oder analog sein soll hängt wohl vom Thema des Films ab. Wenn der Steifen im Fernsehen laufen soll, reicht theoretisch eine Black Magic oder etwas vergleichbares. 70mm ist für grosse Kino gemacht, wo wirklich die Bilder sprechen. Das funktioniert bei Filmen wie 2001 Space Odysee, ähnlichen Filmen, Monumentale Kostümfilme,oder auch Western wie Spiel mir das Lied vom Tod. Tarantinos Film ist zu dialoglastig für 70mm. finde ich, er lebt nicht von den Bildern. Die hätten die Kohle sparen können und den Film mit 35mm oder mit einer alten Red drehen können. Wär sicher nicht weniger erfolgreich geworden. Aber warscheinlich hätten dann die Medien weniger darüber berichtet.
Re: Filmlook!? "The Hateful Eight" - 70mm Super Panavision
Verfasst: Mi 27 Jan, 2016 14:50
von Darth Schneider
rush hat geschrieben:Funless hat geschrieben:
Was mir jedoch in dem Video oben aufgefallen ist: Stört denn der Staub auf der Scheibe vor der Projektorlinse nicht? Also macht das keinen Einfluss auf die Qualität der Projektion? Oder ist es letztendlich Wurscht?
Ist mir auch sofort ins Auge gefallen und bringt mich zur selben Frage :)
Und schön das auch mal wieder eine filmende Nikon zum Einsatz kam... mit der D810 und D750 hat Nikon endlich zwei wirklich brauchbare Videogeräte am Start.
Soviel Geld für einen Fotoaparat zum filmen ? Da kannst du auch D90 nehmen die kostet 200€ und filmt nicht so viel schlechter. Spass beiseite, wenn ich das Budget für eine Nikon D810 hätte dann würdeich aber ganz schnell eine UrsA kaufen mit einer Wallimex Linse für 500€, dann hast du die bessere Filmkamera.
Re: Filmlook!? "The Hateful Eight" - 70mm Super Panavision
Verfasst: Mi 27 Jan, 2016 17:15
von Axel
Darth Schneider hat geschrieben:Filmlook entsteht, egal ob der Steifen mit 70mm, mit einer Canon 550D oder mit einem i phone gedreht wurden durch Licht und nichts anderes als Licht, denn nur das kann der Zuschauer sehen, das Licht, und die daraus entstehenden Stimmungen.
Im klassischen Analogkino sah der Zuschauer darüber hinaus
>einen Layer aus Filmgrain,
>eine mehr oder weniger starke Helligkeitsvignette,
>ein unterschwellig wahrnehmbares Zittern des Bildes, zu deutsch schlechter Bildstand, bei dem sich Aufnahme- und Projektionstoleranzen addierten (kleiner Tip gegen zu videomäßig perfekte Titeleinblendung ist ein gering dosierter "Erdbeben"-Effekt)
>Staub auf dem Film
>helle und dunkle Kratzer
>ein gleichmäßiges 72Hz-Flackern, echte Dunkelpausen zwischen den Bildern (natürlich wenn, dann nur subliminal erfahrbar)
>Klebestellen
>einen leichten Gloweffekt, bedingt durch die Leinwandbeschichtung (mit Silberleinwänden, wie sie für 3D-Projektion genutzt werden, weitgehend ausgeschaltet)
Diese Dinge werden teilweise imitiert, ob man das doof findet steht auf einem anderen Blatt. Bestimmte Dinge haben Eingang in grundsätzliche Gestaltungsmittel genommen. Die Vignette ist zum Beispiel aus der Kadrage moderner Bilder kaum noch wegzudenken, man sehe sich Werbefotos in Zeitschriften oder Werbefernsehen an. Wenn das alles ohne Wirkung wäre ...
70mm ist für grosse Kino gemacht, (...) auch Western wie Spiel mir das Lied vom Tod.
Das war noch nicht einmal 35mm, sondern halbe Bildhöhe.
Tarantinos Film ist zu dialoglastig für 70mm
Was das damit zu tun hat müsstest du mal erläutern.
Re: Filmlook!? "The Hateful Eight" - 70mm Super Panavision
Verfasst: Fr 29 Jan, 2016 17:37
von Funless
Nun denn, ich komme gerade von der Vorstellung der 70mm Version und ich muss sagen, dass ich (Achtung: Alles was nun kommt ist rein subjektiv) absolut begeistert bin!
Kurz zum Film an sich:
Es ist eben ein Tarantino.
Oberflächlich betrachtet ein Western gespickt mit sowohl subtilen, als auch direkten Dialog-Seitenhieben und schonungslos explizit brachialer Gewaltdarstellung mit (fast) linearer Erzählstruktur.
Es ist eben ein Tarantino.
Tiefer betrachtet jedoch ist es ein abgrundtiefer Einblick in den (nach wie vor vorhandenen) Rassismus der US-amerikanischen Gesellschaft sowie ein Psychogramm der hasserfüllten Charaktere dieses (herrlich fotografierten) Kammerspiels. Jeder der Protagonisten trägt seinen Hass, seine Wut in sich, treibt ihn an bei dem was er tut oder zu tun gedenkt und hat seine/ihre eigene Methode entwickelt mit diesem Hass klarzukommen. Einen besseren Titel für diesen Film hätte man sich aus meiner Sicht auch nicht ausdenken können.
Es ist eben ein Tarantino.
Erstaunlich zudem zu welchen schauspielerischen Leistungen die Akteure allesamt fähig sind, selbst ein Channing Tatum, den ich bis dato nur als 0815 Schauspieler für seichte Hollywood Schmonzetten oder alberne Trivialkomödien wahrgenommen hatte lieferte in seiner Rolle eine tolle Leistung ab. Mein einziger Kritikpunkt bei den Darstellern ist Tim Roth, der teilweise wirklich wie Christoph Waltz spielt. Man hätte denken können, dass Tim Roth entweder von Christoph Waltz ein Coaching bekommen hat oder Tim Roth sich vornahm Christoph Waltz zu imitieren. Es war jedenfalls schon auffällig. Finde ich ehrlich gesagt auch ein bisschen schade, denn eigentlich halte ich Tim Roth für einen sehr talentierten und facettenreichen Schauspieler der seiner Rolle auch einen eigenständigen Touch hätte geben können.
Es ist eben ein Tarantino.
Sowohl er, als auch seine Filme polarisieren und sorgen allzeit für herzhaften bis hin zu flame-artigen Diskussionsstoff. Das war schon immer so und wird bei The Hateful Eight auch nicht anders sein. Die Tarantino Gegner werden die Tarantino Befürworter als blinde Jünger (oder schlimmeres) titulieren und die Tarantino Befürworter werden die Tarantino Gegner als Film-Banausen (oder schlimmeres) titulieren.
Doch kommen wir nun zum eigentlichen Thema (siehe Threadtitel) der analogen Aufführung in 70mm:
Filmlook!? --> Ja!
Was daran genau (wie definiert sich das)? --> Siehe oben die Auflistung in Axels Posting. Einiges davon habe ich jedoch nicht wahrgenommen. Am auffälligsten nahm ich ein Flackern in hellen (bzw. überstrahlen) Bildbereichen wahr.
War da jetzt mehr Dynamik zu sehen, als wenn der Film digital aufgenommen und aufgeführt gewesen wäre? --> Mehr Dynamik nicht, aber eine andere Art von Dynamik. Ich kann's nicht in Zahlen oder anderen bemessbaren Parametern ausdrücken. Die Dynamik des Bildes war eben anders. Lag aus meiner Sicht auch bestimmt an der Art der Ausleuchtung.
Okay, aber hätte man das alles nicht auch in der Post simulieren können wenn man den Film digital anstelle analog auf Film aufgenommen hätte? --> Ich denke schon oder bin mir sogar absolut sicher dass es bestimmt ginge. Nur bei der o.g. anderen Art von Dynamik, das weiß ich nicht.
Na fein und was machst du da dann jetzt so für'n Fass auf? -->Wegen den 70mm!!
Echt? Waren da soviele atemberaubende Panoramashots? --> Nein! Landschaftsaufnahmen waren in Summe vielleicht so sechs Minuten (gefühlt, in Wirklichkeit wahrscheinlich noch weniger).
Hää? Und was soll das dann? Hätte man doch locker alles anamorph in 35mm filmen können wenn da so wenig Landschaft zu sehen war. --> Yupp hätte man aber dann wäre ein völlig anderer Film herausgekommen. Gerade in den Inneneinstellungen (die so 80% des Films ausmachen) waren die 70mm ein absoluter Gewinn (um mal einen User hier aus dem Forum zu zitieren). Die Aufnahmen hatten eine Tiefe und die Plansequenzen (derer gab es einige) hatten eine derartige Intensität die mit 35mm (meinetwegen auch anamorph) aus meiner Sicht nicht erreicht gewesen wären.
Die 70mm Version macht IMHO aus dem Gesamtfilm etwas äußerst sehenswertes und wer die Gelegenheit hat einer der drei Kinos in Deutschland zu besuchen, in denen der Film in 70mm aufgeführt wird, dem kann ich nur empfehlen sich das anzuschauen und bitte in englischer OV. Natürlich unter der Prämisse, dass man einem Tarantino Film nicht abgeneigt ist.
Re: Filmlook!? "The Hateful Eight" - 70mm Super Panavision
Verfasst: Fr 29 Jan, 2016 19:06
von Mikepro
Und wenn man dir den Film in 35mm gezeigt hätte, hättest du wahrscheinlich das selbe gesagt ;)
Re: Filmlook!? "The Hateful Eight" - 70mm Super Panavision
Verfasst: Fr 29 Jan, 2016 19:39
von Funless
Was meine Meinung über den Film an sich betrifft (Handlung, Story, Dialoge, etc.) hätte ich es wohl, das stimmt.
In Bezug auf 35mm wäre der Film aus meiner Sicht bestimmt nicht schlechter gewesen, aber die 70mm (Analog aufgeführt) hatten aus meiner persönlichen Sicht schon einen Mehrwert.
Also man merkt/sieht schon dass die 70mm Entscheidung nicht aus reinem Selbstzweck getroffen wurde, sondern das Framing und die Bildgestaltung auch darauf abgestimmt war.
Re: Filmlook!? "The Hateful Eight" - 70mm Super Panavision
Verfasst: So 27 Mär, 2016 11:00
von 7River
Der Film wurde wirklich schön in Szene gesetzt. Tolle Aufnahmen. Ich fand ihn unterhaltsam und im Gegensatz zu meinem Kumpel nicht todlangweilig. Hm, man muss sich halt auf dieses Kammerspiel einlassen - auch wenn der Film natürlich seine Längen hat. Auch in diesem Film fehlt die Tarantino-typische Gewalt nicht.
Kurioses am Rande:
http://www.filmstarts.de/nachrichten/18501161.html
Re: Filmlook!? "The Hateful Eight" - 70mm Super Panavision
Verfasst: So 27 Mär, 2016 14:00
von Schleichmichel
Axel hat geschrieben:
OT: Sucht man da nach
Motorneigern, wenn man solche horizontalen Bewegungen wie die bei den Filmtellern erstellen will?